Küchensofagedanken am Nachmittag (Teil 8) – Unsexy

Theobrominenfuesse_HerbstwiDarüber, was sexy ist, streiten die Experten zur Stunde noch. Wenn sie damit fertig sind, sollten sie direkt weiter streiten, finde ich. Nämlich darüber, was unsexy ist. Darüber wird leider viel weniger nachgedacht. Wieso eigentlich?

Ich habe z.B. in den letzten Jahren oft behaup-
tet: „Wenn ich einen Mann kennen lerne, der so unheimlich toll ist, dass ich gerne zu ihm nach Hause kommen möchte, und ich komme da rein, und der hat im Wohnzimmer so eine schwarzgraue, plastikbeschichtete Schrankwand mit dreieckiger, beleuchteter Vitrine da stehen, dann gehe ich aber sofort rückwärts wieder raus!“

Zum Glück ist dieser Fall aus verschiedenen Gründen nie aufgetreten. Womöglich hätte in der Vitrine auch noch eine Leon*rdo-Glas-Sammlung gestanden! Und zur Feier des Tages hätt’s bestimmt Sekt aus diesen Gläsern gegeben, der dann natürlich nach staubigem Schrankmuff geschmeckt hätte. Dabei sitzt man auf einem passenden Sofa, das ich mir jetzt lieber nicht ausmalen möchte. Jedenfalls unsexy.
Ich hätte schlimme Nachhausegehschmerzen bekommen.

So wäre ich dann auch zum Glück nie im Schlafzimmer gelandet, in dem bestimmt so ein fürchterliches Baumarkt-Bild über’m Bett gehangen hätte, und auf dem Bett: Lustige Bett-
wäsche. Mit Schafen, die alles doof finden… Oder Kopfkissen, wo auf der einen Seite Gute Nacht draufsteht und auf der anderen Seite Guten Morgen. Wahrscheinlich kommt dann nachts jemand und zieht einem das Kissen unterm Kopf weg, um es umzudrehen und (hoffentlich sanft) wieder drunter zu schieben, damit man morgens auf der richtigen Seite aufwacht. Sonst ist man ja ganz durcheinander oder schläft einfach immer weiter.

Die allergrößte Sünde im Schlafzimmer fester Paare ist übrigens meiner Meinung nach der Wäscheständer, bzw. der Korb mit Bügelwäsche. Es gibt ja wohl nichts, das unsexier ist als dieser Anblick. Ich glaube, das machen Viele so, weil sie im Schlafzimmer alles unterbringen, was eventuelle Besucher nicht sehen sollen. Ist ja auch eigentlich sehr höflich, den Besuch nicht mit dem Anblick hässlicher Drahtgestelle mit ausgebollerter Wäsche drauf zu behelligen. Aber warum tut man’s dann ohne schlechtes Gewissen seinem Liebesleben an? Und stellt zusätzlich noch olle Kartons, den Staubsauger und anderen Krempel daneben? Versteh’ ich nicht. Dazu passt übrigens auch noch der  Part-
nerlook, wenn ich schon dabei bin. Ich glaube irgendwie nicht, dass Menschen, die in den gleichen Jogginganzügen oder Freizeitjacken herumlaufen, so richtig losprickeln, wenn sie sich da gegenseitig wieder rauspellen. Eher steigen sie anschließend in Schlafanzüge aus Baumwolljersey. Solche mit Bündchen.

Ich hoffe, das Schicksal verhindert, dass ich mich jemals in einem Partner-Anorak wieder finde. Zum Glück habe ich berechtigte Hoffnung, dass mir das so bald nicht passiert. In meinem Schlafzimmer steht aber auch kein einziger Wäscheständer und das Bügelbrett klemme ich immer so hinter den Schrank, dass man es vom Bett aus auf gar keinen Fall sehen kann.

Aber selbst, wenn so eine Wohnung wie die von dem eingangs imaginierten schmucken Herrn bombig ist, mit schnieker Bettwäsche und dufter Couch und anständigen Gläsern, kann es immer noch zu einem spontanen „unsexy!“-Alarm kommen, wenn er plötzlich anfängt, Zigarillo zu rauchen. Dass ebenso plötzlich ein vorher noch nicht da gewesener Schnurrbart über dem Zigarillo auftaucht, ist zum Glück unwahrscheinlich. Wenn aber die Asche beim gemeinsamen Essen in die ausgelöffelte Eierschale oder den Teller gestippt wird, ist es sogar egal, ob Zigarillo oder normale Zigarette.
Da schüttelt’s mich eigentlich direkt zur Tür raus.

