Affenlos, aber kommunikationswillig.

Lemiers

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, nach „Lemuria“ zu fahren, aber irgendwie habe ich mich wohl total vertan und bin jetzt stattdessen in der Gegend von „Lemiers“ gelandet. Hier ist es gar nicht mal übel, sogar richtig schön eigentlich. Die Sonne scheint wie ver-
rückt, es gibt dies und das zu entdecken, aber ich hab’ hier bis jetzt noch kein einziges Äffchen gesehen! Nicht mal den allerkleinsten Halbaffen. Das ist natürlich schon ein klei-
nes bisschen enttäuschend, aber dafür habe ich hier einen prima ortskundigen Begleiter, der freundlicherweise vorgestern mit mir in die Stadt ging, um „mal so zu gucken“. Dabei fiel mir auf, dass die Verkäuferinnen hier mitunter ein bisschen komisch sprechen, denn als ich was fand, das ich anprobieren wollte, nahm ich den Begleiter kurz entschlossen mit in eine der beiden Ankleidekabinen, um mich von ihm beraten zu lassen. Als wir den Vorhang zugezogen hatten, und uns schon eine Weile in normaler Lautstärke über die Klamotten und deren Sitz unterhalten hatten, fragte eine Angestellte von draußen: „Sind sie da drin?“

Eventuell bekommt sie ja grundsätzlich Angstzustände, wenn zwei Leute zusammen in eine Kabine gehen, das wäre dann also vielleicht eine Bipersonale Kabinenstörung oder so was. Jedenfalls antworteten wir überflüssigerweise und nur, um sie zu beruhigen, be-
lustigt mit: „Jaaa…, wir sind hier drin.“ Ich konnte mir allerdings nicht verkneifen, hinterher zu schieben: „Was ist das denn für’ne Frage!?!“. Leider bekam ich keine Antwort. – Ich hätte an ihrer Stelle aber auch keine gewusst.

Und gestern hörte ich hier eine Frau mehrmals hintereinander den Satz rufen: „Sie können auch hinter mir auflegen!“ Es schien sie kaum zu irritieren, dass niemand so recht reagie-
ren wollte, deshalb rief sie’s gleich noch mal: „Sie können auch hinter mir auflegen, wenn sie wollen!“ Also entweder waren die Anderen auch alle aus Norddeutschland, oder wir hatten es hier mit einem typischen Beispiel für die mangelnde Fähigkeit zum Perspektiv-
wechsel zu tun. Die Dame saß nämlich an einer Supermarktkasse und sah die Schlange der beladenen Kunden davor immer länger werden. Ihre Kollegin hatte wohl versprochen, gleich die Kasse hinter ihr zu öffnen. Statt aber zu merken, dass die Kunden mit ihrer selbstgebastelten Formulierung nichts anfangen konnten, und vielleicht stattdessen zu rufen: „Die Kasse nebenan wird gleich geöffnet, sie können sich auch schon mal drüben anstellen!“ wiederholte sie ihren Satz einfach immer wieder: „Sie können auch hinter mir auflegen!“ Das wurde nur von ungläubigem Seufzen unterbrochen. Als dann die Kol-
legin kam und fragte, warum sich denn niemand zu ihrer Kasse gestellt hatte, erklärte sie überzeugt: „Die wollen wohl alle nicht!“

Ich hätt‘ sonst schon gewollt, aber ich stand ohnehin günstig weit vorne und fand eigent-
lich nur schade, dass da kein einziger DJ mit Plattenköfferchen in der Kassenschlange gewesen war…

6 thoughts on “Affenlos, aber kommunikationswillig.

  1. Was du warst in ’nem Supermarkt und hast keine Halbaffen gesehen – bei uns in der Gegend gibt es die überall 😉 sind allerdings als Kunden und Verkäufer getarnt :yes:

    • Bei uns hier oben fahren die verkleideten Halbaffen mit ihren Cabrios immer Rundkurs durch die kleine Altstadt, um sich den Straßencafé-Sitzern zu zeigen. Alle 10 Minuten sieht man sich wieder. Ich glaub‘, das nennt man wohl „cruisen“… 😉

  2. ou, das mit dem „Auflegen“ is mir selber auch passiert, als wir letztens übers Telefon nen Jingle für ne Radio-Party gebastelt hatten, den wir unbedingt auf Tonband aufnehmen mussten. Da hab ich auch noch leise zum Sprecher gerufen „auflegen!“, weil ich dachte das „hüt hüt hüt“ Geräusch mache sich ganz gut, tja, stattdessen landete dann mein Wort als letztes Wort im Jingle. So viel zum Thema Plattenköfferchen…

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