Männer und Frauen.

Das ist mal ’ne Überschrift! Die zieht, da kann einfach jeder was mit anfangen.
Eigentlich könnt‘ ich hier auch schon wieder aufhören, wenn es mir nur um die Aufmerk- samkeit ginge. Sogar als Buchtitel würde das fast reichen, um’s zu verkaufen. Wenn jetzt noch „Sex“ dazukäme, dann müsste auch gar nix mehr drinstehen, in dem Buch. Das ginge trotzdem weg wie geschnitten Brot.

Meine Kollegin z.B. behauptet gern: „Männer und Frauen passen nicht zusammen!“ Aber das ist natürlich so ’ne typische Kokettbehauptung von Leuten, die diese Bücher lesen, die wohl irgendwas mit Parken auf dem Mars zu tun haben. Oder wie man mit besonders klugen Ratschlägen sein Leben simplifiziert. Oder auch dieses Glücksbuch von diesem Arzt, der mir so auf die Nerven geht, dass ich immer ganz glücklich bin, wenn er mal nicht zu sehen ist.

GeschirrhandtuecherJedenfalls find‘ ich schon, dass Männer und Frauen eigentlich ganz gut zusammen passen, nur vielleicht manchmal nicht zur selben Zeit oder im selben Raum. Ansons- ten muss man sich ziemlich Mühe geben, wenn man nicht die ganze Zeit aneinander vorbei agieren oder bekloppt werden will.

Bei der Arbeit z.B. gehe ich manchmal lieber kurz raus, weil der Kollege mitten in einer summenden und brummenden Küche steht, die voll durchbeschriftet ist. Auf allen Türen und Schubladen kleben Schildchen, auf denen steht: „Gabel, Messer, Löffel“, „Große Teller“ oder „Geschirrhandtücher“ (die sind nur für den Fall, dass unser Ge- schirr mal Hände bekommen sollte). Und dann fragt der Kollege: „Hamwamaln Löffel?“ und macht eine Schranktür in Augenhöhe auf. Da kann man ja nur entweder vor Freude in die Hände klatschen oder rausgehen! Und, wie gesagt, ich geh‘ lieber raus, sonst ist beim In-die-Hände-klatschen da irgendwie der Kollege mit zwischen.

Man muss Verständnis haben, alles liegt nur daran, dass wir in verschiedenen Welten leben, die aber gleichzeitig stattfinden, und irritierenderweise ist es möglich, sich zu berühren oder sich mal was rüberzureichen, obwohl das ja eigentlich gar nicht gehen kann. Männer halten sich eben nicht gern mit Haushaltsdingen auf, die befassen sich lieber mit Politik und allem, was die Welt zusammenhält (Frauen). Manchmal gewinne ich den Eindruck, sie hätten teilweise Schwierigkeiten, sogar ihre eigenen Füße zu finden, und hoffe dann, das trifft nicht auch ausgerechnet auf die Exemplare zu, die die Weltge- schicke leiten! Männer wissen oft auch ganz selbstverständlich, was Herr Putin zu Herrn Obama sagt (und vor allem, was er wirklich damit meint!), aber die eigene Liebste ver- stehen sie nicht, weil Frauen ja so irre kompliziert sind.

Bestimmt wäre die Welt noch viel toller, wenn Männer sich nicht auch noch mit Löffel- suche aufhalten müssten. Dann könnten sie noch mehr die großen, weit entfernten Dinge bereden und dabei verhungern. Ich glaube ja heimlich, dass Politik eigentlich auch nicht viel anders ist als Weibertratsch, nur eben global und nicht so interessant. Aber es ist bestimmt schon besser so, dass noch immer überwiegend Männer den Job machen. Ich könnte das mit den ständigen Feindbildern und Drohgebärden auf Dauer ja gar nicht. Ich wäre viel auch zu mitfühlend, um ganze Konzerne wegzurationalisieren oder die dritte Welt mit Wohlstandsmüll vollzukübeln.

