Spülwasser und Epidermis

Gestern hab ich hier nix geschrieben, weil mir gar überhaupt nix eingefallen ist.

So richtig was abgespielt hat sich hier auch nicht.

Gegen elf am Vormittag kriegte ich einen schmerzhaften Fensterputz-Anfall, der dazu führte, dass ich auf die Schnelle alle meine fünf Fenster entflecken wollte.
Eine Tätigkeit, die mich immer (also 2-3 mal im Jahr) zwischen Angstschüttelfrost und überbordendem Stolz oszillieren lässt. Ich wohn’ ja im 3. Stock und dort habe ich so zweiteilige Fenster, deren obere Glasfläche zwar jeweils hübsch halbrund nach oben ausläuft, sich aber von innen nicht öffnen lässt. Ich muss also auf dem Fensterbrett herumbalancieren und mein ausgestreckter Arm reicht dann grade mal genau bis an die obere, äußere Kante.

Ich habe übrigens Höhenangst. Nur mal so…

Am liebsten würde ich den Hausbesitzer verklagen, weil er mich nötigt, solche Gefahren durch zu stehen. Aber der Hausbesitzer ist total nett und deswegen will ich von der Klage mal absehen.
Stattdessen hatte ich mir mal so ein Teleskopdings gekauft, mit dem das Fensterputzen ein Klacks sein soll. Erste Testergebnisse zeigten, dass das stimmt.
Ein Klacks. Und ein Geschmier. Und Wasser überall da, wo es nicht sein soll. Und das Fenster total unbeeindruckt von der modernen Technik.

Also doch wieder auf die Leiter und Angst gehabt.

Nach anderthalb Stunden war es überstanden und ich fühlte, wie das Adrenalin meine Synapsen übernommen hatte.
Ich tigerte in der Wohnung herum, guckte mir immer wieder alle Fenster zufrieden an, wobei ich murmelte: „Haste jut jemacht. Det sieht dufte aus. Escht schick! Jutjut, meine Kleene… Bravet Tierchen, darfste dich jetzt aufet Soffa lejen und ausruhn, wa!?“

Na, das lasse ich mir ja nicht zweimal sagen und habe dann für den Rest des Tages daran gearbeitet, eine möglichst spektakuläre Sofa-Cellulite hinzukriegen.

Wie das geht?

Tagesdecke mit Rippenstruktur auf’m Diwan ausbreiten und dann schön geduldig ruhig  liegen. Dann ergeben sich früher oder später sehr schicke Muster auf der Pelle.

Z.B. so:

Sofacellulite

(Abb. 1: Mittelschwer ausgepägte Sofacellulite am rechten Unterarm)

Mehlodram

Ich hatte mich ja schon an früherer Stelle über Backstuben und die dort feilgebotenen Waren echauffiert. Hier habe ich noch ein schon etwas älteres Foto, das ich mal beim Einkaufen gemacht hab’.


Lustige_Brote

Besonders der „Wurstheini“ gefiel mir sehr, weil da der „Belag schon drin ist“.
Auch gut: ein Brot, das „Räubern und anderen Männern“ vorbehalten ist.
Naja, wenigstens gibt es noch Männerdomänen; die fallen ja nun eigentlich eine nach der anderen. Da kommt so ein Brot doch bestimmt wie ein Schulterklopfen.

Ein Brot mit den „meisten Sonnenblumen der ganzen Welt“ kommt mir allerdings besonders besonders vor, kann es das doch nur einmal geben und was ist dann mit dem 2. zum halben Preis? Und wie groß ist ein Brot, das die meisten Sonnenblumen der Welt beinhaltet? Passt das denn auch in meine Küche?
Vom Geschmack mal ganz zu schweigen.

Dass die Brote gebacken werden, bevor sie über’n Tresen gehen, finde ich aber gut.

