Küchensofagedanken am Morgen (Teil 2) – Begrüßung

Theobrominenfuesse

Ich hab‘ mir gedacht, vielleicht mache ich wirk-
lich mal so was wie eine Rubrik aus solchen
Küchensofagedanken. Gerade eben dachte ich nämlich mal wieder über ein Thema nach, das mich schon seit Monaten ab und an beschäf-
tigt und da eigentlich ganz gut rein passt. Wollen wir doch mal sehen:

Mich verwirrt das, dass in meiner Umgebung, meinem Freundeskreis, jeder jeden anders begrüßt. Die einen umarmen, die anderen küssen (ein- oder mehrmals), wieder welche wollen die Hand geben oder die Schulter klopfen. Manche sagen auch schlicht „Hallo“. Die Herren sehen manchmal aus, als wollten sie gleich eine gepflegte Klopperei anfangen. (Zum Glück bin ich nicht in Hiphopperkreisen unterwegs, wo man komplizierte Tänze aufführt, wenn man sich trifft.)

Geht das nur mir so? Und geht es denen mit mir auch so? Wahrscheinlich.

Wenn ich jemanden mag, umarme ich den. Manche scheinen das zu mögen. Eine Umar-
mung ist, wenn sie von Herzen kommt, was Feines und kann mich sogar den ganzen Tag über erfreuen. Wie oft ich aber schon angesetzt habe, jemanden zu umarmen, der irgend-
wie was anderes vorhatte! Und wenn man z.B. jemanden umarmen möchte, der einen grade auf die Wange küssen will, landet das Küsschen günstigstenfalls irgendwo hinterm Ohr, schlechterdings entsteht ein komischer Kuddelmuddel. Hürden: Zu welcher Seite neigt man sich? Wohin mit den Armen? Es gibt Links- und Rechtsumarmer. Die eben noch freudige Begegnungsszene wird unter Umständen zu einem verlegenen Gehampel. „Na, wie denn jetzt!?“ Oft ist das ziemlich lustig.

Irritiert bin ich aber auch, wenn mir jemand aus dem Freundeskreis die Hand geben möch-
te, da das für mich eine eher geschäftliche, offizielle Geste ist. Ich kann mir das nicht recht angewöhnen, obwohl ich als Kind zum Glück nicht mit dem „schönen Händchen“ getriezt wurde. Da diese Freunde aber überwiegend im Handwerk arbeiten, erkläre ich mir das so, dass das da wohl üblich ist, auch morgens unter den Kollegen und so. Eine rich-
tige Handwerkerhand zu schütteln ist ja auch irgendwie angenehm.

Feld-, Wald- und Wiesenbegegnungen kriegen „Hallo“ oder „Tach, wie geht’s?“ gesagt.
(Ich kenn’ einen Schlagwerker, der hat uns früher bei der Probe immer mit: „Na, ihr Arsch-
löcher?“ begrüßt. Im Gegensatz zu den anderen, die immer plötzlich nach Zitronensaft aussahen, fand ich das aber lustig, weil es einfach zu ihm passte.)

Hier mal meine ganz persönlichen Abstufungen:

Handgeben bei offiziellen Sachen.
Dann aber richtig! Nicht nur die Fingerspitzen und mit angenehmem Druck und kurz.

„Hallo!“, „Hi“, „Salut!“, „Tagchen!“, „Na, Puppe?!“ oder was auch immer bei Leuten, die man vielleicht noch nicht so gut kennt, zu denen man aber auch nicht so ein offizielles Verhält-
nis hat. Neuerdings sagen manche auch „Aloha!“. Ich glaube aber, das ist eher eine Ver-
abschiedung. (Genau andersrum: „Ciao!“)

Herzliche Umarmung bei Freunden.
Plus: Küsschen bei sehr guten Freunden, feiner Familie und vielleicht Kindern, vorausge-
setzt, die mögen das. Diese neuerdings sehr beliebten französischen Bisous sollten meiner Meinung wieder abgeschafft werden, da nicht mal die Franzosen wissen, auf welcher Seite man damit anfängt und wann man aufhört und was man dabei mit den Händen macht.

Ist übrigens mal jemandem aufgefallen, wie Heidi Klum Leute begrüßt? Das fällt mir grade ein. Sie legt die Hände ganz vorsichtig an die Schultern des zu Begrüßenden, als hätte sie grade frisch lackierte Nägel und dann macht sie so Luftküsschen und ruft laut: „Müah! Müah! Müah!“ mit so eingebauten kleinen Knutschgeräuschen. Meine japanische Freundin M. und ich haben ja immer schön Germanysnexttopmodel geguckt und uns dazu prima amüsiert. Anschließend haben wir uns dann total übertrieben nach Heidi-Art voneinander verabschiedet.

Ach, und Liebespaare denken sich bitte was Eigenes aus, beachten aber, dass Umste-
hende evtl. verlegen werden könnten.

