Küchensofagedanken am Morgen (Teil 12) – Selbstgespräche.

„Du gefällst mir gar nicht!“ sagt Hannelore Elsner in einem TV-Spot zu ihrem Spiegelbild.

TheobrominenfuesseIch finde ja, dass das eigentlich kein beson- ders guter Gesprächseinstieg ist, nicht mal für ein Selbstgespräch. Aber trotzdem muss ich ihr Recht geben: mir gefällt sie nämlich auch nicht. Und das sage ich ihr dann auch jedes Mal, obwohl sie mich vermutlich nicht hören kann. Bei mir steht ja nun nicht gleich ein Kamerateam bereit, wenn ich vor der Licht- kiste mal eben was zu mir selber sage. Ansonsten übrigens auch nicht.

Zwei Frauen führen also Selbstgespräche. Ich könnte jetzt natürlich wieder behaupten, dass ich das ja nur deshalb mache, weil mir Frau Elsner mit ihrer gehaucht-überspannt-räkeligen Art bisweilen gehörig auf den Geist geht, aber das würde mal wieder gar nicht stimmen. Ich mach’ das nicht deswegen, sondern kommentiere auch sonst fast alles, was ich im Fernseher sehe. (Danach sagt Frau Elsner übrigens: „Ich verschreib’ dir mal was!“ und medikamentiert sich selber mit Glutaminirgendwas aus süßen rosa Fläsch- chen. Leider scheint das nicht besonders gut zu helfen, denn zumindest mir gefällt sie danach auch nicht besser.)

Ganz oft rufe ich auch zum Fernseher: „Ha! Das muss ich mir aufschreiben!“, wenn wie- der einer was Schönes gesagt hat wie z.B. neulich ein Bodybuilder über einen anderen: „Er würde jeder alten Dame über die Ampel helfen.“ Ich finde das nämlich sehr nett von dem und nehme an, dass das sogar für die schwereren unter den alten Damen gilt.

Aber auch wenn der Fernseher nicht läuft, spreche ich gern mit mir selbst. Warum auch nicht? Schließlich bin ich doch die netteste und aufmerksamste Gesprächspartnerin, die ich mir nur wünschen kann! Und ich verstehe auch immer ganz genau, was ich meine und muss keine Sorgen haben, dass ich etwa an mir vorbeirede und mich dann falsch verstan- den fühlen muss. Und schwerhörig bin ich ja zum Glück auch nicht.

Als Teenagerin habe ich natürlich gern imaginäre Interviews gegeben, aber das machen ja alle. Heutzutage nehme ich schon mal wichtige Gespräche probehalber vorweg, um mich vorzubereiten. Das ist wirklich oft hilfreich, wenn dann das eigentliche Gespräch stattfin- det. (Obwohl ich dann manchmal nicht weiß: habe ich dem das jetzt eben schon mal gesagt, oder war der da noch gar nicht dabei?) Bei Vorstellungsgesprächen z.B. oder Amtsbesuchen finde ich sowas sinnvoll, weil man sich dann quasi vorher ein bisschen abreagieren kann. Ich habe ja meistens eine ungefähre Ahnung, wie beispielsweise dieser eine bockbeinige Beamte vermutlich wieder argumentieren wird und kann ihn dann (statt auszuflippen und ihm ’nen Aktenordner über den Scheitel zu ziehen) mit einer Gesprächs- taktik überraschen, die ihn kurzfristig mal aushebelt. Das nützt mir zwar auch nix, macht aber Spaß.

Das liest jetzt langsam so, als würde ich nun unentwegt mit mir selbst reden und vor mich hinbrabbeln. Aber so stimmt das auch nicht. Das mache ich nämlich erst, wenn ich über siebzig bin! Ich kann auch mal ein Weilchen schweigen… Wenn ich mich mit meiner bes- ten Freundin treffe, behalte ich vorher schön alles für mich, damit ich die Neuigkeiten besser mit ihr durchtratschen kann. Sie würde sich mit Recht beschweren, wenn ich ihr nicht als erster davon erzählen würde, wenn sich was Spannendes ereignet hat.

