Knirsch, knirsch…

Die Arbeit hat mich wieder, man merkt’s.

Neueste Entwicklungen:

1.) Die anstrengende Kollegin bekommt vorerst nicht mehr Stunden, was eine schlechte und eine gute Seite hat. Schlecht ist, dass sie weiterhin versuchen wird, mir Aufgaben zuzuschieben, die sie wegen ihrer Arbeitsweise nicht schafft (und weil sie immer das zuerst macht, was ihr lieber ist, bleibt für mich dann oft wieder nur das Ungeliebte). Gut hingegen ist, dass wir dann nicht noch mehr miteinander zu tun bekommen. Zum Glück reißt sie sich seit ungefähr zwei Monaten etwas zusammen, weil sie gemerkt hat, dass es keinen anderen Weg gibt, aber ich bin trotzdem froh, wenn sich unsere Arbeitszeiten möglichst wenig überschneiden. Sonst sage ich ihr nachher noch irgendwann, wie ich das finde, dass sie Kollegen anschwärzt, um besser da zu stehen. (Vermutlich ist das aber gar nicht nötig, weil mein Gesicht sicherlich Bände spricht, wenn ich mal wieder zufällig daneben stehe. Madame hat offenbar keine Scheu vor Publikum.)

2.) Ich ärgere mich seit Tagen grün und blau und weiß nicht, wohin damit. Es begann damit, dass wir eine Abendveranstaltung hatten und der Kunde beim Überweisen des Rechnungsbetrages schön aufgerundet hatte. Trinkgeld, weil alles so gut gelaufen war. Der Seniorchef hat aber mal fix verfügt, dass das buchhalterisch zu kompliziert rauszu- rechnen sei und behält es für die Firma ein. – Klar, wer hier die Firma ist.

Wir möchten uns eventuelles Trinkgeld bitte bar geben lassen! Na klar, wir eröffnen Veran- staltungen demnächst mit der Ansage: „Falls sie uns übrigens Trinkgeld geben möchten, dann bitte in bar an die Kollegin, die da drüben mit offenen Händen steht. Sonst landet’s beim Chef, und der rückt’s nicht mehr raus.“  Ähnlicher Fall, kurz davor: In einer anderen Abteilung hatte eine Kollegin ihr Trinkgeld in der Kasse aufgehoben und wollt’s mitneh- men, wenn sich’s lohnt. Es waren schon 25,-Euro, da ging sie in den Urlaub und war so doof, das Geld in der Kasse zu lassen. Hinterher hieß es lapidar: „Was in der Kasse ist, gehört der Firma.“ – Klar, wer hier die Firma…

3.) Und dann hatten wir ja eine Großveranstaltung, für die wir wochenlang geplant und organisiert haben. Und bei der wir u.a. an einem Sonntag an die 12 Stunden gearbeitet haben. Aber wie! Fleißige Ackerpferdchen, die freundlich gestrahlt haben und deren Wortschatz nur noch aus: „Sehr gerne!“, „Kommt sofort!“ und „Ich kümmer‘ mich drum!“ bestand. Hinterher waren alle voll des Lobes, so super wie diesmal hätte es noch nie geklappt. Alle Kunden seien hin und weg gewesen und der Chef (also, nicht der Senior, sondern sein jüngerer Partner) war richtig gerührt darüber.

Vorweg hatte man uns gesagt: „Gute Nachrichten! Für das Arbeiten am Sonntag gibt’s einen Urlaubstag gutgeschrieben!“ (O-Ton Chefin.) Und ich unkte später noch im Scherz: „Wahrscheinlich stattdessen.“, und schrieb die Stunden auf, verplante den Urlaubstag und fand, das sei ja eigentlich nur ein kleiner Ersatz für den ganzen Einsatz. Inzwischen weiß ich, Unken gibt’s wirklich. Ich wurde nämlich gestern darauf hingewiesen, dass ich die 12 Stunden aus der Zeiterfassung zu streichen habe. Ich bekäme ja einen Urlaubstag (8 Std.) dafür. Mein Einwand, dass Sonntagsarbeit üblicherweise mit einem Zuschlag 100% vergütet wird, und dass mir so jetzt sogar 4 Stunden abgezogen würden, wurde gekontert mit: „Das Prinzip lautet ‚Alle für einen‘, und diese Veranstaltung findet nur alle zwei Jahre statt, das finden wir zumutbar.“ – Klar, wer hier der Eine…

