12. Dezember

stern12Das Allerweltsteufelchen will schon ganz ungeduldig wissen:

„Warum parfümieren sich Weibchen
während der „Bauchauazeit“? 😉
(Ich erwarte keine ernsthafte Antwort. ;-))“

Antwort:

Ich fasse die Frage mal so auf: „Wenn Bauchauatage, dann Befruchtung und Nachkommenschaft ausgeschlos-
sen, also Beduftung zwecks Anlockung paarungswilliger Männchen zwecklos. Wozu also? Ist doch Kappes!“

Erstmal ist es ja wirklich ganz schön, wenn Männer sich ein bisschen mit den Gezeiten auskennen, da hab’ ich nämlich schon die wildesten Thesen gehört. „Bauchauazeit“ hin-
gegen kannte ich noch nicht, das ist putzig.

Also, jetzt aber mal zur Frage:
Die ist wirklich nicht ganz uninteressant. Ich habe nämlich mal einen Fernsehbericht ge-
sehen, in dem gezeigt wurde, dass Frauen, bei denen gerade das Ei springt, sich anders kleiden, wenn sie in die Disco wollen, als solche, bei denen gerade nix springt. Die Dame mit Sprung zeigt deutlich mehr Haut.

Dennoch ist der Mensch ja eine ulkige Mischung aus Ur- und kultiviertem Sozialwesen. Was beim Einzelnen überwiegt, muss jeder selbst rausfinden. Das Einnebeln mit Duft-
stoffen hat ja auch schon eine lange Tradition, entstand mal aus dem Verbrennen von wohlriechenden Kräutern und Ölen (daher auch noch die Bezeichnung „Parfum“, es kommt von „par fumer“, was soviel bedeutet wie „zum Verräuchern“), und war den Göttern vorbehalten. Heute wird das ja noch mit Weihrauch gemacht. Da Könige sich oft auch noch für Götter hielten, dufteten die auch. Und dann bestimmt irgendwann der Hofstaat und die Reichen. Es wurde schick, nach was anderem als sich selbst zu riechen. Später wurden Verfahren zur Gewinnung von Duftstoffen entwickelt, die es auch dem Volk möglich machten, sich zu bedüsen.

Eigentlich ist der Eigengeruch ja aber für was gut. Da kommt dann wieder das Urtier durch. Die Natur hat sich da eigentlich ’ne ziemliche Mühe gemacht, Rezeptoren und so Zeug zu basteln. Das war bestimmt nicht ganz einfach, funktioniert aber immer noch prima. Ich sag’ nur: Limbisches System. Das ist der Teil vom Hirn, den wir auch als Krokodile schon hatten, und der auch Gerüche verarbeitet und sie in Emotionen umsetzt. Das ist u.a. gut für: Nahrungsaufnahme, Selbstverteidigung und Partnerwahl.

Wenn man da jetzt was drübersprüht, meint man, dass das besser riecht, was bei Vielen sogar der Fall ist. Trotzdem bleibt der Eigengeruch ja erhalten und wird grundsätzlich wahrgenommen.

Ich persönlich besprühe mich nicht oder nur selten. Das ist ’ne Glaubensfrage. Ich mag natürlich Düfte von Blumen und Hölzern und Früchten und so. Sehrsehrsehr. Die Natur hat sich mich aber nicht als Zitrone gedacht, sondern als Theobromina. Eine mit empfindlicher Nase. Und die Nase hat schon genug zu tun mit Shampoos, Seifen, Deos, Waschmitteln, Cremes und so weiter. Alle 5 cm riecht man anders. Und dann auch noch, und Achtung!, jetzt kommt mein Hauptargument: Nach künstlich erzeugten Duftstoffen, die irgend-
welche verrückten Wissenschaftler in Labors erfinden und zusammenstecken.
Mein Limbisches System sagt aber: „Nö, das ist keine Rose, das ist eventuell aus alten Autoreifen destilliert, bäh.“ Und weigert sich, das anzuerkennen. Ich halte es für einen großen Fehler, das LS verkohlen zu wollen. Und mit Allergieauslösern fange ich jetzt mal gar nicht an. Mal ganz davon abgesehen, dass doll einparfümierte Mitmenschen unge-
heuer anstrengend sein können. Na gut, ungewaschene auch, aber das ist ja ein ganz anderes Thema.

Wenn also Duft, dann wenigstens aus echten Blümchen und so. Und sparsam.

