5. Dezember

Sansibar fragte:stern5

Gibt es in Deiner Wohnung einen Adventskranz?

Antwort: Nein, lieber Sansibar, den gibt es nicht.
(Eigentlich könnte ich das ja so stehen lassen, aber das kommt mir doch ein bisschen dürftig vor…)

Dass ich keinen Adventskranz habe, hat was mit mei-
nem ganz persönlichen Verhältnis zu Weihnachten zu tun. Die Weihnachtszeit war früher bei uns zuhause eine Zeit der jeden Tag auf’s neue zum Umkippen erschöpfen-
den Arbeit, denn meine Mutter hatte eine Hütte auf dem Weihnachtsmarkt. Und wer musste da immer helfen? Genau. Seither vermeide ich Weihnachtsmärkte, ihren Geruch, ihre Geräuschkulisse, ihre bunten Lichter, ihre glühweintrunkenen Besucher. Wir verkauften Kunstgewerbeartikel und neben uns stand ein Kinderkarussell. Den ganzen Tag Kindergeplärr, Peter Alexander- und Schlümpfe-Musik, das Gemöpe der kleinen Feuerwehr- und Pullezeiautos, entnervte Eltern und dazu die beißende Kälte in den Füßen und Händen, und die vom Ofen fast verglühte Kehrseite. Zu Essen gab’ es in diesen vier Wochen nur Weihnachtsmarkt-
junkfood, denn wenn wir abends nach Hause kamen, fielen wir nur noch in die Betten.

Nicht sehr besinnlich.
Und gestresst, wie wir waren, stritten wir auch noch die ganze Zeit. Obwohl, das haben wir eigentlich immer gemacht, nur eben zu Weihnachten noch mehr als sonst.

Dann war plötzlich Weihnachtsmarktende und Heiligabend. Nun musste schnell alles abgebaut, eingelagert, der gröbste liegengebliebene Haushalt auf Zack gebracht werden. Und die Laune wurde auf Biegen und Brechen umgeknipst auf Harmonie und Alles schön. Natürlich lässt sich das nicht lange aufrecht erhalten.

Kein Wunder, dass ich auch später ziemliche Probleme mit allem hatte, was mit Weih-
nachten zu tun hat. Also auch mit Adventskränzen. Für mich ist die Weihnachtszeit überwiegend eher sowas wie
Potemkinsche Dörfer und es nützt ja auch nix, jedes Jahr die Leute anzunörgeln, sie sollten gefälligst besinnlicher sein. Machen die ja doch nicht. So ließ ich Weihnachten sogar ein paar Mal komplett ausfallen, verbrachte den Abend allein mit einer schönen Flasche Rotwein und einem Video und fühlte mich durchaus wohl. Erst in den letzten Jahren habe ich zaghaft wieder Lust darauf, denn ich kann’s mir ja selbst dosieren. Und komplett dagegen zu sein, hilft auch nicht immer weiter („Es wohr nüsch alles schleschd!“). In meiner Wohnung finden sich dann im Höchstfall ein paar Kerzlein mehr auf dem Tisch und auch schon mal ein Tannenzweig mit lustigen kleinen Männchen dran. Ich mag nämlich den Geruch von Tanne sehr.

Was ich allerdings (wahrscheinlich eben auch wegen des Geruchs) inzwischen wirklich gerne mache, ist, einen kleinen Tannenbaum aufstellen. Meistens so ein kleines, krum-
mes Ding aus dem Baumarkt, das mir nur bis zur Hüfte geht. Der wird dann aufgebockt und niedlich herausgeputzt. Und es müssen echte Kerzen drauf; alles andere ist indis-
kutabel. Das mit dem Schmücken mache ich am Vormittag des 24., ganz in Ruhe, und das macht mir wirklich Spaß. Jedes Jahr sieht das Ding anders aus, ich hab’ z.B. vor-
letztes Jahr aus lauter Daffke Federn in Pink und Brausebollos zwischen die Kugeln gehängt, schließlich war ich mal Dekoratöse. Sah sehr schön aus!

Abends gibt’s dann irgendwas Leckeres, Selbstgekochtes (auch schomma indisches Curry), und wenn irgendwo was los ist, gehe ich vielleicht noch aus. In den letzten Jahren habe ich mich auch gelegentlich mit Freunden, die auch nix weiter vorhatten, zum Kochen getroffen. So kann man’s dann doch ganz gut aushalten. Bin gespannt, wie’s dieses Jahr wird. Immerhin war ich letzte Woche ganz freiwillig auf ’nem Weihnachtsmarkt! War gar nicht sooo schlimm, aber eine Weihnachtsenthusiastin wird aus mir nie mehr werden.

Es gab sogar einen Stand mit
Schreibkulturen

Ich glaube, die rührt man in den Joghurt und dann legt der los! Und das hätte ich doch nie erfahren, wenn ich da nicht doch mal hingegangen wäre.

Jetzt bin ich vom Adventskranz über’s Kinderkarussell und Federchen bei Joghurt rausgekommen… Und das nur wegen Sansibars Frage. Danke!

Einen schönen Mittwoch wünscht: – die Theobromine

6 thoughts on “5. Dezember

  1. Ein freundliches HALLO! nach Hannover!

    Also in unserem Hause ist ein selbstgewickelter, großer, hängender Adventskranz ein MUSS.
    Allerdings dient er gleichzeitig als Adventskalender.
    Es hängen nämlich 72 kleine Päckchen in allen Formen und Farben dran. Für meinen Mann, Sam und Linchen.
    Ich lege keinen Wert darauf, denn ich bestücke und bastel lieber, als dass ich auspacke.
    Dafür fange ich auch Ende September, Anfang Oktober schon an.

    Und ja, sie danken es mir täglich …

    Lieben Gruß aus Aschaffenburg,
    Juleika

    • Hallo liebe Jule,

      Adventskalender bastel‘ ich auch schomma gern und dann mit viel Phantasie. Allerdings habe ich in diesem Jahr nicht die Ruhe dazu gehabt. Genauso gern bekomme ich auch welche, und meine Freundin T. hat da schon manches Jahr viel Witz und Arbeit reingesteckt. Eigentlich ist es mir aber nicht so wichtig, ob’s Advent ist oder nicht. Mir geht’s um die kleinen Überraschungen, denn die liebe ich sehr. 😉

      Ein Fleißsternchen nach Aschaffenburg von der Theobromine!

  2. Stihl Macht
    Eiligen Krach
    Alles Sägt
    Tannen Flach
    Schleppt Sie Wech Ins Heimlige Viert
    Wo Sie Dann Mit Tinnef Verziert

    Schweiß Von Stirn Wisch Pa Puh!
    Nach So Viel Arbeit Couch Ruh.

    Gruss vom Stereoturm unterm Lametta…

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