Beim Spazierengehen wiederum ist das Selbstgespräch sogar ein wesentlicher Bestand- teil. Denn wenn ich gehe, setzen sich auch meine Gedanken in Gang, entwickeln sich, trappeln aufgeregt herum und ich weise ihnen dann halblaut ihre Plätze zu. Oft entstehen so ganz neue Kombinationen und ich fühle mich gleich viel aufgeräumter. Das ist so ein bisschen wie Strickzeug enttüdeln.

Es wird ja übrigens immer gern behauptet: seit es diese Handys mit Freisprechfunktion gibt, fällt das nicht mehr so auf, wenn jemand in der Öffentlichkeit mit sich selbst redet. Ich kann aber versichern: doch, tut es wohl. Man gewöhnt sich allerdings irgendwann an die Blicke und das Gefühl, für nicht ganz dicht gehalten zu werden. Man kann sich sogar gelegentlich ’nen Spaß draus machen und einen bipersonalen Dialog imitieren:

– „Pscht! Jetzt sei doch mal still! Da kommen uns welche entgegen, die da gucken schon. Es ist voll peinlich, mit Dir spazieren zu gehen!“

– „Na und? Meinste, die haben keine eigenen Macken? Ich wette…“

– „Ruhe jetzt mal!“

Und dann guckt man den anderen Spaziergängern fest ins Auge, bis sie vorbeigegangen sind, bevor man wieder loslegt.

– „Also, die Frau hatte jedenfalls hinten ’ne ganz dreckige Jacke!“

– „Hihi, stimmt. Das sieht ganz schön merkwürdig aus!“

– …

25 thoughts on “Küchensofagedanken am Morgen (Teil 12) – Selbstgespräche.

  1. Hallo Kollegin 😉 ich führe auch fast überall Selbstgespräche, vorallem aber vorm PC – wenn ich da es Micro anhätte gäb’s quasi nebenbei jeden Tag en Podcast.

    Auf der Arbeit sind meine Mitarbeiterinnen manchmal eweng verwirrt weil sie nicht so schnell aufdröseln können was mir und was ihnen gilt.

    Während meiner zahlreichen Aus- u. Weiterbildungen hab‘ ich meine Facharbeiten praktisch beim Sparzieren gehen im Kopp fertich geschrieben und dann meist in der letzten Nacht vorm Abgabetermin 40-50 Seiten auf einen Rutsch in den PC gehackt.

    liebe Grüsse an die Leine reinhold

    • Mach‘ doch mal, das mit dem Mikro…! :))

      Einen Kollegen, der mit sich selbst sprach hatte ich auch jahrelang. Und genauso lange dauerte es auch, bis ich wusste, wann ich hin-, und wann ich weghören musste. (Ich muss aber gestehen, dass ich manchmal auch weggehört habe, wenn ich das gar nicht sollte.)

      Beim Spazierengehen entwickeln sich die Gedanken immer noch am besten, finde ich. „Solvitur ambulando“ ist einer meiner Lebenssprüche. Mir entspricht das einfach sehr, Dir offenbar auch. Ob ich allerdings beim Nachhausekommen noch alles aufschreiben kann, hängt dann ganz stark von der Tagesverfassung ab. 😉 Oder ob beim Reinkommen das Telefon klingelt…

      Liebe Grüße zurück und ich wünsch‘ Dir eine Woche, die nicht so gesteckt voll ist mit Arbeit!
      – Theo

  2. Mach ich auch.
    Neulich an der Käsetheke:
    „Nehm ich jetzt den Maasdammer, oder lieber den mittelalten Holländer?“
    „Ne, den Ziegenkäse, obwohl der ja…man, 45% Fett…Scheiße, ne…“
    „Doch, der ist lecker auf Weißbrot…Butter brauch ich noch…und Äpfel…“
    „So, also…Leerdammer, halbfett…“

    Ist doch völlig normal, oder? :>>

    • Klar, totaaal normal! ;D
      (Allerdings: das Einkaufen vom Leerdamer an sich… Ich weiß nicht, ich weiß nicht… Hm, hm, hm.)

      Ich habe mir übrigens schon vorgenommen, mit siebzig so eine verrückte Alte zu werden, die in Hauspuschen einkaufen wieselt und im Superladen dann mit den Kartoffeln spricht.

