Gestern lag ich, zugegeben, den lieben langen Tag auf dem Diwan und streckte nur immer mal die Hand aus, um in den Korb zu greifen, der auf dem Boden neben dem Diwan steht. Allein das Geräusch, das Knistern und Rascheln, das dann entsteht, ist fast so schön wie Vogelzwitschern. Noch schöner ist nur noch, wenn ich dann eins der bunten Papierchen abpelle und es ist was Leckeres drin. Man weiß es ja vorher nicht immer…
Ich konnte mich jedenfalls nicht losreißen davon und deshalb kann ich erst heute Bericht erstatten, wie nun überhaupt alles war:
Als wir aus dem Bahnhof Köln/
Deutz traten, war olles Fissels-
wetter, grau und nieselig. Doch das interessierte mich fast gar überhaupt nicht. Wir gingen auf die Treppe des Messeeingangs zu, und ich dachte mir noch: So ungefähr fühlen sich doch bestimmt Hollywoodstars, die über den roten Teppich zur Oscar-Verleihung gehen. Ich muss mal Julia Roberts fragen, ob sie sich dann auch so königlich fühlt…
Am Eingang wurden unsere Karten gescannt, dann gab’s noch Lanyards (so Umhänge-
schildchen am Bande) um sie hineinzustecken, und dann waren wir drin. Einfach so. Ich konnte gar nicht viel sagen, außer: „Ich fasses nicht! Ich bin hier!“ Meine Hand tastete an meinem Begleiter herum.
„Hey! Du bist mir ja gerade an den Hintern gegangen!“
„Na und?!? Ist doch schließlich ne Süßwarenmesse hier!“
In der ersten Halle waren vor allem spanische und italienische Aussteller. Und wenig Pub-
likum. Sehr wenig. So konnten wir uns gar nicht richtig abgucken, wie man sich hier wohl korrekt verhält. Wahrscheinlich schleicht man nicht mit offenem Mund durch die Gänge, wie ich es tat. Und ganz bestimmt hustet man auch nicht alles an, so wie es eine Frau tat, die ziemlich lange mit uns auf einer Höhe war. Mein Begleiter (im Folgenden einfach mal „B.“ genannt) ging fröhlich drauf los und hatte schon drei Sachen probiert und ein Eis in der Hand, als ich mich noch sortieren musste. Dass ich nun wirklich hier war! Und alles sah genauso super aus, wie ich’s mir erhofft hatte. Boah!
„Kann man das wohl alles einfach so mitnehmen? Probier’ doch mal! Ist lecker! Du musst Dich doch mal trauen!“ – „Nee, ich bin noch zu schüchtern. Außerdem muss ich mir das einteilen, sonst ist mir womöglich gleich schlecht. Bestimmt kommen da noch ganz viele tolle Sachen.“
Er also immer fröhlich drauf los, ich staunend und noch etwas verlegen hinterher. Bis wir herausbekamen, dass man nicht alles mitnehmen darf, was herumsteht, sondern eigent-
lich nur das, was auf Tabletts, Tellern und in Körbchen in mundgerechten Happen präsen-
tiert wird, dauerte es etwas. Zum Glück hatte B. da schon drei Tafeln feinste Schoki für mich eingesackt, und noch so Manches mehr. Ich alte Schissbutze! Später immerhin gelang es mir unter Einsatz eines gekonnten Augenaufschlags, ein paar sehr spezielle Bonbons zu erbitten, die ich morgen mal auf eine kleine Reise schicken will.
An den Gängen standen jeweils die aus den Supermärkten und Läden bekannten Displays, die zwar verführerisch lockten, aber beim Näherkommen sah man die Klebestreifen, mit denen die be-
gehrten Packungen gesichert wa-
ren. Eigentlich war überall fast alles festgeklebt, nur die zugehö-
rigen Mitarbeiter durften sich noch relativ frei bewegen.
Dabei war doch schon der letzte Messetag, da hätten sie die ollen Streifen ruhig wieder abnehmen können, finde ich.
Was allerdings passiert, wenn jemand seinen Stand nicht gewissenhaft verklebt, und dann nur mal kurz ein Wurstbrötchen essen geht, kann man hier sehen:
Weil so wenige Besucher da waren, trauten wir uns eher selten auf die Stände. Sobald man nämlich einen Hauch von Interesse zeigte, kam sofort jemand vom Standpersonal und versuchte, ein Verkaufsgespräch einzuleiten. Da wir ja nicht so richtig ganz offiziell auftreten konnten, und nun auch nicht das Blaue vom Himmel erzählen wollten, vermieden wir diese Situation überwiegend. Die leckersten und besten Sachen lagen natürlich auch nicht als Mitnehm-Proben bereit. Höchstens mal als streng bewachte Häppchen. Gleich essen oder gar nicht.