Eine Welt, in der Frauen das Geschehen lenken würden, stelle ich mir hingegen schreck- lich langweilig und harmonisch vor. Jeder säße am liebsten zufrieden zuhause und würd‘ sich’s nett machen, Nachbarn laden sich gegenseitig ab und an mal ein, oder bringen sich Nudelsalat und Gebäck rüber. Und wenn einer wochenlang weg wäre, wüsste man, der ist entweder im Urlaub oder da stimmt was nicht. Also, wenn sich jeder in einem bestimmten Radius um seine unmittelbare Umgebung kümmern würde, wären zwar alle versorgt, aber das wäre viel zu einfach und macht natürlich auch nix her. Dann müsste man ja auch die- se ganzen schönen Territorialsachen abschaffen, weil die dann völlig überflüssig werden.

Aber ich geb’s langsam auf, das ganze Theater noch mit Vernunft begreifen zu wollen. Offenbar ist gerade das Immer-unübersichtlicher-werden das Interessante am politischen und wirtschaftlichen Weltgeschehen. Und dazu braucht’s immerzu Wachstum, weil es nie gut genug ist, wie es ist, und darum muss immer Einer den Anderen fressen, bis nur ein einziges, fettes und ziemlich einsames Monster übrig ist.

Manchmal stelle ich mir vergnügt vor, dass Frauen eines Tages mal nach dem Frühstück beschließen, die Macht des Internets nutzen, um sich weltweit zu verbünden und der alten Geschichte von Lysistrata mal Leben einzuhauchen. (Frauen sprechen nämlich untereinander durchaus ebenfalls über Politik und so, aber sie hören klugerweise lieber damit auf, sobald ein Mann den Raum betritt. Weil die nämlich meistens gleich zeigen müssen, wie Bescheid sie wissen. Also reden wir einfach über Kindererziehung, bis er wieder weg ist.) In Kenia schien es bereits Ansätze dazu zu geben, wie ich eben mit Wohlwollen festgestellt hab.

Sicher fiele das ganz schön schwer, aber wenn sich alle dran hielten, so für’s große Ganze… – wer weiß, wer weiß! (Und vor allem die anschließende Freudenfeier könnte doch interessant werden.) Und bis dahin könnte man ja vielleicht auf Schokokuchen ausweichen…

41 thoughts on “Männer und Frauen.

    • Hauerha! Ich meinte den Hirsch-Mann, der mir immerzu rosigwangig aus dem Fernie entgegen gutelaunelt.

      (Finde übrigens kaum die Tastatur, weil ich vom Anblick Herrn Horns kurzfristig erblindet, aber so unheimlich wahnsinnig glücklich bin…)

      • siehste mal, ohne Fernie passiert mir das gar nich, dass mich einer anlaunt. Und, ehrlich, keine Ahnung warum die Glücksbüchelnden Älterherren immer gleich alle eine Bildsprache verwenden wie Grzimek, Biolek UND Jürgen von der Lippe zusammen in der Brutzelbutze des Löwen (Guten Morgen liebe Beute, weid ihr auch schon alle gar…)

        • Fernie brauch‘ ich irgendwie, zum Runterkommen. Auch wenn’s krank ist. Das kann ich auch gnadenlos ausmeckern, Papierkügelchen danach werfen oder lesen, während es mich vollquatscht. Und zum Glück(!) weiß ich ja immer, wo die Knipse liegt.

          Als neueste Neuigkeit wird einem ja alle paar Jahre verkauft, dass Schokolade glücklich macht (siehe Bankhofer). Also, da muss man ja auch erst mal drauf kommen! Sowas…

  1. Klasse! Danke. So schön, herzerfrischend, klasse und mir aus der Seele gerupft geschrieben. Ich danke Dir. Und geh jetzt geh ich mir noch die zwei Links da oben angucken. kennste lysistrata von ralf könig?

  2. ;)) Die Frage ist, wenn zwei Männer zusammenleben und es geht so zu… ist dann einer vom anderen Ufer und der andere vom andern Stern? Jedenfalls kenne ich dieses Klatschbedürfnis sehr, sehr gut. Manchmal komme ich mir vor wie das Duracell-Häschen

    *hoppeldihoppeldihoppel, tschingschingtschingsching, hoppeldihoppel…*

    • Ja, darüber habe ich beim Schreiben auch nachgedacht… 😉

      Ich glaube ja wirklich, dass jeder von uns weibliche und männliche Anteile und Wesenszüge in sich trägt. Bestimmte Eigenschaften kann man ja ganz gut der einen oder anderen Seite zuordnen, weil sie dort überdurchschnittlich oft zu beobachten sind. (Warum ist ja erstmal egal. Also, ob jetzt „Mitgebracht“, Erziehung oder kulturelle Prägung.) Ich bin z.B. oft ziemlich burschikos, während mein Liebster immer mal was sanft-nachgiebiges hat. Und dann wird irgendwann wieder getauscht. Vermutlich ist das in schwulen Beziehungen nicht anders. Zudem nimmt man ja auch gern mal automatisch die Gegenrolle ein, wenn der Andere irgendwas vorlegt.

