Küchensofagedanken am Morgen (Teil 5) – Brot & Butter und so

TheobrominenfuesseMensch, das wird aber langsam kühl hier! Ich glaub’, ich muss mir doch bald mal Söckchen überziehen. Na, heute reicht’s noch, wenn ich die Heizung etwas hochdrehe…

Draußen bricht so richtig der Herbst aus, es ist diesig und verhangen, auf meinem metal-
lenen Fensterbrett rumort eine Amsel und guckt immer wieder neugierig durch’s Fenster. Vielleicht ist sie ein bisschen neidisch auf mein Brötchen mit Butter. Ich würd’ ja was abgeben, aber wenn ich jetzt zum Fenster gehe, haut sie ab und außerdem sind Menschenbrötchen sowieso nix für Wildtiere. Und ob ihr die Butter überhaupt schmecken würde? Da, jetzt ist sie weggeflogen, vielleicht kennt sie eine Stelle, an der es jetzt leckere Beeren gibt. Mir ist mein Butterbrötchen lieber. Mehr brauche ich nämlich nicht und werde deshalb oft gefragt, ob ich mir nix „Richtiges drauf machen“ will. Nö.

Ich habe mal versucht, eine Liste aufzustellen mit „einfachen Gerichten“, die fantastisch schmecken, obwohl oder weil sie nur zwei bis drei Zutaten haben. Ein gutes Brot oder Brötchen mit guter Butter war eines davon. Das andere waren Erdbeeren mit frischer Sahne. Dann hörte die Liste schon wieder auf. Eventuell könnte man Spaghetti „Aglio e Olio“ dazuzählen, aber eigentlich sind da schon zu viele Komponenten drin. Gar nicht so einfach. Vielleicht wisst Ihr ja noch was?

Vernünftige Brötchen oder Brote zu bekommen ist schon ganz schön schwierig. Ich jedenfalls habe lange kein richtig gutes Brot mehr gegessen, obwohl ich mich wirklich umsehe. Je ausgeflippter oder rustikaler der Name, desto größer ist meistens die Ent-
täuschung. Darüber habe ich ja schon mal was geschrieben… „Wellenreiter-Brötchen“, „Siegerschleifen“, – pffft! Also bitte, was soll denn das? Ich will doch nur frühstücken und nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen! Morgen gehe ich mal hin und frage nach „Helga-Feddersen-Gedenk-Brötchen“. Mal sehen, was dann passiert.
Neulich habe ich endlich mal wieder leckere einfache Brötchen gegessen, aber dafür müsste ich jeden Tag ein paar hundert Kilometer fahren, denn das war leider nicht in Hannover.

Bei der Butter habe ich meine Sorte gefunden, die ich zum Glück in fast jedem Super-
markt kriege, und tatsächlich am Geschmack erkenne. Wer’s nicht glaubt, soll das ruhig mal ausprobieren. Der Unterschied zwischen Süßrahm- und gesäuerter Butter ist z.B. recht deutlich. Süße schmeckt oft regelrecht fettig. Gesäuerte schmeckt irgendwie frischer und herzhafter. Süßrahmbutter ist gut für Kuchen und so.

Ich besuchte mal vor einiger Zeit Freunde, und weil diese immer Margarine essen, hatte ich mir ein kleines Stückchen Butter für’s Frühstück mitgebracht. Sie hatten aber dann doch extra Butter für mich eingekauft. Irgend so eine Egale, daher zog ich trotzdem die Mitgebrachte vor. Es kam natürlich eine Diskussion auf, ob man das denn nun wirklich schmecke, und ich würde doch bloß wieder eine Show abziehen! Daraufhin verband man mir die Augen und schmierte mir zwei Brotstückchen mit Butter ein. Ich erkannte meine schon am Geruch bzw. am Duft, das klingt etwas schöner.

