Sutéki na!

Ich habe bekanntermaßen eine ganz liebe japanische Freundin namens M.

Und M. reist einmal im Jahr zu ihrer Familie, um sich da den Bauch mit unaussprech- lichen Dingen vollzuschlagen und in heißen Quellen herumzusitzen, während sie mit Mutter und Schwester die neuesten Entwicklungen in der Nachbarschaft und im Bekann- tenkreis betratscht. Natürlich bringt M. auch immer Geschenke mit. Nach Japan führt sie jede Menge Schokolade aus, denn die ist da immer noch sehr teuer. (Hauptsächlich ex- portiert sie übrigens L*ndt-Pralinen und das auch gut so, dann müssen wir die hier nämlich nicht essen. Wie ja jeder weiß, schmeckt das Zeug wie Sägemehl. – Aber immerhin: die Schachteln sind wirklich hübsch gemacht…)

Und wenn sie schweren Herzens wieder zurück nach Hannover kommt, bringt sie mir die tollsten Dinge mit, weil sie weiß, dass ich dann vor Begeisterung das Fiepen und Piepen anfange. Letztes Mal hat sie mir z.B. ein Dutzend kleine Tütchen mit salziger Knabberei mitgebracht, da waren u.a. sehr leckere getrocknete, kleine Fischchen drin. Allerdings durfte ich die nur essen, wenn ich alleine war, sonst gab’s merkwürdige Bemerkungen von der anderen Seite des Sofas.

Und das hier ist die diesjährige Ausbeute:

Japanische_Mitbringung

Im Uhrzeigersinn: Auf 12 Uhr ein Päckchen ungeheuer feiner, zarter Kekse. Jeder natürlich einzeln verpackt (das ist, glaube ich, eine alte japanische Tradition, um die Altpapierabfuhrgötter zu heiligen).

Dann kommt ein 4er-Set von kleinen Plastikdöschen in Tierkopfform. Laut Aufschrift handelt es sich um Mayonnaise-Behälterchen für die Kindergarten-Lunchbox. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass man auch sehr gut Blumensamen oder Perlen oder anderen Killefitt da rein tun kann.

Und weil ich es ein bisschen mit Hasen habe (frag’ mich keiner. Ich weiß nicht, wieso.), einen magnetischen Hasenhaken. Ich hoffe, ich muss da jetzt keinen richtigen Hasen dranhängen, aber das kriege ich noch raus.

Am allerschönsten finde ich aber die kleinen Sojasaucen-Fläschchen (ebenfalls für die Lunchbox) mit Tierköpfchen und Einfüllpipette für ca. einen halben Milliliter. Jeder Wo- chentag hat eins, und wie man deutlich sieht, ist Montag schon mal Hasentag. Das muss ja auch mal gesagt werden. (Sonntags wird übrigens zuhause gegessen.)

Das Päckchen mit der Socke drauf und das darüber beherbergen eine ganz große japa- nische Erfindung und ich bitte M. immer darum, mir unbedingt welche mitzubringen. Es sind Wärmepflaster in verschiedenen Größen, die sich aufs molligste erhitzen, wenn sie mit Sauerstoff in Berührung gebracht werden. Sprich: wenn man sie auspackt. Man kann sie sich in die Klamotten kleben (eben in die Socken oder eventuell hinten in den Hosen- bund), wo sie dann locker 8-10 Stunden vor sich hinwärmeln. Keine Ahnung, wie sie das machen, es ist ein grauschwarzes Pülverchen drin, vermutlich eine besonders aktive Kohle oder irgendwas ganz anderes. Aber wer, wie ich, immer mal Rückenmalesche hat, weiß diese Wunderdinger bald zu schätzen, zumal sie keine Wirk-/Schadstoffe abgeben. In Deutschland verkauft man sowas zwar inzwischen auch, allerdings zu reichlich gepfef- ferten Preisen. In Japan kostet ein Pflasterchen (M. hat das mal so grob umgerechnet) ca. 20 Cents. Bin gespannt, wann ein Importeur das mal rauskriegt und die Dinger endlich in Asia-Shops verkauft werden.

