Börsennews

Na, dachte ich eben, als ich nach Hause kam, was bloggste denn heute?

Das kommt übrigens wirklich manchmal vor, dass ich Na denke. Freundin T. denkt übrigens öfter mal Hm. Das geht dann so: „Hm, dachte ich, das musste Dir noch mal angucken…!“, – sowas erzählt sie mir zumindest dauernd…

Also, ich dachte jedenfalls daran, was ich denn mal so bloggen soll. Vorher war ich noch einkaufen gewesen, und zwar für fast genau fünf Euro. Die hatte mir mein Liebster ausge- liehen, weil ich mein Portemonnaie heute Morgen in der Eile ausnahmsweise vergessen hatte. Das war mir vormittags auch schon bei einem anderen Termin aufgefallen, wo ich aus demselben Grund meine Krankenversicherungskarte nicht vorzeigen konnte.

Und nun stand ich im Treppenhaus, ganz in Gedanken, mit einem Beutel Möhren und einer Tüte Milch unterm Arm und einer großen Dose Pfirsiche auf der Faust, und versuch- te meinen Briefkasten aufzuschließen.

Und heraus holte ich: mein Portemonnaie. – Potzblitz!Portemonnaie

Offenbar hatte ich das gar nicht liegenlassen, sondern es war mir aus der Manteltasche gepurzelt. Vermutlich, als ich mein Fahrrad aus dem Hinterhofschuppen zerren und auf- pumpen musste oder so. Man gut, dass ich es noch gar nicht richtig vermisst hatte! Und natürlich war ich gleichzeitig ziemlich erschrocken. Was da hätte alles passieren können, der ganze Ärger und so! Mit diesen gemischten Gefühlen ging ich die Treppe rauf und versuchte dabei, trotz Unteramgepäck und Pfirsichdose, zu gucken, ob auch noch alles drin war, was reingehört. Was auch der Fall war.

An der Wohnungstür klebte dann noch dieses Zettelchen:

Geldbörse_gefunden Der Nachbar, dieser Pfundskerl, hatte wirk- lich an alles gedacht: Er hat sogar den Text extra auf die Klebeseite geschrieben, damit er den Zettel so herum ankleben konnte, dass ihn nicht gleich jeder im Vorbeitrampeln lesen kann!

Und da sag’ noch mal einer, hier im Viertel wohnen nur Banditen und Haudraufs! Von wegen, nämlich. Also:

Lieber unbekannter Nachbar,

Du weißt jetzt also, dass meine Barschaft 31,41 € beträgt, ich Mitglied bei der AOK, der Stadtbücherei und der Postbank bin. Auch, dass ich einen Organspendeausweis und eine Antihistamintablette mit mir führe (jedenfalls meistens), zudem Briefmarken im Wert von 1,35 €. Und dass das Foto auf meinem Perso aus einer Fotofixkabine stammt, die damals wohl gerade kaputt gewesen sein muss (anders kann ich mir meinen deutlichen Bartschatten auf dem Bild nämlich nicht erklären). Auch meine Telefonnummer und email-Adresse könntest Du jetzt theoretisch haben (Visitenkarten). Was Du nicht weißt, ist, wie ungeheuer froh ich bin, dass Du mir diese „bunte Tüte“ vorhin in den Briefkasten und damit wieder zurück in meinen Besitz geschmissen hast!

Ich vermute mal, dass Du nicht gerade zufällig Stammleser in meinem Blog bist, sonst könnte ich mich wenigstens hier bedanken. Aber vielleicht kriege ich noch raus, welcher meiner Nachbarn Du bist. Und dann setzt es aber was!

Eine schöne Schokolade zum Beispiel…

Vielen, lieben Dank von der erleichterten Bromine.

Wie ich 1 Tag vor Weihnachten doch nicht in die Luft geflogen bin.

Und das kam so:

Ich fand schon etwas länger, dass es in meiner Küche leicht (sagen wir: zierlich) nach Gas roch, aber in den letzten Tagen vor Weihnachten wurde der Geruch merklich stärker, da roch man’s mitunter schon, wenn man zur Wohnungstür reinkam. Also habe ich immer ordentlich gelüftet und mal meinen Vermieter bzw. das Büro seiner Firma angerufen.

