Schulterzucken hilft bei Gewitterfront

Nachdem ich gestern früh einen wichtigen Termin abgehakt hatte, bei dem sich übrigens rausstellte, dass ich völlig umsonst schlecht geschlafen, mich aufgeregt und -gerüscht hatte, weil der Job dann doch leider nicht in Frage kam, rief ich endlich mal wieder Freun-
din M. an, drohte mit meinem spontanen Besuch und versprach, Brötchen mitzubringen.

In der Bäckerei sollte ich 2,18 € zahlen und schob der Verkäuferin einen Zwanziger zu. Sie hatte aber nur wenig Wechselgeld in der Kasse und war jetzt völlig zerknirscht, weil sie mir nur Hartgeld zurückgeben konnte.

„Naja“, antwortete ich schulterzuckend, „ist doch schließlich auch Geld. Heute ist wohl so ein Tag, an dem alle mit Scheinen kommen, was?“ Sie entschuldigte sich aber gleich noch mal so, als wäre sie mir aus Versehen heftig über den Fuß gefahren und meinte, es täte ihr wirklich total leid! Dann fing sie an, mir zögerlich die Ein- und Zwei-Eurostücke hinzuzählen, was ihr sichtlich unangenehm war. „Och was“, sagte ich, “das krieg’ ich auch noch irgendwie ausgegeben. Ist doch nicht schlimm…“ Ihre Kollegin hatte nebenbei alles mit angehört und meinte anerkennend: „Also, so viel Verständnis haben die Kunden aber echt selten!“ und ihr war tatsächlich Erleichterung anzusehen.

Jetzt weiß ich nicht, ob’s nun daran lag, dass ich früher selbst mal im Verkauf gearbeitet habe, oder ob es selten vorkommt, dass die da nicht so wechseln können, wie sie wollen. Aber ich frage mich schon, welche Reaktion die Beiden denn befürchtet hatten. Sind die Kunden inzwischen so, dass man regelrecht Schiss vor ihnen haben muss? Hatten sie Angst, ich würde gleich anfangen, das schlimme Lied von der „Servicewüste Deutschland“ zu singen? Haben sie mit einer Anzeige gerechnet, wegen „mutwilliger Portemonnaie-
Beschwerung“?

Etwas später ahnte ich dann, wie bei denen die Otto-Normalkundin aussehen muss:

Freundin M. wollte nach dem Frühstück gern noch mit ihren beiden süßen Töchtern auf den Spielplatz an der Fußgängerzone. Kaum, dass wir so dasaßen und schnatterten, kam eine Kindergartentruppe angetummelt und begann unter fröhlichem Gejohle einen Regentanz.

Eine ältere Frau, Typ Hanseatenschickse, näherte sich mit ihrem halbvollen Einkaufsbeu-
tel, verzog schmerzlich das Gesicht und fragte ein Kind: „Was schreist Du denn so! Du musst doch nicht so schreien!“ Das Kind ließ sich aber zum Glück nicht beirren und lach-
te herzhaft, bevor es erneut loslegte. Jetzt blieb die Frau aber stehen und fing an, erstmal kräftig rundum zu meckern, erwischte dabei einen Betreuer und wollte ihn jetzt zur Verant-
wortung ziehen: „Muss das sein, dieses Geschrei hier!?! Das geht doch nicht!“ Der blieb aber ganz ruhig und meinte nur: „Das ist’n Spielplatz hier!“

Nu’ wurde Omi aber richtig fuchsig, holte ihr Handy raus und fing an, zu Demonstrations-
zwecken zu telefonieren. Nur um irgendeinem armen, unbeteiligten Menschen mitzuteilen, es sei hier so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstünde!

Ich muss jetzt mal sagen, dass mir das noch nie passiert ist. Ich verstehe meine eigenen Worte immer prima, egal, ob’s nun laut ist oder nicht. Manche verstehe ich sogar, obwohl ich den Mund gar nicht erst aufgemacht habe! Was ich hingegen manchmal nur ganz schlecht verstehe, sind die Worte der Anderen, aber das ist ja ganz normal…

Ich meine, wenn man in der Nähe eines Spielplatzes wohnt, kann das im Sommer schon mal anstrengend sein; ich weiß gut, wovon ich rede. Aber im Vorbeigehen Kinder anzu-
meckern, die sich in der Stadt auch mal austoben wollen…? – Das erinnert mich schwer an das Titellied der 70er-Kinderserie „Rappelkiste“, in dem ja vorkommt: „Machste mal zuhause Krach, kriegste gleich eins auf das Dach. Willste übern Rasen laufen, mußte dir ein Grundstück kaufen. Spielste mal im Treppenhaus, schmeißt dich gleich der Hauswart raus.“