In der Mitte schließlich hockt ein Hasendöschen, bei dem ich noch immer überlege, was um Himmels Willen ich da reintun soll. Alles, was mir einfällt, sind Süßstofftablettchen. Nur: bei mir gibt’s ausschließlich anständigen, richtigen Zucker, weil meine Synapsen sonst direkt das Schmollen anfangen. Eventuell versuche ich demnächst mal, ob wenig- stens ein Zuckerwürfelchen reinpasst.

Bei der Mini-Pralinen-Dose (ja, die kann man aufklappen), die eigentlich ja ein Handy- schmuck ist (aber jetzt an meinem Schlüsselbund baumelt), wusste ich gleich, was ich reintu’: Eine schöne Schokolinse. Die passt da genau rein.

Für die Theobromin-Notversorgung unterwegs. Sicher ist sicher.

54 thoughts on “Sutéki na!

  1. Ich dachte schon das einen wäre eine Fertigsuppe mit Heisse Socke Geschmack ;D Schokolinsen dabei zu haben empfiehlt sich immer, besonders beim Einkauf (wegen dem Kleingedruckten auf der L*ndt Schokolade)

    • Meinste, ich soll mir die dann wie ’ne Kontaktlinse ins Auge…? Um das Kleingedruckte zu lesen? :))
      Zum Glück weiß ich auch so, was da steht: Sojalezithin, Aroma, Butterreinfett, usw.

      Solche Sockensuppen gibt’s da vielleicht sogar, das würde mich kaum… 😉 – doch: das würde mich wundern. Wohl. So schlimmn sind die Japaner ja gar nicht. (Allerdings weiß man nie so recht, wenn man eben keine Schriftzeichen kann.)

  2. @ captain: :))

    und ich dachte an vier scheibchen feinsten sockenkäse, eine regionale delikatesse, ähnlich dem nicht zu erwähnenden fischzubereitungen nordischer kulturkreise , hömmm… :>>

    eine schokolinsensuppe mit soja-dienstag- oder mittwoch- sauce stelle ich mir ebenfalls interessant vor. frau M ist eine feine, denkt sie doch so weit weg von H immer auch an T mit der vorliebe für schokobraune produkte.:)

    ich wünsche dir unmengen theobromingefüllte ostereier und euch wunderbare spaziergänge am strand der österlich wabernden festtagsmeere.. 🙂

    holdrioh und hüpf, jenne

    • Die Japanesen stehen dem Käse an sich ja noch etwas zögerlich gegenüber, lieber Jenne. Sogar, wenn er als Tennissocke getarnt daher käme. 😉 Also, mal als Urlaubsland für Dich wie geschaffen! Allerdings möchte ich andererseits nicht wissen, was es in Japan an Fischspezialitäten noch so gibt außer Fugu und getrockneten Miniknabberfischlein. Ich hörte mal, dort isst man gern Tintenfischarme, die sich noch lebendig auf der Zunge ringeln. Hua!

      Ich finde es aber auch ganz rührend, wie M. immer an mich denkt und kann mir vorstellen, wie sie dort solche Dinge entdeckt und sofort denkt: „Das ist so kitschig und irgendwie so Panne, das bringe ich der T. mit, und die freut sich.“ Und so ist es auch jedes Mal. :>>

      Auf die Ostereier bin ich auch mal gespannt, ich bekam schon am Donnerstag welche mit Marzipan, die sind irgendwie inzwischen verschunden… 😉

      Und dass wir ans „Meer“ fahren, hat sich schon herumgesprochen? Es ist zwar nur das „Steinhuder“, aber genau dem möchte der Jules nun endlich mal vorgestellt werden. Da muss ich gleich noch mal los, ein Picknicktäschchen packen…

      Dir ebenfalls feine, runde, süße, sonnige Ostern, lieber Jenne und natürlich liebe Grüße, Theo.

  3. Diese Knabberfische gibt es auch hier im Asialaden, sogar in zig Varianten (normaler Fisch mit Kopf/ohne Kopf, als Muschel, getrocknet/frittiert, in Streifen geschnitten oder ganz, in Dosen/Tüten/kleinen Eimern …). Leider kommen die alle nicht an den OBERLECKEREN Trockenfisch aus Island ran, der ist noch einen Tacken besser (und vermutlich auch gesünder, weil der Isländer an sich keine Glutamate etc. auf den Trockenfisch klatscht).

  4. Hm 🙁
    Müssen wir jetzt wirklich noch ein ganzes langes Jahr warten, bis Du uns wieder lustige und scheußliche, von Freundin M. importierte Schrulligkeiten und Leckereien auftischst?