Und so langsam komme ich jetzt zurück zur Frage…
Da der Mensch in Sozialverbänden lebt und die Körperpflege kultiviert hat, möchte er immer gut riechen und adrett rüberkommen. Auch und gerade die Damen. Es könnte ja sein, dass so eine Bauchaua-Frau ihr Parfum selber mag und sich wohl fühlt, wenn sie es trägt. Und vielleicht lässt es sie auch ein bisschen das Bauchaua vergessen. Und wenn das auch den umstehenden Männern gefällt, kann sie vielleicht schon mal einen Kontakt knüpfen, der nützlich sein könnte, wenn das nächste Ei losspringen möchte. Vielleicht ist ja einer dabei, dessen Limbisches System gerade im Urlaub ist…

So, ungeduldiges Teufelchen, ich hoffe, damit habe ich Deine Frage beantwortet. Ob nun ernsthaft oder nicht, entscheidest Du. Ich danke Dir noch mal für’s Mitmachen, Du hattest Dich ja sogar als Erster vorgetraut und musstest jetzt soooo lange warten! 😉

Unparfümierte Grüße,
von der Theobromine

13 thoughts on “12. Dezember

  1. Ja schon schön.

    Ist wohl ziemlich sicher so, dass diejenigen, die ihrer Olfaktorik das meiste Gehör schenken, weniger zu fremden Geschmäckern neigen, als die Instinktverleugner.

    Ein Tropfen arabischen Parfums auf dem 4. Nackenwirbel kann zwar jemanden der ganz und gar bei Sinnen ist völlig derer berauben, aber eben nur, wenn dieser eine anrüchige Liaison mit dem ureignen Körperduft eingeht.

    Kann ich allerdings jemanden schon riechen, bevor ich (entfernungshalber) seine Augenfarbe erkennen kann, stellt sich oft heraus, dass die Geruchswand nur Teil der Gesamtmaskierung darstellt, mit der sich die Leute vor der Entdeckung ihrer inneren Werte durch andere schützen wollen.

    Ein Hoch also auf das Limbische System und viel Spass beim Riechen an Euren Liebsten…

    Indogermane

    • Hmmm, arabisches Parfum…
      Da sind ja auch eher natürliche Essenzen enthalten (Damaszener Rose!). Und sparsam verwendet, reicht es gerade so eben aus, das zu wecken, was eben noch geschlummert hat…

      In meiner Nase ist allerdings gerade der Duft von frischem Brot und Tee. 😉 Die würde ich vielleicht nicht wahrnehmen, hätte ich mich heute morgen besprüht.

      Dass das Einsprühen der Maskierung dient, ist sicher richtig. Es riechen ja auch immer alle irgendwie gleich, weil es jährlich so Trenddüfte gibt. Da ist man dann wieder Teil der Masse, wie schön.

      Jetzt aber erstmal ein Näschen frischer Luft!
      Theobromina

  2. Hast dich ja gekonnt herausmanövriert..;-))

    Merci für die umfassende Aufklärung!
    (Hab schon Löcher
    in den Wohnstubenteppich gescharrt. 😉

    Ich denke, ich könnte dich „gut riechen“.. 😉

  3. „Wenn Bauchauatage, dann Befruchtung und Nachkommenschaft ausgeschlos-
    sen, also Beduftung zwecks Anlockung paarungswilliger Männchen zwecklos.“

    Einspruch ❗ *klugscheiss modus ein* es spricht der Frauenversteher 😉

    – es gibt durchaus Frauen die an paarungswilligen Männchen interessiert sind ohne sich fortpflanzen zu wollen.

    – es gibt sogar nicht selten Frauen die in dieser Zeit besonders empfänglich für sexuelle Reize sind.

    ..und dann gibt es auch noch welche die Angst haben man(n) könnte das riechen und sie müssen es mit Düften überdecken.

    fragdocherstmaldenträumer – jetzt aber nicht wovon ich nachts Träume

    mlg reinhold

    • Das war ja nur, was ich hinter der Frage vermutete, lieber Träumer…

      „- es gibt durchaus Frauen die an paarungswilligen Männchen interessiert sind ohne sich fortpflanzen zu wollen.“

      Genau! Theobrominen zum Beispiel! 😉

      Punkt zwei ist mir auch bekannt. Punkt drei erklärt, warum es in Drogerien ein paar sehr merkwürdige Produkte zu kaufen gibt.

      …’nen verträumten und frauenverstehenden Abend noch,
      wünscht Theobromina

  4. jou jou, die lieben Rüsseltäuschungstinkturen, die das Limbische System Limbo in der Disse pogen lassen wollen… 🙂 die sind an mir vorbeigeflogen wie der Flanellbär, der immer in Zeitlupe aus 30 Metern Höhe in allergene Flauschelappen reinfällt. – Übrigens wird der von Arnold Schwarzenegger gedoubelt, weil er voll die Weichspülerallergie hat, und wie sieht das aus mit knallroter Flitznase… der Flanellbär doubelt dann seinerseits wieder rudy the red-nose reindeer, wenn jener mal wieder den Ikea-Elch vertreten muss, weil welchiger sich mit dem Inbus-Schlüssel auf die Hufe und dadurch arbeitsunfähig gehauen hat. *undichwundermichwarumdieimmerallegleichaussehenundriechen* …

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