      (Ich versuch‘ gerade diese Häschensache aus mir rauszudrängeln, weil ich immer mal lese oder höre, dass die meisten Männer sich angeblich wirklich anders orientieren als Frauen und deshalb geradezu berechtigt z.B. vor dem offenen Kühlschrank stehen können und die Butter darin nicht finden. Ich denk‘ dann dann zwar: „Klar, so’n Kühlschrank ist ja auch 80qm groß, da hat man schon zu suchen!“, aber ich sag’s nicht mehr. Nicht jedesmal, jedenfalls. :)))

    • Ja stimmt, da findet sich noch manches, worüber man gerne noch mal nachdenken könnte. Und der passt natürlich als Ergänzung wunderbar dazu. Danke Dir. 😀

      Ich denke, so’n Matriarchat wäre vermutlich schon die glücklichere Lebensform (weil schon mal viel weniger Leid), wenn man’s hinkriegen würde, es dabei zu belassen und den männlichen Eroberungsdrang irgendwie anders kanalisieren könnte. In der Kunst z.B. oder so…

    • Worüber? Die Welt? Meine Kollegen? Mich?

      Gib‘ zu, es nicht von der Hand zu weisen, dass die Macht überwiegend in der Hand der Männer liegt und sie nicht gut damit umgehen. Mir fiele so ein Lysistrata-Streik sicher richtig schwer, aber interessieren würd‘ mich das Ergebnis schon. 😉

    • Gell? :>> Das Problem von uns Damen ist ja, dass wir so wenig Machtstreben haben und eher so versöhnlich gestrickt sind. Da sind die Herren natürlich irgendwann an uns vorbei gezogen. Und die Frauen, die heutzutage in den oberen Positionen sitzen, müssen sich einiges von ihrer Weiblichkeit abschnüren, um den Tanz mitmachen zu dürfen.

      • ich weiß nicht, ob man da alle damen so über einen kamm scheren kann. habe auch schon frauen erlebt, die regelrecht über leichen gegangen sind…
        aber zum thema ‚verlust der weiblichkeit‘ – das sehe ich genau so. habe sogar umgekehrt den eindruck, dass attraktive frauen in höher gestellten positionen weniger ernstgenommen werden.
        – viele männer fühlen sich von frauen bedroht. ich befürchte jedoch, dass die ursachen in der wechselwirkung zu suchen sind. darum wohl auch dieses „nischen-suchen“…

        ach, bücher könnte man darüber schreiben… 😉

        • Nein, um Himmels willen! Natürlich kann Einzelpersonen nicht mit anderen über einen Kamm scheren. Dass es Frauen mit ordentlich Ellenbogen und abwesender Sozialkompetenz gibt, sehe ich jeden Tag bei der Arbeit. Man muss natürlich irgendwie verallgemeinern, wenn man über sowas schreibt. 😉

          Wenn Frauen nicht nur was können, sondern zudem gut aussehen, sind sie tatsächlich gekniffen. An denen wird rumgehämelt, weil sie dann auch noch in zweifacher Hinsicht gut dastehen. Dass attraktive Frauen ja doof sein müssen, denken sich Leute aus, deren Selbstwertgefühl es nötig hat, dem Gegenüber Schwachstellen anreden zu müssen, um daneben zu bestehen.

  3. Irgendwie musste ich beim Lesen an eine Postkarte denken, die mir eine Freundin mal geschickt hat. Sie zeigte ein Foto von drei lachenden, fülligen, feinen Damen mit großen Hüten, aufgenommen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Darunter stand:

    „Wie sähe die Welt ohne Männer aus? Keine Kriege und lauter glückliche, dicke Frauen.“

    😉

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