Nee, nicht CSD. Das ist ja was ganz anderes und dieses Jahr auch schon gewesen…
SCD kann man immer haben. Wann man will. Ich selbst habe mich noch vor zwei Tagen dabei erwischt, wie ich vor meinem Schrank stand und zu ihm sagte: „Ich hab’ irgendwie garnix anzuziehn!“ Peinlich. Allerdings liegt das daran, dass mir erstens die Mode der letzten paar Jahre oft nicht recht behagt, ich zweitens neulich ganz viel weggeschmissen habe und drittens meine Piepen zusammenhalte, wenn’s geht. Aber der Ausspruch rächte sich prompt. Ich hatte nämlich noch am selbigen Tag ein tolles „Magazin“ im Briefkasten: Es heißt „For me“ und ist ein Kundenmagazin von Protector & Gähnbel. Darin zu lesen auf Seite 15 unter folgender Überschrift:
Also, ich als Frau habe natürlich schon von der Anlage her immerzu die dollsten Gefühle. Das ist ja bei uns so eingebaut. Ab Werk, quasi. Deswegen müssen wir ja z.B. auch immerzu heulen und können auch keine Bierkisten tragen. (Also, wenn ich mal welche tragen soll, kommen mir jedenfalls immer die Tränen, das hat noch jedes Mal gewirkt.)
Aber es gibt nun wohl ein „Gefühl, das jede Frau kennt.“ Also wahrscheinlich bedeutet das, dass jede Frau dieses Gefühl schon mal hatte (ein viel benutztes, also), und nicht, dass es ein Gefühl gibt, dass so ein dickes Adressbuch hat, dass es alle Frauen kennt. Ist ja auch egal jetzt.
Die Wissenschaft hat es nun aber erforscht, das Gefühl. Es heißt SCD. Und jetzt festhalten! Denn das bedeutet: Seasonal Clothes Disorder bzw. „Jahreszeitlich bedingte Kleidungsstörung“. Ich musste mehrfach lesen, aber das stand da wirklich!
Verdammt, ich muss sofort Vanilletee kaufen, denn ich habe eine Kleidungsstörung!!! Hoffentlich finde ich einen guten Therapeuten! Vielleicht auch eine Selbsthilfegruppe, denn nicht nur mir geht es so schlecht… Auch diese Frau hier ist total verzweifelt und klagt den Baumwollgöttern ihr Leid.
Dabei müsste sie bloß mal nach unten gucken, da steht ja die Lösung. Grob zusammen gefasst, besteht sie aus folgenden Tipps:
1) Accessoires an die gestörte Kleidung pinnen, z.B. Ansteckblüten aus Wildleder (aha).
2) Im Internet einzwei schicke Gürtel ersteigern (soso).
3) Topmoderne Ketten und Ohrringe anbringen (hm, hm).
(Meiner Meinung nach ist das ja eigentlich nur ein Tipp, aber da kommt ja noch was: )
4) Klamottentausch-Party mit Freundinnen machen.
Na, die kennen meine Freundinnen nicht! Die haben doch ganz unterschiedliche Figuren, die guten. Bei einer Hose von Freundin T. wären mir die Beine viel zu kurz, bei einem Kleidchen von Freundin M. kriegte ich schomma den Reißverschluss gar nicht zu und Freundin S. wird bestimmt ihre Cowboystiefel nicht rausrücken und stattdessen nach Prosecco und Schnittchen verlangen. Die Freundinnen hätten natürlich ähnliche Probleme mit meiner Garderobe, und großartig was zu bieten hätte ich auch nicht, denn das, was ich kürzlich nicht weggeschmissen habe, will ich ja schließlich behalten. Das gibt doch bloß Gezeter. Muss ich mich wohl mit meiner Störung abfinden.
Vielleicht gibt’s ja bald ein lustiges Medikament dagegen. In Größe 38, bitte.
Soso, na dann schau mal hier. Ich mag ja übrigens kein Fashion Consultant sein, aber ‚Ansteckblüten aus Wildleder‘? Kein schöner Gedanke, davon sollte jeder Ästhet gehörigen Abstand nehmen.
In diesem Fall handelt es sich bei dem Bierkasten um ein modisches Accessoire in passender Farbe zum Shirt! Tssss…
Eine schicke Bierhandtasche. Da geht ganz schön was rein, Prost!
Witziges Fundstück, meine Liebe. Aus dem zitierten Text geht allerdings gar nicht hervor, worin die wissenschaftliche Erforschung denn nun besteht und wer sie finanziert hat. Ebay vielleicht, weil Gürtel nicht gehen? Und: „Ansteckblüten aus Wildleder“? Ich dachte bisher, Rehe, Hasen und Wildschweine blühen im Frühjahr.
Danke, lieber Jules.
Nee, steht auch nicht dabei. Aber die Pharmaindustrie denkt sich ja ebenfalls ständig Krankheiten aus. Es ist wohl eine schlecht versteckte Werbung für Feinwaschmittel, die einem die modischen Lieblingsstücke länger erhalten sollen. Vielleicht ein neuer Trend in der Werbebranche: „Wer das nicht kauft, ist krank.“
Gehende Gürtel gefielen gut, gerne! 😉
Wären’s wohl wilde, wunderbar…
Ich finde diese Erkenntnis der Forschung ganz grandios. Sollte mich demnächst mal ein Bänker auf Grund meines überzogenen Kontos schelten, kann ich einfach sagen, dass ich SCD habe. Und deswegen gar nicht anders kann, als ständig Geld für Kleidung auszugeben.
Super Idee, liebe Emily! Ich gehe mir heute noch ein Attest, oder, noch besser: eine Art Behindertenausweis holen. :))
Wie konnte ich das nur vergessen!! Natürlich brauchen wir armen Opfer ja auch die Behindertenplätze in der Bahn. Wenn wir völlig entkräftet mit zig Einkaufstüten die Fahrt nach Hause nicht mehr stehend schaffen 😀
Letztens war ich noch auf einem Schrottplatz und bekam da ein Gespräch zwischen einem Kranfahrer und seinem Kran mit.
Mann: „Würdest du nun bitte zur Tat schreiten?“
Kran: „Nein.“
Mann: „Dieses doofe Auto MUSS aber da oben auf den Stapel.“
Kran: „Dieses doofe Auto muss auf den andern Stapel.“
Mann: „Wagst du mir nun meine Arbeit zu erklären, Kran?“
Kran: „Ich kann das nicht, Mann.“
Mann: „Kran! Du hast Strom, und da is der verdammte Schrotthaufen – hoch damit!!“
Kran: „Ich hab nix anzuziehn, Mann. Das ist ALUMINIUM.“
Später sah ich die beiden im Wartezimmer der Praxis Prokto & Krempel wieder.
:)) :)) :))