10. Dezember

Da Sansibar mir netterweise so viele Fragen geschickt hat, stern10
kann ich heute mal gleich zwei davon beantworten und dann habe ich immer noch sechse übrig! Jungejunge.
Also habe ich mir für heute diese beiden ausgesucht:

1. – „Hast Du Angst vor einer möglicherweise nahen
        Klimakatastrophe?“

2. – „Glaubst Du, dass es außerirdisches Leben gibt?“

Antwort:

Zur ersten kann ich sagen: Auha! Ganz schön dicke Frage. Nein. Hab’ ich nicht.

Das würde mir ja auch gar nichts nützen. Also, das Angsthaben.
Das Klima ändert sich sowieso ständig, das hat es ja wohl schon immer getan. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir in Zukunft mehr starke Stürme haben, dass es vielleicht wärmer wird, dass es Überschwemmungen gibt. Ich war im Januar sehrsehr traurig, weil eine von den beiden Pappeln, die vor meinem Fenster standen, von „Kyrill“ umgeworfen wurde. Ich liebte diese Bäume und hab’ sie oft betrachtet oder nur dem Rau-
schen ihrer Blätter zugehört. Jetzt steht der andere Baum allein da und ich befürchte, dass er beim nächsten starken Sturm sehr zu kämpfen haben wird. Wenn er auch noch fiele, wäre ich noch viel trauriger. Und im Juli, bei einem anderen Sturm, brach ja auch noch die alte Weide zusammen, an der ich auf meinen Spaziergängen immer vorbei kam, und in die ich oft geklettert bin, um nachzudenken.
Ich hab’ hier schon darüber geschrieben.

Aber ob das was mit dem Klimawandel zu tun hat? Alte Bäume fallen eben irgendwann, das muss auch so sein. Und so gibt es auch kein gleichmäßiges Klima, und wenn wir uns das noch so wünschen. Schwankungen hat es immer gegeben. Auch Stürme hat’s übrigens schon früher gegeben. Die Natur macht ohnehin die schönsten und wildesten Sachen. Wie wir das finden, und ob wir das wollen oder nicht, ist ihr völlig schnurz. Deshalb können wir uns eigentlich nur anpassen, so gut es geht. Naja, ich hab’ gut reden: Hannover steht nicht gerade in Gefahr, bald überflutet zu werden. Auch Hurricanes sind hier selten. Nach Tuvalu allerdings würde ich jetzt nicht gerade umziehen wollen.

Ich bezweifle übrigens, dass der Mensch wirklich so irre viel mit dem Klimawandel zu tun hat. Es gucken ja jetzt alle so auf den CO2-Ausstoß. Damit ich hier jetzt nicht falsch verstanden werde: Ich bin total dagegen, Ressourcen zu verballern, gucke auch, ob ich irgendwo sparen und/oder die Umwelt schonen kann. Das sollte selbstverständlich sein. Aber ob z.B. der von Menschentechnik produzierte CO2-Ausstoß wirklich so viel zum Klimawandel beiträgt? Da sind sich ja nicht mal die Forscher richtig einig. Dass das jetzt so’n Thema ist, hat auch viel damit zu tun, dass man damit offenbar Stimmung und Geld machen kann. Heraus kommen Aktionen wie: 5 Minuten Licht aus!, die ich für totalen Quark halte.

Bestimmt ist es gut, CO2 einzusparen. Aber es ist auch mindestens genauso wichtig, die Regenwälder nicht abzuholzen, keinen Atommüll zu produzieren (der anschließend ins Meer gekippt oder in Lagerhallen aufbewahrt wird), die Erdoberfläche nicht mit Beton zu versiegeln, die Meere nicht leer zu fischen und vollzumüllen, und wattweißich.

Alles Themen, die gerade zurückstehen müssen. Ich könnte noch viel mehr Themen auf-
zählen, die ich für dringender halte, und worüber ich mich in kleiner Runde in meiner Küche öfter mal aufrege, aber ich habe mich mal entschieden, sowas aus meinem Blog eher rauszuhalten. Sonst komme ich hier gar nicht mehr weg. Außerdem lässt sich’s hier nur mühsam diskutieren.

