Who the heck ist eigentlich Don Bosco?

Einmal, schon ’ne Weile her, saß ich mal ziemlich verkatert im Bus, um zu Freunden zu fahren, denen ich unvorsichtigerweise zugesagt hatte, beim Renovieren zu helfen.
Der Bus fuhr am „Don Bosco-Haus“ vorbei, so wie sonst auch immer, aber zum ersten Mal fragte ich mich: Wer ist eigentlich dieser Typ mit diesem schrägen Namen? Wohnt der da oder was? Und wieso heißt mein Haus dann nicht „D… G…-Haus“?
Ich finde, Don Bosco klingt nach einer Musikkapelle, die Desert-Rock spielt, oder nach einer Figur aus nem Mad-Heft (Bruder von Don Martin?). Oder ’ner Apfelsorte.
Ich weiß, die wirkliche Geschichte dahinter ist bestimmt ganz wichtig und ernst, aber das war mir an dem Tag mal egal.

Der Bus fuhr weiter, an einem Werbeschild der Firma ag*p (irgendwas mit Autos) vorbei. Da ist so ein schwarzer Hund mit sechs(!) Beinen drauf, der Feuer(?) ko erbricht.
Was die Koordination und das Magengefühl anging, fühlte ich mich plötzlich irgendwie inniglich mit ihm verbunden.
Man (der Orthopäde) sagt ja, Laufen sei im Grunde kontrolliertes Fallen. Im meinem Fall war jede Menge Kontrolle nötig. Gefrühstückt hatte ich auch nicht.

Hinter mir saß ein dorfmäßig aufgedonnertes Mädchen (fiese Schminktechnik mit orangem Make-up und weißem Lidstrich und Creolen, die wahrscheinlich einer Zeitschrift beigelegen hatten), dessen Klamotten ganz offensichtlich zu klein waren, und hörte über Discman immer wieder ein und dasselbe Lied: So einen Latino-Knaller. Bestimmt ein Dutzend Mal, locker. Ich hörte vor Allem das doofe zippzipp vom Synthetikschlagzeug. Und ich hatte, wie gesagt, Kater.

Vor mich setzte sich eine Oma. Ich hatte sie beim Einsteigen schon gesehen. Sie sah aus wie dieser Eine von den Monty Pythons, der immer die Mütter spielt, also unglaubliche Augenbrauen.
Sie setzte sich direkt vor mich. Ich musste die ganze Zeit auf ihre Mütze gucken. Die war bordeauxrot-wollig und hatte so eine „Der-Turban-ist-schon-fertig-Form“. Und war auch schon alt. Die Sorte Mützen, wo man sich lieber nicht fragt, wie es da wohl drunter aussieht. Wenn man aber Kater hat und versucht, sich etwas unbedingt nicht zu vorzustellen, hat man schon verloren.
Blöderweise kann mein verkatertes Hirn tolle Tricks: Es versuchte mich abzulenken mit der Frage, wie es wohl dadrunter riecht.
Es geht mir heute aber schon wieder viel besser, Danke.

Wenn ich Kater habe, ist mein Blick in die Welt immer ein komplett anderer als sonst. Mir fallen Sachen auf, die sonst eigentlich auch da sein müssten. Gehe ich von aus.
Trotzdem ist alles eher total schräg oder einfach unglaublich daneben.
Einmal habe ich z.B. eine Hundek***wurst gesehen, die wie eine Kneifzange aussah. Wie hat der Hund das gemacht? Und ein andermal habe ich einen Gelben Sack gesehen, dessen Knitterfalten beim Vorbeigehen für eine Sekunde das Gesicht von Willy Brandt ergaben!
Und natürlich wieder keine Knipse an Bord.

Also, so was passiert mir auch öfter mal, wenn ich total ausgeschlafen bin. Aber mit Kater: ganz sicher.
Das liegt natürlich zum guten Teil auch daran, dass ich dann immer spazieren gehen muss und draußen sieht man einfach mehr als zuhause.
Zuhause habe ich nur oft den Eindruck, dass jemand alle Möbel ganz unauffällig ein paar Zentimeter verschoben hat, so dass ich ständig was fallen lasse oder irgendwo gegen titsche. Man kann anhand der blauen Flecken ganz gut feststellen, wann das letzte Gelage stattgefunden hat.

Die andere Sache mit dem Kater ist meine relative Spitzfindig- und Schlagfertigkeit. (Zu meinem Bedauern existieren darüber nur wenige Aufzeichungen.) Ich hatte sogar mal einen Freund, der mich manchmal extra betrunken gemacht hat, damit ich am nächsten Morgen möglichst verkatert war! Dann hatte der was zu lachen.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass er mit Kater auch besonders albern war und über jeden Dreck gelacht hat.
Jetzt sieht das hier natürlich so aus, als würde ich andauernd Getränke trinken, aber das ist selbstverständlich nicht so!
Ich vertrag‘ ja auch nicht viel.

Aber eins ist mir vor kurzem mal wieder aufgefallen: Ich find‘, grade mit den eloquentesten Menschen lässt sich’s oft besonders gut eine Tätigkeit ausüben, die härter klingt als sie (bei mir) ist: „Schweigend Saufen“. Auch „Tonlos Trinken“ genannt.

Und noch was ist mir aufgefallen (aber erst am nächsten Tag): Für jemanden mit ästhetischem Empfinden sind Plastikgartenstühle indiskutabel. – Schon allein des Geräusches wegen, das sie auf dem Boden verursachen.

Kater2

3 thoughts on “Who the heck ist eigentlich Don Bosco?

  1. Don Bosco = ein heiliger Pädagoge, eigentlich Johannes B. und Salesianer (was auch immer das fürn Orden is). Hat so mildtätiges Straßenkindergekrame gemacht und „alle für seinen Glauben begeistert“. Ob er auch Mafioso war, weiss ich nich, bei solchen religiosinierten Biographien schalt ich immer ziemlich schnell ab…

    das Problem mit Plastik(garten)stühlen und Ästhetik hab ich noch nie gehabt, mangels Boden der hart genug ist, um darauf Geräusche zu verursachen. Ich find die immer nur ohne irgendeine textile Auflage unangenehm weil man dann so im eigenen Saft vor sich hin sitzt und die Popohaut so wellig wird wie in der Badewanne. Wenn das dann jemand mit Kater sieht, dass mein Hintern ganz kurz aussieht wie Silvester Stallone mit seinen Hängewangen… Nee nee…

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