Augenschmaus im Treppenhaus

Mein Nachbar auf der Etage stellt immerzu Zeug ins Treppenhaus. Beispielsweise seine unappetitlichen Mülltüten, die er dann anscheinend Stunden oder Tage später in den Hof mit runter nehmen will. Und damit er den Müllmief nicht solange in der Wohnung haben muss, stellt er das Gelump vor seine Tür, wo ich dann immer wieder dran vorbei muss und (ohne es zu wollen) mitkriege, dass er z.B., wattweißich, Mikrowellen-Chilli-Wraps isst und dazu literweise H-Milch trinkt.

Mitunter werden aber auch aussortierte Wohnungsteile vor der Tür aufbewahrt. Dann ste-
hen da wochenlang halbe Reale, kaputte Lampen, Bretter oder bunte Plastikwannen mit ineinander verkeiltem Kram drin. Ich hab’ dann immer ein bisschen Angst, der Nachbar wächst jetzt langsam aus seiner Wohnung raus und baut demnächst sein zweites Wohn-
zimmer im Treppenhaus auf. Ich mag also kaum rausgehen, weil ich denke: wenn ich das nächste Mal nach Hause komme, sitzt er vor meiner Tür im Hausflur in ausgebollerter „Freizeithose“ vor’m Fernseher und zieht sich Flips essend irgendwelche Pathologenkri-
mis rein. Und ich muss dann an seinem Fernsehsessel vorbei, schmeiße aus Versehen seine Cola um und muss dann womöglich noch sagen, dass es mir Leid tut und ihm noch ’nen schönen Abend wünschen.

Am Schlimmsten aber finde ich, dass er morgens nach dem Joggen immer seine total vollgemieften Sportschuhe neben die Fußmatte stellt!

Kein schöner Anblick auf nüchternen Magen, diese völlig zerlaufenen, grauen Biester. De-
ren Zurschaustellung sollte meiner Meinung nach in der Hausordnung deutlich untersagt werden. Egal, ob jetzt Fenster auf oder zu. Schließlich ist das sehr unhöflich und auch belastend; – man traut sich ja gar nicht mehr, Besuch einzuladen! Höchstens, wenn man den Kuchen lieber alleine verspachteln möchte. Leider habe ich wenig Hoffnung, dass so ein Passus bald mal in unsere Mietverträge einzieht. Und ob der Nachbar sich dran halten würde? Die Leute lärmen ja auch noch abends spät in ihren Wohnungen herum, obwohl auch diese spezielle Herumlärmungsart deutlich untersagt ist.

Jedenfalls, solange nichts geschieht, stelle ich mir eben weiter vor, dass ich ihm vielleicht doch eines Tages mal klammheimlich die Schuhe mit Weltraumkleber an der Matte fest-
mache und dann noch einen schönen halben Liter olle, fies gewordene Vanillesauce da reinkippe…

22 thoughts on “Augenschmaus im Treppenhaus

  1. neben stinkschuhe raumspray stellen, oder auf ausrangierte möbel einen folder einer entrümpelungsfirma kleben
    und wenn der mist wieder vor der türe steht bei ihm anläuten mit:“ entschuldigen sie, ich glaube sie haben da was vor der türe vergessen!“

    bei mit steht im hausgang am fensterbrett jetzt schon seit drei wochen ein wärmeplattengestell aus dem chinarestaurant,daneben fußball ohne luft und oben drauf ein alter stöckelschuh.
    meine nachbarin klebte letztens ein schildchen daneben:“ rauminstallation – „das was keiner mehr will“ wien 2008 künstlerkollektiv dreckspatz“

    sowas amüsiert mich königlich……

  2. Kennst du die Geschichte „Turnschuhe“ von Stephen King?

    Raumspray neben die Schuhe fände ich sehr elegant. Müffeltüten und größeres Sperrgut würd ich einfach direkt auf die Fußmatte stellen, das Juchheirassa beim nächsten Versuch, im Ignorierschritt am eigenen Müll vorbeizurasen, ist grandios…

    • Nee, au weia, haben die ihren Träger gefressen oder so was? Oder mit ihren Schnürsenkeln erdrosselt? Durchs Senkelloch gezogen? Zertrampelt? Leblos geschwitzt? Totgeturnt?

      Ich merk‘ schon: ich sollte nie nich Gruselromane schreiben. Die würd‘ ich selber nicht lesen!

      Müllumparken find ich guuut, vielleicht traue ich mich das wirklich mal, hehe…

  3. Den Passus brauchst Du nicht. Es nämlich ohnehin verboten, etwas ins Treppenhaus zu stellen, denn es handelt sich um einen Fluchtweg, der nicht zugestellt oder verbaut werden darf. Sprich einfach mal Deinen Vermieter an, der muss degegen vorgehen. Auch die unappetitlichen Schuhe muss sich niemand in Euern Hause gefallen lassen. Da kannst Du und auch die anderen Mieter gegen an gehen, zumal sie ja wohl auch stinken und somit belästigend sind.

    • „Verbauen“ trifft es eigentlich ganz gut. :))

      Ich stell‘ mir gerade vor, wie mein Vermieter da klopft und sagt: „Ihre Turnschuhe verbauen den Fluchtweg, die müssen entfernt werden!“ Der Einzige, der da flüchten muss, wäre ja der Nachbar. Und dazu bräuchte er dann seine Laufschuhe…

      Im Ernst: ich guck‘ mir das noch ’ne Weile an, vielleicht habe ich mal Gelegenheit, ’ne Bemerkung dazu zu machen.

  4. Meine Unternachbarn sind so ähnlich wie dein Türnachbarn, meine Liebe. Ich habe inzwischen ein Fotoprojekt begonnen und fotografiere jeden Tag einmal, was draußen steht. Vielleicht schenke ich ihnen mal ein hübsches Album.

    • Das merke ich mir – ist ´ne schaue Idee. Meine Freunde haben mal alle linken Schuhe, die draussen standen, einfach in die Mülltonne geworfen, da stand dann nie mehr was im Treppenhaus und stank vor sich hin. Gehört natürlich etwas Mut dazu und nicht erwischt zu werden ist auch ganz wichtig!

      • Ja, die ist aber auch gut, die Idee. Ich hätte sogar noch so Einweghandschuhe da, die mir vorher überziehen könnte… Wenn’s mich mal wieder richtig nervt, werd‘ ich’s mal erwägen. :>>

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