Dolfin – Noir – Aux poires et amandes grillées

Also, Zartbitterschokolade mit Birne und gerösteten Mandeln. So sieht sie aus:

Vorab ein bisschen Info zu Dolfin:

Diese belgische Firma ist bekannt für ihre Schokoladen in vielen Geschmacksrichtungen und zugleich für ihre originelle, überaus praktische Art, diese zu verpacken.

Die Vollmilch- oder Zartbitterschokolade wird jeweils mit Zugaben von z.B. Anis, Zimt, Masala-Mischung, rosa Pfeffer, gesalzenem Karamell, gerösteten Mandeln oder auch Kräutern wie Minze oder Lavendel komponiert, auch Tees (Sencha oder Earl Grey) oder Kaffee werden zum Aromatisieren verwendet. Außerdem finden sich natürlich auch die klassischen Varianten mit kandierten Fruchtstückchen von Orange, Ingwer (ich weiß, das ist eigentlich eine Wurzel…) oder hier eben auch mal Birne. Insgesamt umfasst die Palette ca. 20 Grundsorten, zeitweise ergänzt durch saisonale Editionen (Winter-/Sommersorten).

Hübsch finde ich übrigens auch die Minitafeln á 4,5g, die man in unterschiedlicher Zusammenstellung jeweils als buntes Sortiment bekommt. Wenn man es über Herz bringt, sie zu verschenken, sind sie ein feines Mitbringsel zum Kaffee, ansonsten kann man sich selbst durch mehrere Sorten schmecken, ohne hinterher gleich fünf angeknabberte Tafeln herumliegen zu haben. (Bei mir ist das allerdings trotzdem meistens der Fall, ich habe fast immer mehrere Sorten zugleich “in der Mache”.) Obwohl gerade das bei den normalen 70g-Tafeln von Dolfin auch kein Problem ist. Die Verpackung ist gewitzt gemacht, sie ähnelt den Folienpäckchen von Drehtabak, d.h. man kann die Tafel jederzeit sicher wieder einpacken, die Umhüllung per Haftstreifen zukleben und das Ganze in die Tasche stecken, ohne dass irgendwas herumkrümelt (oder selbst von Taschenflusen angegriffen wird). – Patent, patent!

Das alles erstmal so zur Einführung. Einige Sorten von Dolfin kenne ich bereits, grundsätzlich mag ich an ihnen, dass sie etwas weniger süß sind als Produkte anderer Hersteller. Neulich war ich dann also mal neugierig, wie sich diese Zartbitter (52%) mit Birne und Mandeln (was ich beides liebe) so macht.

Der Test ergibt: Die Konsistenz ist fest, löst sich auch im Mund nicht so schnell auf. Als erstes nehme ich deutlich den angenehm fruchtig-säuerlichen Birnenduft war, die Schokolade selbst hat auch eher leichte Säure denn Bitteres, m. E. nicht viel Tiefe. (Man könnte vielleicht sagen: Es ist eine “leichte” Bitterschokolade.) Nachdem der Bissen im Mund etwas angeschmolzen ist, kommen die Birnenstückchen und die Mandelsplitter zum Vorschein. Ehrlich gesagt, hatte ich mir da etwas mehr erhofft: mehr Birne, mehr Mandelaroma. Aber so ist das eben, wenn nicht noch reichlich mittels Pipette “draufaromatisiert” wird, hier hat man sich zurückgehalten, was ich grundsätzlich ja immer gut finde. Aber vielleicht hätte man hier ruhig etwas mehr Fruchtstückchen spendieren sollen. Irritiert bin ich dann allerdings durch eine deutlich pfeffrige Note, die ich mir nicht recht erklären kann. Insgesamt finde ich die Komposition jedenfalls irgendwie zu “glatt und kühl”, um eine meiner zukünftigen Favoritinnen zu werden. Ist zwar mal was Anderes, löst aber keine Begeisterungsstürme in mir aus.

Zutaten: Kakaomasse, Zucker, Mandeln (7%), Birne (3%), Kakaobutter, natürliches Aroma von Birne, natürliche Vanille, Emulgator: Sojalecithin.

ISM 2012

Da ist er: Einer der wichtigsten Tage des Jahres und lange herbeigewünscht. Schnell wird in aller Früh noch ein Lachsbrötchen verdrückt, schon geht es los nach Köln. – Schließlich warten dort alle! Wir sind zu Dritt, Mike fotografiert, Frollein S. ist aufgeregt und ich…, naja, ich eben.

Der Fahrer kennt den Weg, befährt ihn sogar, und so erreichen wir gerade rechtzeitig die Pressekonferenz. Ich kann noch eben schnell meine Spezialmessebrille aus der Handtasche friemeln, da muss ich auch schon ans Pult: Wo sind denn meine Aufzeichnungen? Ach, ich hatte ja gar keine… Doch aufkommende Nervosität ist jetzt fehl am Platz, die Leute gucken schon.

