Iron Woman

Ich wieder. Gestern hab’ ich mir ein neues Bügeleisen gekauft. (Ja, ich gestehe: Ich bügle. Ist so’ne Macke von mir. Ich mach’ es aber nicht zu oft, ich hab’ das voll im Griff.) Jedenfalls ist mein altes Bügeleisen mit der Zeit immer launischer geworden und eigent-
lich nur noch nach Spezialsystem warm geworden. Das Spezialsystem geht so: Mal geht’s, mal nicht. Vielleicht liegt das daran, dass es mir ab und zu mal runtergefallen ist…

Kalt kann ich jedenfalls auch mit der Butterglocke bügeln oder sogar mit der flachen Hand, dafür brauch’ ich kein Bügeleisen. Also: Neues. Kaum, dass ich zuhause war, habe ich das Ding ausgepackt, aus Karton und Folientüte getüddelt und habe den Stecker in die Dose gemacht, um zu sehen, ob es auch schön heiß wird. Nicht, dass ich in Zukunft womöglich beidhändig kalt bügeln muss.

Das wurde sogar schnell heiß, – aber ruckizucki! Woran ich das gemerkt habe? Erst roch’s komisch, und ich denk’ noch: Das riecht aber komisch, na ja, ist neu und so. Als ich dann hinsehe, bemerke ich, dass da gerade eine Folie schmilzt! Also fix den Stecker wieder raus. – Folie? Mist! Wo kommt die denn jetzt her?

Da war nämlich, das hatte ich in meinem Eifer nicht gesehen, noch so eine Schutzfolie auf der Bügelfläche! Damit die Fläche schön bleibt und keine Kratzer kriegt. Und diese Folie war bestimmt vorher ganz glatt gewesen. Jetzt hatte sie Blasen. Und war knalle-
heiß. Wieso machen die da kein Zettelchen an den Stecker, auf dem steht: „Hallo, erst Folie abziehen, bitteschön!“? Garantiert passiert sowas jeden Tag vierhundertmal überall auf der Welt und DuTube ist bis obenhin voll mit Videos dazu!

Jetzt wollte ich natürlich rettend eingreifen, und zupfte einen Teil der Folie schnell mit spitzen Fingern ab, aber das war ein bisschen wie bei einer Pizza mit viel heißem Käse. Darum dachte ich: nee, lass’ mal lieber erst abkühlen, sonst sehen deine Finger ganz schnell genauso aus. Und dann ist’s Essig mit’m Tastaturschreiben und der Gobelin-
stickerei. – Wer weiß schließlich: vielleicht will ich ja morgen unbedingt damit anfangen, und dann geht das wochenlang nicht, und hier liegt ein Wandteppich und kiloweise Garn, und die Wandhalterung ist schon montiert, und dann frustriert mich das, und ich komme mies drauf, und das will man ja nicht.

Ja, und dann konnte ich jedenfalls mal erleben, wie lange so’n Bügeleisen eigentlich heiß bleibt. Ewig nämlich. Eigentlich kann man es morgens mal kurz anmachen, dann wieder aus, und den Rest des Tages kann man trotzdem damit bügeln. Nach ca. 1 Stunde hab‘ ich dann trotzdem angefangen, die Folie da runterzupulen. Aua. Ich wollte aber unbedingt wissen, ob ich jetzt zwei kaputte Bügeleisen habe. Und Hilfsmittel, die über Fingernägel hinausgehen, wollte ich man lieber nicht nehmen, sonst wären ja doch gleich Kratzer… Langer Rede kurzer Sinn: Es dauerte eine weitere Stunde, bis ich alle millimeterkleinen Fetzen abgefisselt hatte. Aber es ist noch mal gut gegangen.

Jetzt steht das verschlagene Biest hier und guckt unschuldig.
Hat sie mir doch gleich gezeigt, wer hier der Chef ist.

