Primaten am Drücker (Auflösung)

Gestern wartete ich nun gespannt, ob denn der Herr Sachbearbeiter wirklich anruft. Inzwischen war mir der Gedanke gekommen, er hätte sich meine Telefonnummer vielleicht nur geben lassen, um sie auf dem Display ablesen zu können, wenn ich ihn anrufe. Und dann eben nicht dran zu gehen. Also hab’ ich mir vorgenommen: wenn er sich bis halb zwölf nicht gemeldet hat (immerhin war Freitag), dann lasse ich mich über die Zentrale mit ihm verbinden. Ich kenn’ ja inzwischen auch fast alle Tricks.

Doch er kam mir um eine Stunde zuvor. Und teilte mir mit, die Sache sei nun in meinem Sinne entschieden. Außerdem wolle er für die Zukunft dies und das festlegen. Über das Erste freute ich mich verhalten (glaub’ ich erst, wenn ich den Wisch hab’), das mit dem Festlegen sollte er mir erklären. Konnte er nicht. Und je weiter ich mit Fragen vordrang, umso konfuser wurde er, faselte was von „neuen Richtlinien“ seit dem 1. Januar. Auf meine Frage, warum ich denn dann nichts von diesen neuen Richtlinien wüsste, und ob man da mal was Schriftliches zur Information haben könne, wurde er immer wackeliger und war dann kurz davor, zu sagen: „Das ist aber so. Menno!“ Stattdessen wollte er mir weismachen, er hätte das auch nur so „unter der Hand“ gesagt bekommen, da hätte es zum Jahreswechsel eine Team-Besprechung gegeben.

Also eine Geheimsache! Da hätte er aber mal lieber etwas besser aufpassen und hinhören sollen, finde ich. Oder es sollten, zum besseren Einprägen, bei diesen Besprechungen wenigstens die wichtigsten Punkte auf Zetteln ausgeteilt werden. Und kurz vor Schluss wird rundum abgefragt, bevor die Teilnehmer ihre Zettelchen vor den Augen ihrer Team-
kollegen verschlucken müssen.

Kann ja wohl nicht sein, dass Ämter jetzt neuerdings nach streng geheimen Kriterien arbeiten! Was, wenn ein Antrag nur deswegen genehmigt wird, weil der Antragsteller aus Versehen ein Eselsohr in die linke obere Ecke des Antrags gemacht hat? Oder ein ande-
rer abgelehnt wird, weil jemand nicht schwarzem, sondern mit blauen Kuli unterschreibt, oder das Ding an einem ungeraden Tag einreicht? Ich möchte jetzt nicht darüber nachden-
ken, dass das eventuell sogar schon so ist. Zumindest, wenn, kann man zurzeit noch dagegen vorgehen…

Ich sprach also beruhigend und freundlich auf dem Mann ein, ließ geschickt ein paar Mal die Wörter „Teamleiter“ und „Absprache“ einfließen, bat ihn, doch bitte bei der alten Rege-
lung zu bleiben, die ja funktioniert, und dazu bitte einen kleinen Vermerk im Aktendeckel zu machen. Ich möchte nämlich nicht so gerne, dass jeder der die Akte in die Hand nimmt, damit herumfuhrwerkt, wie’s ihm gerade in den Kopp kommt.

Und nun warte ich ganz gespannt auf die Post. Mit ein bisschen Glück ist dann erstmal wieder für ein paar Monate Ruhe und halbwegs normaler Betrieb möglich…

2 thoughts on “Primaten am Drücker (Auflösung)

  1. Mir ist für solche Sachen übrigens von einer angehenden Angestellten in einem Amt empfohlen worden, dass man sowas auch stets (noch mal) schriftlich machen sollte. Dann wird es nämlich aktenkundig. Ein Telefonat dagegen muss nicht vermerkt werden. Vielleicht solltest Du also noch mal einen kurzen Brief schreiben, danke für Ihre telefonische Mitteilung, Herr Soundso, ich möchte festhalten, blablabla …

    • Ich mach‘ eigentlich immer beides. Erst schriftlich (da verweise ich auch immer auf die letzten geführten Telefonate), dann hake ich ein paar Tage später nach. Jetzt warte ich erstmal die Post der nächsten Tage ab. Wenn da nix kommt, steige ich denen auf die Hütte!

      Aber Dank‘ Dir für den Tipp! Ist immer gut, zu wissen, wie da so ticken…

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