Fürsiche an und pfirsich.

In ein paar Wochen ist es soweit: Miss T. durchbricht eine Schallgrenze! Beziehungsweise steigt sie mal eben über ein zierliches Mäuerchen. – Ja, was denn nu? Herrjeh, es fühlt sich eben mal so und mal so an…

Tausende Artikel sind darüber bestimmt schon weltweit verfasst worden. Es passiert stän-
dig überall. Mir ist es zwar noch nie passiert aber es wird mir bald passieren. Zum Glück aber wohl nur einmal. Wissenschaftliche Untersuchungen führender Labors auf der ganzen Welt haben ergeben, dass es Jedem eigentlich nur einmal passiert. Reicht ja auch. Aber es wird eben darüber geredet und auch geseufzt. Also bitte, hier kommt jetzt die Stelle, an der geseufzt wird: Seufz.

Wieso seufz? Hatte ich das noch gar nicht gesagt? Ach so. Ich werde 40.

Ja, seufz. Sag’ ich doch. Die alte Leier.
Ist schon komisch, dass man sich von einem Datum so erschrecken lässt. Es ist ja nicht so, dass ich über Nacht, BAM!, altere, und wenn ich dann morgens in den Spiegel gucke, sind da plötzlich 20 Jahre mehr im Gesicht abgeheftet.

Trotzdem wird mich die Zahl stören, weil ich finde, sie steht mir nicht. Mir sind nämlich manche Zahlen schon immer unsympathisch, und die 2 und die 4 mochte ich noch nie, ganz besonders die 4 nicht. Die ist mir irgendwie zu pieksig. Meine Lieblingszahl ist und bleibt die 3, und die gebe ich jetzt auch ganz ungern her. Meinetwegen könnte ich jetzt noch 10 Jahre lang irgendwas mit 3 davor sein, und dann direktemang 50 werden. Die 5 hab’ ich nämlich auch ganz gern und die steht mir dann bestimmt auch wieder viel besser.

Eventuell hat der Argwohn gegenüber der 40 auch was mit solchen Zeichen zu tun, dass z.B. die Damen in „Liebe her!“-Anzeigen immer höchstens 39 sein sollen und wollen. Dahinter beginnt wohl so eine Art Niemandsland. Wer will da schon hin. Das hätte dann also was mit der Angst vor schwindender Attraktivität zu tun. Jetzt sagen natürlich alle: „Quatsch! Wieso soll eine Frau mit 40 denn nicht attraktiv sein? Da musste doch drüber stehen!“ Schon, aber deswegen kann es mir ja trotzdem mal auffallen, oder? Das merke ich aber sowieso schon länger, dass die Jungs nicht mehr so gucken wie früher. Zuerst dachte ich: nanü, die gucken ja gar nicht mehr. Werde ich vielleicht langsam unsichtbar? Aber weil im Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich niemand Probleme hatte, mich optisch auszumachen, dachte ich dann: Ach, phhhh…, wer will denn schon von Jungs beguckt werden! – Die Männer, die gucken nämlich schon noch… 

Und Frauen, die vierzig sind, kriegen außerdem meistens keine Kinder mehr. Da findet also schon eine Art heimliche Staffelübergabe statt und da sagt irgendsoein Steinzeittrieb eventuell „Abwinken“. Da kann man sich noch so gut gehalten haben.

Was die Kinderfrage angeht, bin ich ja sowieso etwas verdreht. Früher wollte ich durchaus eines Tages Mutter werden. Aber irgendwie wollten die Männer, mit denen ich ernsthaft zusammen war, auf gar keinen Fall Kinder. Bis auf einer. Der sagte irgendwann, er wün-
sche sich sogar ganz doll eins von mir. Bevor ich aber richtig überlegen konnte, ob ich ihm das nun zum Geburtstag oder lieber zu Weihnachten schenken soll, machte er sich vom Acker. Man gut, dass wir noch nicht angefangen hatten damit! Direkt auf der anderen Seite des Ackers stand übrigens die Frau, der er das Kind noch viel lieber machen wollte. Und heute bin ich amüsiert und sogar richtig froh drüber, dass es so gelaufen ist. Der wär’ nämlich wirklich der Falsche dafür gewesen. Das eigentlich Irre ist aber: Alle diese Herr-
schaften, mit denen ich länger zu tun hatte, wurden in der Beziehung nach der unseren Vater. (Bis auf Freund M. Der will das nämlich wirklich nicht.)

