Küchenkokolores (Teil 2) – Formschinken

FormschinkenNa, schon gefrühstückt? Nein?

Ein bisschen Natriumnitrit gefällig? – Nö?

Oder vielleicht ein paar leckere Di- und Tri-
phosphate
? – Onnich?

Eventuell drei Sorten Zuckerstoffe?
(Dextrose, Glucosesirup, Saccharose)

Nicht weiter definierte Gewürzextrakte?
– Hm?

Ebenso undefinierte Aromen? – Nee?

Eventuell Natriumascorbat? – Wieder nix?

Wieso denn nicht? Wo das doch aber alles so schön emulgiert, Wasser bindet, rosig macht und Bakterien killt!

Naja, hätt’ ich eh’ alles nicht da gehabt, nur als Foto. Bis auf die Saccharose, denn das ist normaler Haushaltszucker.

 

Formschinken_2

Ich versuche aber schließlich auch nicht, in der Brominenküche Fleischstückchen so zu-
sammen zu kleben, dass sie eine handliche, hübsch rosige meterlange Stange von etwa
10 cm Durchmesser ergeben, aus der ich dann solche „hauchzarten“ Scheibchen raus-
säbeln kann.

Ich mein’, vielleicht gibt’s ja auch bald Schwei-
ne, die sich solche Schinkenstangen freundli-
cherweise gleich wachsen lassen, da müsste man eben mal vernünftig mit den Schweinen reden… Bis dahin ist es anscheinend nötig, einen Brei aus zerkleinertem Fleisch, Wasser und allerhand Stabilisatoren anzurühren, der die Fleischstücke schön zusammen bappt, sonst fällt das Finesse-Genießer-Irgendwas nachher noch beim Schneiden wieder in Teile.

Ein Schinken ist meiner Meinung nach eigentlich aus einem gewachsenen Stück.

Man kann das ja nun finden wie man will, wenn einer ein Stück aus einem Schwein raus rupft und das dann pökelt. Aber ich finde es noch doofer, wenn sich einer hinstellt und das versucht, selber zu basteln, weil ihm die natürliche Form irgendwie nicht gefällt, nicht in seine Maschinen und auch nicht in seine Schachteln reinpasst. Komischerweise wird sowas aber in allen möglichen Formen gemacht, – sogar mit dran geklebter Kruste und „pommerschem“ Loch drin! (Das ist aber ein anderer Produzent. Der hat natürlich auch ganz andere Schachteln.)

Also ich weiß nicht…

Zu dem „hauchzart“ fällt mir übrigens nur eins ein: man muss mal auf den „Hauch“ achten, der beim Öffnen der Packung „ausgeatmet“ wird. Da macht sich mein zartes Hungergefühl aber direkt vom Acker…

40 thoughts on “Küchenkokolores (Teil 2) – Formschinken

  1. Da kann ich Dir nur raten, gehe zu einem Fleischer oder Schlachter, der die Wurst noch selber macht.
    Dort bekommst Du die Wurst noch Scheibenweise und nicht abgepackt, mit vielen künstlichen Zusatzstoffen.

    • 😉
      Der verbirgt sich sicher schon in den nicht näher definierten Gewürzextrakten. Ich fänd‘ es auch gut, wenn die Wurst mehr nach Käse schmeckte, der Käse dafür eventuell nach Ei und Eier vielleicht nach Fisch oder so. Nach einer Weile ist dann schon alles egal und man nimmt eben immer, was man an Material so da hat und tropft den Geschmack rein, den man haben will…

  2. Ich bin kein Metzger, aber ist Natriumnitrit nicht in Verbindung mit Natriumchlorid (Salz) Pökelsalz? Macht man doch eigentlich schon ziemlich lange vor dem Räuchern!? Sonst wären die Produkte grau – auch nicht schön.
    Also mit Glucose kann ich zumindest weiterhelfen – hab noch etwas Traubenzucker hier rumliegen.
    Dass man die Schweine nach unseren Vorstellungen züchtet, das macht man auch schon ne Weile. Früher sahen die Schweine aus wie die Sparschweine (nur ohne Schlitz oben). Also KURZ und RUND! Die Schweinerücken waren den Menschen aber nicht lang genug. Also wurde die heutige längere Version – quasi das upgrade- gezüchtet.
    Eigentlich alles sehr traurig!

    • Ja, stimmt, die beiden zusammen ergeben Pökelsalz, das die Röte erhält und Bakterien abtötet. Zusammen mit geschmolzenem Käse kann damit wunderbare Nitrosamine herstellen, die krebserregend sind… 😉 Ich glaub‘, dann hab‘ ich lieber frische, graue Wurst.

      Glucose und Dextrose sind übrigens beides Traubenzucker, das war mir gar nicht so klar. Aber das eine ist ein Sirup und das andere nicht. Dann ist es natürlich gaaaanz was Anderes!

      Und stimmt, unsere Neuzeitschweine sind auf langen Kotelett-Strang und dicke Schinken gezüchtet. Wie die wohl aussehen würden, wenn der Mensch am liebsten die Ohren essen würde? Die Armen!

  3. Zusammenpantschen von Resten und das ganze als Delikatesse verkaufen beherrschen leider inzwischen auch schon anscheinend seriöse Dorfmetzger um die Ecke – apropo ‚um die Ecke‘

    es hilft nur folgendes Vorgehen: ‚Wildschwein einfangen und selber um die Ecke bringen und selber zerlegen, räuchern (aber wie machste dt auf’er Heizung 😉 ) oder verwursten‘

    Guten Appetit – mlg reinhold

  4. und das ist GENAU der grund, warum ich fleisch- und wurstwaren vorzugsweise beim metzger kaufe.
    zugegeben:
    so kalorienarm wie diese vermeintlichen schlankmacher aus dem supermarkt bekommt ders nicht hin. aber dafür isst man weniger chemikalien und es SCHMECKT!
    die einzige ausnahme davon mach ich eignetlich auf der arbeit, weils hier in der nähe nur supermärkte gibt und ich nicht immer alles von daheim dorthin schleppen will.

    was übrigens auch in die kategorie der unapetitlichsten brotbeläge und -aufstriche gehört, ist ja schmelkäse. der entsteht ja unter ähnlich frankensteinmäßigen methoden und so schmeckt er auch:
    zum davonlaufen!

    • Wenn man den aus der Verpackung nimmt, läuft der selber davon! :)) Man müsste mal zwei so Käseecken gegen einander antreten lassen… Hmmm. Pappe schräg, mit Skala, zwei Käseecken drauf, jede Stunde einmal ein Foto… – „Spielen mit Lebensmitteln“ kann man das ja eigentlich nicht mehr nennen, oder? ;D

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