Bei ebenjenem Bäcker gibt es übrigens auch Brötchen, die „Pferdeäppel“ heißen, die zu bestellen ich mich bisher grade noch zurück halten konnte.
Ich gehe da eigentlich nur hin, wenn es im Frühjahr das überaus leckere Bärlauchbrot zu kaufen gibt, das zum Glück bis dato noch keinen lustigen Namen tragen muss, aber ein Gedicht ist, wenn man dicke Schnitten davon kurz mit auf den Grill schmeißt.

Aber auch andere Backstuben beherbergen phantasievolle Bäcker. Wieso ein Brötchen Weltmeisterbrötchen heißen muss, oder sogar Surferbrötchen, Joggerbrötchen, ist mir unklar. Niemand fragt, wieso. Da die Brötchen auch immer in der abgekürzten Version bestellt werden, wandern dann: „1 Weltmeister, 2 Surfer und 4 Jogger!“ in die Tüte.
Na, das raschelt aber mal ordentlich auf’m Nachhauseweg!

Ein Weltmeister ist wohl einer, auf dem Kürbis- und Sonnenblumenkerne kleben!
Das hätte man letztes Jahr mal wissen sollen!
Wir hätten statt Fahnen & Flaggen lieber Brötchentüten & Bäckerschürzen geschwenkt und statt bemalter bemehlte Menschen überall gesehen.

Dann hätt’s womöglich geklappt.
Mit ein bisschen Glück werden bis zum nächsten Jahr Europameisterbrötchen erfunden.
Der Name ist zwar etwas sperrig, aber das Opfer müssen wir dann mal bringen…

„If soundlevel is low clean the head”

So wollte ich immer mein erstes Album nennen, aber eigentlich stand das als Hinweis auf meinem alten AB drauf. Heute fühl ich mich so ein bisschen nach Kopfreinigung.
Mein Soundlevel ist ziemlich low.
Das liegt bestimmt an dem Mumpewetter da draußen. Ich bin ja für klare Verhältnisse: Entweder et reechnet oder et britzelt schön helle.
Wenn sich beim Rausgucken nicht mal die Uhrzeit richtig schätzen lässt, ist was Grundsätzliches falsch.

Blick in den Veranstaltungskalender:
Vor einigen Tagen gab’s eine Lesung im Buchsupermarkt mit Frau Susanne Fröhlich. (Das ist die Frau, die meine Fernbedienung beeinflussen kann: Da muss ich einfach immer weg schalten. So viel gute Laune und keckes achsoverschmitztes Gewusel lässt mich die Wände hochgehen. Bei Frau Kiewel isses auch so. Und beim Kerner. Und bei… – wo war ich grade? Ach ja, Frau Frolic Fröhlich.)
Sie wird wohl was aus ihrem neuen Buch „Runzel-*ch“ vorgelesen haben. Ich schätze mal, das ist der Nachfolger von „Moppel-*ch“. Ich stell mir kurz vor, wer da so hingeht zu so einer Veranstaltung und kriege Spontanherpes. Lauter von Prozecko Aufgepeitschte, die sich da so richtig verstanden fühlen werden.
Und auch so Frauen, die früher schon mal gelebt haben. Komischerweise sind die ja immer Mittelalterhexekräuterfrau oder ägyptische Tempeltänzerinnen gewesen. Nie waren sie Bäckersfrau oder Marketenderin oder einfach mit 16 Mutter von vier Kindern, die nix zu beißen hatte, weil der Mann als Tagelöhner…
Aber egal, hab‘ ich ja zum Glück verpasst. *stirnemithandrückenabwisch*

Was machen. Aber was machen?
Die Fenster müssten unbedingt mal wieder gepu…

Es klingelt.
Ich gehe ans Gegensprech.
„Ja?!“
„Wir möchten gerne mit ihnen über Gott sprechen…“
„Ich finde das sehr unhöflich, wenn er nicht dabei ist und außerdem bin ich islamische Hasspredigerin und ich hab‘ jetzt keine Zeit für sowas!“
Gesprächsende. Wusste gar nicht, dass ich heute so zickig bin.
Möchte fast hinterher laufen und mir den Weltuntergang so richtig von allen Seiten schmackhaft machen lassen. Eigentlich würde es ja doch auch reichen, wenn nur der Mensch untergeht. Der Rest tut doch nix und will nur spielen.
Vielleicht kann man da irgendwie was ankreuzen.
Die Beiden sind aber schon im nächsten Hauseingang verschwunden.