Der Kindergartenbetreuer schlug der Frau vernünftigerweise vor, sie könnte doch auch ein-
fach weiter gehen…

So hätte ich das übrigens auch gemacht. Die Gesetze der Physik sagen schließlich, dass die Lautstärke mit der Entfernung abnehmen muss. Madame hatte aber zuwenig Ahnung von Physik und rief entrüstet: „Ja, ich kann doch nicht fliegen!!!“. Aber stehen bleiben und wertvolle Energie verpuffen, das konnte sie prima. Erst als sie merkte, dass wirklich niemand Partei für sie ergriff, sondern eher überall geschmunzelt wurde, ging sie unter anhaltendem Gezeter und Gepruste weiter.

Ich vermute, zum Bäcker.

19 thoughts on “Schulterzucken hilft bei Gewitterfront

  1. Toxische Menschen! Laufen durch die Gegend und vergiften die Umwelt mit dem Gift und der Galle die sie für Kommunikation halten. Mit High-Tec Sensoren ausgestattet, um alltägliche Dinge zu finden über die sie sich aufregen können.

    Solche Menschen gilt es zu meiden. Bevor sich der Virus des Bösen ungefragt überträgt, und man zur gleichen Karikatur mutiert.

    B)

    • Den von @AndiW geäusserten Gedanken möchte ich mich anschliessen, und spende ausserdem 1 Tüte Mitleid für den armen Folge-Bäcker…

      … manche Leute holen sich auf diese Weise ihre tägliche Dosis Kommunikation.

      • Da kann man an manchen Tagen wirklich hakenschlagend durch die Gegend laufen, muss am Wetter liegen.

        Ich wüsste ja gern mal, wen die Oma da angerufen hat…
        Und wie das ist, einen Anruf zu kriegen: „Ich stehe hier in der Soundsostraße, und hier ist es total laut, weil die Kinder alle so schlecht erzogen sind! Sittenverfall! Rohrstockrevival! Kinderbergwerk!“

  2. Zum ersten Teil der Geschichte:
    Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine 2€ beim Bäcker nur mit einem 20€ Schein bezahlen kann….

    Zum zweiten Teil:
    Es gibt Kindergeschrei und Kindergeschrei. Wenn Kinder spielen und rufen und schreien und Lärm machen, dann finde ich das voll in Ordnung.
    Wenn Kinder aber nur des Lärms wegen rumkreischen und quietschen, dann geht mir das auf den Zeiger. Denn das ist meist ein Gejammer, das zur Show abgezogen wird um die aufmerksamkeit der Elternzu erlangen.
    Und es ist das Geräusch, das mich davon abhält, Kinder zu bekommen.

    • Ja, so rum kenne ich das natürlich auch. Aber solange ich nicht mit ’nem 50er da ankomme… Manche gebe aber auch Scheine, weil sie die hinter sich nicht ungeduldig machen wollen, indem sie ihr Kleingeld raussuchen. Wie man’s macht! 😉

      Und was Kindergeschrei angeht, kann es natürlich extrem nerven, klar. Meinem Haus gegenüber ist ein Spielplatz und da gibt’s so einen kleinen Spezialisten, der die ganze Zeit nur brüllt und seine Kumpels rumkommandieren will. Der strengt mich manchmal sehr an, und so einen würd‘ ich auch nicht zuhause haben wollen.

      Übrigens schön, dass Du mal wieder reinschaust! :wave:

  3. Jetzt hab‘ ich schon gedacht du hast en Tipp wie trotz drohendem Unwetter auf’en Berg komm – aber wenn dein empfohlenes Schulterzucken schon bei der Hanseatenschickse nur mit soviel Zeitverzögerung wirkt bin ich wohl im Gletscher eingefroren bis der Wettergott auf meine Zuckerei reagiert 😉

  4. so, nu habbsch mal zusammenklamüsert, liebe entladungs-theo!


    was mache ich bei gewitter!

    Wenn im Freien kein Auto in der Nähe ist, sollte man sich hinhocken (nicht hinlegen). Gruppen sollten sich trennen und nicht alle auf einem Fleck hocken.

    Baden und Boot fahren sind kreuzgefährlich, weil ja Blitze bevorzugt ins Wasser schlagen. Und Ihr Kopf ist der höchste Punkt. Außerdem tritt bei einem Blitzschlag der gleiche Effekt ein, den der Zitteraal zum Fang nutzt. Auch wenn man nicht direkt getroffen wird. Fische, die zu nahe an der Oberfläche sind, werden bei einem Blitzeinschlag im Umkreis von 50 m getötet!!!