Was ich sagen will, ist: nein ich hab’ keine Angst vor einer Klima- bzw. Naturkatastrophe. Ich weigere mich, auf Ansage panisch zu werden. Da muss was faul sein. Ich hab’ eher Angst vor anderen Sachen im Umweltbereich, von denen man weiß, dass Menschen sie verbocken. Und dann wird mir sowieso auch noch schlecht von noch ganz anderen Sachen…


Zu Frage 2:

Ja, ich bin sogar fest davon überzeugt. Wie es aussieht, das außerirdische Leben, weiß ich natürlich auch nicht. Aber bei soviel Platz im Universum sollte es mich doch stark wundern, wenn wir die Einzigen sind auf weiter Flur.

Ein paar lustige Mikroben gibt’s doch bestimmt schon in der Nachbarschaft. Und vielleicht sind die da drei Meter groß, wer weiß? Ob ich mir allerdings Kontakt wünsche, weiß ich nicht so richtig. Nachher versauen wir denen auch noch ihren hübschen Planeten!

Wir gehen ja immer davon aus, dass Außerirdische entweder superklug sind und über die dollste Technik verfügen, oder dass sie sich noch im Bakterienstadium befinden. Vielleicht sind die aber auch fast genauso wie wir und sehen auch noch ziemlich wie wir aus. Das wäre doch auf eine nette Art unsensationell. Wenn sich rausstellt, dass die Schöpfung oder die Natur oder werweißich im Grunde ziemlich einfallslos ist. Überall Büroangestellte im Pullunder.

Also, mir würde das irgendwie gefallen…

Heute mal „naturgewaltige“ Grüße an Sansibar und in alle Außenwelten,
von Theobromina

9. Dezember

Die liebe Annemikki hat mir eine Frage geschickt, die wir wohl fast alle zu Beginn hier hatten:

Also, ich hätte da mal eine total dämliche aber von meiner Seite aus total ernsthaf-
te Frage: Was bedeuten die Begriffe Seitenaufrufe und Besucher? Wo ist der Unter-
schied? Warum sind immer weniger Besucher als Seitenaufrufe? Wie kommt es, dass ich manchmal 225 Seitenaufrufe habe, aber nur 46 Besucher?“

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 Antwort:

Deine Frage ist natürlich überhaupt nicht dämlich, auch ich habe mich das zu Beginn gefragt und damals im Hilfeblog die Antwort gefunden.

Dein Blog besteht ja aus mehreren Seiten. Es ist also möglich (und sehr wahrscheinlich), dass 1 Besucher mehrere Seiten Deines Blogs aufruft.

Zunächst guckt er sich z.B. Dein Profil an, dann Deinen neuesten Eintrag, dann liest er sich natürlich in Deinem toll geschriebenen Fortsetzungsroman fest, und liest die Seite bis ganz runter, klickt dann rüber auf die nächste, dann will er vielleicht wissen, was Du im Oktober geschrieben hast und ruft Dein Archiv auf. Und zuletzt findet er vielleicht Deine Medien und staunt über Deine total schönen und oft witzigen Fotos. Und ruckizucki hat 1 Besucher 5-10 Seiten nacheinander aufgerufen!

Ob die Zahlen dieses Zählwerks immer so stimmen, wird hier im Blog heftig bezweifelt.
Es gibt z.B. Programme bzw. sogenannte Suchmaschinen, die von außen auf die Blog.de-Plattform und in unsere Blogs kommen, und die Inhalte nach bestimmten Krite-
rien durchsuchen. Dabei geht’s vermutlich fast ausschließlich um Informationen, die sich für Werbezwecke auswerten lassen. Dann schnellt die Zahl der Seitenaufrufe in die Höhe, denn Blog.de kann die wohl nicht alle ausfiltern.

Deshalb installieren manche Blogger in ihren Blogs zusätzliche Zählwerke bzw. Statistik-
werkzeuge (englisch: -„tools“), die diese Suchdinger ausschließen sollen. Damit hoffen sie, genauere Zahlen über richtige Besucher/Leser zu bekommen…

Ich dank’ Dir für’s Mitmachen, liebe Annemikki, und hoffe sehr, ich konnte Dir weiterhelfen.

Ungezählte Grüße von Deiner Theobromina.

8. Dezember

Heute geht’s um folgende Frage meiner geschätzten Freundin T. stern8
(sie ist ’ne Besucherin und hat heute sogar Geburtstag):

„Wo ist mein zweiter Socken geblieben?“

Die Antwort ist heute mal zum hören denn ich hab‘ sie vorgelesen.


Socken
(MP3 – 3,5 Mb)

Danke Dir für die Frage & viel Spaß beim Hören und späteren Feiern!

