Outdoor, Indoor und ich dazwischen.

Was hat die Welt eigentlich früher ohne Jack W*lfskin-Klamotten gemacht? Das Zeug ist ja eine Pest! Man kann kaum auf die Straße gehen, ohne damit in Kontakt zu kommen, überall wird man optisch ange“tatzt“, neenee… So richtig aufgefallen war’s mir mal im Dänemarkurlaub. Dänemarkurlaub ist nämlich wunderbar langweilig: Man hat eine kuschelige Hütte, in der man Kochen, Saunen, Kamingeflacker faul bedösen kann. Zwischendrin geht man raus an einen dieser irre breiten Strände, etwas herumtoben, anschließend frische Kochzutaten und neues Kaminholz kaufen, – und dann geht die ganze Chose wieder von vorne los…

Wenn man tatsächlich mal etwas Ablenkung will, gibt es nur eine einzige Möglichkeit: Den Outdoor-Klamotten-Outlet. Davon gibt’s an jeder Ecke zwei, alle vollgestopft mit diesem Tatzenzeug. Fast ausschließlich. Deswegen laufen auch alle Dänemark-Urlauber spätestens am dritten Tag mit so ’ner Jacke rum. Dann weiß man: denen war zu langweilig. Und entweder fährt mindestens die Hälfte aller Deutschen ständig nach Dänemark, oder es ist auch hier eine Mode draus geworden, auch im Alltag sogenannte „Funktionsjacken“ zu tragen. Und das, obwohl es hier ja durchaus noch andere Sachen zu kaufen gibt.

Überhaupt: Outdoor-Jacken! Was ist denn das für’n Begriff? Eine Jacke für Draußen, soso. Sind Strickjacken somit also Indoor-Jacken? Geht das eigentlich irgendwen was an, wo und wann ich welche Jacke anziehe? Bin ich so dusslig, dass man’s mir dran schreiben muss? Bald steht auf Jeans womöglich drauf: Bitte überhalb des Schlüppers tragen! Nö, Outdoor bezeichnet eher Klamotten, die für sportliche Betätigung an der sehr frischen Luft gedacht sind. Wie Wandern, Klettern und anderes Zeug, bei dem man von morgens bis abends von allerhand Wetterumschwüngen und Eventualitäten getroffen werden kann. Inzwischen werden diese Sachen in der halbwegs-günstig-Variante aber überall angezogen und sehen an ihren Trägern oft alles andere als sportlich aus. (Dass man durchs Jackenüberstreifen dynamischer wird, das erzählen sie einem ja bloß… In Wirklichkeit stimmt das gar nicht.)

Naja, vielleicht ist das gut für den Fall, dass man beim Brötchenholen überraschend eine tückische, steile Felswand erklimmen muss und mittenmal kommt dazu noch ein unvorhergesehener Eissturm auf. Natürlich verlängern sich die Überlebenschancen dank der Jacke um immerhin 2,45 Minuten oder so, wegen der Beschichtung. Wenn allerdings ein Bär z.B. vor der Milchtheke angreift, nützt sie einem leider gar nichts, das ist schon schade.

Man sieht die Jacken in der Stadt, in der Bahn, an Bürogarderoben, an Autofahrern mit ungesunder Blässe. Das passt ja eigentlich ganz gut zu diesen ganzen SUVs, die meistens auch noch nie ein richtiges „Gelände“ gesehen, aber ein schönes Bullengitter vorne dran haben. Ich wette, wenn man in die Berge steigt, Wüsten durchquert oder durch dicke Wälder stromert, sieht man gerade die Tatzenjacken ziemlich selten. Da werden zwar ebenfalls Funktionsjacken getragen, aber dann halt richtige, die was taugen. Und die sind für bloße modische Statements einfach zu teuer. Die sollen aber auch gar nicht modisch sein, sondern praktisch und so, dass man sie am besten total vergisst, sobald man sie anhat. – Wenn überhaupt, dann hätte ich gern so eine. Aber auch wenn ich manchmal bei Seitwärts-Schneesturm Spaziergänge zur alten Weide mache oder im Herbstregen am Strand herumschlure, die meiste Zeit würde sie doch ungenutzt im Schrank hängen. Und wenn man sich schön einmummelt, geht es auch prima ohne und man kann für das gesparte Geld noch mal eine Woche Urlaub dranhängen. In ein buntes Pfotendings bekommt mich jedenfalls keiner!

