Küchensofagedanken (1) – Brot & Butter und so.

Also, ich kann mich über- haupt nicht erinnern, wann wir zuletzt so einen milden Winter hatten! Man muss sich nicht mal Socken drüberziehen, es reicht glatt, die Heizung etwas hochzudrehen… Draußen bricht schon fast wieder Frühling aus, wenn’s nur nicht so gräulich wäre…

Auf meinem metallenen Fensterbrett rumort eine Amsel und guckt immer wieder neugierig durch’s Fenster. Vielleicht ist sie ein bisschen neidisch auf mein Brötchen mit Butter. Ich würd’ ja was abgeben, aber wenn ich jetzt zum Fenster gehe, haut sie ab und außerdem sind Menschenbrötchen sowieso nix für Wildtiere. Und ob ihr die Butter überhaupt schmecken würde? Da, jetzt ist sie weggeflogen, vielleicht kennt sie eine Stelle, an der es jetzt noch leckere Beerenreste gibt. Mir ist mein Butterbrötchen lieber. Mehr brauche ich nämlich nicht und werde deshalb oft gefragt, ob ich mir nix „Richtiges drauf machen“ will. Nö.

Ich habe mal versucht, eine Liste aufzustellen mit „einfachen Gerichten“, die fantastisch schmecken, obwohl oder weil sie nur zwei bis drei Zutaten haben. Ein gutes Brot oder Brötchen mit guter Butter war eines davon. Das andere waren Erdbeeren mit frischer Sahne. Dann hörte die Liste schon wieder auf. Eventuell könnte man Spaghetti „Aglio e Olio“ dazuzählen, aber eigentlich sind da schon zu viele Komponenten drin. Gar nicht so einfach. Vielleicht wisst Ihr ja noch was?

Vernünftige Brötchen oder Brote zu bekommen ist ganz schön schwierig. Je ausgeflippter oder rustikaler der Name auf dem Schildchen, desto größer ist meistens die Enttäuschung. „Kraftbrot“, „Wellenreiter-Brötchen“, „Siegerschleifen“, – pffft! Also bitte, was soll denn das? Ich will doch nur frühstücken und nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen! Morgen gehe ich mal an so eine Theke und frage nach „Helga-Feddersen-Gedenk-Brötchen“. Mal sehen, was dann passiert. Überhaupt: Ich müsste erst durch die halbe Stadt fahren, bis ich zu einem Bäcker käme, der nicht zu einer Kette gehört und zudem seine Kundschaft ernst nimmt.

Bei der Butter allerdings habe ich meine Sorte gefunden, die ich zum Glück in den meisten Super- märkten kriege, und tatsächlich am Geschmack erkenne. – Doch, stimmt wirklich! Hab‘ ich sogar schon bewiesen, ist schon aber ein paar Jahre her: Ich besuchte nämlich Freunde zum Frühstück. Und weil diese immer Margarine essen, hatte ich mir ein kleines Stückchen Butter mitgebracht. Diesmal hatten sie jedoch extra Butter für mich eingekauft, aber eben irgend so eine Egale. Daher zog ich frecherweise die Mitgebrachte vor. Es kam natürlich sofort eine Diskussion auf, ob man das denn nun wirklich schmecke, und ich würde doch bloß wieder eine Show abziehen! Ich bestand aber mit verschränkten Armen auf dem Gegenteil.

Daraufhin verband man mir die Augen und schmierte mir zwei Brotstückchen mit unterschiedlicher Butter ein. Ich erkannte meine schon am Geruch (bzw. am Duft, das klingt etwas schöner). Dann durften die Freunde blindkosten, und ich hatte das Vergnügen zu sehen, wie sich Erstaunen auf die Gesichter malte, als die Beiden feststellten, wie deutlich die Unterschiede doch zu schmecken waren. Aha! Man muss nämlich überhaupt kein Feinschmecker oder ’ne Prinzessin auf der Erbse sein, um das zu merken. Wer’s nicht glaubt, soll das ruhig mal ausprobieren. Der Unterschied zwischen Süßrahm- und gesäuerter Butter ist z.B. recht deutlich. Süße schmeckt oft regelrecht fettig. Gesäuerte schmeckt irgendwie frischer und herzhafter. Süßrahmbutter ist aber sehr gut für Kuchen und Kekse und so.