Selbstgestrickte Grüße von Deiner Theobromine

(War schön gestern, gell?)

Kaffeepraline

Sofabesuch

Eben war Freundin T. hier, eigentlich wollten wir nach Bückeburg, aber dann ist das Wet-
ter so schlecht, dass wir lieber einen Spaziergang machen. Neben dem Gehweg auf dem bepflanzten Seitenstreifen steht, ordentlich aufgestellt, ein Paar nass geregneter SchuheSchuhe.

„Guck’ mal!“, sagt T. „war hier so’n Sturm, dass es die Trägerin da rausgefegt hat? Oder hat da gestern einer seine Schuhe hingestellt, damit der Nikolaus, wenn er hier vorbei kommt, was reintut?“

„Genau“, sag’ ich, “und dann kam ein zweiter Nikolaus und hat’s wieder rausgenommen…“

Vom Spaziergang zurück, erklärt sie mir, ihre Är-
ztin gebe „immer Annika Kügelchen“.

„Welcher Annika denn? Und was denn für Kügelchen?“, frage ich. Ich kenn’ nämlich gar keine Annika, aber ich hab’ mich auch nur verhört: Die Ärztin ist Homöopathin und gibt immer Arnika-Kügelchen. Dann erzähle ich ein bisschen vom Bloggen und davon, dass Besucher im Blog wohl manchmal eine „Hemdschwelle“ haben, und sich deswegen nicht recht trauen, Kommentare zu schreiben, was ich schade finde. Aber als ich meine letzte Hemdschwellung hatte, kam ich auch nur ganz schlecht an die Tastatur.

Und dann erzählt T. mir noch, wie sie Maronenpüree machen wollte. Wer’s nachmachen will, das geht ungefähr so (wenn ich’s noch zusammenkriege): Man kauft ein Netz Maro-
nen, sortiert die eine Hälfte wegen ungut aus, ritzt die Schale der anderen Hälfte ein, kocht sie 10 Minuten, dann schreckt man sie ab. Dabei zieht sich die Haut unter der Schale allerdings wieder zusammen, so dass man sie doch mit einem Messer schälen muss. Übrig bleibt ein Esslöffel voll erbsenwinziger heller Klümpchen. Die müssen jetzt püriert werden. In dem Topf erwischt der Pürierstab sie nur zufällig und schleudert die Bruchstücke durch die Küche und der Köchin ins Gesicht. In einem schmaleren, koni-
schen Gefäß nehmen sie genau den Platz unterhalb des rotierenden Schneidmessers ein. Irgendwann, wenn man alle Pürierstab-Gefäßkombinationen durch hat, stellt man jedenfalls fest, dass die Maronen eigentlich ganz leicht mit der Hand zu zerdrücken sind.

Jetzt, wo ich weiß, wie aufwendig das ist, ist mir auch klar, wieso Maronenpürree in Dosen immer so teuer ist…

(…und beim nächsten Treffen trinken wir dann den Rest vom guten Mozartlikör.) 😉

7. Dezember

 

Die liebe Juleika schickte mir dankenswerterweise folgende witzige Frage:

„Wie heißen die harten Plastikenden an den Schnürsenkeln?“ stern7

Antwort:
Die heißen „Benadelung“. Zumindest war das der meist-
genannte Begriff, den ich fand.

Dazu baut man dicke Maschinen, schmeißt die ganzen Senkel da rein, und drückt den Knopf. Dann pufft und kladötert es, mitunter sogar mit Ultraschall (also so’n Ultraschallgerömpel würd’ ich gerne mal hören, doch leider bin ich keine Fledermaus), und hinten kommen dann die toll benadelten Senkel wieder raus.

Die Maschinen sehen z.B. so aus. (Wie Schnürsenkel aussehen, weiß ja jeder selber.) Auf dieser Webseite habe ich auch mein neues Lieblingswort gefunden. Das alte Lieblingswort war nämlich: Hackschnitzel-Contractor. Und das neue ist jetzt: Schuhriemen-Hydrophobiermaschine.

Als weitere Namen für die Schnürsenkelbegrenzung wirft wikipedia übrigens aus: Senkstift und Pinke. Besonders schicke Senkel haben Bommeln oder Tasseln.

