Vorgestern vor dem Supermarkt Punks, die sich gegenseitig mit Handschlag begrüßen. Aha. Naja. Ich habe ja noch die Zeiten miterlebt, in denen Punk aufkam, und da haben die sich noch zur Begrüßung gelegentlich (Entschuldigung) angerotzt. Oder wenigstens „Ey, Alder, scheiße!“ gesagt und nicht „Tachchen…“. Das Handgeben ist für mich nach wie vor etwas sehr Bürgerliches oder Geschäftsmäßiges, weswegen ich es Freunden gern vorenthalte. Da kann ich mir ja gleich’ne Krawatte umbinden!
Jetzt geh’ ich gleich mal gucken, ob sie heute vielleicht Aktentaschen dabei haben.
Scheiße Alter,
du hast voll recht.
Händchen geben ist was für Spiesser.
Punk ist nicht tot, aber die generelle Grundvorstellung der „JungPunx“ von heute hat sich schwer verändert.
Wo ist nur die gute alte Zeit hin?
Aber bist du dir sicher, dass es Punx waren und nicht irgendwelche Emos?
Och, hier in Hannover sieht man ja noch öfter Punks, schon allein wegen der „Chaos-Tage“ (ob die allerdings ihren Namen noch verdienen? Man kriegt ja fast nix mehr davon mit). Ich fand, die sahen schon deutlich punkig aus: jede Menge Schottenkaro, schwarzes Leder, Nieten, bunte Iros und so. Ich würde sogar sagen, dass da welche in meinem Alter dabei waren, oder wenigstens annähernd. Das machte mich ja so ratlos…
Punk ist nicht tot, er riecht nur schlecht. Nach 20 Jahren kann ja auch von „No Future“ keine Rede mehr sein, der Weitergang der Historie hat ja das Gegenteil bewiesen. Also hat sich die urbane Subkultur professionalisiert und geht heute 9-to-5-mäßig seinem Klischee nach. Angemessene Umgangsformen sind dabei ungemein wichtig. Wart’s nur ab, bald gibt’s auch Punk-Ratgeber analog zu deiner Disco-Fibel.
Ein Punkratgeber fehlt tatsächlich in der Buchwelt. Desgl.: „Etikette für Berber“, „Benimmregeln für Glatzen“. Leider kaufen Mitglieder dieser Zielgruppen selten Bücher 😉
Nicht mal dieses Standardwerk:
Michael Holzach; Deutschland umsonst. Zu Fuss und ohne Geld durch ein Wohlstandsland
Wie wahr.
Aber zu meiner Zeit, als ich noch so durch die Gegend gestrolcht bin hätte ich nichtmal solch einen Ratgeber gebraucht.
Ganz einfach war es sich von allem zu Distanzieren was in der normalen Welt eben als normal gilt.
Des weiteren distanziere ich mich von dem Ausspruch dass Mitglieder dieser Zielgruppen selten Bücer kaufen, das mag vielleicht auf die Glatzköpfigen zutreffen, aber damals wie heute habe ich gelesen.
Zwar hatten damals meine Bücher keinen Hartcover und sahen nach 2 Tagen zerfleddert aus, aber das war halt damals so, sollte ja auch nicht zu spießig sein.
Aber schon wahr, von No Future kann wohl heute nichtmehr die Rede sein, ist jetzt die Frage in wie weit noch weitere Ideale oder WErte einfach „missachtet“ werden, aber wer sagt was Ideale sind und was nicht?
Never Mind the Bollocks, here are the Sex Pistols
Alex aka The Pulp
Hallo zusammen!
Ob und in welcher Gruppierung da nun mehr oder weniger gelesen wird, das kann ich nicht beurteilen, denn engeren Kontakt hatte ich bisher nur mit Punks. Allerdings scheint es überall feste Regeln zu geben, was man darf und was nicht, und diese Regeln verändern sich wohl genauso wie die Zeiten. Ich war noch vor nicht allzulanger Zeit in Berlin, wo ich in einem ehemals besetzten Haus zu Gast war, in dem lauter Punks und sehr Linke wohnten. Ich wurde z.T. amüsiert beäugt bzw. herablassend ignoriert, denn ich seh‘ eigentlich ganz normal aus.
Ich hab‘ mich aber dann zurück amüsiert, denn da hingen im ganzen Haus Verbotsschilder, auf denen Bewohner andere Bewohner und Besucher zur Ordnung riefen. Die Schilderei war zwar streetartmässig zurechtgemacht (mit Edding gemalt und auch mal mit Comics verziert), aber der Ton war sehr kasernig. Ich dachte so bei mir: „Aha, so geht also Anarchie!? In Ordnung… Die sind ja spießiger als ich!“ Ein bisschen kam ich mir wie in einer Schrebergartenkolonie vor.
Das kenn‘ ich von vor 20 Jahren (Wobei Punk ja eher schon 30 ist) noch anders.
Fehlt nur noch, daß sich einer zum alleinigen „Anarchen“ aufschwingt…
„KEIN STAAT BIN ICH!“
Das ist ja noch viel besser als: „Keine Macht für Niemand“! :))
(Ich muss in dem Zusammenhang öfter mal an Rio Reiser denken: „Ich will nicht werden, was mein Alter ist.“)