Es war im Herbst des Jahres 2003, als mir das Telefon mittenmal abgestellt wurde. Ich will jetzt hier nicht kompliziert erklären, wieso und warum, aber’s war mitnichten meine Schuld. Auch will ich weder berichten noch beklagen, wie lange es dauerte, bis Madame de la Télécomme bereit war, mir einen neuen Anschluss zuzugestehen.
Lediglich erzählen möcht‘ ich, was dann geschah:
Nach Tagen des zähen Ringens sollte ich nun wieder erreichbar sein, was auch dringend Not tat, die neue Telefonnummer hatte ich schon vorfreudig in die Gegend posaunt, mir sogar einen neuen Apparat besorgt und war ganz überrascht und erfreut, als am nämlichen Morgen um halbe achte schon der Telefonierknochen losdüdelte.
Als ich mich gemeldet hatte, hörte ich, was man eigentlich nicht hören kann, aber trotzdem erkennt (vorausgesetzt, man verfügt über mein Talent):
Eine verwirrte Pause.
Ich fragte nach: „Hallo…?“
Anruferin (verunsichert): „Ist da nich‘ das Mülltelefon?“
Ich: „???! … Neenee, das ist ganz neu! …Hier spricht G…!“
A: „Huch! Denn hab‘ ich mich wohl verwählt. Entschuldigen Sie bitte!“
I (vergnügt): „Kein Problem. Das kommt schomma vor, nech?“
A: „Ja. Na ja…, auf Wiederhören.“
I: „Tschüssi!“
Es klingelt erneut.
Und ich melde mich erneut: „G…?“
A (vorsichtig): „Ist da das Mülltelefon?“
I: „Nee, ich glaube, sie haben die falsche Nummer. Kann das sein?“
A: „Ach bin ich jetzt wieder bei ihnen? Mein Mann hat mir die Nummer aufgeschrieben, ich sollte mich erkundigen…“
I: „Na, da wird sich ihr Mann vielleicht verschrieben haben. Ich hab‘ hier wirklich kein Mülltelefon. Das ist ein Privatanschluss. Echt.“
A: „Dann muss ich noch mal meinen Mann fragen… Das tut mir furchtbar leid, dass ich sie gestört habe!“
I (generös): „Das macht doch nix! Man kann sich doch mal vertun… Ich wünsche ihnen ein schönes Wochenende! Wiederhör’n…“
Es ist ruhig. Für 10 Minuten. Dann klingelt’s wieder.
I: „G…?“
Männerstimme: „Wie?“
I: „G…!“
M: „Ich hätte gern die Müllberatung!“
I: „Die is‘ hier nicht! War das ihre Frau eben?“
M (patzig): „Was? Wer spricht denn da?!“
I (gereizt): „G…! Das hier ist ein Privatanschluss! Und kein Mülldings.“
M: „Aber ich hab‘ doch hier die Nummer!“
So langsam bekam ich eine Ahnung. Ich guckte ins Telefonbuch.
Und unter A fand ich’s:
Abfallberatung. Und meine neue Nummer!!!
Ich rief also wieder mal beim Kundendienst an.
Die Dame dort versuchte, mir ihre Erheiterung nicht zu zeigen. Erfolglos.
Sie erklärte mir, das Müllberatungsbüro habe vor einem halben Jahr geschlossen (warum bloß, fragte ich mich; – Kunden schien es genug zu geben), somit sei die Nummer wieder zur Vergabe frei gewesen und ich(!) hatte sie nun bekommen. Und das neue Telefonbuch käme erst in einigen Monaten heraus.
Im Geiste sah ich mich schon, eine semi-professionelle, aber sehr, sehr teure Abfallberatung betreibend, als sie sagte: „Aber das ist ja nun echt nicht so schön.*gnicker* Ich sehe zu, dass sie ganz schnell eine neue Nummer bekommen. Wahrscheinlich gleich ab morgen!“
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Postkarten mit meiner neuen neuen Nummer zu beschriften, derweil das Telefon klingelte und klingelte…
„Ümma schööön ruhich bleiben…!“ sagt der Ohhhhm-Container.