Bei Boltenhagen bollerts.

Boltenhagen

Freundin T. kam ja schon Donnerstagabend angetrudelt, damit wir Freitag schön früh los-
könnten. Das begossen wir direkt erstmal mit Karamelllikör, was bei T. zu vorläufigen leichten Beschwerden führte, weswegen ich gar nicht mehr dran denken konnte, mit auf’s Sofa zu passen, weil sie da nämlich plötzlich der Länge nach drauf lag. Zum Glück war ihr aber bald wieder gut.

Freitagmorgen ging’s dann jedenfalls frisch und munter ab auf die Autobahn. Und völlig ohne Navigationsgeräte oder Routenplaner fanden wir nach Boltenhagen (ich bin nämlich eine altmodische, aber gute Kartenleserin). Im Auto wurde übrigens schön laut gesungen, – das gehört sich schließlich so, wenn man verreist (außer in Zügen).

Angekommen, suchten wir als erstes ’nen Parkplatz, gurkten kurz in so eine Einfahrt zu einem privaten (5,-€ Tageskarte), schauten und gurkten gleich wieder hinaus. Kichernd, aber streng beobachtet vom einem ernsten jungen Mann mit Gürteltasche. Auf dem Ne-
bengrundstück vermuteten wir nämlich Gratisparkplätze, was sich über eine Vermutung leider nicht hinausentwickeln konnte und dann sogar als völlig daneben getippt erwies. Also fuhren wir wieder zu dem Ernsten zurück. Als er uns schon wieder feixend kommen sah, rief er bloß: „Trinkt ihr?!“ und meinte dann knapp: „Da hinten könnt ihr. Zwischen dem Grünen und dem Häuschen…“ Und da haben wir das Auto dann auch brav hin gestellt.

Ich weiß gar nicht, wie andere Leute das machen, dass sie immer noch stundenlang rum-
räumen müssen, bevor sie loskönnen. Ich steh meistens schon hufescharrend an der Tür und will raus. Diesmal stand ich hufescharrend neben dem Auto und wollte das Meer se-
hen, während T. sich zeitweise im Labyrinth ihrer beiden Taschen verlor. So isse halt.

Am Strand war’s voll. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Aber das Meer ist eben das Meer und das darf fast alles. Als erstes ging es auf den Pier, der ordentlich weit ins Wasser reicht.

Boltenhagen_Pier

Danach gab’s (was auch sonst) Pommes und dann legten wir uns endlich in den Sand.
Da gab’s viel zu sehen, vor Allem natürlich sowas:

Boltenhagen_Himmel

Aber nur, wenn man auf den Rücken lag. Von dem, was man sieht, wenn man auf dem Bauch liegt, habe ich leider kein Foto.

Als T. aus dem Meer zurück kam, hatte sie Jemanden mitgebracht. Einen Marienkäfer, der sich offensichtlich etwas überschätzt hatte, was seine Schwimmkünste anging. Naja, das hätte mir aber schließlich auch passieren können… Der Käfer wurde von mir spontan „Luise“ getauft und legte sich unter erheblicher Anstrengung, viel Gestrecke und unseren anfeuernden Kommentaren ausgiebig den rechten Hautflügel trocken. Dann war Luise erstmal rechtschaffen müde und verzog sich zum Verschaufen im Bein meiner weißen Hose.

Boltenhagen_Luise

Ein Weilchen später musste sie neue Kraft geschöpft haben, denn ich sah sie noch aus dem Augenwinkel ausfliegen zu neuen Abenteuern. Na, ich hoffe, sie ist nicht gleich wie-
der Schwimmen gegangen…

Irgendwann bekamen wir deutlich Hüngerchen und enterten ein Strandlokal, um lecker Salat mit gegrilltem Fisch zu speisen, heimlich unter’m Tisch Spatzen zu füttern und die Wespen durch beherztes Gutzureden davon zu überzeugen, dass sie sich doch vielleicht lieber selber eine Cola…

Der anschließende Verdauungspaziergang ging übrigens hier hin:

Boltenhagen_1Boltenhagen_2

Ganz schön, was? Übrigens Vorsicht! Hier ungefähr hängen bestimmt noch zwei kräftige
Damenschreie in der Brise.