Glücklicherweise ist es nun so, dass diese Firma eine Installationsfirma ist, und sich der Vermieter den ganzen Tag mit Wasser, Abwasser, Leitungen, Thermen, Rohren und Zeug beschäftigt. Und natürlich auch mit Gas. Unglücklicherweise war die gesamte Firma aller- dings schon komplett im Weihnachtsurlaub und es lief nur der AB. Also murmelte ich da was drauf, dass bei mir in der Küche mal schwächer, mal deutlicher Gas zu riechen sei, und dass ich nun nicht wüsste, ob das vielleicht doch was Dringendes wär‘ und ob da mal jemand zurückrufen könnte, dann am 5. Januar… Am privaten Anschluss lief auch nur so eine Box, also ging ich davon aus, dass man sich wohl schon im Skiurlaub befindet und legte auf. Man will ja auch so kurz vor’m Fest nicht mit eventuellen Bagatellen nerven.

Und weil ich ja viel fernsehe, und Fernsehen bildet, habe ich morgens, wenn ich in die Küche kam, erstmal ordentlich Durchzug veranstaltet, bevor ich den Lichtschalter ange- knipst habe. Nur zur Sicherheit.

Einen Tag vor Heiligabend rief der Vermieter plötzlich doch noch zurück, weil er zufällig im Büro gewesen war und mehr so der neugierige Typ ist, was blinkende Anrufbeantworter angeht. Gegen Abend wolle er dann doch mal vorbei schauen, er wäre ja ohnehin in der Gegend… Und ich backte noch seelenruhig Kekse und ärgerte mich hinterher noch ein bisschen darüber, weil es jetzt natürlich mehr nach Keksen als nach Gas roch, und das ist ja nun wirklich kein Notfall.

Als der Herr dann kam, holte er so ein Kästchen mit Rüssel raus, und kaum, dass das aktiviert war, fing es immer wilder zu piepsen an und erzeugte schließlich bald einen durchdringenden Dauerton. Mein Vermieter, sonst die Lässigkeit in Person, wirkte plötz- lich doch unruhig. Vielleicht kam mir das aber auch nur so vor, weil er rief: „Frau G., das ist ja total gefährlich hier! Sie hätten ja in die Luft fliegen können!!! Machense mal sofort die Fenster auf! Da ist was undicht! Mensch!!!“ Dabei räumte er meine Kochbücher von der Fensterbank und zerrte gleichzeitig am Fenstergriff herum.

Und ich wurde in dem Moment wohl auch ein bisschen nervös, denn ich rief: „Ogottogott! Hörnse auf, Herr H., das ist ja schrecklich! Ich weine gleich!“ und hob schnell meine Zi- tronengeranie vom Fenster weg.

Zum Glück kamen wir mit Hilfe hochgezüchteter Technik (Seifenschaum auf verdächtige Stelle, und dann gucken, ob da Blasen kommen) schnell dahinter, dass die Dichtung des Schlauchs von meinem Gasherd aus unerfindlichen Gründen porös ist. („Sowas darf aber nicht sein, dass die undicht sind… Den schicke ich mal ein!“) Kurzerhand wurde der Hahn abgedreht und das Piepsgerät konnte sich und uns langsam beruhigen. Pause. Dann schaute der Vermieter mich an und meinte: „So, da kommt jetzt nix mehr raus… Alles dicht. Hm. Naja. Sie wollen Weihnachten ja bestimmt was kochen, oder?“ Ich sah uns schon bei Knäckebrot sitzen. „Schon, eigentlich.“ – „Dann fahre ich jetzt noch mal in die Werkstatt und hole ihnen einen neuen Schlauch. Den schenk’ ich ihnen zu Weihnachten!“

Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mich über einen Gasschlauch mal so freuen würde, ehrlich gesagt.

Zum Abschied kriegte der gute Mann noch ein Tütchen leckerer Kekse auf die Faust und man wünschte sich noch frohe Festtage und das Übliche und vorbei war der Spuk. Und mir kamen in der entstehenden Stille langsam die Bilder einer schrecklichen Explosion in den Sinn, die mich und meinen Liebsten am Heiligabend vom Sofa katapultiert und Löcher gemacht hätte, wo man nicht gerne Löcher hat.

– In der 3. Etage zum Beispiel. Jungejunge.

Deswegen werd’ ich dann heute wohl bei jedem Knall daran denken, dass der zum Glück nicht aus meiner Küche kommt, wo wir nachher hoffentlich gemütlich beim Raclette sitzen werden. Und es riecht höchstens mal nach angebräuntem Käse…

Und was ich noch sagen will: Ich wünsch’ Euch Allen hiermit einen ganz tollen Rutsch und dann ein ganz besonders 2009iges Jahr 2009 mit allem Zipp und Zapp und was eben noch so dazu gehört!!! – Feiert mal schön, gell?

