Probier‘ mir! (Eine deutliche Stufe weiter auf’m Treppchen…)

Ich muss das nur mal eben kurz erzählen:

Vor ein paar Tagen habe ich doch tatsächlich mein erstes „Schoko & Wein“-Seminar gegeben, zusammen mit einer ganz lieben Kollegin. Im Vorfeld hatten wir an zwei Abenden ein bisschen rumprobiert und dann sechseinhalb gut funktionierende „Paare“ gefunden. Am Seminarabend hat sie sich dann um das Weinthema gekümmert, und ich mich um die Schokolade. Unser Filialleiter war zwar auch da, hat sich aber rausgehalten, bloß mal was nachgeschenkt und den üblichen Smalltalk gemacht.

Und: Es war echt gut. Wir sind hoch erfreut und zufrieden mit uns. Im Grunde können wir das genau so demnächst wieder abhalten. Die Leute waren zum Teil deutlich interessiert, haben schöne Fragen gestellt und sichtbar auch das eine oder andere Aha-Erlebnis gehabt. Offenbar war für jeden Geschmack was dabei. Zuerst war ich übrigens unheimlich nervös, aber nach 10 Minuten ging’s dann wie im Rausch… Mich hat das Ganze sogar noch bis in den nächsten Tag ungeheuer beflügelt, und ich weiß jetzt sicher: Ich will das öfter machen! – Ja! Ja! Ja!

Und da ich das bald in meinem Arbeitszeugnis drin haben werde (Hurra!), stehen die Chancen dafür jetzt auch immer besser…

Geburtstage, "Schwiebln" und wohlige Aussichten.

Hach, Kinners. (Hier Seufzer einfügen.) Die Wochen brausen ja bloß so um einen rum! Ich kann ja jetzt eigentlich nicht schon wieder was von „viel Arbeit“ schreiben, aber: – Ist doch wahr!

Wir hatten in der vergangenen Woche eine endlose Weinprobe von fünf(!) Tagen. Und danach war ich damit beschäftigt, tagelang Kreuze zu machen, weil sie endlich vorbei war. Es ist ja nicht zu fassen, wie ganz normale Leute werden, wenn’s irgendwo Probeschlückchen für nix gibt. Da merke ich immer wieder, wie dünn die Decke der Zivilisation über uns liegt. Ein kleiner Hauch, sie flattert davon und es herrscht wieder „Uga! Uga!“ („Kumma, mein Ellenbogen ist spitzer als Deiner!“)

Zum Glück gab’s im direkten Anschluss eine ruhige Fahrt gen Duisburg bzw. Moers, wo eine ganz bestimmte junge Dame jede Menge Fischiges einstrich. Geburtstag. Geschenke. Ihr wisst schon. (Es gab einen ferngesteuerten Lufthai sowie einen Fußknabberfischpedikürengutschein. Nur so, bevor jetzt merkwürdige Fragen entstehen. – Ich weiß, die entstehen wahrscheinlich trotzdem. (Hier noch einen Seufzer einfügen, bitte.))

Und am nächsten Morgen brauste der Liebste mit mir für zwei Tage gen Domburg/Zeeland, um dort in muckeliger Zweisamkeit und salziger Luft seinen Geburtstag zu feiern. Ergebnis: Demoliertes Pensionszimmer, leichter Sonnenbrand(!), zwei fremde Männer in der Dusche und „Schwiebln“. Und sehr viele langgezogene Seufzer. (Das mit der Demolage lässt sich übrigens einfach erklären: Ich wollte ja bloß eine hübsche Girlande aufhängen, da ist das Bild fast ganz von alleine abgefallen! Ehrlich! Einfach so! – But Pensionswirtin Debbie didn’t mind…)

Dienstag ging’s dann schweren Herzens schon wieder heim. Erst Auto, dann Zug, dann Waschmaschine. Und gestern wieder Arbeit. (Schien gestern eigentlich auch die Sonne? Ich hab’s nicht mitgekriegt.) Übrigens äuge ich schon genauestens auf Zweiglein, Bäume und Sträucher, und habe das Gefühl, die Kastanie in der Tasche wird langsam unruhig. Lange dauert’s jetzt wirklich nicht mehr, bis wir uns verabschieden werden. Sie muss sich jetzt ohnehin den Platz teilen mit einem weißen Steinchen, einem kleinen Seestern und einer Winzmuschel von da:

Domburg_04_03_13
(Hier bitte wieder beliebig viele Seufzer einfügen…)

Weinstampede, Wunschverpuffung & Waagerechte.

