Das Teil!

Es ist schon ganz schön lange her, vielleicht so 20 Jahre fast, da wurde ich freundlicher-
weise mal ein Weilchen von Freund P. beherbergt. Er hatte eine sehr kleine Ein-Zimmer-
Wohnung mit Kochnische im Flur und Dachschräge überall da, wo man eigentlich lieber hätte stehen können wollen. Ich schätze mal, alles zusammen hatte so vielleicht 25 m². Um mich für’s Beherbergtwerden zu bedanken, kochte ich ganz gerne mal was für uns. So auch an dem Abend.

Zur Vorbereitung hatten wir aber so getrocknete Sachen geraucht (damals fand ich das eine Zeitlang richtig gut), und dazu noch Rosé getrunken („Rosé d’ Anjou“, immer!). P. war ganz versunken in irgendeine Müsike, lag auf seinem Bettsofa und guckte sich intensiv das Plattencover Millimeter für Millimeter an. Ich stand vor dem Winzherd, wo es zischte und brodelte, denn ich hatte uns zwei Schnitzel in die Pfanne geschmissen. Ich musste mich sehr konzentrieren. Nun waren aber die Schnitzel so weit, dass sie hätten umge-
dreht werden müssen. Ich konnte die aber nicht umdrehen, weil mir das Werkzeug fehlte.

Ich: „P.? Wo isn der…?“

P: “…“

Ich: „P.?! Der… öh… Du?“

P: “Hm?“

 

*brutzel*

 

Ich: „Der, der, …manno! … Der. Wo isn der???“

P: “Hm?“

Ich: „Dasder, …wo… der IS!“

P: “… … …“

Ich: „Mann! Sonst brennt das an…! Sag’ mal, jetze!“

P: „Hmmm…?“

Ich: „Derderder… Der is’ hier nich’… schnell!“

P: „…“

Ich: „Na, dieser… wo… das Ding. Dieses. Wech is der… Au Mann!“

 

Schublade zum fünften Mal auf, halbherziges Herumkramen. Aus der Pfanne scheint das Gebrutzel immer lauter zu werden…

 

Ich: „P.!!!!“

P: „Hä?“

Ich: „Das Teil!“

*BRUTZEL!!!*

 

P: „Teil…???“

Ich (langsam panisch): „Wo. Iss. Das. Tei-ell…!!!“

P: „Teil…???“


Ich (stürze ins Nebenzimmer): „Ja! Das Teil! Der. Der. Das Ding! Der. Der! Der!! Wie heißt das!?!?  Das. Der. Dieses…     Der. Derder… (luftanhalt) – BRATSPACHTEL!!!

Kurzes erstauntes Schweigen.
Dann eruptives, langes Riesen-Etappengelächter. Seitdem heißt das Ding so.

9 thoughts on “Das Teil!

    • „Pfannenwender“ wollte und wollte und wollte mir nicht einfallen. Und eigentlich ist das auch kein guter Name dafür, denn die Pfanne wird ja gar nicht gewendet. Bei Bratspachtel hingegen wußte bisher noch jeder, was gemeint war. Hehe.

  1. Andere nehmen erstmal die Pfanne vom Feuer, wenn der Inhalt nicht anbrennen soll… dann hat man etwas mehr Zeit, über die Namen der Dinge zu philosophieren und notfalls einfach eine Gabel zu nehmen. 🙂

  2. *lol lol lol*

    aber: sehr treffend!

    das finde ich immer wieder erstaunlich, wie die Fähigkeit zur Vokabelapplikation schwindet, sobald etwas in der Nähe gefährlich ZISCHT. Ich hätts vermutlich mit „Umdrehdings“ versucht, was Freund P. vielleicht zum Wenden der LP veranlasst hätte…

      • ein Bekannter von mir hat das 1992 mal ne ganze Nacht lang hinbekommen, alle 30 Minuten aufzustehen, die Cassette mit FLERC zurückzuspulen und dann, nachdem sie wieder lief, erneut in seinen, ääh, Modus zu sinken. Unterschätz nicht die prinzipielle Mobilität eines Zugedröhnten, wenn seine Musik alle is… 😉

  3. Das Wort ist prima, liebe Theobromina, und schön zu wissen, wer es in die Welt gesetzt hat. Jetzt müssen wir es nur noch fleißig benutzen, damit es auch bald in den Duden kommt.

    Bratspachtel, der; -s, –

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