Träum‘ süß.

Interessanter Traum heute Nacht.

Am Telefon sagt jemand eindringlich zu mir: „Du darfst so nicht weitermachen! Bitte nicht! Du gehst ja ein!“ Zum Glück bin ich danach aufgewacht und kam nicht mehr in die Gefahr, weiterzuträumen, denn die Nacht war vorbei. Um halb vier im Bett zu liegen mit Gedan- kenrasen, Herzpoltern, Nervenbrennen ist schlichtweg gesagt: nicht schön. Vor allem nicht in dem Wissen, als nächstes drei besonders harte Arbeitstage vor sich zu haben.

Natürlich hat der Anrufer Recht. Der schickt mir schon seit Wochen Botschaften, so Zettelchen mit Bildern und Erinnerungen drauf. Er lässt mich auch am späten Abend plötzlich putzmunter sein, wenn im Fernseher Filme kommen, die mich daran erinnern, dass es nicht nur das Angepasste, Regulierte, Ausdiskutierte, in Bahnen Gelenkte gibt. Sondern auch noch das Wilde, Leidenschaftliche, Ungedämpfte. Er lässt bei der Arbeit Gäste auftauchen, die aus dem Kaff kommen, in dem ich vor langer Zeit meine traurigsten und hoffnungslosesten Jahre verbracht habe. Beim Namedropping, gut gemeint, wird mir ganz schlecht.

Er gibt mir das Gefühl, als würde meine Hülle immer enger, was allerdings wirklich sein kann, denn ich habe im letzten halben Jahr 5 Kilo zugenommen. Ich weiß nur nicht, ob’s vom Sedierungsfressen kommt oder von den Pillen, die ich nehmen muss, damit sich meine Haut nicht nach zwei Tagen anfühlt wie ein Ameisenhaufen.

Er lässt mich Musik hören, die mir den Keller aufmacht, während ich zwischen wippenden Sparkassenfilialleitern und Verwaltungsangestellten schlimmes Bier trinke, statt mir beim Fährmannsfest Grasflecken zu holen.

Ich hab‘ hier mal, vor über zwei Jahren, irgendwo hingeschrieben, mir wär‘ manchmal nach „mit zwei Flaschen Rotwein unterm Arm schreiend durch den Wald rennen.“

Da isses wieder.