Warum aber eigentlich fest zugeschnürte Schnürsenkel manchmal wie von selbst wieder aufgehen, dazu sagt wiki leider nichts. Vermutlich hat die Erfindung des Klettverschlusses unmittelbar was damit zu tun. Aber das ist ja schon wieder ein ganz anderes Thema…

Einen zur Schleife gebundenen Gruß nach Aschaffenburg,
von der Theobromine

 

Litteratte ist weg.

Plötzlich fehlt mir da was. In den Kommentaren hat sie sich in einen „Besucher“ verwandelt und ihre wunderschönen Gedichte sind alle weg. Hat sie ihr Gehen denn angekündigt? Dann war ich wohl unaufmerksam… Ohje.
Bestimmt hat sie starke Gründe. Ob sie mal wiederkommt?
Liebe S., hier kriegst Du, wann immer Du magst, einen schönen heißen Kakao!
(Nachtrag nach dem Lesen Deiner Nachricht: Ich Dich auch. Die Tür lassen wir angelehnt, ja?)

Ganz liebe Grüße, Deine Theo

6. Dezember

Erstmal möchte ich Allen einen dicken Nikolaus und schokoladig-mandarinige Stiefel wünschen! Und dann komme ich auch schon zu Träumers prima Frage:

stern6„Warum stellen Frauen den Männern immer wieder Fragen, bei denen sie die Antworten eh nicht glauben?“

Antwort:
Ich schätze mal, es geht um so Fragen wie: „Gefallen dir meine Haare?“ „Schmeckt es dir?“ „Findest Du mich zu dick?“, „Mut-
ter kommt! – Freust Du Dich?“ und „Steht mir das?“

Dass die Frauen die Antworten oft nicht glauben, liegt daran, dass sie die Frage überhaupt erst stellen müssen! Das klingt vielleicht kompliziert, ist aber ganz einfach.

Es geht nämlich gar nicht um den Inhalt der Frage selbst, sondern um den Umstand, dass sie Euch erst mit der Nase draufstupsen müssen. Wahrscheinlich fehlt den Frauen gerade ein bisschen was Schönes, wie z.B. Zuwendung. Also lenken sie die Aufmerksamkeit männerseits mit Hilfe einer solchen Frage auf sich. Wenn er dann was Liebes antwortet, glaubt sie allerdings eventuell, das sage er „jetzt doch nur so!“, weil sie es ihm in den Mund gelegt hat. Das nervt natürlich. Aber es fühlt sich eben auch nicht so wie gewünscht an.

Sobald man den Damen aber zuvor kommt, glauben sie’s eher, denn das möchten sie auch eigentlich. Wenn er seiner Liebsten mal von ganz allein sagt, wie klasse sie heute aussieht oder wie dufte sie irgendwas hingekriegt hat, dann nimmt sie ihm das viel lieber ab. Gesetzt den Fall, er findet wirklich, dass sie klasse aussieht und das Regal astrein angedübelt hat. Sonst isses unglaubwürdig.

Leider wissen viele Männer überhaupt nicht, was für durchschlagende Erfolge sie erzielen könnten, wenn sie eben mal einfach ein schönes Kompliment machen, ihr was Gutes tun, oder auch eine Kleinigkeit mitbringen (Achtung! Gebetsmühle: Pralinen, leckere Pralinen! *grins* Ein gutes Buch, vielleicht. Oder ’ne CD. Ein Eis & ’ne Zeitschrift von der Tanke. Oder ein hübsches Blümchen. Eine Massage. Etwas, das nur für sie ist.). Aber auch nicht gleich übertreiben, sonst denkt sie womöglich, er hat eine Freundin…

Manche Männer wissen erschreckenderweise nicht mal, was ihre Frauen überhaupt mö-
gen! Mir ist das unbegreiflich, denn es lässt sich ja leicht ausprobieren und beobachten. Und kostet auch überhaupt fast nix. Ich kann dieses Ausprobieren nur empfehlen. Es ist nämlich nicht so, dass es ausreicht, alle zwei Jahre mal nebenbei fallen zu lassen, dass sie meinetwegen schöne Knie hat, und ansonsten zu behaupten: „Das weißt Du doch, habe ich Dir doch schon mal gesagt!“ Darum geht’s nicht.

Und es geht auch nicht ums Schleimen oder um sinnloses Schmeicheln. Sondern eigent-
lich nur darum, die Zähne mal auseinander zu kriegen und ein bisschen Bestätigung raus-
zurücken. Und die braucht ja wohl Jede und Jeder.