In einer launigen Stegreifrede schwärme ich vom Zustand vollkommenen Glücks, den eine gepflegte Kakaoüberdosis mit sich bringt, rate zu kluger Vorratshaltung, um abendliche bzw. sonntägliche Frustrationen gar nicht erst aufkommen zu lassen, warne im Gegenzug vor den schweren gesundheitlichen Gefahren knausriger Enthaltsamkeit oder gar den überbordenden psychologischen Risiken beim Gedanken an “Sünde” in solchem Zusammenhang, ermuntere zum Teilen und Verschenken, erkläre Kalorien endgültig zu den harmlosesten aller Kreaturen, beschwöre eine friedlichere Welt durch die möglichst zeitnahe Umsetzung ausgeklügelter Kakaomassengrundversorgungsmodelle, sorge damit für verträumt-ausgelassene Stimmung, gewinne sämtliche Herzen des heran- und dann doch vorüberströmenden Publikums, und erkläre abschließend die ISM jetzt aber mal für sowas von eröffnet, bevor wir selbst endlich den Schritt in Richtung der lockenden Stände lenken.
Welche Überraschung, als wir dann die erste Messehalle betreten: Bereits alles voller Menschen. Haben die doch einfach ohne uns angefangen. Tse.

Dann mal nix wie ins Getümmel.

Da ich, wie in jedem Jahr, gut vorbereitet und komplett durchinformiert bin, steuern wir zielsicher einen Stand an, an dem es u.a. folgende Neuigkeit geben soll: Eine weiße Schokolade mit Steckrübe und Karotte. Auf die bin ich neugierig, doch als ich freundlich danach frage, ob eine Verkostung der Sorte möglich sei, wird mir der Wunsch abgeschlagen mit der Begründung, die Tafel sei noch eingewickelt. – Interessanter Grund. Bisher hat mich das allerdings noch nie von irgendwas abgehalten. Man halte sich fest: Ich hab’ die dann nämlich einfach ausgewickelt!

Sie liegt also im Tresen, der nette Herr zeigt auch drauf, und als ich weiterhin interessiert frage, ob die Gemüse denn gefriergetrocknet seien oder kandiert, erklärt er: Nein, ihnen sein unter Zugabe von Zucker und mittels Einkochen das Wasser entzogen worden. “Also kandiert, quasi.” – “Ja.”
Wir empfehlen uns, bevor wir uns dazu hinreißen lassen, zu empfehlen, dann zur nächsten Messe eventuell mal lieber zwei Tafeln mitzubringen. Doch unserer guten Laune tut das natürlich keinen Abbruch, es gibt ansonsten ja überall Süßes und Feines zu kosten. Zunächst nehmen wir uns die “bunteren” Hallen vor und heben uns die Edelchocolatiers erstmal für später auf.

 

Bald treffen wir auf einen alten Bekannten, offenbar mittelschwer gebeugt ob seiner Verantwortung: Über 18 Millionen Kindergeburtstage! Pro Jahr! Da bleibt wahrscheinlich kaum Zeit für eine Mittagspause…

Und sicherlich begegnet er fast überall Hello Kitty oder Wilden Kerlen und muss immer den gleichen Satz sagen.

Den mit dem Vater, Ihr wisst schon.

Das kann den mächtigsten Lord ganz schön mürbe machen. Da wir nicht wissen, wie wir Trost spenden sollen, gehen wir einfach leise weg.

 

 

 

Jetzt aber mal zu den Trends 2012/2013!
Schwimmlernringe aus Schokolade:

Gigantische Ostern:

Und totale Melanie:

Als Zückerchen obendrauf:
Kleider mit unauffälliger, teils eingetüteter, Wegzehrung, die deshalb so wertvoll sind,
dass gleich noch schlecht getarnte Security dazu geliefert wird.


Nicht auszudenken schließlich, jemand pflückte einem in der Straßenbahn heimlich einen Pfefferkuchen vom Rückenteil!

Die meisten Artikel hier sind jedoch für Kinder und deren Schnuten gemacht, obwohl man sich schon gelegentlich fragt, ob das der kindlichen Psyche wirklich förderlich ist, wenn man womöglich tagelang so (siehe links) angeschaut wird.

Wir sind nun ein paar Stunden unterwegs, brauchen jetzt mal eine kleine Pause, suchen uns ein ruhiges Plätzchen und verzehren Wurstbrote, die wir in unseren klitzekleinen Damenhandtäschchen heimlich auf’s Gelände geschmuggelt haben. Wenn man nämlich auf der ISM eins bekommt, dann Appetit auf ein ganz normales, belegtes Brot. Ehrlich wahr! (Übrigens ist es auch unmöglich, alles wiederzugeben, was man dort zu sehen bekommt. Ich kann hier wirklich nur einen ganz subjektiven Abriss geben.) Nach der Pause machen wir endlich Ernst und gehen in Halle 4, wo die wahren Schmankerl versammelt sind, sich zum Beispiel das diesjährige Partnerland Belgien präsentiert.

Dort sehen wir gleich deutlich weniger Knallfarben, dafür aber viel Schönes und sorgfältig Gestaltetes. Zunächst treffen wir auf die Passauer Firma Simon’s und deren Trinkschokoladen aus Edelkakaos.

