Amüsemang Deluxe

Es ist schon ein paar Jährchen her, da hörte ich bei der Arbeit so nebenher Radio. Die Moderatorin rief die Hörer auf, im Studio anzurufen und zu erzählen, was aus ihrer Erfahrung der beste oder schlimmste „Anmach-Spruch“ sei.

Natürlich riefen dann erstmal reichlich Jungs an, die meinten den „ultimativen“ Spruch drauf zu haben, mit dem sie angeblich bei den Mädels reihenweise Schwächeanfälle auszulösen vermochten. Ich zweifelte das eher an, denn das waren natürlich so Sachen wie: „“Ich hab‘ meine Nummer verloren, kann ich deine haben?“ und „Jemand hat zwei Sterne von Himmel geklaut…“ Blabla… Da konnte ich mir schon denken, warum die Damen Ohnmachten vorgetäuscht hatten.

Grade als ich eine Kassette einschmeißen wollte, rief eine Frau an, die offenhörig schon etwas dem Teeniealter entwachsen war und vergnügt folgende kleine Geschichte zum Besten gab:
Ihre halbwüchsige Nichte hatte sie auf dem Lande besucht. Irgendwann beschlossen die Damen „mal zu rauszukriegen, wo hier was los ist“. Sie erfuhren auf Nachfrage von einer Disco in der Nähe. Abends machten sie sich ein bisschen schick und auf den Weg.
Als sie bei der Disco ankamen, war nicht mehr zu übersehen, dass es sich um eine echte „Dorfdisco“ handeln musste, denn ein paar der Jungmänner waren offensichtlich mit dem Traktor vorgefahren.

Drinnen war die Stimmung gut, alles war voller karierter Flanellhemden und Dauerwellen, die Musike laut und, wie auf dem Lande üblich, gezecht wurde ordentlich. Die beiden Damen schauten sich um, tanzten wohl auch mal ab und an und amüsierten sich prima.

Einer der Flanelljungs war offensichtlich sofort von der Nichte wie gebannt gewesen und ließ diese nicht mehr aus den Augen. Er blieb aber steif in seiner Ecke stehen und trank ein Getränk nach dem anderen. Es war ihm wohl deutlich an der Stirne abzulesen, dass er verzweifelt über Kennenlernmöglicheiten nachdachte und versuchte, sich dafür Mut anzutrinken.

Irgendwann, wohl reichliche Zeit später, musste er eine Eingebung gehabt haben. Er setzte sich ruckartig in Bewegung und wankte quer durch den Laden auf Tante und Nichte zu. Die beiden warteten gespannt darauf, was denn jetzt nun käme.

Glücklich angekommen, baute der Jungmann sich möglichst grade vor ihnen auf, kriegte eine knallrote Birne, zögerte, schluckte, schluckte noch mal und platze schließlich heraus:

„Tach!! Bissu auch hier?!???“

5 thoughts on “Amüsemang Deluxe

  1. Yeah! Der könnte von mir sein.
    Flanellhemden find ich zwar kacke, Dauerwelle geht nich mehr (und soll auch gar nich) und Diskos im allgemeinen und Dorfdiskos im speziellen meide ich tunlichst. Aber ich erinnere mich gut daran, dass ich in Momenten der Spontanverliebtheit anlabertechnisch auch gern mal das Thema verfehlt habe. Glücklicherweise war dadurch aber meist sehr schnell das Eis gebrochen (oder die Dame der Begierde war so schnell verschwunden, dass die ganz große Scham gar nicht mehr aufkommen konnte).

    Passend zum Thema auch folgende Szene aus dem 80er-Jahre-Klamaukstreifen „Immer Ärger mit Bernie“. Einer der Protagonisten himmelt seit einiger Zeit die oberhübsche Catherine Mary Stuart an. Endlich überwindet er sich, auf sie zuzugehen und sie anzusprechen. Als er so vor ihr steht, ist zunächst nichts als Schweigen. Sie schaut ihn fragend, er sie völlig belämmert an. Plötzlich entfährt es ihm: „Meine Tante hat ’ne Gürtelrose!“ Herrlich!

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