„Also, wenn ich länger nichts geschrieben habe…“
Mit diesem zunächst offen gelassenen Satz sollte ich neulich mal beeindruckt werden. Er wurde in die Luft gestellt von einem mir gegenüber sitzenden Herrn, der sich wohl interessant und durchgeistigt präsentieren wollte, nachdem er mich erstmal gründlich von oben bis unten gescannt und meine Figur für beeindruckungswürdig befunden hatte. Die Botschaft, obwohl in sehr bedächtigem Ton ausgesprochen, war: „Hey, hallo! Hier geht’s lang zu Intellekt und Flair. Kommen Sie! Kaufen Sie!“
Ich wollte aber nichts kaufen und blieb erstmal ganz unbeeindruckt.
Wir saßen in größerer Runde, seit ungefähr 10 Minuten, und er hatte wohl schon genauso lange überlegt, wie er auf sich aufmerksam machen könnte. Nach gewichtiger Pause ging der Satz unspektakulär zu Ende mit: „… brauche ich erstmal unheimlich lange, um da wieder rein zu kommen.“ Jaja, der Kreativdruck. Die Qual.
Am liebsten hätte ich genauso bedeutungsschwer geantwortet: „Oh, ja… Wenn ich länger nichts geschrieben habe, dann… Dann mache ich mir (schüchtern, gesenkter Blick) Marmeladenbrote…“ Pause. „Und wenn ich merke, das mit der Marmelade gibt mir keinen ausreichenden Impuls, dann mache ich mir sogar… Gurkenbrote. …Und. Die mache ich mit …Gummiband an Carrera-Autos fest und lasse sie Rennen fahren. Das hilft mir dann unheimlich gut…“
Natürlich habe ich das nicht laut gesagt. Schließlich wollte ich nicht zurück beeindrucken. Außerdem: Wenn ich länger keinen Schreibkundigen kennen gelernt habe…
Ich habe überhaupt nichts gesagt, sondern lieber an meine kleine bevorstehende Verreisung gedacht. Die im Übrigen sehr schön war und jetzt bin ich wohlbehalten zurück.
Was gibt es doch für Anmachen auf dieser Welt. Die lustigste Anmache, die ich mal als unbeteiligter Zuschauer in der Bibliothek erleben dufte, war eindeutig, als ein Student plötzlich eine Studentin
von der Seite anquakte:
„Ey, hasse ma Dantes Inferno gelesen? Soll voll cool sein!“
Das war die ganze Anmache.
Sie guckte ihn dumm an und las weiter in ihrem Buch. Ich wäre vor Lachen fast geplatzt und musste den Raum verlassen. Er versuchte cool zu bleiben und tat so, als ob er in seinem Buch weiterläse.
Ja, saucool,der Dante, ey! 😉
Meine Lieblingsanmache habe ich übrigens mal hier beschrieben:
http://theobromina.blog.de/2007/05/18/amusemang_deluxe~2290674
Tach, theobromina, bisse auch widda da?
Die Idee mit den Gurkenbroten ist ganz wunderbar surreal. Ich bin sicher, der Trick funktioniert, wie man ja eigentlich und überhaupt an deinem Eintrag sieht. Übrigens finde ich es gerecht, dass manche, wenn sie mal eine längere Schreibpause gemacht haben, nicht wieder rein finden, weil sie einfach nicht auf die Idee kommen, sich ein Butterbrot zu schmieren, was gewiss der Königsweg in die hohe Schule der Schreibkunst ist. Den muss man halt kennen, sonst wird’s nix.
Zumindest kann man dann erstmal wieder über’s Stullenmachen schreiben. Butterbrote kommen in der Literatur ja allgemein sowieso zu kurz. Die Armen!
Und wenn einem dann immer noch nichts einfällt, hat man wenigstens ein paar leckere Schnittchen. Ich werde vielleicht mal so Workshops anbieten. Jetzt, wo ich wieder da bin. 😉
Endlich schreibt Theobromina wieder, habe Deine Mails zu lange vermissen müssen.
Mit dem rasenden Gurkenbrot hast Du die Einswerdung von Natur (grüne Farbe, gewchsenes Gemüse, Strom aus Biomasse war bestimmt auch dabei) und Technik (das Schneiden der Gurke, das Design der Carrera-Autos) auf den verbindenden Punkt (Wahrung des Gesetzes der Schwerkraft bei der Kurvenfahrt der Carrera-Autos, sonst fallen die Brote runter) gebracht.
Sei nicht so streng mit den Herren, wenn einer Deine Figur für „beeindruckungswürdig“ hält, denkt er doch ungemein vernetzt, weil er auch die geistige Ebene nicht vergisst und zu sprechen beginnt.
Zum Thema erfolgversprechender Anmachspruch kann ich aus dem Friesoytheschen noch den bei den mit steuerbegünstigtem Diesel traktorvorfahrenden, bäuerinlosen (teils so um die 50 gewordenen) Jungbauern immer gerne genommenen beisteuern:
„Hallo, wir haben 200 Schweine und 40 Kühe, und ihr? ….“
Wenn die Dame die nicht hat, sondern nur einen Wellensittich, gehts eben nicht. Der Hof bleibt zu klein.