Mannomann, wir hatten wieder dreitägige Weinprobe… Leute, das ist wirklich… Also…

Dann stürmen die Leute die Hütte und probieren alles, was rumsteht. Und auch das, was was nicht rechtzeitig weggeräumt wird. (Wirklich. Ich wundere mich, dass noch niemand die fiesen Rückschüttgefäße austrinken wollte. Darin schwappt ein -nennen wir’s mal- Spezialcuvee…)  Einer hat sich beispielsweise einfach eine auf dem Regal stehende Einzelflasche aufgeknöpft und halb leer getrunken, obwohl sie sichtbar nicht zur Probe gehörte. Die fand ich dann später. Was wir auch noch tagelang hinterher finden, sind leere, schmutzige Gläser, weil die Leute die einfach irgendwo ins Regal schieben, wenn sie genug haben. Schön is das nich. Da ich am Ausschank für die teuren Weine stehe (damit sich die Kunden das gute Zeug nicht etwa selbst portionieren), muss drei Tage am Stück redenredenreden. Und natürlich immer die selben Sachen sagen…

Deshalb war ich mir schon sicher, dass sich dann Sonntagmorgen zuhause folgender Dialog entspinnen würde:

Ich: „Frühstücksei?“
Er: „Ja, gern.“
Ich: „Hab‘ ich zwei Jahrgänge da. ’07er und ’09er. Welchen möchten Sie zuerst?“

Nur eiserne Selbstkontrolle sorgte übrigens dafür, dass das nicht geschah…

Mein „Wochenende“ bestand jedenfalls daraus, dass ich, als ich Samstagabend nach Hause zum Liebsten kam (leicht angekurvt vom „Endlich-geschafft!-Champagner mit den Kollegen), erstmal noch eine angefangene, halbe Flasche spanischen Weißweins mit ihm wegarbeitete, bevor wir auf den teuren Leckerriesling umstiegen, der noch im Kühli lag… Nebenbei kochte ich in meiner aufgedrehten Erschöpfung sogar ziemlich leckeres Paprikahuhn mit Nudeln. -Das Rezept krieg‘ ich nie mehr zusammen!

Nach einzwei Stunden krausen Herumredens und Gekichers fiel mir dann ein, dass ich ja noch Silvester nachholen muss! Da ich am 31.12. ja gegen 23:00 Uhr krank geworden war, war der traditionelle Abschuss meiner Jahreswechsel-Einzelrakete ausgefallen. Eine Rakete reicht mir nämlich voll und ganz, aber die muss dafür sein! Schließlich schicke ich damit meinen jeweils dicksten Wunsch für das Jahr näher zum Himmel, in der Hoffnung, dass der irgendwo Gehör findet. Seit ein paar Jahren verwende ich dafür eine von diesen Leuchtkugelbatterien, weil man normale Einzelraketen am Stöckchen ja nirgends mehr bekommt. So. Das musste jedenfalls noch erledigt werden, damit das Jahr auch „gilt“. (Außerdem stand die Knallkiste noch hier im Wohungsflur, und ich kam da immer mit dem Staubsauger gegen…)

Also zogen wir im Nieselregen los, jeder ein Glas vom feinen Riesling in der Hand, zu den Ihmeauen hin. Ich war sehr beschwingt, was leider dazu führte, dass ich eventuell etwas kleckerte. Vielleicht waren meine Ärmel aber auch bloß vom Nieselregen feucht. An „unserer“ Bank (die jedoch zwischenzeitlich Irgendjemand abmontiert hat, denn da waren nur noch die Füße… -dann sind das jetzt eben „unsere“ Füße), wurde das Gerät aufgestellt und ordnungsgemäß seiner Bestimmung als Wunschübermittler zugeführt. Piffpaff. Danach ging’s mir gleich viel besser. Darauf noch ein Schlückchen.

Das hier (s.u.) musste ich natürlich aufheben. Klebt jetzt in der Küche, wo immer alles klebt, was ich für ein Weilchen im Blick behalten möchte.

Anzuendung

Im Anschluss passierte eigentlich nicht mehr viel. Die Flasche wurde leer, ich schwindelte mich ins Bett, Licht aus.

Ja, und Sonntag konnte ich dann nur noch: Vorsichtig herumgehen, vorsichtig frühstücken, vorsichtig mal eben in die Stadt (Kuchen besorgen), vorsichtig liegen. Sogar Baden war zu anstrengend! Und gestern (ich hatte frei und eigentlich ganz viel vor), brachte ich um sechse morgens den Liebsten zum Zug und begab mich im Anschluss wieder in Liegeposition für den Rest des Tages…

– Und heute, wo ich endlich etwas Spannkraft zurück gewonnen habe, muss ich wieder arbeiten! (Hier resignierte Miene einfügen.)