4.) Man bietet mir hartnäckig einen Job in Braunschweig an. Braunschweig ist mir eigentlich zu weit weg, aber im Moment habe ich das Gefühl, ein beständiges, leises Knirschen zu hören. Braunschweig rückt näher…

32 thoughts on “Knirsch, knirsch…

  1. das ist nicht ok und ich kann voll verstehen, wie sehr Du Dich darüber ärgerst. Scheint aber um sich zu greifen, diese Praxis. Totschlagargument derzeit: Seien Sie doch froh, dass sie einen so guten Job haben…..

    • da kann ich mich nur anschließen. Auch bei uns heißt es: In der heutigen Zeit können Sie ja froh sein einen Job zu haben.
      Ich kenn diese Praktiken auch aus meinem Arbeitsbereich, bei uns heißt dass „soziales Engagement“.
      Also gut gucken, Kosten/ Nutzen abwägen und wenn die Kosten zu stark zu Buche schlagen – HALLO Braunschweig!
      Lg

      • Ja, manche Arbeitgeber benutzen wirklich alles, was sie in die Hand kriegen können, um Druck auszuüben, aber das lass‘ ich mir nur begrenzt gefallen. Mit mir Psychospielchen anzufangen, ist nicht ganz einfach… 😉 Komischerweise denke ich auch immer, so eine wie ich findet schon irgendwie meistens einen Job. Aber ich hab‘ auch keine Familie zu versorgen und so, und kann da etwas lockerer sein.

        Sollte ich irgendwann kündigen, werde ich genau angeben, was mich demotiviert hat. Dann können sie überlegen (wenn sie sich trauen), ob man gutes Personal wirklich an jeder Ecke findet. Schließlich ist ein Arbeitsvertrag ein Tauschgeschäft, bei dem jede Seite etwas gibt und bekommt. Für überbordende Dankbarkeit von einer Seite gibt’s da selten Grund. Das darf man auch in Krisenzeiten nicht vergessen, sonnst schnallen sie Einem den Gürtel immer enger und der bleibt dann auch noch so, wenn’s wieder bergauf geht.

        Egal, heute ist Wochenende! 😀
        Ganz lieben Sonntagsgruß, – Theo

    • Ja, sowas kriegen wir auch gesagt, aber ich kontere gern mit: Und sie können doch froh sein, so eine tolle Mitarbeiterin zu haben! (Inzwischen hab‘ ich da ein ganz gutes Selbstwertgefühl.) Normalerweise wird dann gern das Thema gewechselt. Ich find‘ es aber wichtig, zu zeigen, dass man sich von so Drucksprüchen nicht ins Bockshorn jagen lässt.

      • Das finde ich auch. Zum Glück hab ich ja einen Chef, der sich da vor uns stellt und in meinem Fall reicht es, ihn dabei zu ermuntern…..
        Meine Lieblings-Kollegin leidet immer sehr unter diesen Drucksprüchen und ich versuche da auch immer, ihr klarzumachen, was dahintersteckt und wie gut sie eigentlich positioniert ist.

          • Wir sind sehr unterschiedliche Typen und hätten uns sicher ausserhalb des Arbeitslebens auch nie angefreundet. Aber wir haben schon seit langem beschlossen, wir kommen durch diese Zeit nur, wenn wir zusammenhalten und uns immer absprechen. Von daher hab ich mit ihr auch Glück gehabt.

          • Richtig so! Zusammenhalten find‘ ich auch wichtig. Ich mag das, wenn Frauen sich gegenseitig stärken, statt sich noch zusätzlich zu zermürben. Klüger ist es noch dazu.

            Ich fahr manchmal morgens echt mit Magenschmerzen oder Übelkeit los, weil ich schon keinen Bock auf diese Intrigenelli hab, die meine Kollegin sein soll.

          • Mit Intrigen komm ich auch überaus schlecht zurecht. Hab ich meinerseits auch bedauerlicherweise kaum Talent zu….