21 thoughts on “Küchensofagedanken am Nachmittag (Teil 8) – Unsexy

  1. Herrlich auf den Punkt gebracht. 😉
    Ich würd am liebsten sämtliche gekachelten
    Wohntubentische a`la Neckermann mit einem
    Vorschlaghammer zertrümmern!

    Über ein paar Jahre hinweg hatte ich berufsbedingt
    Zugang zu vielen Privatwohnungen.
    Es gibt sie x-tausendfach, diese Neckermann-genormte
    Wohnlandschaft. (Das Grauen in Reinkultur.)
    Ich kann mich gut erinnern an 3-D Gipsbilder vom Polenmarkt,
    mit Häkeldeckchen dekorierte TV-Geräte, Salzkristalllampen,
    Plastik-Analoguhren über der Küchentüre, Häkeldeckchen,
    mit PVC umrankte Wandteller, Brokatkissen, Porzpüüppchen,
    Kompaktanlagen von Tchibo, diese von dir beschriebenen
    Möbelstücke, Vitrinen mit Überraschungseierfiguren,
    und und und..
    Geschmacklosigkeiten in Hülle und Fülle.
    (Übrigens übernehmen in der Regel die Frauen
    die Wohnungsdeko! Deshalb kommt mir auch keine Frau ins Haus.
    Ich lehne Blümchengebinde und ähnlichen Schrott
    konsequent ab! 😉

      • Klingt, als würden Frauen nur darauf warten, Wohnungen zu Verhunzungszwecken zu erstürmen. 😉
        Vergessen habe ich übrigens noch, geflieste Wohnzimmerböden und dann Ledersofas drauf, Glastisch davor. Da frag‘ ich mich immer: Wozu muss das ganze Zimmer denn so abwischbar sein?

        Dann noch weiterhin viel Glück bei der Verteidigung der frauenfreien Zone!

  2. Guckt Euch mal den Film:“Lust auf Anderes“ von einer französischen Regisseurin an, kann ich nur raten. Da hatte ein Mann den falschen Pullover bzw. das falsche Hemd an, und fast hätte er deswegen die richtige Frau nicht gekriegt. Das hat die Frau dann irgendwann selbst festgestellt udn zu ihrer Freundin so ähnlich gesagt wie:“Stell dir mal vor, wenn ich den bloß wegen diesem unsäglichen Hemd nicht beachtet hätte…! Ich hätte mein Glück versäumt!“ Und genauso wars.´Der andere Typ war ebenso falsch angezogen und hatte
    die falschen Sprüche, aber er war es am Ende. Und frau konnte es sogar richtig gut verstehen, er war kein Lückenbüßer oder so.
    Ich hatte mal vor vielen Jahren einen Mann kennen gelernt, der hatte eine „KAUGUMMISAMMLUNG“ (IIIIHHH, also wirklich!!!) auf seinem Nachttisch, die ich fast mit Walnüssen verwechselt hätte!!! Mich schüttelt es heute noch bei dieser Erinnerung. Mit dem war ich später 12 Jahre zusammen und sehr glücklich. Und er hatte ursprünglich die häßlichste Wohnungseinichtung und entsprechend war seine Kleiderordnung.
    Und Heute?
    Meine Freundin war vor kurzem bei ihm, sie war perplex. Sie sagte zu ihm, dass sie nie gedacht hätte, dass er irgendwann mal einen solchen guten Geschmack haben würde…
    Ein 80 qm großes Wohnzimmer mit Küche drin und dieses Industrieparkett, tolle Lampen und keinen Fernseher (das schaffe ich zum Beispiel nicht.) und wunderschöne alte Möbel.
    So können sich Menschen ändern, wenn sie unter den richtigen Einfluss geraten oder sich durch andere Eindrücke einfach weiter entwickeln. Ich gebe auf sowas nichts mehr. ER muss Humor haben, geistreich sein, gut kontern können und großzügig sein. Nichts ist für mich persönlich schlimmer als ein geschmackvoller Geizhals. Lieber ein buntes Hemd und gute Laune und abstehende Ohren und Freundlichkeit und Herzlichkeit und Gutmütigkeit. Alles andere läßt sich erlernen, das könnt Ihr mir glauben.