Dann tauschten wir mal, und ich hatte das Vergnügen zu sehen, wie sich Erstaunen auf die Gesichter malte, als die Beiden feststellten, wie deutlich die Unterschiede doch zu schmecken waren. Man muss nämlich überhaupt kein Feinschmecker sein, um das zu merken. Trotzdem ist es den Leuten merkwürdigerweise egal. Sie kaufen die Butter nach dem Einwickelpapier, der Werbung oder nach dem Preis. Und vieles andere auch. Das verstehe ich einfach nicht! Essen müssen wir jeden Tag, also sollten wir doch etwas mehr Übung drin haben. Hm. Darüber denke ich oft nach und bestimmt schreibe ich hier auch noch mehr dazu. Mir geht es ja gar nicht um Gourmetküche (obwohl ich furchtbar gerne mal wieder nach Herzenslust in einer Feinkostabteilung einkaufen würde), sondern um den Alltag.

Ich würde gerne mal so einen Verkostungsabend mit ein paar Leuten machen, bei dem einige Lebensmittel blind erschmeckt werden können. Jeder bringt was mit, in mehreren Varianten. Das könnte doch interessant und lustig werden! Und überraschend, auch.

Wieder darauf gebracht hat mich der doofe Raab. In seine letzte Folge von „Schlag den Raab“ schaltete ich rein, als er gerade mit Pauken und Trompeten durch ein Spiel rassel-
te, bei dem er mit verbundenen Augen 20 Lebensmittel und Gewürze erschnuppern sollte. Da waren dabei: Zimt, Birnen, Fisch, Senf, Basilikum, Käse, Bier, Knoblauch…
Ich glaube, er erriet nur zwei davon, regte sich dabei aber für vier auf, weil das so eine „ver-
dammt schwere“ Aufgabe sei!!! Und das Publikum solle mal nicht so lachen, sie säßen ja nicht da, das wäre echt nicht so einfach, wie man immer denke!
Ich dachte noch vergnügt: „Doch. Das ist ziemlich einfach, meiner Meinung nach.“ Da Stefan vorlegen musste, kam sein Herausforderer anschließend dran und hatte nach drei erratenen Dingern das Spiel gewonnen. Ich hätte gerne noch gesehen, wie er auch die anderen 17 errät, aber da ging’s schon wieder weiter.

Ich habe mal gehört, dass manche Franzosen über die Deutschen sagen: „Frag’ einen Deutschen mal nachmittags, was er zu Mittag hatte! Dann kann er dir nicht sagen, was er gegessen hat. Aber er weiß noch, was es gekostet hat…“

24 thoughts on “Küchensofagedanken am Morgen (Teil 5) – Brot & Butter und so

  1. Der Schluss stimmt und ist ja EU-weit bekannt: Nach Deutschland wird nur das Billigste geliefert, manchmal wird noch Wert darauf gelegt, dass es auch groß und schön aussieht. Das in der EU angebaute Gemüse, das vornehmlich Geschmack hat, geht dagegen nach Frankreich und Italien. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Und die wenigen Deutschen, die Wert darauf legen, wirklich gute Produkte zu erstehen, und sei es unter der Bedingung, wegen eines höheren Preises nicht so viel kaufen zu können, sind die Gelackmeierten. Leider. 🙁

    • Ja, ich stimme Dir voll zu. Dabei hatte ich heute noch nicht mal an Obst und Gemüse gedacht. Ich finde es schon sehr peinlich, dass man im „Land der vielen Brotsorten“ kaum noch eine schmackhafte findet. Bei vielen denke ich: da hätte ich mir auch einen Pappdeckel beschmieren können! Schnell ’nen Käse drauf, zum Ausgleichen…

      Viele Leute wissen gar nicht, was ihnen schmeckt. Und wollen es auch gar nicht wissen! Das verblüfft mich immer wieder.

  2. Ich bin auch so eine Butter Liebhaberin, aber sag mal, kannst Du mir vielleicht Deine Lieblingssorte verraten?! Ich habe nämlich schon viele durchprobiert, bin aber bis jetzt nur mit der Süßrahmbutter von BIO aus dem Plus einigermaßen zufrieden, weiß aber noch genau, wie früher die Butter bei uns schmeckte, und dass die heute leider nicht mehr so gut schmeckt.
    Ich habe allerdings sehr gute Brotsorten hier in Sachsen „anzubieten“ das nützt Dir nun allerdings herzlich wenig. Das sind die kleinen privaten Bäcker bei uns in der Stadt zum Beispiel, die immer noch phantastisches ganz normales Roggenmischbrot zu vier Pfund backen mit vier Löchern obendrauf, wie in den fünfziger Jahren. Ich esse leidenschaftlich gerne Butterschnitte mit Salz, und nun bitte bitte die Buttermarke! Ganz liebe Grüße!