Übrigens können solche Aufmerksamkeiten auch den Nörgelfaktor enorm senken. Zumin-
dest vorübergehend. Wenn das kein Argument ist! Denn das ist es, worum es eigentlich geht, um Aufmerksamkeit. Sich Mühe geben. Wertschätzung.

Und noch übrigenser, und das geht jetzt an die Frauen, gilt das alles natürlich auch andersum! Und überhaupt ganz allgemein in der Liebe… Jedenfalls meiner Meinung nach.

Ganz was anderes wäre es natürlich, wenn es um so Fragen ginge, wie: „Wie geht noch mal die Relativitätstheorie?“ oder „Wann machste denn endlich den Geschirrspüler heile?“

Da, lieber Träumer, kann ich Dir dann leider nicht weiterhelfen… 😉

Liebe Grüße, auch an die Gattin,
– von der Theobromine

5. Dezember

Sansibar fragte:stern5

Gibt es in Deiner Wohnung einen Adventskranz?

Antwort: Nein, lieber Sansibar, den gibt es nicht.
(Eigentlich könnte ich das ja so stehen lassen, aber das kommt mir doch ein bisschen dürftig vor…)

Dass ich keinen Adventskranz habe, hat was mit mei-
nem ganz persönlichen Verhältnis zu Weihnachten zu tun. Die Weihnachtszeit war früher bei uns zuhause eine Zeit der jeden Tag auf’s neue zum Umkippen erschöpfen-
den Arbeit, denn meine Mutter hatte eine Hütte auf dem Weihnachtsmarkt. Und wer musste da immer helfen? Genau. Seither vermeide ich Weihnachtsmärkte, ihren Geruch, ihre Geräuschkulisse, ihre bunten Lichter, ihre glühweintrunkenen Besucher. Wir verkauften Kunstgewerbeartikel und neben uns stand ein Kinderkarussell. Den ganzen Tag Kindergeplärr, Peter Alexander- und Schlümpfe-Musik, das Gemöpe der kleinen Feuerwehr- und Pullezeiautos, entnervte Eltern und dazu die beißende Kälte in den Füßen und Händen, und die vom Ofen fast verglühte Kehrseite. Zu Essen gab’ es in diesen vier Wochen nur Weihnachtsmarkt-
junkfood, denn wenn wir abends nach Hause kamen, fielen wir nur noch in die Betten.

Nicht sehr besinnlich.
Und gestresst, wie wir waren, stritten wir auch noch die ganze Zeit. Obwohl, das haben wir eigentlich immer gemacht, nur eben zu Weihnachten noch mehr als sonst.

Dann war plötzlich Weihnachtsmarktende und Heiligabend. Nun musste schnell alles abgebaut, eingelagert, der gröbste liegengebliebene Haushalt auf Zack gebracht werden. Und die Laune wurde auf Biegen und Brechen umgeknipst auf Harmonie und Alles schön. Natürlich lässt sich das nicht lange aufrecht erhalten.

Kein Wunder, dass ich auch später ziemliche Probleme mit allem hatte, was mit Weih-
nachten zu tun hat. Also auch mit Adventskränzen. Für mich ist die Weihnachtszeit überwiegend eher sowas wie
Potemkinsche Dörfer und es nützt ja auch nix, jedes Jahr die Leute anzunörgeln, sie sollten gefälligst besinnlicher sein. Machen die ja doch nicht. So ließ ich Weihnachten sogar ein paar Mal komplett ausfallen, verbrachte den Abend allein mit einer schönen Flasche Rotwein und einem Video und fühlte mich durchaus wohl. Erst in den letzten Jahren habe ich zaghaft wieder Lust darauf, denn ich kann’s mir ja selbst dosieren. Und komplett dagegen zu sein, hilft auch nicht immer weiter („Es wohr nüsch alles schleschd!“). In meiner Wohnung finden sich dann im Höchstfall ein paar Kerzlein mehr auf dem Tisch und auch schon mal ein Tannenzweig mit lustigen kleinen Männchen dran. Ich mag nämlich den Geruch von Tanne sehr.