Eventuell bin ich also keine Frau, mit der man Kinder will, obwohl ich eigentlich gar nicht so richtig wüsste, wieso. Und vielleicht ist das auch gar wirklich nicht so, es wäre aber eigentlich nicht schlimm. Mit dem Thema bin ich inzwischen sowieso, nach sorgfältiger Auseinandersetzung damit, durch. Nur, wenn mal wieder eine Freundin muttert (so wie Freundin M. zurzeit), flackert kurz auf, dass das ja eigentlich schon ganz schön ist, so was… – Aber ich kenn’ das schon, das ist nichts Ernstes, dauert ungefähr 2-3 Monate und geht dann von alleine wieder weg. Was man von Kindern nun wieder nicht behaupten kann.

Müsste ich mich jetzt eigentlich für diesen ziemlich privaten Exkurs entschuldigen? Nö. Da denke ich halt so drüber nach. Ich behaupte jetzt mal frech: Das ist evolutionär so angelegt, das Frauen um die vierzig immer mal über Quark nachdenken müssen. Da können die nix für. Aber es reinigt die Hirnwindungen, also lass ’se mal.

Das sind eben die Sachen, die einem so einfallen können, wenn man 40 wird. Ob Männer das dann wohl mit der 50 haben? Dieses etwas unangenehme Gefühl, mal gucken zu müssen, was man eigentlich bis hier geschafft hat, und ob man noch irgendwo hin will? Hin will ich schon irgendwo, weiß aber im Moment nicht so Recht, wohin.

„Wohin?“ fragen mich gelegentlich auch Freunde und so. Da denke ich manchmal direkt bergeweise drüber nach, und weiß hinterher immer: Nee, da war jetzt noch nix dabei. Es muss schon laut und deutlich „PLINGGG!“ machen. Und Vieles hab’ ich ja auch schon gemacht: Ausbildung, Arbeiten in einigen total unterschiedlichen Sparten, Entwicklung von Universaltalenten, Musikmachen, Selbständigkeit, Liebe mit Zusammenwohnen, Liebe mit Getrenntwohnen, Freundschaft, Trennung, Krisen, Wiederaufstehen, Weitermachen.

Soweit also die Bilanz.

Und was mache ich denn an meinem Geburtstag? Also, soll ich das auch noch feiern, oder wie? Und mir launige Sprüche über die 40 anhören? Mich „altes Haus“ nennen lassen? Mein ganzes Taschengeld für Bier ausgeben, damit die Gäste dann fröhlich behaupten, ich sähe „keinen Tag älter aus als 39!“? Ich sehe sowieso höchstens wie 36 aus, dass das mal klar ist.

Eigentlich würde ich viel lieber wegfahren, ich vermisse das Meer sowieso schon seit län-
gerer Zeit. Und Muscheln stellen auch keine doofen Fragen und schenken einem keine T-Shirts, auf denen draufsteht: „Ich bin 40, bitte helfen sie mir über die Straße!“ O.K., das machen auch meine Freunde nicht, da würd’ ich denen nämlich was husten. Ebenso, wenn mir einer auf die Schulter haute und riefe: „Na? Und? Schon Mitleidskrise? Hahaha!“ Schließlich habe ich das oder Ähnliches im letzten Jahr bei Freundin S. beobachten kön-
nen, die mir zum Glück neulich mal erzählte, ihr sei die 40 auch immer noch nicht recht geheuer, obwohl sie schon ein Jahr damit rumläuft. Leider reicht aber meine Haushalts-
kasse nicht so richtig zum Wegfahren. Und wenn ich nach Hause käme, müsste ich die Biere ja trotzdem noch ausgeben. Ich könnte mich eventuell tot stellen. Aber auf Beerdi-
gungen wird ja für gewöhnlich sogar noch mehr gesoffen als auf runden Geburtstagen. Weiß ich also noch nicht…

Na, bis mir was einfällt, altere ich einfach noch ein bisschen vor mich hin…

28 thoughts on “Fürsiche an und pfirsich.

  1. Wenn ich dich richtig verstehe, ist dein Ungemach formalästhetischer Natur, genauer es geht um die äußere Form der Zahlen Drei und Vier. Die Drei gefällt dir, die Vier ist dir zu spitzig. Ich finde auch, dass die 3 schöner aussieht als die 4. Zum Glück musst du dir die Vier ja nicht als Brosche anheften. Merh Trost gibt es in dieser Sache nicht, denn in einer Welt, die die Jugend vergöttert, hadert fast jeder über 30 damit, dass der Mensch dummerweise älter wird. So ist der Jugendwahn der Königsweg ins Unglück. Tatsächlich ist die Geringschätzung des Alters ein Effekt der Schrift und somit auch der Zahlen. Mündliche Kulturen ehren ihre Alten, weil sie die Bibliotheken der Kultur sind. Und natürlich wissen die Angehörigen der mündlichen Kulturen auch nicht genau, wie alt sie sind. Sobald Wissen, Kenntnisse und Erfahrung unsinnlich per Schrift weitergegeben wird, sinkt die Wertschätzung des Alters, und die nasweise Jugend wähnt sich im Besitz der Weisheit, wenn sie drei oder vier Bücher gelesen hat.