    • Ach, die ist gar nicht so besonders: ich habe mich vor Jahren für so eine im Goldpapier entschieden, die angeblich aus Irland kommt… Süßrahmbutter schmeckt mir auf dem Brot nicht so gut, und die irische hat hat zudem noch den entscheidenden Vorteil, dass man sie sogar streichen kann, wenn sie gerade aus dem Kühlschrank kommt. Dass sie wie früher schmeckt bezweifle ich, aber ich mag sie sogar pur zu Nudeln, wenn’s mal schnell gehen soll.

      Um das gute Löcherbrot beneide ich Dich glühend! Wenn es hier mal beim Bäcker heißt „nach altem Rezept“ ist es fast immer ein Reinfall. Auch bei den kleinen Bäckern. Es gibt eine gute Bäckerei in einem anderen Stadtteil, aber da komme ich so selten vorbei, leider… Es gibt hier eigentlich eine schöne regionale Sorte, das Gersterbrot. Es ist auch ein Roggenmischbrot, ein bisschen säuerlich und herzhaft. Leider kenne ich zurzeit keinen Bäcker, der es noch anständig backt. Also suche ich weiter…

      Liebe Grüße zurück und noch einen schönen Sonntagabend!

  3. Nudeln mit Butter. Okay, Salz muss auch noch dazu. Das habe ich als Kind fast ausschließlich gegessen, weil ich damals Nudelsaucen nicht mochte. Nach der Fischstäbchen mit Kartoffelbrei-Phase, der Spiegelei mit Erbsen und Möhren-Phase und und und.

    • Genau, das stammt auch bei mir noch aus der Kindheit. Ich habe regelmässig den Kellner beim Lieblingsitaliener meiner Mutter bekloppt gemacht, weil ich meine Spaghetti nur mit Butter wollte. Er wand sich dann immer vor dem Tisch und verlor sich in ausufernden, begeisterten Beschreibungen über die Leckerheit der verschiedenen Saucen, die er versuchte, mir damit schmackhaft zu machen. Ich war allerdings unerbittlich… Heute bin ich da wesentlich probierfreudiger. :))

      • *lach* Jaa, an die armen Kellner und Köche habe ich damals auch nicht gedacht. Für mich war es einfach das leckerste Gericht, was man sich vorstellen kann.
        Aber ist doch gut, dass aus uns Beiden kulinarisch noch was geworden ist!

  4. Gerichte mit wenigen Zutaten? Darin bin ich Spezialist:
    – Nudeln mit Salbei, Krabben und Olivenöl.
    – Reis mit Huhn in Kokosmilch mit Currypaste
    – Spaghetti Carbonara (Schinken, Sahne, Ei, Parmesan)
    – Tomate, Mozarella, Basilikum

    • Hallo Trillian!

      Das klingt alles total lecker und appetitanregend (deswegen koch‘ ich mir auch gleich erstmal was ;)), gefragt waren aber noch purere Gerichte, die wirklich höchstens drei Zutaten haben. Wobei Nudeln, Reis, Brot, Kartoffeln als jeweils eine gelten. Am nächsten käme da: Tomate, Mozzarella, Basilikum. Aber eigentlich kommen da ja auch noch Olivenöl, Balsamico und Pfeffer dazu…

  5. „Küchensofagedanken am Morgen“ ist längst meine liebste Kolumne. Dagegen sind die meisten Lifestyle-Kolumnen in den Printmedien nur albernes Gefasel. Glückwunsch und mehr davon!

