Kleine Geste, große Wirkung.

In einem seiner Bücher („Guten Tach. Auf Wiedersehn“) hat Helge Schneider mal eine kleine Szene beschrieben, in der er während eines Auftritts quasi in Zeitlupe ziemlich lustig zu Boden geht. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich da jetzt drauf komme, eigentlich wollte ich nur mal eben erzählen, wie bei mir dieses Jahr die Vorweihnachtszeit so läuft. Gestern z.B. wollte ich bloß ein bisschen Weihnachtspost erledigen. Schon die Voraussetzungen waren aber irgendwie ungünstig: Mich drückte die Zeit. Seit einigen Jahren schicke ich spätestens eine Woche vor Weihnachten ein paar Päckchen mit kleinen „Ich denk‘ an Dich“s an ein paar Leute, die fern von mir sind, sich aber nicht so anfühlen. Mein Väterchen bekommt eins, ein paar liebe Blogfreunde bekommen eins und die zauberhafte Freundin T. sollte diesmal ebenfalls was kriegen, denn durch meinen Umzug sehen wir uns leider nur noch sehr selten. Freundlichweise bekomme auch ich zu Weihnachten immer wieder sehr liebe Post und weiß daher, wie herzerwärmend das ist.

Eine Hauptzutat meiner Päckchen ist immer ein bisschen selbstgemachtes Genasche: Gebackenes, Marmeladiges und/oder Schokoliertes. Normalerweise kriege ich es auch in der ersten Dezemberhälfte hin, dass sich nach 2-3 mal Backen und Werkeln die Blechdosen allmählich füllen mit Kipferln, Zitronen-Marzipan-Plätzchen, Mandelbergen, „Karierten“ Keksen, Pralinchen, oder Toffees. Mir macht das ja auch total Spaß, aber es braucht eben Zeit. Und die hatte ich in diesem Jahr nicht. Im Job ist seit drei Wochen Land unter, weil die halbe Belegschaft krank ist und die andere Hälfte sich als Notbesetzung so durchschnorchelt. Ratet mal kurz, zu welcher Hälfte ich gehöre… Aber nicht schummeln! Der Liebste ist ebenfalls gerade mächtig ausgelastet mit bockiger Technik, überbordendem Auftragsaufkommen und sonstigen Katastophen. Abends schleppen wir uns also mal mehr, mal weniger gemeinsam vom Esstisch zur Couch zum Bett zur Arbeit. Da müssen wir durch. Das heißt aber u.a.: Für die Freunde des Hauses gibt’s in diesem Jahr leider keine selbstgestaltete Weihnachtskarte von uns! (Dabei hatten wir sogar ein-zwei ganz gute Ideen, die nun eben bis zur nächsten Gelegenheit warten müssen.) Ham’wa nich‘ geschafft… Wir sind betrübt, aber gefasst. – Nächstes Jahr wieder!

Doch wenigstens die Päckchen müssen sein!

Also habe ich Freitag extra etwas früher Schluss gemacht, bin in die Stadt gejagt, Kleinigkeiten und noch ein paar Zutaten besorgen, und habe dann bei der Post einen Schlag bekommen, als ich die Warteschlange sah: Also, wenn man bis auf die Straße und fast bis gegenüber ins Café Dobbelstein steht, nur um ein paar mittelkleine Packsets zu bezahlen, dann ist das vielleicht ganz toll, weil man sich gleich noch ein leckeres Stück Torte dazubestellen kann, aber ich hatte es ja eilig. „Bestimmt haste zuhause noch ausreichend Kartonage, das wird schon.“, dachte ich und drehte bei. Leider dachte ich nicht daran, dass ich diesmal ja gar auch keine Weihnachtskarten hatte (s.o.). Das sollte mir erst später wieder einfallen… Zuhause angekommen, suchte ich erstmal geeignete Kartons zusammen. Dass ich den jeweiligen Inhalt erstmal dafür im Arbeitszimmer ausleeren musste, machte ja nix. Wozu hat so ein Zimmer schließlich blickdichte Türen? Bald darauf glühte jedenfalls in der Küche der Backofen, rösteten obendrüber Mandelblättchen und schmolz Schokolade… -Wusstet Ihr übrigens, dass Hagelzucker auf dem Boden fast genauso schön knirscht wie verharschter Schnee, wenn man so drüber läuft? Also, falls jemand größere Mengen Puderzucker braucht…