Gegen sieben abends fuhren wir dann wieder ab und hörten im Verkehrsfunk, es habe zuhause überall wie verrückt gestürmt, es lägen Bäume herum und bei Hamburg sei eine Vollsperrung und überhaupt… – Überhaupt zog es sich über uns ordentlich zu und es bil-
deten sich Wolkenformationen im unter Meteorologen sicher berühmten Hefezopfmuster:

Boltenhagen_Zopfwolken

Und was das heißt, das kann man sich ja denken. Also, wir brauchten jedenfalls nicht mehr lange, um es rauszukriegen. So einen irren Himmel habe ich bestimmt noch nie gesehen. Aber T. und ich lieben ja Blitze, und als so ein Riesenvieh den gesamten Ho-
rizont mit Schmackes quer erleuchtete, riefen wir wie aus einem Mund: „Booooooh! Geil!“ (Davon habe ich natürlich wieder kein Foto gemacht, ich Schussel.) Und dann ging’s auch richtig rund mit eimergroßen Regentropfen, Blitzerei und Getöse. Zum Glück flogen keine Kühe oder Klaviere oder beleuchteten Dreiecksvitrinen über die Straße…

Nach einer guten halben Stunde war der Spuk aber vorbei und wir sangen uns Hannover gut gelaunt wieder entgegen. Das war wirklich „ein (sehr schöner) Tag am Meer“…

Danke, liebe T.!

17 thoughts on “Bei Boltenhagen bollerts.

    • Danke, mein Lieber. Was man auf den Bildern jetzt nicht sieht, sind Hunderte von „Strandmuscheln“ aus Polypropylen und Drinliegende mit unterschiedlichen Braunweißmustern. 😉

      Lieben Gruß,
      Theobromina

  1. … und sie betörten durch lautes Schreien lieblichen Gesang die vorbeifahrenden Schiffer, die deshalb an den Klippen scheiterten und umkamen …

    Naja vielleicht hat ja so ein Boltenhagener genau wie Odysseus seinen Gefährten die Ohren mit Wachs verstopft. Oder ein Orpheus hat am Strand neben euch gestanden und euch übertönt.

    Ein schöner Tag ward Euch beschert,
    wie es nicht viele gibt.
    Von reiner Freude angefüllt
    und Sorgen ungetrübt.

    *träller*

    • Also, unser lieblicher Gesang bestand aus einem langen: „AAAAaaaaaaaaaaaAAAAaaaAAAAaaaaaaaAAaaaaaahhhhh!!!!!“. Den Seefahrer möcht‘ ich mal sehen, der sich davon betören lässt. :)) Vielleicht einer, der vorher Hals- Nasen- Ohrenarzt war.

      Ja, das war ein schöner Weiber-Tag. Der war schon lange überfällig…

      Liebste Grüße!

  2. Wenn Engel reisen … B)

    Und das es auf’m Rückweg schüttet und poltert
    wundert mich gar nicht, da freut sich dat Meer ganz toll das ihr kommt und dann haut ihr gleich wieder ab
    😉

    mlg reinhold

    wenn de mich besuchst und gleich wieder abhaust siehste nicht nur Kühe oder Klaviere oder beleuchteten Dreiecksvitrinen durch die Gegend fliegen :yes:

  3. Oh, aus der Ecke kommen wir auch gerade, wir waren eine Weile am Darß. Was die Maikäfer betrifft, da sei mal froh das Du nicht in den Dünen warst, sonst wärst du vor lauter Namensgebung wohl bekloppt geworden. An jedem Halm nämlich hängt ein Käferchen.

    sonnige Grüße

  4. werte theobromina.

    gerne gebe ich ihnen den hinweis, das ich ja schon seit geraumer zeit einen posterausdruck zur verlosung ausgeschrieben habe. die beste abbildung eines himmelfotos die mir gesendet wird, kann man da als posterausdruck gewinnen (schmückt stube oder bad, oder lässt kollegen neidisch blicken, oder auch als geschenk, wenn man sonst nichts hat, usw usf…). bislang habe ich diesen tollen preis noch nicht vergeben…
    mit den hier gezeigten bildern bestünden hingegen beste chancen.
    daher die ermunterung,…senden sie doch mal was herbei! sie finden den beitrag dazu in der blogchronik beim monat april.
    in der hoffnung auf gegenseitiges einvernehmen,
    besten gruss, ihr GE

    • Hm, da muss ich mal gucken, vielleicht hab‘ ich auch noch andere… Vielleicht mal in den nächsten Tagen. Hier fliegt nämlich gerade alles ein bisschen durcheinander. 😉

      Aber Danke für die Aufforderung, freut mich, dass Dir mein Wolkenbild gefällt!

      Zurückbesten Gruß, Theo

      • Zeit ist auf jeden Fall genug, gibt ja kein MHD für das Produkt. Wenn du ein anderes prima Wolkenbild hast, kann man drüber reden…
        Der Wettbewerb ist allerdings für alle offen, falls sich also noch mehr Konkurrenz meldet; sind aber alle im Urlaub,denke ich.
        Na ja, sonst habe ich ja auch mal deinen Fotostream durchgesehen, und ich glaube sogar mal was kommentiert, finde ich aber selber gar nicht wieder-so viele Fotos…

        Daher, besten Gruss, GE

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)