Öko-Überraschung

Als ich verreist war, ging ich einkaufen. In einem Bio-Superladen. An der Kasse gab’s, wie in anderen Superläden auch, Überraschungseier. „Hm.„, dachte ich, und: „Ach. Ob da wohl pädagogisch wertvolles Holzspielzeug drin ist?“ Eine Zeitlang mochte ich überrasch-
ende Schokoeier ganz gern und hatte die ganze Küche voll mit z.T. zweckentfremdetem Plastikkrempel.

„Na“, dachte ich dann weiter, „das probierste mal aus!“ Ich suchte mir das Ei aus, das noch am sorgfältigsten in ökologisch wertvoller Alufolie eingewickelt war. In diesem Fall kann man das Wort „sorgfältig“ ruhig genau nehmen, denn das arme derangierte Ei trug jede Menge Sorgenfalten. Kein Wunder, dass allem, was öko ist, eine gewisse äußere Schludrigkeit nachgesagt wird. Zurück vom Einkauf machte ich erstmal ein Beweisfoto:
Oek-ei








Dann wickelte ich das Ei aus.
Auf der Folie steht ja, die Überraschung sei „aus kontrolliert ökologischem Anbau“.

OekanbauJetzt war ich aber echt richtig neugierig. Also runter mit der Verpackung. Überraschung:
Ein Schoko-Ei! Es sieht schon ein bisschen mitgenommen-
verkratzt aus. Egal. Weiter jetzt.

Ich krieg‘ es kaum auf, die Nähte sind wohl besonders gut abge-
dichtet. Ein bisschen, wie diese Passivhäuser… Jetzt hab’ ich’s endlich auseinander! Drinnen ist ein zweites Ei, das überrascht mich, ehrlich gesagt, kein kleines bisschen. Damit man es nicht mit den klassischen Spielzeugeiern verwechselt, ist es grün. Das ist bestimmt umweltfreund-
licher. Ich erwarte jetzt, dass da vielleicht bunte Holzperlen drin sind, und ein Baumwoll-
faden zum Auffädeln. Oder ein kleines Murmelspiel, vielleicht ein Würfel und eine kleine Spielanleitung zum Zocken, oder irgendwas in der Art.

Als ich das grüne Plastikding endlich aufhabe, fliegt ein Zettelchen raus und etwas, das ich erst auseinanderzerren und dann wieder zusammenstecken muss. Das Ergebnis ist ein Vieh. Laut Zettel ist es eine Katze. Meiner Meinung nach muss sie sehr traurig sein über ihre Anatomie. Die arme Katze. Sie gibt sich aber pupslustig und gut gelaunt und streckt einen Finger hoch.  Inhalt_oek-ei
Meiner Meinung nach den Falschen.

Rundflug über’m Teetisch

Also heute, aber nur heute darf man ungestraft zu mir sagen: „Du hast ja wohl ’ne ganz schöne Meise…“

Sie saß gerade eben noch auf meinem Fensterbrett, nachdem sie hier tschilpend einmal durchs Zimmer geflogen war. Ich hab’ nämlich das Fenster sperrangelweit auf, und das hat sie wohl interessiert. Nach ihrem kleinen Rundflug saß sie noch eine Weile so da, beäugte mich und die Einrichtung kritisch, und ließ sich ein bisschen von mir bewundern.

Aber als ich gerade anfing, sie auszufragen („Na, wo kommst du denn jetzt her?“), wurde es ihr doch zu bunt und weg war sie wieder. Vielleicht fand sie, das ginge mich ja nun garnix an. Dabei hat sie nicht mal geklingelt oder mal vorher angerufen oder so.

Ein Morgen im Schloss

Es gibt eine Behörde, wenn ich von der Post bekomme, weiß ich, der Tag ist gelaufen. Dann komme ich ins Rotieren, bis ich das Gefühl habe, ich bin nur noch in Einzelteilen. Sie schicken ihre Briefe normalerweise so, dass sie freitags ankommen. Weil man dann natürlich niemanden mehr dort erreicht. Also nimmt man den Ärger mit ins Wochenende, meistens regt man sich gezwungenermaßen ab, darauf spekulieren sie bestimmt.

