Irgendwann muss auch mal Schluss sein!

Nein, auch ich will hier lieber keinen Jahresrückblick eröffnen. Ich bin ja froh, wenn ich das meiste davon nicht mehr sehen muss! Dieses Jahr, das eigentlich so schön hätte werden sollen, hat mich und viele, die mir lieb und lieber sind, gründlich auf die Forken genommen und kräftig durchgeschüttelt, nicht ohne Kratzer zu hinterlassen.

Vielleicht hab‘ ich das sogar schon irgendwie vorausgeahnt, denn beim letzten Jahres- wechsel hatte ich, mit Verlaub, eine richtige Scheißlaune, mit der ich wohl die beiden Mitmirfeiernden beinahe angesteckt hätte, wenn sie sich nicht tapfer dagegen gestemmt hätten. Ausgleichen wollte ich meine Vorahnung dann mit einer dieser wunderschönen Papierlaternen, die mir mein Liebster tatsächlich am Morgen noch heldenhaft am ganz anderen Ende der Stadt auftrieb, weil ich so ein Begehr danach hatte. Ich selbst hatte es partout nicht auf die Reihe gekriegt, aber gehört, dass man da seine Wünsche drauf- schreiben kann, damit sie dann in den Himmel fliegen, wo sich dann irgend eine arme Sau drum kümmern muss. – Wenn die Laterne nicht gerade unterwegs hängenbleibt, um einen unschuldigen Dachstuhl in Brand zu setzen…

Jedenfalls habe ich mit breitem Filzer gleich jede Menge Wünsche draufgeschrieben. Eigentlich ein Wunder, dass sie mit diesem Ballast überhaupt noch aufgestiegen ist, aber sie schaffte es sogar zwischen den Bäumen und Stromleitungen hindurch in die Höhe, wo sie leider bald vom Dunst verschluckt wurde. – Wie auch die darauf folgenden Monate…

Bis hier haben wir nun also tapfer ausgehalten.
Aber morgen, aber morgen!!!

Nein, diesmal gibt’s keine zarten Laternen… – Ich werd‘ das alte Jahr abschießen!
Gestern fand ich auch gleich die geeignete Zutat: Eine Mega-Matte!

Klingt wie eine Frisur, die so furchterregend ist, dass das alte Jahr vor Schreck einen In- farkt erleidet. Ist aber eine Matte aus 200 Knallern, die keinen Widerspruch duldet. 200x „Hau ab!“ sollten reichen. Ungefähr so viele unterirdische Tage hatte dieses Jahr nämlich auch. Jedenfalls bestimmt mehr als die Hälfte.

2009_abknallen

Und weil man nicht nur motzen soll, gibt’s zur Begrüßung des neuen, sicher freundlichen, wohlmeinenden, gut duftenden, zuckersüßen, blütenverstreuenden Jahres 2010 goldene Sprühlichter, neun an der Zahl. (Wer mich kennt, weiß, dass die 3 meine Lieblingszahl ist. Und die 9 ist eben 3×3 und hält sicher besser. Eigentlich hätte ich sogar 3x3x3 Gold- lichter nehmen sollen, aber zwingen wollen soll man das Glück ja nun onnich…)

Ja, ich weiß, ich bin eine furchtbare Symbolik-Else, aber das ist ja alles nur Ausdruck meines guten Willens. Und meine Ahnung sagt diesmal, es könnte klappen…

Rutscht gut, Ihr Lieben!
Wir sehen uns dann auf der anderen, der Sonnenseite, wieder!

– Eure Theo

Verschossen

Neulich war ich mal wieder bei einem Feuerwerk. Ich hatte nämlich ganz lieben Besuch, und da dachte ich: Wenn Hannover schon einen Feuerwerkswettbewerb ausrichtet, der im Sommer an fünf Samstagen von verschiedenen Ländern bestritten wird, dann soll man das auch bei Gelegenheit zur Besucherbelustigung vorführen. Der Wettbewerb findet im großen Barockgarten in Herrenhausen statt, und man kann, wenn man pfiffig ist, eine gut gekühlte Flasche Sekt mitnehmen und was zum Schnabulieren, und sich’s schon vorher im Garten gemütlich machen, bis es dunkelt.