Was ich allerdings (wahrscheinlich eben auch wegen des Geruchs) inzwischen wirklich gerne mache, ist, einen kleinen Tannenbaum aufstellen. Meistens so ein kleines, krum-
mes Ding aus dem Baumarkt, das mir nur bis zur Hüfte geht. Der wird dann aufgebockt und niedlich herausgeputzt. Und es müssen echte Kerzen drauf; alles andere ist indis-
kutabel. Das mit dem Schmücken mache ich am Vormittag des 24., ganz in Ruhe, und das macht mir wirklich Spaß. Jedes Jahr sieht das Ding anders aus, ich hab’ z.B. vor-
letztes Jahr aus lauter Daffke Federn in Pink und Brausebollos zwischen die Kugeln gehängt, schließlich war ich mal Dekoratöse. Sah sehr schön aus!

Abends gibt’s dann irgendwas Leckeres, Selbstgekochtes (auch schomma indisches Curry), und wenn irgendwo was los ist, gehe ich vielleicht noch aus. In den letzten Jahren habe ich mich auch gelegentlich mit Freunden, die auch nix weiter vorhatten, zum Kochen getroffen. So kann man’s dann doch ganz gut aushalten. Bin gespannt, wie’s dieses Jahr wird. Immerhin war ich letzte Woche ganz freiwillig auf ’nem Weihnachtsmarkt! War gar nicht sooo schlimm, aber eine Weihnachtsenthusiastin wird aus mir nie mehr werden.

Es gab sogar einen Stand mit
Schreibkulturen

Ich glaube, die rührt man in den Joghurt und dann legt der los! Und das hätte ich doch nie erfahren, wenn ich da nicht doch mal hingegangen wäre.

Jetzt bin ich vom Adventskranz über’s Kinderkarussell und Federchen bei Joghurt rausgekommen… Und das nur wegen Sansibars Frage. Danke!

Einen schönen Mittwoch wünscht: – die Theobromine

Wie ich gestern nicht überfahren wurde und hinterher ein mieses Gefühl hatte

Gestern hat es hier ordentlich geregnet und der Wind hat den Regen immer mal in die Waagerechte gepustet. Wenn man zuhause am Fenster sitzt, ist das gemütlich. Wenn man mit vollem, schwerem Rucksack vom Einkaufen nach Hause radelt, ist das anstren-
gend. Als ich zum Lindener Markt komme, und in die Posthornstraße rechts abbiegen will (so richtig mit Hand raushalten und so), kommt mir dort ein Wagen quer, er will in die Einfahrt der Post, und zwar mit Karacho!

Alles geht ganz schnell, ich blicke noch ins Fahrergesicht, sehe Schockschreck, – genauso gucke ich bestimmt auch gerade. Ich sehe mein Vorderrad an seiner Stoß-
stange, fühle schon einen Aufprall, sehe mich schon auf der Haube oder drunter liegen. Doch er hat gute Bremsen und trifft sie auch.
Mein Herz schlägt wieder.

Ich stehe genau quer vor seinem Auto, zwischen uns sind nur noch wenige Zentimeter. Meine flache Hand schnellt hoch auf mein Brustbein, ich sacke etwas ein: die interna-
tionale Geste für „großer Schreck und noch mal davongekommen“. Ich schreie ihn an: „Mann!“, steige wieder auf und fahre weiter. Nun merke ich auch, wie meine Knie verreisen und der Kopf wieder loslegt: Das war aber echt knappski! Weihnachten im Gipsbett und so…

Ich will nur weg, flüchten, nach Hause. Ich brauch’ jetzt ’nen Kakao. ‚Nen starken.

Neben mir taucht das Auto wieder auf, der Fahrer hat die Scheibe runtergekurbelt und entschuldigt sich heftig, er habe mich nicht gesehen, ich sei im toten Winkel gewesen, er sei untröstlich, und ob er was für mich tun könne. Ich rufe: „Ja!!! Nicht wieder machen!“ und strample weiter. Er wolle heute Abend für mich beten, sagt er. Meinetwegen. Ein mittelalter Mann, ein Bürger. Fast tut er mir leid, er windet sich in Schuld. Ich will nach Hause. Also lächle ich ihn an und rufe: „Ist ja zum Glück nix passiert, da können wir beide doch froh sein! Ich bin in Ordnung, es war ja nur ein Riesenschreck!“ Dabei prasselt der kalte Regen auf meine Brille und ich lasse mich nicht aufhalten.
Hause. Kakao. Lass’ mich.