    Dass Attraktivität etwas mit Zahlen zu tun hat, hast du selbst schon widerlegt. Ich könnte dir jetzt sagen, dass jedes Lebensalter unterhalb der Senilität seine eigenen Qualitäten hat, doch das willst du gewiss nicht hören. Also sage ich dir: Es ist schrecklich, dass du bald 40 wirst, kaum auszuhalten. Da hilft nur eins: Wirf Geburtsurkunde und Personalausweis weg. Komischerweise ist der Mensch in jeder Sekunde seines Lebens so jung wie nie mehr. Deshalb ergibt sich die Frage, will man ständig auf verflossene Sekunden schauen, also in der Vergangenheit leben, will man in vorausschauender Sorge damit hadern, dass man übermorgen schon älter ist als morgen oder ist es nicht besser, den Augenblick der Gegenwart erfüllend zu gestalten.
    Uff, jetzt bin ich überm Schreiben des Kommentars glatt 10 Minuten älter geworden und hätte es gar nicht bemerkt, wenn die blöde Uhr nicht wäre.

    Lieben Gruß
    Jules

    • Meinen Personalausweis möchte wirklich am liebsten wegwerfen, weil ich auf dem Foto furchtbar abgehetzt und etwas verwirrt aussehe. Allerdings ist es nicht so schlimm wie das auf dem davor. da hatte ich aus irgendeinem unerklärlichen Grund einen ganz deutlichen Bartschatten. :))

      Aber vielleicht könnte ich wirklich demnächst in so eine mündliche Kultur umziehen, denn mit dem, was ich so alles im Kopf habe, lässt sich bestimmt ein ganzer Stamm eine Weile betreiben (allerdings könnte ich da dann wohl nicht bloggen, das wär‘ ein Problem). Und wenn ich 50 werde, komme ich einfach wieder zurück. Ich hab‘ ja gar keine Angst vor’m Altwerden, nur diese scheinbare Hürde der hässlichen 40 beschäftigt mich gerade ein bisschen. Und wenn man vor einer Hürde scheut, guckt man sich schon mal um oder zurück.

      Danke Dir für die 10 Minuten Deiner Lebenszeit, eventuell bekommst Du sie bald mal von mir zurück. 😉

      Sei lieb zurück gegrüßt,
      Theobromina

  2. hallo weibliches pendant! ggg. interessant, deine eindrücke und gedanken, liebe theosinnierina!

    könnte ich fast so abschreiben, nur den namen würd ich dann in jenne ändern und denne noch erwähnen dass die vierzig, gar nicht so recht bemerkt wurde, da sie ja eine zahl ist.

    eines würde helfen: ein neues zahlensystem: 37 39 39 39+1 39+2 39+3… 39+10 50 😉 ich borg es dir,liebe theo, denn aus deinen wortenspricht auch, du hast es verdient. das dich schon sein ganzes leben suchende teilchen, das gegenüber, war blos noch nicht da, nur vermeintlich.

    so ist es doch gut,du hast DAS ereignis noch vor uns. DEN menschen! DIE gedankengleichheit! das ist immer schön zu wissen, was will da eine zahl von uns, pah! 😉

    ….und wenn du doch muscheln suchst… bring mir welche mit, denn ich mag sie auch.

    liebe grüsse, jenne.

    • oh weh, multitasking ist dann wohl doch nicht so ..

      ich korrigiere:

      „denn aus deinen worten spricht auch, du hast es verdient, dass das leben dir gefällig ist. das dich schon sein ganzes leben suchende teilchen, das erwünschte gegenüber, war halt noch nicht da, nur vermeintlich.

      so ist es doch gut,du hast DAS ereignis noch vor dir. DEN menschen! DIE gedankengleichheit! das ist immerhin schön zu wissen, was will da eine zahl beeindrucken, pah!“

      😉 nun ists geordnet und zur freien verfügung…

      • Hallo, lieber Jenne, Dein Zahlensystem gefällt mir ganz prima! Ich schnitz‘ es mir noch ein bisschen zurecht *taschenmesserraushol*: 39+1, 39+2, 39+4, 39+5, 50-5, 50-4, 50-3,…- fertig! Passt! 😉

        Dafür kannst Du Dir gern alles abschreiben, was Du nur willst. Etwa auch das mit den Kindern? Und die Lieblingszahl? Das wär‘ allerdings verblüffend…

        Und ja, ich kenn‘ da sogar einige, die hätten’s Schöne im Leben viel dicker verdient. Aber ich will auch gar nicht zu sehr maulen: Es gab und gibt ja auch viel Glück in meinem Leben. Vielleicht ist das passende Teilchen auch immer nur für eine gewisse Zeit anwesend und dann muss man’s auch wieder gehen lassen, um sich selbst zu sehen, und dann kommt irgendwann das nächste, ganz andere Teilchen. Und das passt überraschenderweise auch perfekt, aber an einer anderen Stelle… So ungefähr. Hm.