Nun bekam ich mal wieder einen Brief, aber schon gestern, das muss ein Versehen sein. Heute Morgen rief ich dann an und geriet wieder an diesen Menschen, der lieber als Bibliotheksarchivar arbeiten sollte. Oder irgendwas anderes, wo man vielleicht in Keller-
räumen mit schönem Kunstlicht sitzt und nicht so viel mit Menschen zu tun hat, die was von einem wollen. Übelstes Geschnetz nämlich.

Grundsätzlich antwortet er auf alles, was ich ihm ruhig, freundlich und sortiert vortrage, oder ihn frage, mit: „Tja, das ist ihr Problem.“ „Das ist eben so.“ „Da müssen sie den Sachbearbeiter fragen.“ „Darauf kann ich ihnen keine Antwort geben.“ Auch schon mal: „Da heben sie eben Pech gehabt.“ Oder „Was soll ich dazu sagen?“
Die Frage meint er natürlich nicht ernst. Das erkennt man an dem Tonfall, der ist nämlich herablassend und leicht bockig. Ebenso gut könnte er auf alles mit „Nö.“ antworten und die Arme verschränken. So ist er, der Herr J., mit dem ich eben das Vergnügen hatte, mal wieder zu telefonieren. Wir kennen uns nun schon, denn das Problem ist eigentlich jedes Mal dasselbe. Es wird auch jedes Mal wieder zu meinen Gunsten geklärt, aber dafür ist mein Gestrampel nötig. Und wenn es dann läuft, schreibt Herr J. den nächsten Brief.

Er verwies mich aus reiner Unlust an den „zuständigen Sachbearbeiter“ Herrn D., dabei weiß ich genau, dass die Post von ihm war. Er schreibt die Namen anderer Mitarbeiter oben in den Briefkopf, obwohl er fast immer der Verfasser ist. Irgendwann verplapperte sich nämlich ein Vorgesetzter, an den ich mich gewandt hatte, weil ich mit Herrn J. mal wieder nicht weiter kam. Und der Vorgesetzte erzählte mir, dass Herr J. eigentlich gar kein richtiger Sachbearbeiter sei, sondern nur so Hilfsarbeiten ausführt. Aber weil da so viel los ist, darf er auch Sachen entscheiden und wichtige Briefe verfassen, aber er darf sie eigentlich nicht unterschreiben. Und auf so einen bin ich angewiesen!

Ich rief also Herrn D. an, der gleich sauer wurde auf den J., weil der mich in Gegend herumschickt, statt mir zu helfen. Offensichtlich kommt das öfter vor. Herr D. meinte knapp: „Moment mal eben, ja?“ und dann war die Leitung leer. Ich wartete 20 Minuten! Zum Glück haben sie da keine fiese Musik. Dabei stellte ich mir vor, wie Herr J. von Herrn D. anständig in die Mangel genommen wird, von wegen: „So geht’s ja nicht!“ Und: „Sie kümmern sich jetzt um die Frau! Der Fall ist doch ganz einfach!“

Und dann hatte ich plötzlich Herrn J. wieder in der Leitung. Ich fasste noch mal eben zu-
sammen, worum es geht, aber er antwortete nicht gleich. Er macht nämlich gerne auch so aushungernde Pausen. (Diesen Trick kenne ich aber von einer Ex-Liebe, darauf falle ich nicht mehr rein. Dessen zweiter Trick war übrigens, sich erstmal alles anzuhören und dann spöttisch zu fragen: „Meinst Du das etwa ernst?“)
Dann begann er etwas von „Bescheinigung durch den Arbeitgeber“ zu faseln. Ich muss jetzt dazu sagen, dass ich keinen solchen habe, denn ich bin freiberuflich selbständig. Er ließ aber nicht davon ab, ich solle eine Bescheinigung per Einschreiben schicken. Watt? So ging das eine Weile hin und her.