Er fährt an mir vorbei. Doch 100 Meter vor mir hält er an, öffnet die Tür, kommt mir mit ausgestrecktem Arm entgegen. Er will mir die Hand geben, also halte ich auch an, obwohl ich gar nicht will. Er faselt was von: “…wenigstens ein kleines Schmerzensgeld, auf den Schreck, – es tut mir so leid!“, und drückt mir die behandschuhte Hand. Ich sage noch mal: „Neinnein, …ist ja gut. Ist ja alles gut gegangen, nix passiert…“ Dann steigt er wieder ins Auto, und ich beeile mich auch, wieder loszuradeln.

5erEr hat mir einen zerknitterten 5-Euro-Schein in die Hand gedrückt! Und ich habe ihn genommen, ohne zu denken.

Der Schein wandert in die Tasche. Mir kommt ein komi-
sches Gefühl. Einen hässlichen verknitterten 5er für’s Nichtüberfahrenwerden? Was für eine Art Ablasshandel hat hier gerade stattgefunden? Jetzt fühle ich mich ganz merkwürdig. Ich bin beschämt. Eigentlich sollte er sich schämen! Das mit dem Fast-Anfahren nehme ich ihm nicht übel. Das hätte mir auch passieren können, und er hat gut reagiert.

Bis er die Idee mit dem Freikauf hatte. Er wollte sich unbedingt entschuldigen, im Wortsinn. Doch das ist gründlich daneben gegangen.

Den 5er kriegt jedenfalls der erste Punk in die Hand gedrückt, der mich morgen in der Innenstadt anschnorrt…

4. Dezember

Hallo magicmuffin, Du wolltest gern wissen:

„Hallo Theobromina, bitte beantworte mir: Was ist mit Schrödingers Katze passiert?“stern4

Vielen Dank für Deine Frage. Hier ist meine Antwort:

Hm. Da haben sich schon ganz andere die Krallen dran gewetzt. Ich hab’ von Quantenphysik wenig Ahnung, muss ich gestehen. Auch die Trilogie von Wilson hab’ ich leider nicht gelesen. Ich vermute, die Katz’ hat sich’s erstmal in der Kiste bequem gemacht. Katzen stehen ja auf Kisten. Dann wird sie ein bisschen geschlummert haben. Dann hat sie bestimmt mal Hunger gekriegt und sich langsam gefragt, ob sie wieder rauskommen soll. Da nun aber der Deckel der Kiste fest verschlossen war, wird sie wohl das Miauen angefangen haben. Ich hoffe, jemand hat ihr aufgemacht, bevor sie sich überlagern konnte. Oder bevor ihr die Luft ausging, denn die Kiste war ja abgedichtet, soweit ich das zusammengelesen habe.

So oder so, das Gedankenexperiment ist über 70 Jahre alt, also wird die Katze in jedem Fall inzwischen in einer anderen Dimension weilen.

Ach, es war ja nur eine imaginierte Katze!
Dann geht’s ihr natürlich bestens.
Sie hat sogar eine Band gegründet!

Hilft Dir das irgendwie weiter, Muffy?

Herzliche Grüße, Theobromina

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Und durch magicmuffin kam Trithemius zu folgender Bitte:

„… wenn du dich mit Schrödingers Katze beschäftigt hast, dann sag doch bitte auch, ob Schröders eine Katze haben und wenn ja, wie sie heißt.“

Antwort:

Haben sie. Sie ist ein Kater und heißt „Schnurri“. Hoffentlich wohnt er nicht in einer Kiste. Außerdem gibt es im Hause Schröder-Köpf noch einen Hund, einen Borderterrier namens „Holly“, und wohl noch einige Meerschweinchen. Wie die nun heißen, weiß ich jetzt nicht. (Ich hatte jedenfalls mal zwei Meerschweinchen, die hießen „Putzi“ und „Stupsi“. Als Entschuldigung kann ich anführen, dass ich zum Zeitpunkt der Namensvergabe noch nicht mal eingeschult war…)

Ob „Holly“ ’ne Flasche Bier holen kann, entzieht sich meiner Kenntnis, aber er war ab 2004 der Aushängehund für eine Tierzubehörserie einer hier ansässigen großen Droge-
riekette. Natürlich gab’s in dieser Serie auch
Adventskalender(!) mit Snacks für kleine Hosenkneifer. Außerdem Kauknochen und Thermodeckchen und noch über 40 andere Artikel. Und überall war der kleine Kanzlerhund drauf…

Lieber Jules, das war ja nur die Erste Deiner sechs Fragen…

Es grüßt aus der Zooabteilung: Die Theobromine