Für Städter kommt es vielleicht auf die Eigentumswohnung und/oder das Moped an.
Ich hab‘ nicht mal ’nen Sittich! Nur Elstern vor’m Fenster. Also wird das wohl nix mit dem Hof, schade. Aber der Spruch ist gut. Man müsste ihn glatt mal in der Stadt ausprobieren. Vielleicht empfehle ich das dem Herrn da mal, wenn ich ihn noch mal sehe. Aber erst esse ich mein Brot zuende… 😉
Du bist aber auch streng. Wen man die verehrte Männerwelt kennt, muss man ihm das doch hoch anrechnen, dass er sich überhaupt für den Intellekt interessiert. :yes:
Musste das Ende dreimal lesen, weil ich immer „vereist“ gelesen habe. Was so ein kleines „r“ doch alles ausmacht… 🙄
So streng bin ich doch gar nicht, Bobo…
Ich habe nichts gegen die Männerwelt. Manchmal sogar ganz im Gegenteil. Ich mag nur nicht plump angerumpelt werden. Das beleidigt nämlich sowohl meinen Intellekt als auch den des Rumplers. 😉
Und „vereisen“ lasse ich mich zum Glück so bald nicht. Brrr…
Klasse, dass Du endlich wieder da bist, hatte schon Entzugserscheinungen. Und noch ein kleiner Tipp, wenn es mal Schwierigkeiten gibt, jemanden abzuwimmeln, der gar nichts mehr merkt. Da habe ich dann immer gesagt.“Also, es tut mir wirklich furchtbar leid, aber aus uns wird nichts. Ich bin schwanger von meinem Vati, und wir wollen das Kind behalten.“ Vor allem, wenn frau schön weit über vierzig ist, macht sich das sehr gut. Herzlichste Grüße von annemikki
Boah! Das ist aber Hardcore-Hardcore! Das hebe ich mir für wirklich ganz fiese Fälle auf (sind aber zum Glück lange nicht vorgekommen). :>> Ich glaube, „schwanger“ allein reicht für die meisten Fälle völlig aus.
Cool finde ich übrigens auch einen Spruch, den ich mal aus einem alten Film („Die oberen Zehntausend?“) aufgeschnappt habe: „Morgen? Nein, da habe ich keine Zeit. Da wasch‘ ich mir die Haare!“ 😉
Also, der Spruch gefällt mir noch besser als“meiner“, den ich übrigens vor Jahren in einem Buch von Eva Heller gelesen habe.Ich glaube, das war „Der Mann, der´s wert ist“ oder so, habe ich damals sehr gerne gelesen.Alle ihre Bücher. Aber dann kam Ildiko von Kürthy, da habe ich eine Überdosis erwischt, und dann haben mir diese Bücher allesamt zum Halse rausgehangen. Schönen Abend noch für Dich!
Hatte ich. Hab Haare gewaschen. :))
(Wirklich! Ich war nämlich gemütlich in der Wanne…)
Dann wünsche ich DIR für heute noch einen feinen Abend!
bin entzückt vom Carrera-Gurkenbrotbringdienst. Aber geht das denn überhaupt mit den Gummibändern? Hebt das dann nicht die kleinen Kontakte aus der Kontaktspur für den Autoflitzestrom raus? Alternativ dazu würde sich ein Powerstrip (natürlich nur der klebende kleine non-food-kaugummi, nicht der Vorgang der brachialen Entkleidung zwecks Mannmobilmachung) gut machen, oder ein Kühlschrankmagnet. Wenn man Magneten mit Radieschenbildern drauf verwendet, kann man sich auch die ansonsten unbedingt notwendige Dekoration des Gurkenbrotes weitgehend schenken.
Weitere Dinge, die prima auf Carrera-Autos transportiert werden können, sind Schokoschaumgebäck (Waffel vorher abmachen, und scherzweise auf die Polizeiautos drauf setzen, besonderer Hingucker auf der nächsten Féte), Lakritze (kann man dann mit Schmunzeln und Augenzwinkern übergangslos zu einer Anmache umfunktionieren, passendes Sprüchlein des Trafobedieners könnte sein: „Möchten Sie noch etwas Laflitz? (Gurr?)“ oder auch Eiskonfekt („… Eiskonflitz? (Gurr?)“). Auch die Ferrari Küsschen eignen sich natürlich hervorragend für diese Art von Amüsemang…
In these sinne, pimp up your Carrerabahn!
Man muss die Gummibänder natürlich doppelt nehmen und an den Seiten festschnipsen, dann geht’s. Wenn man’s zu fest macht, kriegt man aber Klappstulle.
Magnete mit Radieschen und Streupfefferbildchen werden gerade in der Miniautoschrauber-Werkstatt produziert.
Geflirtet wird beim Brotesausen natürlich nicht, denn das ist eine ernsthafte Konzentrationsübung, die der Inspiration und der Schöpfung aus inneren Kraftquellen (brachiales Magenknurren)dient!