Mir fällt gerade auf, dass ich mir womöglich soeben einen Teil meiner Leserschaft vergrault habe, weil ich ihre Jacken doof finde. Aber vielleicht perlt so ein Text auch einfach an der töften Beschichtung ab. *g*

36 thoughts on “Outdoor, Indoor und ich dazwischen.

  1. Einfach nur großartig!! Ich musste als 12 Jährige auch mal einen Dänemerkurlaub mit meinen Eltern, meiner Tante und meinem Onkel über mich ergehen lassen und ich kann dir nur beipflichten -scheiße langweilig!
    Rüdiger Hoffmann war übrigens auch mal im Dänemarkurlaub und ich finde dass man absolut nicht besser schildern kann wie das ist…

    • Ähm. *räusper* Wie sachich datt gezz? 🙄

      Also ich finde Dänemark ja wunderbar langweilig. Und deshalb wollen wir da auch bestimmt bald mal wieder hin.

      Den Hoffman hingegen… Den find‘ ich scheiße langweilig. Also genau andersrum. 😉

      • Äh jetzt echt? 🙄 Hoppala, und ich hab das für Ironie pur gehalten…
        Also ich werd bestimmt nicht nochmal Urlaub in Dänemark machen! Einmal im Juli dickt eingepackt am Strand hat mir auch gereicht…

        • Joh, ist manchmal so bei Texten, die kann man so und so verstehen. 😉

          Wir waren letztes Jahr im September da und waren dann wohl noch dicker eingepackt, aber mir hat’s (wieder, war mein 2. mal) gefallen. Ich mag das gern, wenn’s an der See so ein bisschen rauer ist und ansonsten eher unaufgeregt. Genau das Richtige, um Stress rausfließen zu lassen, und das war letzten Herbst echt dran bei mir…

          Aber ist doch schön, dass jeder was anderes mag, dann kleben nicht immer alle auf’m selben Fleck. :))

          • Da hast du Recht! In Dänemark werden wir uns also nicht über den Weg laufen…! 😉 Ruhe damit man sich entspannen und erholen kann ist ja schön und gut aber wenn ich mich langweile dann ist das Nichts für mich…! Vielleicht würde ich das heute ja auch anders empfinden aber als 12 Jährige war das Nichts für mich…! Ich werd es aber bestimmt nicht rausfinden… 😉

  2. :)) :))Klasse geschrieben!

    Ich finde Dänemark auch wunderbar langweilig, weil man so schön „nichtstun“ tun kann. Wir waren früher auch oft da, aber da waren die Tatzen-Klamotten noch nicht, aber sowas ähnliches, nur mit anderem Namen und ohne Tatzen.

  3. Eigentlich heisst es ja Dänen lügen nicht :))
    von daher müsste an diesem JackenZeuchs ja eigentlich was dran sein.
    Aber mich kriegst Du da auch nicht rein.
    Aber nach Dänemark – da würde ich mich auch gerne mal langweilen. Der Ruhebwahrer und ich waren einmal in Kopenhagen und von dort aus ein bißchen am Meer – natürlich. Mehr haben wir auch noch nicht gesehen. Aber es hat gereicht, um was Ausserordentliches festzustellen: Unser Nachname ist ein ganz gängiger Name dort im Reiche des Hamlet. Und da ich ja auch noch diesen nordischen Vornamen habe, war ich in Dänemark sozusagen viele. Fanden wir sehr erstaunlich.

    • Och, die versteht man ja sowieso nicht, ist also egal. 😉

      Musst Dir echt mal den Spaß machen und einen Tag mal die Tatzen zählen, die Dir so unterwegs begegnen, da wirste staunen!

      Und wenn Ihr mal hinwollt, kann ich Dir ’nen link schicken. Wir waren von unserer Unterkunft sehr angetan, da fühlt man sich eigentlich sofort wohl, und das Meer ist nur ein paar Schritte hinter der Düne. (Und vermutlich ist dort dann alles voll mit „Verwandten“, hihi… Meinen Nachnamen gibt’s bloß in Berlin ein paarmal, ansonsten muss ich allein damit klar kommen.)

      • Begucke mir gerade den Link in aler Ausführlichkeit beim Nachmittagskäffchen – bevor ich gleich, Du weisst schon….

