Our House

Menno. Da sind doch tatsächlich wieder mal Blattläuse in meinem Blumenkasten! Grade ist alles schön angewachsen und am Blühen, da sitzen schon wieder diese kleinen Drecksbiester auf den Tausendschönchen. Wie schaffen die das bloß immer wieder in den 3. Stock? Hangeln die sich an der Fassade hoch oder lassen die sich nachts abwerfen (in schwarzen Militärklamotten und mit gerußten Gesichtern)? Wahrscheinlich haben sie eine Amsel in ihre Gewalt genommen, entführt und zur Kursänderung auf meine arme unschuldige Fensterbank gezwungen.

Über mir poppt die Nachbarin. Das höre ich am ächzenden Bettkasten. Ihr Freund scheint so eine Art Kaninchen zu sein. Glückwunsch. Die Nachbarin eher Nilpferd, was die Schwere der Schritte angeht. Dabei ist sie ganz zierlich.
Ihr Handy-Klingelton ist die Titelmelodie der Simpsons, was ja eigentlich eher sympathisch ist. Aber manchmal stellt sie auf Vibrieren und scheint es dann auf dem Boden abzulegen. Wenn es dann losgeht, rappelt bei mir die Hütte! Ich finde das aber lustig.
Mein Nachbar zur Seite ist Sozialpädagoge, sieht aus wie eine dickere, aber 15 Jahre jüngere Version von Rolf Zuckowski mit Bürstenhaarschnitt und er spielt Gitarre. Ich wohne hier schon über 6 Jahre, aber es wird und wird nicht besser.
Er gibt leider nicht auf. Sondern Unterricht.

Und ab und zu bekommt er Besuch von angespannten Damen, die dann mit ihm und seiner Gitarre singen. Mit dünnen Kirchengesangstimmchen. Neulich sogar „My heart will go on“, den Titanic-Kracher. Ich stand im Flur und wusste nicht, ob ich lachen oder Nierenschmerzen kriegen sollte. Leider war es zum Aufnehmen nicht laut genug…

Ob ich eine gute Nachbarin bin, weiß ich gar nicht. Ich glaube nicht, dass man von mir viel hört. Ich bewege mich leichten Schritts barfuß durch meine Gefilde, höre selten Musik und wenn, gute. Aber nicht mal besonders laut. Dafür singe ich dann aber mit. Das dann schon eher laut. Ich kann aber ganz gut singen, deshalb ist das nicht so schlimm. Außerdem grüße ich brav im Treppenhaus und stelle meinen Müll nicht vor die Wohnungstür.

Was die Studi-WG unter mir stören könnte ist, dass mir immer mal Sachen runterfallen. Auch gerne mal morgens. Und meine Küche ist über einem der Schlafzimmer. Hat sich aber noch keiner beschwert bisher. Ich sage ja auch nix, wenn die ihren Skunk rauchen und dann das ganze Haus danach stinkt. Außerdem lüften sie ja auch. Blöd nur, dass der heftige Grasgeruch dann bei mir oben durch meine meistens geöffneten Fenster wieder reinweht. Dazu krieg ich das Neueste aus’m Hiphop-Sektor umme Ohren.
Und irgendwie ist mir das trotzdem sympathischer als die Essensgerüche des älteren Herrn aus dem 1. Stock. Der kocht sich nämlich schon morgens um 10 sein Mittag. Zwiebeln anbraten und geschmorte Paprika und so.
Das könntich nich.

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