  6. Gerichte mit wenigen Zutaten?
    – getoastetes Bio-Vollkorn-Brot mit Knoblauch benetzt
    – getoastetes Bio-Vollkorn-Brot mit grober Leberwurst
    – Erbsen mit Parmesan
    – Frikadelle/Bulette/Fleischpflanzerl pur 😉
    – gebratene Nudeln ohne Alles
    – loser Reis in Curry-Wasser gekocht (Reis:Wasser = 1:2)

    • „…mit Knoblauch benetzt“ gefällt mir! 🙂

      Und „Gebratene Nudel an ohne Alles“ gibt’s hier auch gelegentlich. Manchmal auch „Weißen Reis mit etwas Dosenthunfisch und einem Spritzer Sojasauce“.

      Noch ein Schönes: Rotwein und Käse.

      • Käse mit „Chilli-Soße für Huhn“ (wenn kein Wein da ist, oder zusätzlich, dann ists aber nicht mehr so minimalistisch)

        Bratkartoffeln, gewürzt mit Herbamare

        >>“…mit Knoblauch benetzt“ gefällt mir!
        >>
        Mir auch vor allem vor Allein-Verreisungen.
        Die werden damit GARANTIERT ganz doll allein, jedenfalls bei meiner Art der Beknoblauchigung.

  7. Ich vermiss hier „Pappdeckel“ äh Reiswaffel ohne alles 🙂

    is das Einzige, bei dem ich derzeit irgend etwas „schmecke“…

    Auch ein ganz hervorragendes Solo-Gericht: Habanera Chili. Ich kenne allerdings Leute die mögen das nicht so pur. Wem das zu heftig ist, der kann gerne noch ein, zwei Körnchen Grünen Pfeffer da dran tun 😉

    Ach so, Erdbeeren mit schwarzem Pfeffer: *Daumen nach oben*

    • Sind Reisdeckel ein Gericht? Hmmm… Aber man kann bestimmt toll damit basteln! Glasuntersetzer vielleicht, Fensterbilder oder Weihnachtsbaumschmuck. Oder Ohrringe! Man kann sie auch unter Stuhlfüße kleben, dann kommen nicht so Schrammen… – Ääähhh, wo waren wir?!?

      Erdbeeren mit Pfeffer sind superlecker, stimmt!
      Gehört da nicht aber noch was dazu? Pernod oder Balsamico oder so? Da gibt’s Varianten.

      Habanera Chili habe ich ein paarmal versucht, zu kriegen (für einen Freund, – mir sind normale Chilis völlig ausreichend…). Immer hieß es: „Ist grade keine Saison für!“ Vielleicht is‘ hier aber auch bloss nicht „die Stadt für“.

      • Hier ist leider auch nicht immer „die Stadt für“ Habaneras 🙁 ich krieg die nur ganz gelegentlich in Bio Chili Mix-Tüten, und hatte die nur ein einziges Mal im =d=ka bekommen.

        Wenn ich die das nächste Mal seh, kauf ich die ganze Palette und dann wird eingelegt was nur geht…

  8. Was haltet Ihr von einem Essiggurkerl mit Vodka pur?

    Die goldene Butter kenn ich auch und halte sie ebenfalls für die Beste. In letzter Zeit benutze ich aber kaum Butter, obwohl früher auch eine frische Scheibe Brot mit Butter und ein wenig Salz für mich ein kulinarisches Faszinosum war.

    Walter Moers hat übrigens in seinem Buch „Ensel und Krete“ über die geniale Einfachheit eines Gerichtes geschrieben:

    Knödel mit sämiger Soße…

    • Sei gewiss, lieber Indogermane, die Vodkasache wird bei nächster passender Gelegenheit gekostet! Danke für diesen Tipp. Wahrscheinlich helfen die Gürkchen schon vorher gegen den anstehenden Kater, den man von Vodka angeblich sowieso nicht kriegt.

      Das Moers-Buch habe ich damals auch gelesen, aber an die Knödel habe ich nicht mehr gedacht. „Kartoffelknödel, am nächsten Tag in dicke Scheiben geschnitten und goldbraun gebraten mit ein paar eingelegten (und dann lieber wieder aus dem Glas rausgenommenen) Pflaumen“ ist übrigens auch sehr lecker.

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