Nützt ja nix, auf geht’s.

Frau Rabe hustet mal kurz vorbei.

Irgendwie hab ich das Gefühl, als hätte das Jahr 2012 bei mir noch mal so richtig auf die Tube gedrückt, um auch wirklich den letzten Rest rauszuquetschen. Die letzten beiden Monate habe ich im Dauerlauf genommen. Allerdings einem, bei dem man klobige Astronautenschuhe mit dicken Bleisohlen trägt. – Einarbeitung, stressige Weinproben, turbulentes Weihnachtsgeschäft,  und zwischen den Jahren auch noch schnell einen 3-tägigen Sondernoteinsatz in einer Filiale in einer anderen Stadt. Das hieß jeden Tag: Rocken, Rocken, Rocken! Und zwischendrin: Packen, Packen, Packen. Und natürlich: Zug fahr’n, Zug fahr’n, Zug fahr’n.

Weihnachten selbst fand in diesem Wust immerhin in aller Ruhe in Duisburg statt. Gut Essen, Luftschnappen und Platt-wie’n-Käfer-auffe-Couch-liegen muss ja schließlich auch mal kurz sein.

Zuende ging das Jahr gestern dann mit:
– Morgens bei der Post endlich(!) die lieben Weihnachtsgaben aus Berlin abholen, die dort seit über 1 Woche auf mich warteten.
– Vormittags arbeiten.
– Nachmittags Champagner trinken.
– Abends krank werden und um halb zwölf mit Halsweh ins Bett gehen.

Vom Bett aus konnte man einige der Raketen übrigens sehr schön sehen. Ab viertel nach fiel ich jedoch in den (eigentlich so gedachten) Heilungsschlaf, um heute morgen das neue Jahr mit Rabenstimme zu begrüßen. Trotzdem bin ich frohgemut. In diesem Jahr steckt meine Lieblingszahl, die 3, also wird’s wohl schon irgendwie werden.

Aus dem alten Jahr nehme ich noch schnell mit: Die Erkenntnis, dass es nicht immer so aus dem Wald zurückschallt, wie man hinein ruft. In manche Wälder kann man nämlich noch so nett-fragend reinrufen, da wird offenbar fast jeder Ton sofort verschluckt. Muss wohl am ruppigen Unterholz liegen. Also konzentrier‘ ich mich doch lieber auf die sonnenbeschienenen, grünen Fleckchen, wo’s nettes Miteinander und entzückendes Vogelpiepen gibt. Und das soll dann auch mein diesjähriger Vorsatz sein.

– Darauf einen Hustentee!

Was jetzt folgt…

…ist einer dieser üblichen „Mich-gibt’s-noch-aber-ich-arbeite-so-viel!“-Einträge.

Man kennt das.

Womit fang‘ ich an? Joh. Die viertägige Weinprobe haben wir geschafft, und ich kann Euch sagen: Es war so, wie ich mir ungefähr die Hölle vorstelle. Also, meine persönliche. Irre anstrengend auf allen Ebenen, – körperlich, seelisch, geistig. Man powert und powert und weiß: Das geht jetzt aber noch soundso lange weiter. Ausruhen is‘ nich’… Und dabei natürlich: Lächeeeeln! Freundlich bleiben! Charmante Antworten geben!

Irgendwann war das erledigt (naja, und wir dann aber auch). Jetzt läuft „nur“ noch das normale Weihnachtsgeschäft, was mir im Grunde auch völlig reichen würde. Schwer was los! Es passiert dabei ja nicht nur das, was die Kunden im Laden sehen, sondern es kommen jede Woche 6-7 Paletten mannshoch mit Weinkisten und -kartons bestapelt, die wir im Laden verteilen müssen. Jede Kiste wird mindestens einmal angefasst, sprich: hochgehoben und irgendwo verstaut. Stellt Euch einfach vor, Ihr würdet den ganzen Tag mit einem 10-Kilo-Gewicht in den Händen herumlaufen. (Das entspricht 40 Päckchen Butter. Oder dem soundsovielten Teil eines Mittelklassewagens. Weiß ich jetzt nicht.) – Ach so, und dann sind da noch die Versandaufträge für Firmengeschenke, die wir „ganz nebenbei“ vertüten und verpacken. Fuffzig Päckchen hier, siebzig Päckchen da… „Natürlich, gern, das ist gar kein Problem. Einen hübschen Aufkleber drauf?“ Das Telefon füdelt selbstverständlich minütlich dazu. Neue Anfragen sind das dann. Alle sind ja komplett durchgedreht wegen diesem Weihnachten.