      • Da muß ich nicht erst warten bis ich 70 bin, mach ich jetzt schon…also…mit ohne Puschen natürlich, aber mit Kartoffeln red ich manchmal schon…und mit Zwiebeln auch gelegentlich.

        Wusstest du eigentlich schon, dass ich auch laut summe? Ü-BER-ALL. :>>

          • „Hömma, Frollein…“, haben die gesagt, „Fummel hier ma nich so an uns rum und quasseln kannse auch mit die Äpfel.“

            Erstes Halbjahrszeugnis 10. Klasse:
            Mathe: 5

            Aber ich hab doch noch nen guten Abschluß hingelegt. HA!

          • :))! Und? Was haste geantwortet?

            „Passuff Du! Isch mach eusch nackisch, noch bevor ihr „Kartoffelsalat“ sagen könnt!!“

            5 in Mathe hatte ich auch jahrelang. Dann war ich auf ’ner anderen Schule und plötzlich hatte ich ’ne 2. Aber das muss natürlich trotzdem an mir gelegen haben…

          • So in etwa. Und als ich mit den Bollen zuhause war, hab ich erst mal Stempel aus denen geschnitzt, für Kartoffeldruck…so Männekes und Herzkes und son Gedönse. *ggg*

            2 hatte ICH jahrelang in Mathe, dann kam ich auf ne andere Schule und hatte ne 5, muß logischerweise auch an mir gelegen haben.

          • Gedöns! Das mach‘ ich da auch immer draus! :>> Und damittat abba keiner mitkricht, pürier‘ ich datt später…

            Klar, das liegt wahrscheinlich daran, dass wir Mädchen sind! Wir können uns halt nicht entscheiden.

          • Weißte Bescheid! ;D

            Und mein Lehrer war ein alter, doofer… – äh… (watt issen die männliche Form von „Hippe“? – „Hippie“? – „Hippo“?) *festgrübel*

          • O.K., das kann ich wohl durchgehen lassen. Was mir noch so einfällt, schreib‘ ich lieber auch nicht hier hin, sonst muss ich mein Blog schon wieder durchputzen… :>>

            Der war jedenfalls ein echter Spiegelschreck, – er trug tatsächlich fiese 70er-Hemden (solche, wie Manfred Krug immer als Krawatten hatte). – Und zwar Anfang der 80er! Wahrscheinlich, um von seinem katastrophalen Gesicht und Restphysiognomie abzulenken.

  3. Meine Stereoanlage sagt immer zu mir: „Interessante Selbstgespräche setzen einen intelligenten Gesprächspartner voraus.“ WatcherX ist allerdings der Ansicht, dieser intelligente Partner sei ER…

    • Ja, so’n bisschen geistige Tiefe machts interessanter.

      Sonst fällt das Gespräch etwa so aus:

      „Hm?“
      „Was, Hm?“
      „Ja, Du hast doch grade was gesagt!“
      „Garnicht!“
      „Wohl!“
      „Garnicht!“
      „Wohl!“
      „Garnicht!“
      „Wohl!“
      „Garnicht!“
      „Wohl!“
      „Garnicht!“
      „Wohl!“

        • Stell‘ Dir das mal wirklich als Platte vor! Eine halbe Stunde immerzu:

          „Garnicht!“
          „Wohl!“
          „Garnicht!“
          „Wohoool!“
          „Gaaaaaaarnicht!“
          „Wohl!!!“
          „Garnicht!!!!“
          „Doch, wohl!“
          „Nee, garnicht!“
          „Wohl!“
          „Garnicht!“
          „Wohl! Erster Jasager mit Rechthaben!“
          „Pah! Garnicht!“
          „Wohl!“
          „Garnicht!“
          „Wohl!“

          … WAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!

          • Genial isses, wenn WatcherX solche Selbstgespräche mit sich selbst auf linken und rechten Brüllschrank verteilt führt. Wenn man denen dann noch Krawatte und Perlencollier verpasst, und am Equalizer passend einstellt, wird’s n ganzes Beziehungsdrama…

            Glücklicherweise dauert ne LP-Seite maximal 25-26 Minuten, bevor sie umgedreht werden muss, halbe Stunde wird also nich voll… (ausser, die hakt bei so ’ner „Garnicht!“-„Wohl!“-Sentenz)

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