Wir bekommen eine Kostprobe, die sofort überzeugt. Und zwar derart, dass ich darüber demnächst einen extra Beitrag schreiben möchte. Für dieses Vorhaben lasse ich mir gleich mal alle sechs Sorten einpacken, um sie zuhause in Ruhe einer gemütlichen Verkostung zuzuführen. Sicher wird das auch nicht mehr lang auf sich warten lassen, denn hier schmeckt’s bereits verlockend schokoladig-aromatisch. Ein bisschen süß, aber das liegt sicher daran, dass es sich hier um die Variante „Nougat“ handelt. Die Zutatenliste sieht gut aus, wir sind angetan.

Als nächstes zieht es mich zu meinem Lieblingschocolatier aus Belgien: Frederic Blondeel.


(Maître Blondeel auf dem Foto links, rechts lächelt Charles-Eric Vilain XIIII)

Seine unglaublich feinen Pralinen kenne ich bereits aus Zeiten, in denen ich ab und an nach Aachen fuhr, wo sie zu dieser Zeit noch zu bekommen waren. Sein Atelier befindet sich in Beauvoorde, nahe der französischen Grenze. In Brüssel, der Schokoladenstadt schlechthin, betreibt er ein geschmackvoll eingerichtetes Ladencafé, das ich unbedingt bald mal besuchen möchte. Blondeel komponiert gern wunderbar ausgewogene Ganaches mit feinen Gewürzen wie Koriander, seltenen Salzen und Tees, Nelke, Basilikum… Und das so, das sich die Aromen nicht etwa frech überlagern, sondern aufs Schönste verbinden. Diesmal ist er in Kooperation mit Alex & Alex auf der ISM. Wenn ich das richtig verstehe, ist Alex & Alex eine ebenfalls feine Adresse in Brüssel für Schokoladen und Champagner.

Als ich ein bisschen herummaule, dass wir im Norden völlig auf dem Trockenen sitzen, was seine Kostbarkeiten angeht, bietet er mir gleich an, mich gern nach Hannover zu beliefern, sollte ich einen Shop dort eröffnen. Frollein S. bekommt schon wieder dieses Glimmen im Blick, und ich lasse mal eine Karte da. – Man weiß ja nie! Innerlich beschließe ich, mir bald mal wieder ein ordentliches Päckchen Glück bei ihm zu bestellen und dann einen ausführlichen Extra-Sonder-Beitrag hier zu verfassen.

Bevor wir uns wieder verabschieden, dürfen wir zarte Schokotäfelchen kosten: Meines ist mit Cassis und Koriander und schlichtweg himmlisch. Frollein S. hat noch eine Stunde nach ihrem Orange-Caramel-Plättchen glasige Augen und behauptet, da sei sicher “was drin” gewesen, sie sei so glücklich und sähe überall Farben und so. Dabei ist der nächste Stand, den wir ansteuern, eher in Weiß gehalten. Merkwürdig.

Bei Viani fühlen wir uns sofort heimisch. Das ist unser neues Zuhause, beschließen wir. Während ich noch überlege, wo ich denn hier mal mein Klingelschild anbringen könnte, quengelt Frollein S. schon wieder, wann wir denn endlich ein Schokogeschäft aufmachen, in M. sei doch so ein hübscher Laden frei geworden! Grundsätzlich hat sie natürlich vollkommen Recht, man kann da schon ins Träumen geraten. Doch momentan bin ich etwas abgelenkt, findet sich hier doch fast alles, was Rang und Namen hat: Amatller, Caffarel, Amedei…

Dolfin…

All’ diese hübschen Namen werden hier noch häufiger auftauchen, denn die hätte ich ebenfalls im Sortiment, wenn… Dazu natürlich noch Coppeneur, Bonnat, Mazet. Und selbstverständlich Blondeel.

Und Prestat, schon allein wegen der auffällig luxuriösen Verpackung:

Die üppig-poppig designten Schatullen beherbergen köstliche Trüffelpralinés oder dünn ausgestrichene Schokoladentropfen. Netterweise wird mir auch gleich was zum Probieren angeboten. Ich entscheide mich für die dunklen Schokoplättchen mit Minze, die wolle ich nämlich schon länger gern mal kosten. Und als ich dazu gesagt bekomme, dass das „The Queen’s favourite“ seien, möchte ich diese am liebsten ab sofort regelmäßig besuchen und ihr ihre Vorräte wegschnökern. (Na, wenn sie das jetzt liest, wird sie mich vermutlich nicht so schnell einladen.) Sie zergehen auf der entzückten Zunge und bilden den würdigen Abschluss unseres Genießertages, wie ich finde. Mit Kinderaugen stehen wir noch ein Weilchen herum, dann lösen wir uns schweren Herzens und treten so langsam die Heimreise an.

Nun heißt’s erstmal wieder ein Jahr warten…

(Fotos: Bis auf wenige Ausnahmen von Mike R., die anderen drei sind von mir.)