    Auf keinen Fall sich unter Bäume und Büsche hocken, vielleicht gar noch einzeln stehend. Immer einen größeren Abstand bewahren (Außerhalb des Kronenbereichs, besser 20 m und mehr.). Die Baumart spielt da überhaupt kein Rolle! Die Sache mit den Buchen und Eichen zu Ihrer Sicherheit völlig vergessen. der Blitz kennt die Regel nicht.

    Wer mit Motorrad oder Fahrrad unterwegs ist, gibt auf ebenen Strecken auch ein gutes Ziel für den Blitz ab. Also auch Deckung suchen. Fahrzeug sollte dabei einen Mindestabstand von 3 Metern von der gewählten Deckung haben.

    Ist man auf einem freien Feld, so schnell wie weg davon und eine geeignete Deckung suchen, zum Beispiel einen Abhang, aber nicht gerade einen wasserführenden Graben. Auf einem freien Feld ist ein hockender Mensch der ideale Blitzableiter. Sind nur flache Gruben vorhanden, kann es auch mal besser sein, sich hin zulegen, um nicht der höchste Punkt der Umgebung zu sein. Besser ist aber immer, möglichst in der Hocke zu sein, und beide Füße eng aneinander am Boden zu haben!
    Hintergrund: Schlägt ein Blitz in der Nähe ein, bildet sich um die Einschlagstelle (20 m Durchmesser) ein Spannungsfeld aus. Je weiter die Füße auseinander sind, desto größer ist die so genannte Schrittspannung und der durch die Füße fließende Strom bei einem Einschlag. Denn der Strom geht in einen Fuß rein und durch den Unterleib und den anderen Fuß wieder raus. Deshalb ist liegen eine der ungünstigsten Varianten.

    Wenn einem das Gewitter im Wald überrascht, dann eher versuchen den Waldrand zu erreichen, zumindest eine Schonung oder eine Lichtung, damit man nicht unmittelbar unter den hohen Bäumen hockt. Im bergigen Gelände sich in den Talbereich orientieren!

    Im Gewitter nicht mit einem aufgespanntem Schirm unterwegs sein! Wenn der gar eine Metallspitze hat, besteht akute Lebensgefahr für den träger!

    … aber, was bei so einer frau hilft *schulterzuck*… ähmm… ne drachenschnur? :>>

    • Na, das nenn‘ ich eine umfassende und äußerst lehrreiche Information, lieber Jenne! Dann kann ja nun nüscht mehr schief gehen. 😀

      Mir fällt dazu noch ein, dass ich irgendwo mal aufgeschnappt habe, die Wahrscheinlichkeit, im Lotto richtig dicke zu gewinnen, sei viel kleiner als die, vom Blitz getroffen zu werden. Was man nun alles beachten sollte, wenn man vom Lotto getroffen wird, wird aber eigentlich eher selten erwähnt.

      Bei der schlecht gelaunten Oma half direkt erstmal das Wegschmunzeln. Ihr hat’s aber sicher nicht geholfen…

      Schönwettergrüße vonner Theo

      • vielen wetter, ähm dank, liebe theo! wo muss man überhaupt beim blitzschlag seinen gewinn abholen? ;D

        sicher wäre blitzgescheit, erst mal die wunden zu heilen…

        ich wünsche dir ein schönes wochenende mit einschlagenden momenten der freude, liebe theo 🙂

        liebe grüsse, jenne

        • Vermutlich auf Wolke… äh…, irgendwo zwischen 6 und 8. 😉

          Übermorgen möchte zum Klassik-Picknick gehen, da hoffe ich, dass da nix einschlägt. Höchstens die Musiker ganz sachte auf ihre Instrumente.