Na, noch zwei Wochen.

Heiligabend habe ich netterweise frei, das hat sich irgendwie ganz gut ergeben. So habe ich dann ab Sonntag vier Tage Zeit, mich in Duisburg möglichst wenig zu bewegen; – mal sehen ob’s klappt… Ich bin ja auch schon ganz gespannt auf die ganzen Geschenke. Also, auf die, die ich verteilen werde. Ich hab‘ da schon einiges besorgt und sogar eingepackt, und nun weiß ich gar nicht mehr genau, was da so im Einzelnen drin ist.

„Zwischen den Jahren“ wird dann übrigens noch mal drei, vier Tage gearbeitet (Silvester z.B., aber nur bis nachmittags), dann wird rübbergerutscht, danach geht bei uns direkt ein dicker Ausverkauf los. Angeblich soll es, wenn der geschafft ist, ruhiger werden. Jedenfalls für die Kollegen. Die gehen dann nämlich erstmal nach und nach in den Urlaub…

(Eure Kommentare lese ich natürlich alle, auch die meisten Eurer Einträge. Die Antworten dazu sind sogar auch schon fix und fertig ausgedacht, nur eben leider noch nicht eingetippt.)

Peitschende Russen draußen, vergnügt genießende drinnen. Und ich hab‘ Halbzeit.

Angeblich kommt ja heute -oder war’s schon gestern?- die „Russenpeitsche“ zu uns rüber, also sollten wir uns wohl besser ordentlich warm anziehen.

Woher ich diese Info habe? – Na, aus der Straßenbahn. Ich saß nämlich vor ein paar Tagen neben Einem, der hatte eine ganz schlimme Zeitung aufgeschlagen, und da stands: Dann und dann „…kommt die Russenpeitsche!“ Dazu gab’s eine Landkarte von Deutschland und einen Pfeil, der breit, schwarz und bedrohlich von Osten kommend drüberlag. Ich weiß es jetzt natürlich nicht ganz genau, weil da nicht so lange reingucken wollte (davon kann man nämlich blind werden! Doch, wirklich!) aber ich glaube, es ging ums Wetter. Also, dass es jetzt halt kalt wird. Oder noch kälter. Weil es ja jetzt quasi Winter werden soll. Vielleicht sogar mit Schnee.

– Ja, da wirste doch bekloppt! Wo wir doch morgen erst Anfang Dezember haben, also normalerweise die klassische Zeit des Jahres für: Schläppchen, Röckchen und Töppchen, äh…, Tops! – Versteh‘ mal einer diese Russen…!

Obwohl, gestern hatte ich ein sehr nettes russisches Ehepaar zur Weinprobe da (mal ganz abgesehen von den ungefähr hundert anderen Kunden, die natürlich ebenfalls alles probieren wollten), die habe ich sogar sehr gut verstanden. Er sagte nämlich immer, Weine über 50,- Euro könne er eigentlich blind trinken, die schmeckten ihm immer. Sie pfichtete ihm mit glänzenden Augen bei, und beide waren vergnügter Laune, weil ich ihnen einen guten Tropfen nach dem anderen einschenkte und wir nebenbei herumscherzten über die guten Dinge des Lebens und so. Ich war eigentlich auch vergnügt, musste meine Aufmerksamkeit aber noch mit der Restumgebung teilen, denn da war ordentlich was los.

Reichlich besuchte Weinproben finden bei uns gleich mehrfach im Jahr statt, um besondere Weine nach Themen zu bewerben, und dann bekommen gute Kunden schicke schriftliche Einladungen dazu und können sich durchkosten. Vier Tage lang haben sie Zeit, sich von mir jeweils winzige Schlückchen verabreichen zu lassen und die dann eben irgendwie zu finden. Und am besten gleich kistenweise mitzunehmen. Das machen sie dann auch. Zuvor wird palavert, mit Weinwissen brilliert, geschmatzt und geschlürft, um den besten Platz vor meinem Verkostungstresen gekämpft. Es werden Notizen gemacht, Bekannte getroffen, Weingläser an unmöglichen Plätzen stehen gelassen, und manchmal quatscht sich einer bei mir fest und erzählt mir, welchen Wein er irgendwann mal auf welcher Reise wo getrunken hat, und ob wir den eventuell hätten? Haben wir nicht.