        Mich packt gerade schmerzhaft mehr Meer-Sehnsucht !
        So schön.

        • Ja, schön ’ne? Wird man sofort warm mit, oder? Das ist so eine kleine Siedlung, wo einige dieser Ferienhäuser stehen, alle baugleich. Die Inneneinrichtung variiert ein bisschen, aber gemütlich sind die alle. (Der Liebste war auch sehr angetan, für mich war’s ja das zweite Mal, im Abstand von 8 Jahren.)

          Und für „Du-weisst-schon“: Halte durch! 😉

          • Absolut ! Ich hab da gerade noch so ein bißchen durch diese Seite geklickt und noch so einige andere sehr schöne Dinge gefunden. Preislich geht das ja auch. Ich hatte so ein bißchen als Alternative für uns französische Atlantikküste im Hinterkopf, aber das ist so teuer , da wird Dir schon von den Preisen warm :))

          • Atlantik ist natürlich auch toll, allein schon, weil das Meer da mehr macht. 😉 Aber gerade gegen Herbst find‘ ich das wirklich gut bezahlbar. Und die Strände sind so schön breit und fein. Und tolle Steine kann man da suchen! Wir hatten das halbe Auto voll, die liegen hier jetzt auf der Fensterbank… Kulinarisch ist Frankreich natürlich konkurrenzlos, da kannste die Dänen vergessen. :))

          • Sagen wir so. Es ist Kummer gewohnt in dieser Hinsicht….

            Sag das nur nicht dem Ruhebewahrer. Das ist für den ein echtes Gegenargument bei meiner steinigen Sammelwut 😉

            Wir sagen dann später einfach, die wären zu Eurer Zeit noch nicht dagewesen… :))

  4. Ach ja Dänemark*, ein Land das auch der Däne mag. (3 Gummipunkte für ein unnützes Wortspiel) Da gibt’s sonst nicht viel. Einen endlosen Strand mit verwirrt reingewürfelten Bunkern, aber ohne Muscheln. (Steine passen einfach besser zu Bunkern). Dollen Wind gibt’s dafür ne Menge. Und ähm … also auf alle Fälle viel Wind.

    Komm lass heute mal nach Hvide Sande fahr’n!
    Gibbts denn da?
    Nix. Trostlose Straßen. Und Wind!
    Au fein. Schnell hin.

    Man muss es einfach lieben. 🙂

    *(Wiese-Wald-Kuh-Danebrog-Holzhaus-nichts-Danebrog-Wiese-Kuh-nichts-Wald-etcetc)

    • Beziehungsweise auf die Tatze… 😉

      Wer angefangen hat, lässt sich bei fast allen eher unangenehmen Dingen später ja immer schlecht klären. Wann das wieder aufhört wüsst‘ ich hingegen auch gern. (Ich fürchte aber, es ist gerade mal der Zenith erreicht.)

  5. das „outdoor“-thema beschäftigt mich momentan auch sehr, sehr zu meinem leidwesen. ich finde die klamotten nämlich doof, unschön und würde sie eigentlich nicht im normalen leben, in der stadt und so tragen. da ich aber im dezember nach island reise und auf einem gletscher herumlatschen werde, brauche ich nun funktionelle schuhe und eine entsprechende jacke. nun versuch mal, was (für das geld auch noch!) auszusuchen, was du hässlich findest. und tatzen machen das ganze ja auch nicht schöner. GRAUENHAFT!

    • Also, mein Liebster, der hat so eine 3-in-1-Jacke mit einem kleinen Mammut am Ärmel, die ist sehr gut, um die beneide ich ihn regelmäßig. Allerdings sind die auch ziemlich teuer. Andererseit: Man hat echt lange was davon. Er war damit auch schon zweimal auf Island, in Schottland und an mehreren herbstlichen, vollflächlich verwindeten Stränden und ist noch immer hochzufrieden. Die sind auch in unauffälligen Farben zu kriegen und man sieht nicht aus wie ein Outdoorfashionvictim. :))

        • Ist doch irre, oder? Die kosten teilweise fast so viel wie der Urlaub! (Naja. Nicht, wenn man von Island ausgeht…) Wenn ich mir mal eine anschaffe, dann sicher eine schwarze, das find‘ ich noch am „tragbarsten“. Macht am wenigsten Augenaua. 😉

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