Erstmal Turnen. „Balance-Akt“. Fühlt sich heute eher nach „Ballons-Akt“ an.
Dann „Seitliches Beinheben“. Das meinen die ernst. Reg‘ ich mich nicht mehr drüber auf.

Beim anschließenden späten Frühstück wird es plötzlich heller draußen.
Vielleicht fahre ich doch in die Stadt? Heute Abend treffe ich mich nämlich mit V. und könnte noch ein kleines Geschenk gebrauchen, denn auch sie hatte letzte Woche Geburtstag und am Telefon haben wir festgestellt, dass wir uns deswegen gegenseitig unbedingt ins Kino einladen wollen.
Wenn das mal keinen Streit gibt! Wo ich doch heute offenbar so kratzbürstig bin.
Vielleicht finde ich ein schönes Reiseheftchen für sie, damit wäre die Kinofrage dann auch geklärt. Und da wir im Kino auch was zu Knuspern brauchen, kann ich doch gleich auch mal durche Süßwaren streifen…

Jetzt aber schnell!

38 und zu doof zum Atmen

Ich liege auf dem Wohnzimmerfußboden und schreie. Meine Beine rudern durch die Luft und ich bin mächtig sauer: „Scheiße! Die wollen mich doch wohl verarschen! Das geht gar nicht!“ Ich versuche den Anweisungen zu folgen, komme durcheinander, brülle wieder dazwischen und verpasse den Anschluss.
Ich. Ich! Habe mir ein Pilates-Buch mit Trainings-CD gekauft, weil ich meine, ich käme jetzt in das Alter in dem man mal was für sich tun könnte. Angeblich wird man von Pilates total straff und fit überall.
Ich habe früher immer mal über längere Zeiten Yoga gemacht, weil ich dann ruhiger wurde und es außerdem praktisch fand, gelenkig zu sein. *g*
Vom Yoga kenne ich das so, dass man beim Einatmen anspannt und beim Ausatmen entspannt. Beim Pilates jetzt soll ich es genau andersrum machen! Das macht mich total bekloppt, weil ich es einfach nicht hinkriege. 38 und zu doof zum Atmen. Also rege ich mich auf. Ich liege mit dem Gesicht auf dem Teppich und motze: „Ihr wollt mich doch nur alle fertich machen!“
Außerdem verstehe ich noch nicht so richtig, was die CD-Stimme z.B. genau mit „oben“ meint, wo ich jetzt meine Arme hinstrecken soll. Meiner Meinung nach ist oben alles, was weiter weg ist vom Teppich. Um meine Arme in diese Richtung zu strecken, müsste ich sie mir brechen lassen. Ich versuche es trotzdem. Neenee, definitiv die falsche Richtung… Also einfach mal grade in Verlängerung der Wirbelsäule über Kopf ausstrecken. Das geht. Beschließe, dass das jetzt mein neues „oben“ ist. Fühle mich schon viel straffer.

Die Hintergrundmusik nervt. So ganz schlimmes Sythie-Geschwurbel. Ich finde es ganz anstrengend, mir das anzuhören. Leider verbrennt diese Anstrengung kaum Kalorien.
Ich habe mal im Fernseher gesehen, dass es ein Fitness-Video für Punks gibt. Da hopsen und arbeiten 3 missmutig guckende Punkmädels zu entsprechender Musik in dicken Stiefeln in einer abgerockten Halle rum. Natürlich wird dabei auch ordentlich getreten und geboxt. Stimmt echt! Leider habe mir damals die Bestelladresse nicht aufgeschrieben.