Diese Tage sind jedenfalls enorm Kräfte zehrend, kann ich Euch sagen. Zum Feierabend, wenn die Kunden alle wieder wieder weg sind, geraten wir dann regelmäßig in quietschalberne Stimmung, um die Anspannung und Erschöpfung loszulassen, und trinken selbst noch ein bis fünf Schlückchen, bevor wir mehr oder weniger beduselt nach Hause schleichen, um uns ein bisschen auszuruhen. Vorgestern hatte ich dazu noch einen verdammt langen Tag, da spürte ich abends meine Füße nicht mal mehr so richtig. Bloß nachts wachte ich mal auf, weil da am Fußende des Betts was unter der Bettdecke merkwürdig vor sich hin pochte.

Na, heute und morgen noch. Wenn ich dann morgen Abend nach Hause komme, schlafe ich vermutlich direkt bis Montagfrüh durch. Und in den Wachzeiten, sollte es welche geben und sie in der Nähe des Abends liegen, gönne ich mir mal ein schööönes Bierchen!

Morgendliche Frühstherumsausung & Nochmalige Jobgutfindungsbetonung.

Also, das hatte ich bisher auch höchst selten, dass ich um kurz vor sieben Uhr morgens schon mal eben in der Stadt war und mich -wieder zurück zuhause- quasi noch mal hinlegen könnte… Vermutlich kommen solche nächtlichen morgendlichen Ausflüge in nächster Zeit noch ab und an vor, denn durch meinen neuen Jopp verschiebt sich so manche Wochenendplanung, der Liebste reist heute in aller Herrgotts(oderdemsein- Bruder)frühe direkt aus dem molligen Brominenbettchen zur Arbeit nach Düsseldorf, und ich habe ihn selbstverständlich zum Zug begleitet. – Was bin ich froh, dass der Kerl solche Tänze fast ohne Murren mitmacht und mich unterstützt, wo er kann. Das muss ja auch mal gesagt werden! Ja. So.

Ich lege mich aber eben nicht wieder hin, sondern lasse mich gleich von meinem tapfer von Rödeldraht und Straßenstaub zusammengehaltenen Rad schultern und dann fahren wir Zwei mal einkaufen. Heute hab‘ ich nämlich frei und kann mich auch später noch auf dem Diwan wälzen und dort großräumig Kekskrümel verteilen. Was ich im Übrigen auch ganz genau zu tun gedenke! Lediglich die die Wahl des Krümelgeschmacks steht noch aus. (Soll ich Euch auf dem Laufenden halten?)

Erst morgen geht’s dann wieder weiter mit Paletten abladen, Weinkartons rumwuppen, Gläser polieren, Fachsimpeln, Pakete packen, mit Kollegen scherzen, Pullen in Regale sortieren, Kunden schmissig begrüßen, Flaschen entkorken, Holzkisten aufstemmen, Geschenke verpacken, Warenwirtschaftssystem befragen, Türen aufhalten, Kunden schmissig verabschieden, Weinprobe von nächster Woche vorbereiten und überhaupt: Lernen, Lernen, Popernen! Was übersetzt natürlich u.a. heißt: Zum Feierabend: Schlückchen, Schlückchen, Popückchen... – Hilft ja nix, ich muss die Weine kennen! Und so kommt es, dass ich fast jeden Abend leicht angebläut nach Hause fahre. Zum Glück muss ich ja die Straßenbahn nicht selbst steuern, das gäb‘ sonst sicher kicherndes Chaos, völlig neue Streckenführung und endlich mal witzige Durchsagen.

Also, was ich eigentlich sagen will: Der neue Jopp ist oft wirklich ziemlich anstrengend. Wenn wir viel zu verräumen haben, oder der Laden gut besucht ist, kann ich abends kaum noch die Arme heben. Muskelkatze ist mein neuer zweiter Vorname. Aber ich habe auch richtig viel Spaß, werde von den Kollegen gut aufgenommen, meine Kompetenz in vielen Dingen wird ausgiebig gelobt, und ich bin jetzt schon gespannt, was ich in einem halben Jahr alles wissen werde. Meine Vorratsecke in der Küche verwandelt sich langsam in einen Weinkeller, und überhaupt kann ich’s manchmal gar nicht recht fassen. Die Arbeitszeiten sind natürlich typisch Einzelhandel, was zum Beispiel heißt: Samstag ist selten frei, gerade jetzt, wo die Weihnachtszeit angerauscht kommt. Nicht ganz einfach, wenn man eine Fernliebe hat, aber auch da sind wir uns einig: Ist. Eben. Jetzt. Erstmal. So. Vermutlich längstens für ein Jahr. Und mit ein bisschen gutem Willen und Sondereinsatz geht das auch. Und wenn „Er“ mal grummeln sollte, mache ich ihn einfach mit richtig gutem Wein ein bisschen betrunken, hehehe…