    Dieses Lunchbox-Plastezeugs hat’s mir ja besonders angetan :)) Gibt es schon ne Studie über die Langzeitfolgen, wenn japanische Kinder mit dem falschen Equipment in der Kita antanzen?

    LG
    Maren

    p.s.: Was heißt denn „Sutéki na!“?

    • Sutéki na! heißt soviel wie „Großartig!“, „Super!“ oder auch einfach „Nett“.

      Und ich fürchte: ja. Ihr müsst ein Jahr warten. 😉 Ich muss ja schließlich auch ein Jahr warten… Deswegen nasche ich auch nur ganz selten an den Keksen, ein paar habe ich noch…

      Laut M. ist es übrigens wirklich eine Art Wettkampf zwischen den Frauen, wer dem Kind die schönste Lunchbox macht. Da werden Möhren zu Sternchen geschnitzt und Gesichter gelegt und so. Hab‘ neulich mal Bilder davon in einer Zeitschrift gesehen. Wahrscheinlich ist das so, wie mit dem „richtigen“ Tournister und den „richtigen“ Klamotten zur Schule zu kommen. Gut, dass M.s Mädchen jetzt erstmal in Deutschland in den Kindergarten gehen. Da reicht vorerst’ne Klappstulle. ;D

      Lieben Gruß, Theo

      • Essen die japanischen Kinder die kunstvoll dekorierten Stullen denn auch? Oder werden die nur zum Vergleichen ausgepackt, seziert und dann samt einer Medaille, Ehrenurkunde oder einem Trostpreis für die Mutter wieder mit nach Hause gebracht? :))

        Sutéki na!, diese Japaner 😉

  5. ich hab mich ja erst erschrocken, nachdem ich das bild gesehen hab… als ich dann fertig war mit mich erschrecken bin ich den verdacht trotzdem nicht losgeworden, dass die dinger rechts unten urin-analyse-behälter sein könnten… damit es die japaner auch bei der dopingprobe ein bisschen lustig haben. aber zum glück sind es nur sojasaucen-fläschchen. alles ist gut. glück gehabt. 😀

    • Also, die wären aber wirklich extrem schwer zu treffen, wenn’s so wär… :))

      Andererseits: was der Verbraucher damit tut, bleibt ja schließlich ihm überlassen. Ich fänd‘ die auch ganz schön für Blutproben. Dann hätte man was zu kichern, während einem schwindelig wird.

  6. Juhu Theo!
    Da hast du aber einen schönen Nippes in deinem Osternest gefunden. Eben solche Dinge, die sich anschließend in jedem unmöglichsten Winkel im Haus wiederfinden.
    So, nun füll mal die Mayo um, denn Mayo to go braucht man auf jeden Fall ganz dringend!
    sonnige Grüße

    • Also, ich weiß echt gar nicht mehr, wie ich vorher ohne Unterwegsmayo ausgekommen bin. Und daran, dass die Leute über mich lachen, wenn ich überall mikroskopisch kleine Tierkopfbehälter auspacke, gewöhne ich mich sicher auch bald…

      Ganz fein, liebes Sonnenscheinchen, dass Du wieder da bist!
      (Dafür hab‘ ich inzwischen nur noch 1-2 mal die Woche Zeit, hier rumzustrolchen…)

      Theobrominhaltige Grüße zurü-hück!

  7. die sojaminis sind wirklich sehr schick! und das ganze andere zeug ebenfalls. du siehst mich sehr neidisch.

    aber wer gibt denn seinem kind mayonnaise mit in die brotdose???

    • Na, japanische Hausfrauen, die das Zeug loswerden wollen!

      Vermutlich gibt es auch noch Behälter für: Wasabi, Ketchup, Sambal, Streusel in allen Farben, einzelne Zwiebelringe und Lehm. Doch, doch. Die bringen sowas.

    • Jetzt muss ich die Hosen runterlassen: Sowas macht bei mir Freund M., weil ich immer gleich wieder vergesse, wie das alles geht. Und nachdem er meine Kiste runderneuert hatte, hatte ich eben zwei USB-Ports, die da vorher nicht waren. Allerdings erkannte ich meinen Rechner auch erst wieder, als ich ihn hochfuhr… 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)