Falls noch Fragen oder Anregungen auftauchen: Ich bin dann wieder mal auf dem Sofa…

11 thoughts on “Küchensofagedanken am Morgen (Teil 2) – Begrüßung

  1. Ist der Pampegruß vielleicht ’ne schlagwerkerspezifische Marotte? Ich begrüße meine Jungs gern mal mit „Tach, Ihr Penner!“. Die können das aber auch vertragen.
    Und glücklicherweise habe ich mir diese Begrüßung noch nicht komplett angewöhnt. Könnte in einem Moment der Unkonzentriertheit mal richtig Ärger geben mit dem Chef :DD

    P.S.: Zum Abschied sage ich selten leise Servus, sondern momentan meist mittellaut

    Adiö

    • Vielleicht seid Ihr von Natur aus irgendwie vorauseilend ein wenig patzig, um dann später herzlicher zu werden? 😉 Keine Ahnung. Das kannst Du besser sagen…

      (Das mit’m Chef würde ich mir auch lieber für die Weihnachtsfeier aufheben, wenn genug Leute drumrum stehen.)

      • Moin (hoffentliche Innigkeitsstufe II),
        meine morgentlichen Fahrradgedanken gingen gestern auch in diese Richtung. Da radelte ein Paar um die 30 auf mich zu, dann sollten sich ihre Wege teilen. Sie hielten an und standen über den Rädern. Er reichte ihr die rechte Hand, sie tat das gleiche – sie hielten sich die Hände und küssten sich auf den Mund, innig wars nicht – lächeln konnten sie dabei nicht. Und vorbei wars.
        Den ganzen Tag habe ich gegrübelt, in welcher Stimmung die wohl waren. Ich war drauf und dran, hinter ihm herzufahren, fragen. Habe mich nicht getraut. Der Preis dafür, dass ich nun grübeln muss.

  2. Ahoi! (Worunter fällt das?)
    Ich habe mal zusammen mit einem Weißrussen gearbeitet, der hat sich immer königlich amüsiert, wenn deutsche Frauen sich verabschiedeten. Ihm fiel auf, dass viele von ihnen besonders am Ende von Telefonaten plötzlich mit einer superhohen Stimme „Tschü-hüss“ plärren. Sergej hat das dann immer sehr treffend nachgemacht. 😀

    • „Ahoi“ fällt meiner Meinung nach unter „Leute, die man vielleicht noch nicht so gut kennt, zu denen man aber auch nicht so ein offizielles Verhältnis hat.“ Aber das muss ja jeder selber wissen, ich möchte ja nur anregen. 😉

      Das mit dem Herrn Sergej stelle ich mir auch sehr unterhaltsam vor. ich werde mal drauf achten, ob ich mich auch so verabschiede.

      In diesem Zusammenhang fällt mir noch ein, dass man in China angeblich nicht „Tschüssi!“ sagen soll, denn das bedeutet dort wohl „Geh‘ sterben!“ Ob’s stimmt, weiß ich nicht…

      • Sergej war sowieso sehr witzig. Bevor wir zusammen gearbeitet haben, hatte er einen Studentenjob auf der Erotik-Messe in Frankfurt. Da musste er u.a. ein Regal mit Dildos bestücken, das beinahe umgekippt wäre, so dass er fast von Dildos erschlagen worden wäre.
        Und das „Tschüssi“ werde ich mir für den nächsten Besuch beim Chinesen merken! Das End-i lasse ich zwar ohnehin stets weg, aber wer weiß, ob das nicht mal falsch verstanden wird. Zumindest ahne ich jetzt, warum ich mal in einer Frühlingsrolle eine Glasscherbe hatte.

  3. vielleicht sollten sich alle Leute kleine Sticker mit Icons anstecken, auf denen der Begrüßungswunsch samt eventuell zu wissen wichtiger Drehrichtung angegeben ist. Ich denk mir da mal was aus.

    HipHoppel: da wechseln tatsächlich die Rituale genauso häufig, wie die Höhe des Hosenbodens noch einen Millimeter tieferzulegen geht (ich warte auf den Tag, an dem die beiden Rohre für die Beine nach oben zeigen, statt zu Boden).

      • HiKE, Du bist ’ne Wucht! Hast Du das in der kurzen Zeit gebastelt? Hossa! Krieg‘ die Augen gar nicht mehr klein…

        Werd‘ bald mal die „Richtiger Mann-Begrüßung“ ausprobieren! :))

        • *g* ja die Richtiger Mann Begrüßung, das ist das, was mir durch den Kopf ging als du schriebst „sieht aus als wollte er sich gleich prügeln“.

          In diese Stellung begeben sich Männer auch gerne mal um einem fremden Hund zu „signalisieren“ dass er keine Angst haben muss. Ergebnis: der Hund kriegt PANIK…

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