Keinen Euro.

In der Bahn, auf dem Heimweg von der Arbeit in die Stadt.

Neben mir ein junger Mann, vielleicht vier Jahre alt. (Ich bin bei Männern im Alterschätzen nicht sonderlich gut, bei Frauen allerdings sogar regelrecht schlecht). Ihm gegenüber sitzt offenbar sein Wochenend-Papa. (Das merkt man sofort man an der onkelhaft-bemühten Art, sich mit dem Kind zu unterhalten). Der Vater also irgendwann: „Dann fahren wir jetzt also auch mal zusammen einkaufen. Hast Du denn auch Geld mitgenommen, einen Euro vielleicht oder so?“ (Hört sich für mich an, als wolle er seinen Sohn irgendwie anpumpen.) Das Kind: „Nein…“ (Ich überlege schon mal, wo mein Portemonnaie steckt, denn als nächstes werden vermutlich beide mich anpumpen!) Der Vater tut empört: „Dann kannst Du ja überhaupt nichts für Max kaufen!“ Ich hab natürlich keine Ahnung, wer jetzt Max ist, aber der Lütte überlegt ernst und sagt dann entschlossen: „Dann kaufe ich dem Max was, was keinen Euro kostet!“

Im Gegensatz zu seinem Vater finde ich diesen Plan nicht nur prima, sondern überlege gleich, mir das demnächst auch mal vorzunehmen und lächle dem Jungen freundlich zu.

Der erklärt jetzt, wie breit das imaginäre Geschenk sein soll: es ragt vom Fenster bis mitten auf meinen Schoß. Längere Arme stehen leider nicht zur Verfügung. Der Vater versucht etwas verlegen, seinen Sohn davon abzuhalten, in meinen Luftraum einzudringen, aber mein neuer Freund und ich lassen uns gar nicht stören. Keine Ahnung, woran das liegt, und es tut mir ja auch sogar irgendwie leid, aber Männer in Bundfaltenhosen kann ich sowieso nicht ernst nehmen. Ich glaube, das liegt daran, dass diese Hosen so einen runden Popo machen, den ich bei Männern einfach albern finde. Ich sage also, quasi am Vater vorbei, zu dem Kleinen: „Und vielleicht sooo hoch!?“ und zeige mit der flachen Hand eine Stelle ungefähr einen Meter über seinem Kopf. „Ja, so hoch.“ nickt er begeistert, „und sooo tief!“ Dabei zeigt er einen riesigen Bierbauch, den er sich aber mal lieber erst in frühestens 20 Jahren anschaffen sollte. Und Max auch. Im Übrigen staune ich, dass so ein noch relativ kleines Kind schon Ahnung hat von Breite, Höhe, Tiefe. Wenn er so wei- termacht, kann er bald ein 1A Regalbauer werden. Tiefe Regale werden schließlich immer gebraucht.

„Und mit ’ner Schleife?“

„Ja, eine ganz bunte. Und eine richtig große Karte!“

„Finde ich super. Prima Plan, einverstanden!“ Ich gebe ihm die Hand drauf,  wünsche viel Spaß beim Einkaufen und stehe auf, weil ich hier raus muss.

Also lieber Max:
Wenn Du das hier zufällig liest, dann klär uns doch mal bitte auf…
– Was gab’s denn nun???