Rätsel des Alltags

Nein, in meiner Waschmaschine verschwinden keine Socken!
Aber schafft das irgendwer, mal seinen Wäschekorb komplett leer zu waschen? Bei mir bleibt immer noch ein Rest. Und warum sind Mülleimer immer nur ganz kurz leer und dann aber total lange fast voll? Beim Briefkasten andersrum.
Und wie schaffen das andere Leute, nicht mit Nesquick- oder Kaffeepulver alles vollzustreuseln, wenn sie’s umfüllen?
Und gemein: Wenn die Milch sauer geworden ist, steht immer noch „Frische Vollmilch“ auf der Tüte!

Und wieso wehrt sich eigentlich niemand außer mir, wenn in der Bäckerei (die außerdem inzwischen Backcenter, Brot-Shop oder Brötchenparadies heißt) neuerdings alle Sachen lustige Namen haben? Dazu werden renitente Verkäuferinnen darauf hin geschult, am Kunden Erziehungsdienst zu leisten.
Ich: „Ich hätte gern so ein belegtes Teil mit Hühnchen.“
Verkäuferin: „Sie meinen ein Verrücktes Huhn!
I: „Wenn’s denn sein muss.“

Ein andermal wollte ich ein rundes Streuselteil mit Pudding drin.
I: „Und so ein Puddingstreusel, bitte.“
V: „Das ist ein Zausel!
I: „Wieso?“
V: „Naja, weil das ja mit Streuseln ist. Und ist doch ganz lustig. Der sieht ja auch so ein bisschen zerzaust aus, oder?“ (Angriffslustiges Lächeln.)
I: „Aber müsste das denn nicht eigentlich Pusel heißen? Wegen dem Pudding auch?“
V: (Misstrauisches Abwägen. Dann) „Darf es sonst noch was sein?“

Ich wollte ja eigentlich auch noch Apfelkuchen, aber der hieß Evas Sünde.

Einige Jahre zuvor hatte ich im selben Laden, der aber damals noch unter anderem Namen betrieben wurde, eine herrlich patzige Verkäuferin angetroffen.

I: „Diese Teilchen hier, womit sind die denn gefüllt? Apfel oder Marzipan oder so?“
V: (genervt) „Woher soll ICH das denn wissen!?!“
I: (hoch erfreut) „Nehm‘ ich eins!“

Germanysnexttopmodel

Habe mir gestern übrigens den Tag gerettet, indem ich mit Freundin M. und ihrer Minitochter (1 Jahr) in die Stadt gegangen bin. Beim Durchstreifen der Fußgängerzone Diskussion darüber, ob es schlimmer ist, nix mehr zu riechen (und damit auch fast nix mehr zu schmecken) oder blind zu sein. Ich war für blind sein, sie für bloß! nicht! blind sein. Dann ausführliche Erörterung der jeweiligen Vor- und Nachteile.
Kamen auf keinen Nenner, bis ich sagte: „O.K., dann werden wir eben taub!“
„O.K.!“
Damit war das geklärt.

Abends habe ich dann Germanysnexttopmodel geguckt, momentan die Show mit dem längsten Namen (aber nicht deswegen). Man kann es auch irgendwie nicht abkürzen, so wie bei DSDS (was ich nicht gucke, das halte ich nur 5 min aus, sorry). GNTM klänge irgendwie nach Gerontologie, finde ich. Ich bin jedenfalls für Barbara oder Mandy, weil die anderen drei Charakterschweinchen sind.
Ich fürchte aber, keine der beiden wird es schaffen. Kannick ooch mit lehm…

Ganz toll fand ich auch wieder Heidi, die immer ganz souverän rüberkommen will und dann haarsträubende Sachen von gibt. Satzbau? Och nöö.
Auch mit den Fachtermini der Promiwelt hat sie Probleme. „Da war ein Paparazzi, dann kamen plötzlich überall Paparazzis her!“
War die nicht mal mit diesem Italiener zusammen? Dann müsste sie’s doch eigentlich besser wissen. Denn doof ist die beileibe nicht!

Naja, danach habe ich dann so richtig schlecht geschlafen. Das lag aber nicht am Fernie-Programm, sondern weil ich natürlich prompt von K. geträumt habe. Er hat mich verfolgt, war sauer, weil ich nicht mit ihm reden wollte. Ich habe mich erst versteckt, dann wollte ich zu ihm, aber dann war er weg.
Also alles wie im richtigen Leben. Herrjeh!
Hab wohl ein schlechtes Gewissen, weil ich gestern geflüchtet bin. Schließlich enthalte ich ihm auch die Absolution vor. Affentheater. Rausrausraus aus meines Herzens Haus…

Our House

Menno. Da sind doch tatsächlich wieder mal Blattläuse in meinem Blumenkasten! Grade ist alles schön angewachsen und am Blühen, da sitzen schon wieder diese kleinen Drecksbiester auf den Tausendschönchen. Wie schaffen die das bloß immer wieder in den 3. Stock? Hangeln die sich an der Fassade hoch oder lassen die sich nachts abwerfen (in schwarzen Militärklamotten und mit gerußten Gesichtern)? Wahrscheinlich haben sie eine Amsel in ihre Gewalt genommen, entführt und zur Kursänderung auf meine arme unschuldige Fensterbank gezwungen.