        Und sollte ich tatsächlich ans Meer geraten, fange ich eine Muschel für Dich mit, – versprochen! 😀

        Lieben Gruß von der Bromine

        • *ggg* muscheln! schönis, liebe theo!

          und eines sag ich mir immer: die personen, mit denen wir dann auf der altersbank auf ein zufriedenes leben zurückschauen (in gefühlten hunderten jahren), die gibt es schon, sie sind geboren und auch noch in der gleichen galaxi, auf dem selben planeten… es gibt sie, dort draussen, jetzt, in der gegenwart ein schöner gedanke 🙂 *so lasst uns in den lupenkasten greifen* 😉

          gute nacht, jenne!

    • „N büschen dazwischen…“ ;D
      Kommt ganz gut hin, liebe Jule. Ina Müller mag ich sehr, das ist ’ne Tolle! Ihre Lieder kenne ich kaum, aber ich freu‘ mich immer, wenn sie aus meinen Fernseher rausguckt, weil sie unheimlich witzig und klug ist.

      Und das mit der runden Vier, das hab‘ ich vorhin auch schon gedacht…

      Liebfeine Grüße!

      • Ich hab Ina Müller inzwischen zum zweiten mal live erleben dürfen.
        Zum ersten mal hab ich sie 2002 gesehen, damals noch zusammen mit Edda Schnittgard als Queen Bee.

        Und letztes Jahr zum 40. hat mir meine bessere Ehehälfte ein Hamburg Wochenende – mit Ina Müller Konzert – geschenkt.

        Hamburg ist immer eine Reise wert und Karten kannst du dir ja schenken lassen … 😉

        • Ja, genau! Queen Bee. Da hab‘ ich mal einen Abend im Fernsehen gesehen, hat mir damals prima gefallen. Besonders, wenn die sich so vermeintlcih angezickt haben. Und über Hamburg ließe sich nachdenken, da war ich ja auch schon so lange nicht mehr… Hmmmm. 😉

  3. Meine Kollegin kriselt ebenfalls auf die 40 zu und hat irgendwie Angst, das wäre so ein Verfallsdatum und man würde sie bestimmt in einen Einkaufswagen packen und zum halben Preis in Kassennähe aufstellen. Is aber nich‘ so. Echt.

    Zu deiner Beruhigung ich war auch mal ein ganzen Jahr lang 40. Vorletztes Jahr um genau zu sein. Das war gar nicht so schlimm. Im Gegenteil. Und seit ich gehört habe, das mann auch keine grauen Haare mehr bekommt geht’s mir auch viel besser. Man nennt das jetzt nämlich „Antikschwarz“.

    Zudem habe ich eine kleine Studie angefertigt und gefunden, dass es zwei Arten von Genies gibt: die einen fangen mit 40 richtig an, die anderen sind mit 40 tot. Ich lebe noch, also bin ich guter Hoffnung.

    • Uijui! Über 40 und „guter Hoffnung“? Glückwunsch! :))

      Deine Studie über Genies gibt mir zu denken: Das hieße, ich müsste dann an einem Donnerstag „richtig anfangen“. O.K. – Oder könnte ich das dann auch am Montag drauf machen?

      Danke für die aufmunternden Worte!

  4. Ich werde mir nächstes Jahr das T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin 40, geht mir aus dem Weg, weil mein Leben jetzt erst mit Macht und voller Lust losgeht“ schenken.

    Und sehr dankbar dafür sein, daß meine T-Shirtgröße solche langen Texte zuläßt :))

  5. Jo, die liebe Pfirsich.

    Ich freu mich irgendwie schon drauf, aber ich mag auch 4en.

    3en verwechsel ich immer mit 7en, und das ist ganz ungut wenn mensch sich mal vorm Bankomat fragt, ob lieber die runde oder die eckige 3 zu drücken is. Das letzte Mal als ich mir diese Frage gestellt hab, durfte ich anschliessend die Karte wieder freischalten lassen…

Schreibe einen Kommentar zu theobromina Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)