    • Jetzt bin ich mit jemandem zusammen, der hatte ZIIIEGELTAPETE an der Wand und grauenhafte Klamotten an, die zwar von GORETEX waren aber einfach mal „unter aller Sau“. Er hatte es immer geschafft, das Häßlichste zu finden und zu tragen.Nicht so wahnsinnig sexy, aber schön war er immer.
      Und was soll ich sagen, er ist der aufmerksamste, fürsorglichste großzügigste Mann, den ich mir denken kann.
      Wenn wir fortfahren, packt er für mich eine Piccolo Sekt ein, Tomaten, schmiert mir Käseschnittchen, redet mit dem Flugzeugpersonal – weil ich vor lauter Flugangst nichts sagen kann – sozusagen tacheles und bringt mir noch vor (!!!) dem Start irgendetwas Alkoholisches eben wegen meiner Angst. Er kümmert sich um mich – ich sage immer :“jetzt habe ich zwei Muttis.“ – und er ist sehr klug, spricht auch zwei Fremdsprachen fließend, und sehr großzügig, aber er hatte einfach mal die falsche Wohnungseinrichtung und die falschen Sachen an, und wenn ich da nicht drüber weg geguckt hätte….das wäre aber schade gewesen….Es macht auch großen Spaß, schöne Sachen auszusuchen und schöne Sachen jemand anzuziehen und eine Verwandlung zu erleben, ich will nun nicht gleich die Raupe und den Schmetterling nötigen, aber so ähnlich ist es schon.
      Mädels, glaubts mir, die Einrichtung macht den Mann weder sexy noch das Gegenteil, nur seine innere Einstellung.

      • Ach liebe Annemikki, Du hast selbstverständlich völlig Recht! Natürlich habe ich auch ein bisschen übertrieben. 😉 Allerdings, das mit den Kaugummis… Eventuell hätte mich das doch… Hinterher isses natürlich immer lustig.

        Ich merk‘ aber schon, dass ich darauf achte, wie sich jemand in seinem Leben einrichtet und ob er Wert auf ein bisschen Ästhetik legt. Dass aber der Charakter das Allererste ist, versteht sich. Da spielt auch bei mir der Humor eine ganz große Rolle. Witz hat so viel mit Herzensbildung und Intelligenz zu tun, da merkt man schnell, ob man auf einer Ebene ist. Und wenn ja, ist das mit das Schönste, was man miteinander haben kann. Und sehr sexy ist es auch noch…

  3. Alles Klassiker! LOL
    Interessanterweise arbeite ich für eine Werbeagentur, wo lauter sehr kompetentes Volk rumläuft, aber die Einrichtung gerne mal in die von dir beschriebene Richtung geht (o.k. nach dem Umzug ist es besser geworden). Ich sehe auch immer verdächtige Baumarktprospekte aufgeschlagen neben der Rauchertheke liegen. Da werden dann Computerschreibtische in Buchefurnier *schudder* und innenbeleuchtete Vitrinenschränke Modell „Manhattan“ angepriesen.
    Und natürlich geschmackssicher fertigbestückte Messingbilderrahmen mit sinn- und gegenstandslosen Kunstimitationen.
    Ganz hart finde ich aber Haushalte, in die Motivklodeckel Einzug gehalten haben. Da versuche ich schon mal einen kompletten Abend ohne Toilettenbesuch durchzuhalten – und das ist nun wirklich absolut unsexy 😉

    • Ohjeh, da gehst Du aber weit für Dein ästhetisches Empfinden. Dann kannst Du ja von Glück sagen, wenn nicht noch eine „Schlimme-Wohnzimmer-Leuchten-Allergie“ dazu kommt, sonst musst Du womöglich ganze Abende im Flur verbringen.

      Mein Tipp: in Härtesituationen Schlafbrille tragen! 😉

  4. also was Wohnungseinrichtungen betrifft… ich würd mir diese Plastikschrankwand mit der Dreiecksvitrine wahrscheinlich gefallen lassen, würde sie nur in meine 40 Quadratmeter reingehen. Doch stehn dort, wo Schränke hinpassen könnten, zwei überdimensionierte und ausgesprochen hässlich laute Stereoanlagen (nich von Tchibo, sondern von Sharp), ohne eine Dreiecksvitrine dazwischen (weil da die Plattenspieler immer von abrutschen – sonst würds optisch fast passen 😉 ), und gegen die Decke verkeilte Metallregale vom Sperrmüll, auf denen OFFEN SICHTBAR neben Erbsendosen und geradezu widerlichen Kartoffeln auch ein vollkommen unerotisches Bügeleisen mit gewebeumwundenem Kabel steht. Das Bügelbrett mit dem abtörnenden Geräusch steht im Hausflur neben dem pottenhässlichen Radiowecker, und der klimperige Wäscheständer bollert in einem eigenen Wäscheständerzimmerchen mit dem Gewäschelten herum.

    eine pottenhässliche Schrankwand ohne Dreiecksvitrine:

    kueche

    ein winkendes Oweia! aus dem Geschmacklosland 😉

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