Liebe Grüße von Eurer Theo.

Wie ich gestern nicht überfahren wurde und hinterher ein mieses Gefühl hatte

Gestern hat es hier ordentlich geregnet und der Wind hat den Regen immer mal in die Waagerechte gepustet. Wenn man zuhause am Fenster sitzt, ist das gemütlich. Wenn man mit vollem, schwerem Rucksack vom Einkaufen nach Hause radelt, ist das anstren-
gend. Als ich zum Lindener Markt komme, und in die Posthornstraße rechts abbiegen will (so richtig mit Hand raushalten und so), kommt mir dort ein Wagen quer, er will in die Einfahrt der Post, und zwar mit Karacho!

Alles geht ganz schnell, ich blicke noch ins Fahrergesicht, sehe Schockschreck, – genauso gucke ich bestimmt auch gerade. Ich sehe mein Vorderrad an seiner Stoß-
stange, fühle schon einen Aufprall, sehe mich schon auf der Haube oder drunter liegen. Doch er hat gute Bremsen und trifft sie auch.
Mein Herz schlägt wieder.

Ich stehe genau quer vor seinem Auto, zwischen uns sind nur noch wenige Zentimeter. Meine flache Hand schnellt hoch auf mein Brustbein, ich sacke etwas ein: die interna-
tionale Geste für „großer Schreck und noch mal davongekommen“. Ich schreie ihn an: „Mann!“, steige wieder auf und fahre weiter. Nun merke ich auch, wie meine Knie verreisen und der Kopf wieder loslegt: Das war aber echt knappski! Weihnachten im Gipsbett und so…

Ich will nur weg, flüchten, nach Hause. Ich brauch’ jetzt ’nen Kakao. ‚Nen starken.

Neben mir taucht das Auto wieder auf, der Fahrer hat die Scheibe runtergekurbelt und entschuldigt sich heftig, er habe mich nicht gesehen, ich sei im toten Winkel gewesen, er sei untröstlich, und ob er was für mich tun könne. Ich rufe: „Ja!!! Nicht wieder machen!“ und strample weiter. Er wolle heute Abend für mich beten, sagt er. Meinetwegen. Ein mittelalter Mann, ein Bürger. Fast tut er mir leid, er windet sich in Schuld. Ich will nach Hause. Also lächle ich ihn an und rufe: „Ist ja zum Glück nix passiert, da können wir beide doch froh sein! Ich bin in Ordnung, es war ja nur ein Riesenschreck!“ Dabei prasselt der kalte Regen auf meine Brille und ich lasse mich nicht aufhalten.
Hause. Kakao. Lass’ mich.

Er fährt an mir vorbei. Doch 100 Meter vor mir hält er an, öffnet die Tür, kommt mir mit ausgestrecktem Arm entgegen. Er will mir die Hand geben, also halte ich auch an, obwohl ich gar nicht will. Er faselt was von: “…wenigstens ein kleines Schmerzensgeld, auf den Schreck, – es tut mir so leid!“, und drückt mir die behandschuhte Hand. Ich sage noch mal: „Neinnein, …ist ja gut. Ist ja alles gut gegangen, nix passiert…“ Dann steigt er wieder ins Auto, und ich beeile mich auch, wieder loszuradeln.

5erEr hat mir einen zerknitterten 5-Euro-Schein in die Hand gedrückt! Und ich habe ihn genommen, ohne zu denken.

Der Schein wandert in die Tasche. Mir kommt ein komi-
sches Gefühl. Einen hässlichen verknitterten 5er für’s Nichtüberfahrenwerden? Was für eine Art Ablasshandel hat hier gerade stattgefunden? Jetzt fühle ich mich ganz merkwürdig. Ich bin beschämt. Eigentlich sollte er sich schämen! Das mit dem Fast-Anfahren nehme ich ihm nicht übel. Das hätte mir auch passieren können, und er hat gut reagiert.

Bis er die Idee mit dem Freikauf hatte. Er wollte sich unbedingt entschuldigen, im Wortsinn. Doch das ist gründlich daneben gegangen.

Den 5er kriegt jedenfalls der erste Punk in die Hand gedrückt, der mich morgen in der Innenstadt anschnorrt…