Am späten Abend hatte ich dann ein bisschen was gebacken, eingewickelt, vertütet, foliert, erst in Grüppchen auf dem Teppich ausgebreitet und danach in den teilweise etwas übergroßen Kartons arrangiert, mithilfe von reichlich Füllpapier. Von der Anmutung wirkte das irgendwie ungewollt sparsamer als sonst, aber der Gedanke zählt. (Das Wohnzimmer sah vielleicht aus! Passte aber sehr gut zur Küche. Durchgängige Gestaltung.) Tja, aber jetzt kam: Und wo schreibe ich nun die Weihnachtsgrüße rein? Äh. Hmpf. Uff.

Ach, erstmal schlafen…

Gestern morgen stand ich schon wieder gegen halb sieben vorm Schreibtisch. Ich wollte so kleine Weihnachtsbriefe am Rechner gestalten und schreiben. Die Idee! Schnell ausgedruckt und fertig! (Man ahnt schon: Von wegen. Aus meiner Zeit in der Grafik weiß ich nämlich noch: Schnell-mal-eben-Ausdrucken dauert mindestens zwei Stunden!) Und was was soll ich sagen? Ich hatte rasch ein schönes Motiv für einen Brief, schrieb den ersten für meinen Vater (was dann ein bisschen dauerte, weil der Arme schon wieder länger nichts von mir gehört hat), wollte ihn drucken, und…

>ping!<

Der Drucker legt sich hin und will nicht mehr. Er kann mittenmal nur noch Photoschwarz, die anderen vier Patronen  sind mal eben Milch holen. Meine Nerven liegen blank. Schwarz-weiße Weihnachtsbriefe aus dem Drucker erfüllen gleich mal alle Qualitätskriterien nicht! Es ist schon acht Uhr durch, ich bin ungeduscht, habe noch mindestens drei Briefe zu schreiben, um zehn machen die Postschalter auf, und ich will nicht die sein, die weit weg davon vorm Kuchentresen stehen muss! Da sind doch noch diese Auffülldinger und Spritzen… Wo hab‘ ich die hin…? Ach, da… – Keine halbe Stunde später bin ich von oben bis unten mit schwarzer Tinte vollgesaut, fluche wie ein Buntspecht, bebe vor Wut und ziehe meterweise Küchenkrepp hinter mir her. Die Tischplatte und alles, was darauf ist, verschwindet fast unter Sprenkeln. – Wenn mich heute jemand fragt sollte, ob ich Punkte sammel‘, raste ich aber aus! Ich beiße in meinen Unteram, um nicht einfach loszubrüllen, denn ich wohne hier erst sieben Wochen, und was sollen schließlich die Nachbarn denken, wen sie sich da ins Haus geholt haben? (Immerhin habe ich selbst auf einem „ruhigen Haus“ als Grundbedingung bestanden.) Statt jetzt den Drucker und alles Umstehende aus dem Fenster zu werfen, versuche ich, ruhig zu bleiben und die aufgefüllten Patronen wieder einzusetzen. Drucktest. Drucktest. Langsam wird auch das Papier knapp. Der Drucker druckt jetzt immerhin nicht mehr schwarz. Er druckt gar nichts mehr. Die 14. Intensivreinigung aktiviert irgendwann cyan und gelb, aber das reicht mir nicht. Ich bin ein verwöhntes Biest und möchte anständige Weihnachtsgrüße oder gar keine! Es ist kurz vor zehn. Eine Entscheidung muss her. Mit letzter Kraft und kilometerweise Klebeband versiegele ich die Päckchen, schreibe zitternd darauf „Weihnachtskarte kommt separat!“, packe sie in große Tragetaschen und rufe meinen Mann an. Eigentlich wollten wir uns gleich entspannt in der Stadt treffen, jetzt muss er mich erstmal beruhigen und trösten, ich fühle mich nahezu reif für die Station. Wir beschließen, dass ich jetzt erstmal heiß duschen gehe, dann später beim Losgehen eine Nachricht schicke, und er mir bei der Post beisteht. Wir treffen uns dort. Nicht, dass ich noch aus Versehen zur Axtmörderin werde.