Das war mir aber vorher klar gewesen: Wer was auf sich hält, haut keine Riesenmengen an Proben raus. Und wer soll das auch alles schleppen? Hauptsächlich war ich ja nun zum Gucken da. Mit dem richtigen Probieren wartete ich, bis wir bei „Noble“ vorbei ka-
men, wo ein edles Silbertablettchen feinster Pralinen bereitstand. Ich will jetzt gar nicht versuchen, zu beschreiben, wie lecker das war… Das würde mir sowieso nicht gelingen. Hm. Vielleicht ungefähr so lecker, die das, was ich später bei „Godiva“… – Ach, ich hör’ ja schon auf. Zum Glück hab‘ ich ja kein Foto davon. Jedenfalls: Allein dafür hat sich’s schon dreimal gelohnt.
So durchkämmten wir eine Halle nach der anderen, entdeckten viel Bekanntes, ab und zu Kurioses, ich machte viel zuwenig Fotos, und die Taschen wurden immer schwerer. Wir fanden die Messe-
Cafeteria, in der gerade ordentlich Andrang war. Hier waren also alle!
Der liebe B. stellte sich in die Warteschlange, damit ich uns schon mal Plätze sichern konnte. Nach ungefähr sagenwirmal ein-
zwei Stunden er mit unserem Tablett und war froh, sich auch endlich setzen zu dürfen. Er sah ein bisschen erschöpft aus. Der Mann hinter dem Tresen, der ihm Nudeln mit Pesto warm machen sollte, war damit wohl an die Grenzen seiner Belastbarkeit geraten, obwohl er das eigent-
lich ja den ganzen Tag machte. Ich konnte es von weitem nicht verfolgen, aber vielleicht hatte er es mit Streichhölzern unter der Pfanne versucht. Gut, dass ich mir einen Salat bestellt hatte. Irgendwie hing über dem ganzen Lokal diese erschöpfte Stimmung, die sich sogar auf den Blumenschmuck auszuwirken schien:
Vielleicht jappsten die Rosen aber auch nach Zigaretten? Oder ihnen war schlecht vom vielen Campari. Uns war zum Glück noch lange nicht schlecht, und wir zogen neugierig weiter, um die restlichen tollen Stände zu bestaunen, solange unsere Füße noch halbwegs konnten. Die Messe ist riesig! Es gibt alles, sogar Ramadan-Kalender, die in Ungarn hergestellt werden.
Außerdem habe ich drei der unvermeidlichen Schokoladenbrunnen und
einen -vulkan gesehen. Keine Ahnung, was daran so toll sein soll. Kleine Schokoladenbrunnen stehen ja inzwischen in jedem zweiten Haushalt herum. Wahrscheinlich dort, wo auch die Crèpe-
pfannen stehen und die Pizzadome und die Popcornmaschinen. Ich hab’ lieber handliche Pakete handfester Schokolade im Schrank.
Was ich aber nicht gesehen habe, war das „Zungentattoo“. Das klingt jetzt schmerzhafter, als es ist. Ich hatte nämlich noch letzten Sonntag auf WDR einen Bericht über die Messe gesehen, in dem die Zungentattoos gezeigt wurden. Es handelt sich hierbei um Esspa-
pier, das mit schwarzer Tinte bedruckt ist. Man legt sich die Oblate auf die Zunge, zieht sie wieder ab, und dann steht auf der Zunge „I love you“. Oder meinetwegen: „Wer das liest ist doof!“. Das würde ich jedenfalls vielleicht drauf drucken, wenn ich der Hersteller wäre. Oder noch ganz andere Sachen.
Erwähnt wurde in dem Beitrag auch extra, dass die Messe nur für Fachbesucher sei. Echt? Für Fachbesucher? Nur? Vielleicht sollten sie das Wort Fachbesucher ins Logo aufnehmen. Statt ISM dann ISMNFFDIGWDWWKDSVDSSWNF! („Internationale Süß-
waren-Messe nur für Fachbesucher, das ist ganz wichtig, denn wir wollen keine daher-
gelaufenen Schnökermäulchen von der Straße, sondern wirklich nur Fachbesucher!“).
Das kann man sich doch auch gleich viel besser merken.
Na, dank der beherzten Unterstützung durch die liebe Juleika waren wir ja nun Fachbesu-
cher, die sich nur so gewaschen hatten! Denen haben wir’s jetzt aber gezeigt!
Nee, warte mal: Die uns! So rum.
Es war jedenfalls wunderbar. Paradiesisch. Lustig. Beeindruckend. Lecker. Erschöpfend. Süß. Bunt. Glücklichmachend. Und ganzganzganz toll. Ich werde sicher noch sehr lange draran denken.
Und im Körbchen raschelt’s und raschelt’s…
Das sieht sehr gut aus. Obwohl ich mich jetzt erst recht frage, warum die Messe für Fachpublikum ist, wenn fast alle Schokoriegel festgetackert sind. Das läuft auf Buchmessen bekanntlich anders – am Ende wird damit geprotzt, wem die meisten Bücher geklaut wurden.