Man darf sich aber nicht stören lassen von herummarodierenden Sauftrüppchen, die tat-
sächlich mit Getränke-Bollerwagen und laut vorgetragenem Liedgut über die beheckten Wege ziehen. Ich war ja lange nicht dort gewesen und wunderte mich ein bisschen über die neuen Sitten. Sowas sieht man hier ja eher zu Himmelfahrt oder beim Schützenaus-
marsch. Neuerdings wird der Wettbewerb aber von einem schlimmen Radio präsentiert, und ungefähr genauso hatte ich mir die Hörer auch immer vorgestellt.

Dann hatte es fertig gedunkelt.
Wir wurden von Ordnern von der Bank gekämmt und sollten uns bitteschön in den vorderen Teil des Gartens bewegen, der Sicherheit wegen. Wessen Sicherheit, wurde nicht gesagt. Natürlich wollten wir einen feinen Ausguck finden, und nach meiner Erinne-
rung durfte man früher auch seitlich zum Geschehen stehen. Aber wir wurden überall weggejagt und mussten mitten zwischen die Leute, die im so genannten Ehrenhof zusam-
mengepfercht wurden. Das ist nämlich sicherer.

Wenn ich mir ein Feuerwerk angucke, habe ich immer Schiss, dass in meiner Nähe alles voller „Aaaah!“- und „Ooooh!“- Rufer ist. Ich hatte auch schon mehrmals das Vergnügen, vor oder neben einem „Chemiker“ zu stehen, der genau sagen konnte, mit welchen Pülverchen man welchen Farbeffekt erzielt („Magnesium für Silber, Eisen für Rot“…). Und der das auch tat, das Sagen. Und zwar ausführlich. Nie, nie, nie werde ich verstehen, warum man sich das nicht einfach angucken und still genießen kann!
Ich liebe nämlich Feuerwerk über alle Maßen und kann sehr traurig oder wütend werden, wenn man es mir zutrötet. Zum Glück hatten wir Glück, was das anging.

Weniger Glück hatten wir mit der Musik. Das Feuerwerk wurde von Südafrika ausgerichtet und nachdem sie die „Pflicht“ zu klassischer Musik eigentlich wunderbar hingelegt hatten, kam die „Kür“. Es fing gut an, mit ganz schöner spanischer Gitarrenmusike und ich war auch tüchtig ergriffen, als es plötzlich poppig wurde und mein Begleiter amüsiert fest-
stellte, dass ein gewisser Herr Frank Farian wohl neuerdings in Südafrika ganz groß rausgekommen sei. Da konnte ich auch nur noch lachen. Bon Jovis „Keep the faith“ in fieser Instrumentalversion.  Das kann ich so schon nicht leiden. Irgendwie musste ich an Eimer mit kaltem Wasser denken und beim Fernseher hätte ich jetzt den Ton runterge-
dreht. Dann kam ein Stückchen von Orffs „Carmina Burana“, aber genau an der Stelle, wo es toll wird (wenn die Becken und Pauken losdonnern!), bog das Ganze schon wieder zu farian’scher Pop-Fiesigkeit ab. Überraschenderweise schien das außer uns niemanden zu stören. Hinterher hörte man überall, wie schön das wieder gewesen sei. Ich mag aber nicht glauben, dass das alles Leute waren, die sich auch ohne mit der Wimper zu zucken Waldmeistersirup in den Champagner kippen würden… Ich glaube eher, dass viele sich eine Rechtfertigung für das Kaufen der doch ganz schön teuren Eintrittkarten zusammen-
reden wollten.

(Ich habe übrigens auch schon Feuerwerke gesehen, die zu Popmusik zusammengestellt waren, z.B. zu „Bohemian Rhapsody“ von Queen, oder „Dark side of the Moon“ von Pink Floyd. Das war reinewegs zum Gänsehaut kriegen! Aber am Schönsten finde ich’s doch immer noch zu klassischer Musik, am besten zu Arien. Warum macht nicht mal einer was zu „Lacme“ von Delibes, hm?)

Auf dem dunklen Nachhauseweg fuhr ich übrigens noch durch die Scherben einer Bier-
flasche, die jemand netterweise auf den Fahrradweg hatte fallen lassen. Wahrscheinlich hat er es nicht gemerkt, und deshalb lagen die da noch. Also schoben wir nach Hause, angetrunken, amüsiert und ein bisschen müde, während uns mein platter Vorderreifen ein Liedchen zusammenknautschte.

Am kommenden Wochenende ist Großbritannien dran mit Feuerwerkerei.
Ich weiß aber noch nicht, ob ich mich traue…