Bellissima…

Isch glaub’, isch dreh‘ langsam dorsch. – Huch! Was macht’n der Fisch jetzt hier, es geht doch eigentlich um einen Hund!?

Genau. Um einen Hund. Vorgestern stand ich nämlich im Badezimmer und hörte plötzlich einen kleinen Hund bellen, der meines Wissens ca. 400 Kilometer weit weg ist. So laut bellt aber eigentlich kein Hund, dass man den noch so weit hört. Es war reine Einbildung.

Ich selber war nämlich vorletzte Woche ungefähr 400 Kilometer weit weg, und da hörte ich den Hund ganz deutlich, denn er wohnt im Haus neben dem meines Gastgebers. Das Haus ist quasi direkt an sein Badezimmer drangebaut, könnte man sagen. Und in dem Haus sitzt eben jener kleine Kläffer den ganzen Tag auf einer der Fensterbänke und bellt die Fensterscheibe und vorbeiwehende Zettelchen und Passanten an. Oder die Luft. Man weißes nich.

Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass er auch jedes Mal mitkriegte, wenn ich z.B. im Badezimmer mein Handtuch wieder auf den Haken hängte, weil er dann direkt anfing, die Welt eifrigst vor gefährlichen, eben aufgehakten Handtüchern zu warnen. Also, da traut man sich ja kaum noch, die kleinste Bewegung zu machen und steht dann da, mit dem Handtuch am ausgestreckten Arm. Irgendwann brachte mich das dazu, aus lauter Daffke einfach mal zurück zu kläffen, schon allein, weil sowas im Bad auch prima hallt. Jetzt wurde das Vieh aber richtig lebendig und wäre da eine Pfanne in der Nähe gewesen, – ich weiß ja nicht… Das ging ein Weilchen hin und her und dann dachte ich mal wieder diesen Gedanken, den ich ab und zu mal spontan denke, nämlich: Was mache ich hier eigent-
lich?
Wieso stehe ich in einem Badezimmer und kläffe? Ich hab’ das aber lieber doch nicht zuende gedacht, sondern mir die Zähne geputzt.

Jedenfalls scheint der Hund mich jetzt irgendwie zu verfolgen. Mit im Zug saß er aber nicht, das wäre mir sicher aufgefallen (und den anderen Reisenden auch). Ich hab‘ ihn vorgestern trotzdem wirklich deutlich gehört, und zwar genau so, als kläffe er im Nachbar-
haus neben meinem Badezimmer. Dabei ist da gar kein Nachbarhaus, sondern höchsten ein Treppenhaus dran. Und in meiner Nachbarschaft gibt’s zwar auch ’nen Kläffer, aber der klingt ganz anders. Er wird besonders gern um die Mittagszeit in den Hinterhof entlassen, wo er sich dann mal ordentlich ausspricht. Meistens am Wochenende, wenn man die Ge-
legenheit hätte, sich mittags ein bisschen hinzulegen. Wahrscheinlich möchten das die Hundehalter auch gern und sind froh, dass das Gebell draußen ein bisschen leiser ist als drinnen.

Ich glaube jetzt übrigens, dass es immer und überall einen kleinen, aufgeregten Hund in Hörweite gibt. Das ist sicher auch in den Grundbüchern eingetragen. Also, wo nun der nächste Hund postiert ist, so zur Orientierung für die Anwohner, und damit auch ja nie-
mand leer ausgeht. Und diese Hunde werden vermutlich irgendwie von der Grundsteuer mitfinanziert. Doch, doch. Da bin ich mir inzwischen ziemlich sicher. Und e-ven-tu-ell steht im Grundbuch sogar auch was über Hunde drin, die es fertigbringen, nur im eigenen Kopf zu bellen…

 

31 thoughts on “Bellissima…

  1. Fragen über Fragen. „Haus ist quasi direkt an sein Badezimmer drangebaut“ – ist das Badezimmer so groß oder das Haus so klein?
    Und – war da wirklich ein Hund? Mmmhh, der Reim ist Rund – das tu ich dir kund, quasi mit dem Mund (autsch).
    Weiiiiielll wenn da kein Hund war und du das jetzt dauernd hörst, mußt du dich erkundigen ob du dafür Hundesteuer respektive Vergnügungssteuer zahlen mußt – das wir teuer. 😉

    Wuff Andi

    • Hm, vielleicht Gema-Gebühren oder sowas, für’s innere Abspielen eines Hundes?

      Das Hundehaus ist eigentlich normal groß, auch das Badezimmer hat ein normal großes Haus um sich drum, und die beiden stehen nebeneinander in einer Häuserzeile. Den Hund höre ich aber nur, wenn ich im Bad stehe (oder, wenn man beim Zurückkommen auf die Häuser zugeht, dann sieht man ihn sogar!).

      Jaul! Theo 😉

  2. ich hatte gestern ein ähnliches Erlebnis mit virtuellen Altglascontainern, bin mit meiner Tüte zur Disco gelaufen, allein der Container den ich seit Jahr und Tag in der Ecke verortet und so laut klimpern hörte: hohle Luft ohne Einwurfloch mit Beschriftung weiss, grün, braun. (Wenn ich meinen Hintern schon hochkriege…)

    Vielleicht ist die Luftschichtung schuld, es gibt bei bestimmten Wetterlagen nicht nur optische, sondern auch akustische Spiegelungen (Fata Morganas).

    Was mich früher nicht weiter gestört hat, weil wenn ich die Flasche in die Fata Morgana reinwarf, wurde sie offenbar in den hunderte Kilometer entfernten Container reingespiegelt und ich hörte ein schönes und zeitnahes containertypisches „KOLLERBOLLER“ oder „SPLITTERDI“.

    Vielleicht is das mit dem virtuellen Hund genauso, bell doch mal zurück … *möff mwöff*

  3. Das Scheinbellen – ein wahres Phänomen und Problem: Je näher man kommt, um so leiser wird es, je weiter man sich entfernt, desto lauter wird´s. (Bei Michael Ende war das schon beschrieben, wenn auch in anderem Kontext, mit Riesen nämlich.) Der einzige Rat, den ich Dir geben kann, ist: halt Dich an Katzen; die sind zwar nicht unbedingt weniger lästig, aber wenigstens leise dabei…
    😉

    • Turtur, genau. 😉

      Katzen sind mir eh‘ viel lieber… Die krachen nicht, stinken (meistens) nicht und sehen auch viiiiel schöner aus. Früher wohnten sogar einige im Brominenhaushalt (hintereinander, nicht nebeneinander). Allerdings, dann kam eine Allergie auf und sowieso der Gedanke, dass so ein Tierchen gern mehr Platz hätte, als ich zur Verfügung stellen kann. Seither lebe ich allein… *schnüff*

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