Gerade habe ich mit einer Freundin telefoniert, die für die hannoversche Messe arbeitet. Sie meint auch, die freigiebigen Zeiten mit Showeinlagen auf Messen sind seit ein paar Jahren ausgesetzt. Eventuell wird das irgendwann wieder besser.
Auf der ISM waren allerdings auch ALLE Bücher geklaut, Du glaubst es nicht! Kein einziges habe ich gesehen… Dabei sind die noch schwerer zu tragen! 😉
Ich hab´s doch geahnt, es hat Dir nicht gefallen! Was gehst Du auch ohne mich dort hin? 😉 Schulterzuck
Es wurde Dir prophezeit. 🙂
Dabei hätten wir so schön teilen können, Du die Schokie und ich die Lakritze. :))
Schön, das Du wieder da bist.
:))
Nein, es hat mir sogar prächtig gefallen! Allerdings hatte ich ohnehin (fast) nur Augen für die Leckereien. Und die Lakritze, die hat doch mein lieber Begleiter bekommen. 😉 Nicht traurig sein…
🙁 schnief 🙁
:))
Warte mal, ich hab‘ da noch virtuelle Katzenpfötchen in einer geheimen Schublade… *rübermail* Jetzt wieder gut? 😉
Naja, ich könnte Dir auch ohne Bestechung nicht böse sein. 😉
Danke schön für´s Leckerlie. :))
Dankeschön für diesen anschaulichen und farbigen Bericht, liebe Theobromina. Man fühlt sich, als wäre man dabei gewesen. Dein Abkürzungs-Vorschlag für die ehedem so genannte ISM „ISMNFFDIGWDWWKDSVDSSWNF“ geht runter wie Schokolade.
Kamelle!
Jules
Jou, …äh, alaaf!
Ich würd‘ denen den Vorschlag ja hinschicken, aber wenn sie noch mal Post von mir kriegen, schreiben sie mich bestimmt bald mal zur Fahndung aus oder sowas…
Süße Grüße,
Theobromina
Toll, dass Du es geschafft hast, und Deinen Wunsch realisiert hast. Und DICH wollte wirklich niemand anbeißen, nicht einmal die auf SÜßigkeiten spezialisierten Italiener? Ich verstehe es nicht, oder enthältst Du uns hier einiges vor?
Natürlich enthalte ich Euch was vor! 😀 Soll ich Dir vielleicht meinen Knutschfleck zeigen?
Und das Wunschrealisieren hat ja die gute Julischka gemacht. Ich brauchte dann ja nur noch hin zu fahren. Kann’s irgendwie immer noch nicht fassen…
Hmmmmmmmm. Ich glaube, da wäre mir dann doch zu viel anderes Süßkrams gewesen. Ich esse ja ausschließlich Schokolade.
Übrigens findet jeden Herbst (Oktober, wenn ich mich nicht irre)in Perugia eine ganz frei zugängliche Schokoladen-Messe statt. Mit Verkaufsständen etc.
Ach, das war sooo schön bunt zu gucken! Astrein. 😀
Perugia sagst Du? Dann muss ich vielleicht doch mal nach Italien, was? Ist das irgendwie bei Deinem Schatz in der Nähe? 😉 Mir schwant übrigens gerade, dass mir mal jemand von einer ähnlichen Verantstaltung in Deutschland erzählt hat… Ich weiß nicht mehr, wo… Das müsste ich echt mal rauskriegen.
Perugia ist nicht ganz in der Nähe, sind knappe 100 km. Aber es ist sozusagen das gleiche „Bundesland“.
100 Kilometer sind doch nix, wenn’s um anständige Beute geht! 😉 Irgendwie bringe ich Perugia mit Nüssen in Verbindung… Vielleicht verwechsel‘ ich das aber auch mit dem Perigord, wo so tolle Walnüsse wachsen.
Von Nüssen weiß ich nichts.
Ja, Du hast ja recht. Solche Hürden lassen sich überwinden.
oh wie schön 😀 vor allem, der Feuerlöscher neben den Bierbonbons :)).
Die Rosen mit Campari zu füttern find ich natürlich gemein. Aber glaub mir, Ramazotti hätt noch unappetitlicher ausgesehn…
Ich wusste nicht so genau, welches jetzt die Praline sein soll: Das Rote oder oder das flache, eckige Weiße. Deshalb hab‘ ich auch vorsichtshalber nicht probiert…
Da wird man schon vom Schauen dick.
Schöner Bericht und schöne Bilder.
poc
Danke, lieber Poc. 🙂
Die schönsten Sachen habe ich leider z.T. gar nicht fotografiert, darüber ärgere ich mich ein bisschen. Aber ich war so mit Gucken beschäftigt, dass ich die Kamera zeitweise ganz vergessen hatte…
Gucken oder…Essen?
🙂
poc
😉 Beides…