          Ein feines Wochenende mit allem Zipp ’n Zapp auch Dir, lieber Jenne! 😀

          • na das ist ja mal ein feines picknick, liebe fein-sinn-theo, *neidlos anerkenn und neidisch hinterherblick*… ich bin ja meist dieses we „druck“ machen,, huhuhuuu….

            aber die eine oder andere melodei wird sich in meinen ohren sicher einfinden… .)

            melodische grüsse, jenne! 😉

  5. Gegen alte Gewitter-drachen-hexen hilft: äh- garnix.Solche müssen wahrscheinlich so herumpöbeln, damit sie sich noch als lebendig empfinden. Mit Absicht suchen solche Wesen Orte auf, an denen sie sich – mal so richtig – aufregen können -und das täglich.Nach dem Spielplatz gehen sie in ne Bäckerei, wo sie dann nen Brötchen kaufen,welches sie mit nem 50€- Schein bezahlen und dann herumschimpfen, das sie das Wechselgeld nicht in der von ihnen gewünschten Form bekommen. Anschliessend gehen sie nach Hause, rufen eine andere alte frustrierte Gewitterhexe an, um ihr zu erzählen, das sie es „denen“ heute mal wieder so richtig! gegeben haben. Den Rest des Tages verbringen sie – bei einer gemütlichen Tasse Kaffee – damit, sich diebisch darüber zu freuen, was sie für ne negative Energie verbreitet haben und die Untaten für den nächsten Tag zu planen. Jaja, so kann es enden, wenn Frau ihr Lebtag sich hat – mehr oder minder freiwillig – verarschen lassen( und mit ihrem Leben nix für sich sinnvolles angefangen hat) und sich dann denkt: jetzt reichts und jetzt lass ich mal die Sau raus – endlich mal.
    achja, das “ Modell“ gibts auch in männlich.
    wenn das männliche Modell in der Politik ist, zettelt es gerne nen Krieg an und schickt seine jüngeren Geschlechtsgenossen- gerne in selbigen- weil, ihm seine eigene Endlichkeit bewusst wird- und wenn er schon bald mal sterben muss, dann -„gönnt“ er das auch gerne jemand anderem- sorry, ich bin schon wieder so „negativ“ in meiner Beobachtungsweise:)
    Ich finde, die alten Frauen sollten ihren Frust und ihre Wut in was Positives umsetzen.
    Zum Beispiel darin, das sie den jüngeren Frauen erzählen, was! sie so frustriert gemacht hat.-also Wissen weitergeben.
    Aber ne.. – Ich bin ja auch ne Frau- muss aber leider feststellen, das viele Frauen sich als schwach empfinden und ihre – wirklich-vorhandene Stärke- gerne als Unfreundlichkeit und Missgunst ausleben- was m.M. nach daran liegt, das sie ihre eigene Stärke als solche nicht wahrnehmen, sondern sich wie Opfer verhalten.und die meisten – vermeintlichen -Opfer werden irgendwann gemein…
    Böse alte Gewitter-drachen-hexen:)

    • Ja meinste, die hat das auch noch ganz bewusst und mit Vorsatz gemacht? Das kann ich mir immer gar nicht vorstellen… Ich denk‘ immer, die merken das gar nicht, weil sie sich nur in ihrer eigenen Perspektive aufhalten können, und in der haben sie natürlich immer Recht!

      Stimmt, Männer gibt’s natürlich auch von dieser Sorte. Die sitzen auch sehr gerne in ihren Autos und hupen arme Radfahrer an, denen sie gerade die Vorfahrt genommen haben. An Kriege mag ich dabei lieber gar nicht denken. Wenn die Kriegsherren immer in vorderster Front mitkämpfen müssten, gäb’s vermutlich wirklich kaum noch welche.

      Ich fürchte, die wenigsten Menschen machen sich Gedanken über die Auswirkungen ihres eigenen Verhaltens (auf sich selbst und auf Andere). Auch ich hab‘ sicher „betriebs“blinde Bereiche. Aber ich gehe wenigstens nicht mit dem Ziel los, meinen inneren Kübel über jemand anderen zu kippen. Ich mach‘ lieber ’nen Spaziergang und pflücke mir unterwegs ein paar Blümchen. 😉

    • Falls ja, hatte sie dann bestimmt trotzdem was zu meckern. – Die Streusel zu trocken, der Kuchen zu saftig, das Brot zu dunkel, die Brötchen zu rund, und überhaupt: war das früher eine Blumenhandlung, das war viel hübscher! 😉

      • Eigentlich eine total andere Situation, aber ich muss gerade an die Frau denken, die neulich vor mir beim Bäcker war, als ich es supereilig hatte (vor der Arbeit). Sie ließ sich jedes Brot einzeln per Handschlag vorstellen, prüfte es und ließ es aufschneiden. Dann ließ sie sich das nächste vorstellen, prüfte es und ließ es sich aufschneiden. Das ging so mit wenigstens einem halben Dutzend Brote, ich habe keine Ahnung, wer die alle essen sollte, zumal sie schon Brote gesammelt hatte, bevor ich reingekommen bin. Aber zumindest hatte sie keine Probleme mit dem Kleingeld.

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