            Meine Kollegin und ich sind beide Freunde klarer Worte.
            Wir haben uns auch schon richtig „inne Köppe“ gehabt, aber nach einem kurzen Wortgefecht und anschliessender Aussprache war es dann auch wieder gut. Sowas ist mir allemal lieber und ich komme damit auch besser zurecht. Das hinterlässt wenigstens keinen üblen Beigeschmack.

            Aber Du hast Dich ja ganz gut gewehrt und siehst auch durchaus besserung.

          • Ich auch nicht. Ich musste echt richtig umdenken, um erstmal zu schnallen, was da um mich rum so abgeht. Ich bin ja immer graderaus und dabei möglichst diplomatisch. Eine gepflegtes Streitgespräch um eine Sache ist mir lieber als dieser Wust von Hintenrumspekulation und Vermutungen. Bäh!

            Inzwischen bin ich echt bei: Zähne zusammen und durch, bis der Ausstieg sichtbar wird. Und ich lerne da sicher auch grade was: Grenzen markieren hilft. 😉

  2. Dass alle Chefs und Firmen und Ämter und was es sonst noch gibt einen Dachschaden haben, hab ich längst gelernt. Ich staune aber stets, wenn ich wieder neuen Schwachsinn höre oder lese. Irrsinn scheint wirklich grenzenlos zu sein …
    Ist die Stelle in Braunschweig denn eine echte Alternative oder wäre es nur eine Notlösung, um diesen Laden zu verlassen?

    • Ich verstehe auch nicht, wieso man sich nicht traut, seine Mitarbeiter durch Anerkennung zu motivieren. Ich habe das Glück gehabt, das schon an mehreren Stellen erlebt zu haben und es hat mich jeweils zu besserer Leistung angespornt, einfach, weil ich dann total Spaß hatte! Aber Arbeit darf ja keinen Spaß machen, sondern muss Frondienst sein. Kapier‘ ich nicht. Und dann wundern die sich, wenn man erst innerlich und dann äußerlich kündigt.

      Das in BS ist wohl schon eine Alternative, ich werd’s mir demnächst genauer ansehen (eigentlich wollte ich das gestern schon, es hat sich verschoben), aber ich wäre morgens und abends je eine ganze Stunde unterwegs. Das schreckt mich doch sehr ab. Ich mag lieber in Hannover arbeiten, wo ich von überall zur Not auch anders als mit der Bahn nach Hause kann. Hab‘ ja kein Auto (und will auch keins).

      Zudem macht mir mein jetziger Job echt Spaß und wir passen ganz gut zusammen, das mopst mich. Wieso lassen die mich nicht einfach in Ruhe da arbeiten und entlohnen es mir anständig?! Das wäre das beste für Alle. 😉 Menno.

      • Ja, diese unangenehme Mischung aus Unverschämtheit und Gedankenlosigkeit, die offenbar unabdingbar ist, damit man in höhere Ränge rutschen kann, wird mir auch immer ein Rätsel bleiben.
        Wer weiß, was BS Dir bringen kann, und sei es als Joker.

        • So sehe ich das auch. Und eben habe ich noch zwei Bewerbungen für andere Jobs ausgedruckt. Ich stelle mir dabei gern vor, wie ich sage: „Ich habe ein anderes Angebot. Jetzt macht mal, dass ich bleiben will!“ :>>

  3. Da seh ich eben nach ob deine Antwort auf meinen Kommentar verrutscht ist, und dann sehe ich daß mein Kommentar gar nicht da ist |-|
    Also in Kurzform, ich hatte mich ähnlich wie Totte geäussert, mal was durchscheinen lassen wäre vielleicht nicht das schlechteste. Wer weiß, womöglich geben sie sich echt Mühe damit du bleibst.

    • Du glaubst gar nicht, wie ich mich auf so einen Moment freue, in dem ich sagen kann: „Ich habe eine anderes Angebot. Jetzt mache Sie mal, dass ich bleiben will!“ Aber dazu ist es noch zu früh. Ich habe mir den Laden in Braunschweig bisher noch nicht ansehen können, aber das steht fest auf dem Plan. Und ich gucke auch nach anderen offenen Türen… 😉

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