Trotzdem ist es den Leuten merkwürdigerweise egal. Sie kaufen die Butter nach dem Einwickelpapier, der Werbung oder nach dem Preis. Wie das meiste andere auch. Das verstehe ich einfach nicht! Essen müssen wir jeden Tag, also sollten wir doch etwas mehr Übung drin haben. Hm. Darüber denke ich oft nach und garantiert schreibe ich hier auch noch mehr dazu. Mir geht es ja gar nicht um Gourmetküche (obwohl ich furchtbar gerne mal wieder nach Herzenslust in einer Feinkostabteilung einkaufen würde), sondern um den ganz normalen Alltagsgenuss, der auch gepflegt sein will.

Ich würde z.B. gerne mal so einen Verkostungsabend mit ein paar Leuten machen, bei dem Lebensmittel blind erschmeckt werden können. Jeder bringt was mit, in mehreren Varianten. Das könnte doch interessant und lustig werden! Und überraschend, auch.

Die fleckigen Klamotten allerdings, die könnte man hinterher wohl wegschmeißen.

6 thoughts on “Küchensofagedanken (1) – Brot & Butter und so.

  1. das blindtesten mache ich ständig. hat mein vater mir eingeimpft. fing in früher jugend mit familiärem mineralwassertest in trauter runde am küchentisch an und geht bis heute weiter, u.a. mit schokolade, auch schon mal butter und wein.

    das heißt: beim verkostungsabend wäre ich, so in der nähe, dabei!

    [ot: ich hasse das wort ’schoki‘ als kurzform für schokolade.]

    • Find‘ ich super, so’ne Impfung! Die sollte bei jedem Hausarzt durchgeführt werden.
      Den Gedanken halten wir mal fest. 😉

      [Ich mag’s gern, das ist doch niedlich und irgendwie friedfertig… Dann musst Du Dir hier wohl ab & zu die Augen zuhalten.]

  2. Ich bin auch ein Fan von guten Brötchen oder gutem Brot mit Butter und werde auch immer schräg angeschaut. OK, von den Leuten, die mich richtig gut kennen, nicht mehr. Aber ansonsten, wenn ich mal irgendwo zum Frühstück bin, sind die Gastgeber meistens nahezu erschreckt und fragen, ob sie denn irgendeinen Belag vergessen haben, und was ich denn gerne aufs Brötchen hätte. Ich antworte immer nur, dass ich das zuhause auch so esse, aber ich fürchte, selbst das halten einige für eine Höflichkeitslüge.

    Aber worauf ich hinaus will: Was ist das denn für eine tolle Butter? Würde ich auch mal gerne probieren

    • Hallo Marco,
      na, da haben wir ja was gemeinsam. Natürlich verschmähe ich auch guten Käse, oder den allseits beliebten Quark-Konfitüren-Doppeldecker nicht. Oder ein schönes Ei, wenn’s gut gekocht ist. Aber gute Backware kommt eben am besten fast „pur“. 😉 Lass‘ Dich nicht beirren, aus Höflichkeit Wurst zu essen! Zur Not berufst Du Dich auf mich…

      Meine Lieblingsbutter ist nix besonderes, die gibt’s überall. Hat ein goldenes Papierchen drum und stammt angeblich aus Irland. Mir schmeckt die halt am besten. Wenn ich mir mehr gönnen will (oder zum gepflegten Picknick), besorge ich aber auch gern mal gesalzene französische Butter (mit Guérande-Salz), die gibt’s schon mal im gehoben ausgestatteten Supermarkt und ist saulecker auf frischen Brot!

      • Ach, die viel beworbene irische Butter ist es, hab ich ja fast vermutet. Die mag ich in der Tat auch sehr gerne.

        Und diesen Blogeintrag werde ich zukünftig als Referenz immer mit mir herumtragen, falls mich mal wieder jemand zu Wurst oder Käse nötigen möchte 😉

        Und danke für den Tipp mit der gesalzenen französischen Butter, die werde ich mir bei passendem Anlass mal besorgen — falls unser Supermarkt hier gehoben genug ist, oder ich mal zufällig „in die Stadt“ komme…

        • Die Französische sieht z.B. so aus:
          http://www.paysanbreton.com/fr/produits/les-beurres
          Die findet man auch in Deutschland recht häufig. Gibt’s als „sel“ (kräftig gesalzen, mit richtigen Salzkristallen) und als „demi-sel“ (leicht gesalzen), erkennt man leicht am blau oder rot karierten Papier.
          Man macht in der Bretagne übrigens traditionell gern Karamellbonbons mit dieser gesalzenen Butter, die schmecken auch toll! Karamell und Salz passen super zusammen, hmmm.

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