Irgendwann merkte ich, dass etwas komisch war an unserem Gespräch. Noch komischer als sonst… Ich brauchte noch ein Weilchen, bis ich es kapierte: offensichtlich oder –hörig war ich in ein anderes Gespräch geraten, – ich hörte aber nur Herrn J.!
Und antwortete ihm. Diesen Dialog hätte man aufnehmen sollen.

Ich kam mir vor wie bei Kafka.
Das irre ist, ich dachte wirklich, der spricht mit mir! Es war alles fast genauso wie sonst: Das Gefühl, wir sprächen über zwei verschiedene Dinge, sein Gemauer, der Tonfall, – alles. Der ist offenbar immer so, zu allen, die ihn belästigen. Ich dachte bisher, der schaltet das an, wenn er meinen Namen hört, weil ich immer so hartnäckig bin und mich an ihm festbeiße, bis er endlich mit ir-gend-was rausrückt. Wir sind also wahrscheinlich viele… Ich legte einfach auf. (Und frage mich nun, ob mich wirklich die Telefonanlage verulkt hat, oder ob dieser Mensch so gerissen…)

Und nachdem ich bei nun noch mal den netten Herrn D. angerufen habe, der mich gebe-
ten hat, es in einer Stunde noch mal versuchen, weil er die Sachlage sichten und klären will, bin ich nun gespannt, wie’s weitergeht.

???

Also, ich würde wirklich gerne mal wissen, wer mir nachts immer heimlich die Käsescheiben auf die Brille legt. Jedenfalls sehen die Gläser morgens immer aus…!

Und dann wüsste ich gern, ob das nur mir auffällt, dass die Amis in ihren Filmen ständig mit Schuhen auf Betten und Sofas herumturnen. Pfui Deibel! Jedesmal schüttelt’s mich da. Oder haben die Schuhe für drinnen und draußen? Man sieht aber nie, wie sie sich umziehen.

Und außerdem bewegt mich die Frage, ob das nicht äußert merkwürdig ist, wenn auf der Verpackung eines Müsliriegels das Foto eines ausgepackten Müsliriegels nebst einer Haselnuss aufgedruckt ist, und daneben steht dann „Serviervorschlag“. Soll ich jetzt wirklich immer eine Nuss daneben legen oder was?! Oder haben sie Angst, der Verbraucher des Riegelchens fängt an, in der Folie herum zu suchen, wo denn nun die versprochene Nuss ist und verklagt die Riegelkneter, wenn er keiner fündig wird?

Knips!

Tauben

Der Park ist schon an, Licht brennt, die Bäume werden gleich aufgespannt, der Rasen ist ausgerollt und schön grün, sogar ein paar Tauben hat schon jemand ausgestreut. Aber das Anknipsen derselben hat er vergessen, der Jemand…

Jetzt aber schnell, – da ist ja schon ein Spaziergänger unterwegs!

Punx not dead?

Vorgestern vor dem Supermarkt Punks, die sich gegenseitig mit Handschlag begrüßen. Aha. Naja. Ich habe ja noch die Zeiten miterlebt, in denen Punk aufkam, und da haben die sich noch zur Begrüßung gelegentlich (Entschuldigung) angerotzt. Oder wenigstens „Ey, Alder, scheiße!“ gesagt und nicht „Tachchen…“. Das Handgeben ist für mich nach wie vor etwas sehr Bürgerliches oder Geschäftsmäßiges, weswegen ich es Freunden gern vorenthalte. Da kann ich mir ja gleich’ne Krawatte umbinden!

Jetzt geh’ ich gleich mal gucken, ob sie heute vielleicht Aktentaschen dabei haben.