Über mir poppt die Nachbarin. Das höre ich am ächzenden Bettkasten. Ihr Freund scheint so eine Art Kaninchen zu sein. Glückwunsch. Die Nachbarin eher Nilpferd, was die Schwere der Schritte angeht. Dabei ist sie ganz zierlich.
Ihr Handy-Klingelton ist die Titelmelodie der Simpsons, was ja eigentlich eher sympathisch ist. Aber manchmal stellt sie auf Vibrieren und scheint es dann auf dem Boden abzulegen. Wenn es dann losgeht, rappelt bei mir die Hütte! Ich finde das aber lustig.
Mein Nachbar zur Seite ist Sozialpädagoge, sieht aus wie eine dickere, aber 15 Jahre jüngere Version von Rolf Zuckowski mit Bürstenhaarschnitt und er spielt Gitarre. Ich wohne hier schon über 6 Jahre, aber es wird und wird nicht besser.
Er gibt leider nicht auf. Sondern Unterricht.

Und ab und zu bekommt er Besuch von angespannten Damen, die dann mit ihm und seiner Gitarre singen. Mit dünnen Kirchengesangstimmchen. Neulich sogar „My heart will go on“, den Titanic-Kracher. Ich stand im Flur und wusste nicht, ob ich lachen oder Nierenschmerzen kriegen sollte. Leider war es zum Aufnehmen nicht laut genug…

Ob ich eine gute Nachbarin bin, weiß ich gar nicht. Ich glaube nicht, dass man von mir viel hört. Ich bewege mich leichten Schritts barfuß durch meine Gefilde, höre selten Musik und wenn, gute. Aber nicht mal besonders laut. Dafür singe ich dann aber mit. Das dann schon eher laut. Ich kann aber ganz gut singen, deshalb ist das nicht so schlimm. Außerdem grüße ich brav im Treppenhaus und stelle meinen Müll nicht vor die Wohnungstür.

Was die Studi-WG unter mir stören könnte ist, dass mir immer mal Sachen runterfallen. Auch gerne mal morgens. Und meine Küche ist über einem der Schlafzimmer. Hat sich aber noch keiner beschwert bisher. Ich sage ja auch nix, wenn die ihren Skunk rauchen und dann das ganze Haus danach stinkt. Außerdem lüften sie ja auch. Blöd nur, dass der heftige Grasgeruch dann bei mir oben durch meine meistens geöffneten Fenster wieder reinweht. Dazu krieg ich das Neueste aus’m Hiphop-Sektor umme Ohren.
Und irgendwie ist mir das trotzdem sympathischer als die Essensgerüche des älteren Herrn aus dem 1. Stock. Der kocht sich nämlich schon morgens um 10 sein Mittag. Zwiebeln anbraten und geschmorte Paprika und so.
Das könntich nich.

Parallelwelt/Neulich im Sanitätshaus

Alles voll gestopft mit Schachteln und Tütchen, bis unter die Decke. Bin umgeben von „Tena Lady“, Pediküre-Zubehör und Angora-Hemdchen.
Alle 3 dort beschäftigten Personen (Mutter, Vater, Sohn) bewegen sich mit affenartiger Langsamkeit. Besonders der Sohn, der ungefähr 50 ist und eine Günther Netzer-Frisur trägt. Er sieht völlig verraucht aus. Alle sehen so aus, als wären sie seit 20 Jahren nicht mehr vor die Tür getreten, wo das Leben brummt.
Hinterm Tresen die Mutter, davor eine mollige Omi. Auf dem Tresen liegen ziemlich benutzte hautgräulichfarbene Kompressionsstrümpfe. Sie haben Laufmaschen und sollen repariert werden.

Das Telefon klingelt. Keiner der drei reagiert. Es klingelt lange.
Dann geht der Sohn unsicher darauf zu, als wäre es ein Päckchen mit unbekanntem Inhalt. Er hebt langsam den Hörer ab, sagt mit unsicherem Gesichtsausdruck ein langes: „Sssss…“, horcht gleichzeitig dabei, stellt fest, dass niemand mehr dran ist und legt genauso langsam wieder auf. Nicht auszudenken, wie lange es wohl gedauert hätte, bis er gesagt hätte: „Sanitätshaus Brandes + Gieseking; Gieseking Junior am Apparat…?“
Da hätte ich auch rechtzeitig aufgelegt, schon wegen der Telefonrechnung.

Anschließend hat das Telefon nie geklingelt.
Ich stehe nun schon seit 5 Minuten da und jetzt sieht er mich. Er fragt, was ich möchte. Ich sage, ich brauche so ein Teil, um meinen Sitzball aufzupumpen. Er sieht mich an, als hätte ich einen merkwürdigen Dialekt drauf. Sein Gesichtausdruck schwankt zwischen Misstrauen und Unverständnis. Ich erkläre genauer und kann zusehen, wie dabei der Groschen fällt, langsam fällt.
Er fängt an zu kramen, Schubladen aufzuziehen, verschwindet in Katakomben, findet nichts. Er will seine Mutter fragen: „Muddi, diese Kundin möchte so einen Aufsatz, um Petzi-Bälle aufzupumpen.“
Da quatscht die Kundin mit den Strümpfen wieder dazwischen und Muttern hat ihre kurze Aufmerksamkeitsphase überwunden, redet weiter mit der Strumpfoma. Sohn steht eingefroren daneben. Sekundenlang.

Dann dreht er sich zu mir. Ich bin noch da. Er erschreckt sich.
Ich kann jetzt auch nicht gehen. Ich will das hier zu Ende gucken.
Irgendwann schafft er es, Muddi abzuwerben. Sie sieht mich kurz an, geht zu einer der Schubladen, die ihr Sohn schon 2x durchgeguckt hat, greift ein Tütchen heraus, schnappt: „Kostet 1 Euro!“
Ich bezahle, gehe fröhlich grüßend hinaus und stelle fest, dass sie mir ein Ventil verkauft hat, das ich nicht wollte.

Auf jeden Fall!

Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass es seit einiger Zeit eine neue Standard-Antwort gibt, die auf alles zu passen scheint und deshalb grassiert?
Ich beobachte das seit ungefähr 2 Jahren. Wenn irgendwo in irgendeiner Fußgängerzone eine Befragung fürs Fernsehen veranstaltet wird, antwortet jeder Zweite erstmal: „Auf jeden Fall!“ Egal, auf was.

Woher kam das plötzlich?
Ist das so wie bei manchen Fußballern, die gerne erst mal sagen: „Ich sach mal so: …“
Damit verschaffen sie sie sich 3 Sekunden Zeit zum Überlegen, was sie denn dann „mal so“ sagen werden.

Vielleicht nicht so wichtig, wo das herkommt. Das soll aber bitte wieder aufhören!!! Im Freundeskreis gibt es schon die ersten Opfer, die das in den Sprachgebrauch integriert haben, ohne es zu merken. Gutmütige Klapse helfen nicht.

Ganz schlimm finde ich die Kurzversion: „Auf jeden!“

Was soll das bloß?
Und müsste das nicht außerdem heißen: „In jedem Fall?“

Hm.

Guten Morgen

Heute morgen aufgewacht und gedacht: Heute machste mal endlich einen blog auf!
Hab‘ mich aber erstmal auf allen möglichen Webseiten rumgedrückt, die gar nix damit zu haben. Aber jetze! Bisher habe ich nur eine grobe Ahnung, wie das alles hier so funktio-
niert, aber Andere werden auch mal klein angefangen haben…

Also hier bin ich nun. Eigentlich geht’s mir zurzeit ganz gut, obwohl ich in diesem Jahr zum 1. mal Heuschnupfen habe (das nervt natürlich). Normalerweise bin ich nämlich viel im Grünen unterwegs, und das stundenlang bei jedem Wetter. Nun traue ich mich nicht so richtig raus und vermisse das Bäumerauschen, Vogelpiepen und sonstige bunte Ge-
schwurbel. Da hat man schon mal einem so sommerlichen Frühling und wünscht sich Regen! Wie man’s macht…

Aber die Laune ist jetzt trotzdem gut.
Im Gegensatz zu der im vergangenen Winter. Da hing ich eigentlich nur durch. Allerdings hatte ich so einiges, das mich schwer beschäftigte. Große, dicke Themen: Liebesleid, schrumpfenden Freundeskreis + Wasmachichhiereigentlich?

Gemacht habe ich dann: zuviel Fernsehen, rauskriegen welche die leckerste Schokolade ist, Tapeteanglotzen, Führerschein (mehr so aus Versehen, wurde ja auch mal Zeit), Aus-
sage verweigern und zuviel Grübeln.

Aber mit aufgehender Sonne wird immer alles viel besser bis gut. Und ein gutes Gespräch im März hat mir dann noch ein paar dicke Steine aus dem gefühlten Rucksack genom-
men. (Doch dazu vielleicht ein andermal mehr)

Jetzt also: allet dufte!

Zum Abschluss für heute noch ein Erlebnis der vorletzten Woche: Industrie-Messe in Hannover. Ich habe ein Zimmer vermietet an eine nette Messegästin aus Chemnitz, die nicht nur sehr leise sprach sondern auch sehr gesächselt hat (ich finde das eigentlich ganz sympathisch, also bitte nicht falsch verstehen!).

Als ich sie eines Morgens fragte: „Na, wo wart ihr denn gestern noch?“,
antwortete sie: „Tscheckse ribböhr!“
Ich: „Wo?!?“
Sie: „Tscheckse ribböhr! Des wohr dödahl gühd!“

Zum Glück hat’s bei mir noch rechtzeitig geklickert: „Jack the Ripper“ ist so ein Laden hier in der Innenstadt. Offensichtlich hatte es ihr da ganz gut gefallen.