Die Dusche funktioniert immerhin, doch die Tintenflecken wollen nicht ganz abgehen. Wenigstens hat das Gesicht nix abgekriegt. Echt Glück im Unglück, haha. Ich ziehe mich an, ignoriere das  Chaos um mich herum, packe mein Zeug und marschiere zur Post. Und die Post ist voll. Sehr voll. Vor mir in der Schlange ein junger Mann in Lederblouson und Jogginghose, dazwischen jede Menge bloßer, haariger unterer Rücken. Ich konzentriere mich auf seine Schultern. Hinter mir ein älterer Herr, der erstaunlich viele Knietschgeräusche aus seinem Kaugummi rauszuholen versteht. Ich schaff‘ das. Mein Mann kommt gleich. Ich schaff‘ das. Mein Mann kommt gleich. Die Schalterjungs sind zu Plauereien aufgelegt. Meine Taschen schiebe ich mit dem Fuß zentimeterweise voran. Schon 20 Minuten. Der Blouson vor mir ist dran und beugt sich zutraulich über den Tresen. Gleich werde ich erblinden. Auch schon egal. Ich schaff‘ das. Mein Mann… Der Kaugummimann wird immer nervöser, schiebt sich näher an mich, neben mein Ohr. Ich möchte jetzt gern eine Ohnmacht vortäuschen.

– Ach, bin ich dran? Der Schaltermann fragt, ob der Inhalt meiner Päckchenlawine denn wertvoll sei. Grimmig antworte ich: „Sie können nicht ermessen, wie!“ – „Dann behalte ich die lieber gleich hier, höhö!“ Er zwinkert mich voll, donnert gut gelaunt alle möglichen Sticker drauf, nimmt mir eine Menge Geld ab und schenkt mir dafür einen schäbigen Zettel. Das wars.

Plötzlich bin ich frei.

Als ich mit halb zugekniffenen Augen wieder an die süße, frische Luft trete, kommt da gerade mein besorgt blickender Mann angelaufen.
Wir gehen frühstücken. Im Dobbelstein.
Und später auch noch Weihnachtskarten kaufen. Die kommen separat.

Berlin in Einzelteilen! (1)

Berlin. So schreibt sich das. Und nicht etwa „Bärlin“ oder gar „Börlinn“. (Na, super. Da verschöllert sie erst ein paar Tage, meldet sich kaum mal und dann kommt sie gleich als erstes mit vorgezogenen Zurechtweisungen an, hier.) Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen überfordert, weiß ich doch kaum, wo ich überhaupt anfangen soll. Drei Tage war ich nur weg, trotzdem… (Obwohl, stimmt gar nicht. Ich war nicht weg, sondern schon irgendwie die ganze Zeit da. Nur eben woanders.) Also war ich drei Tage woanders und davon wollte ich ja nun berichten. (Wirke ich etwa wirr? Egal.) Also.

Im gemütlichen, alten IC-Zug nach Berlin teilte ich das Abteil mit einer älteren Dame, die zwei ziemlich große Sträuße Tulpen bei sich führte. Diese Tulpen fielen ihr während der Fahrt mehrfach zu Boden, was zu wiederholten, reisezeitverkürzenden Herunterbeugungen beiderseits und entschuldigend gemeintem Lächeln ihrerseits führte. Nujoh, andere Leute nehmen sich halt Zeitschriften mit, um sich zu beschäftigen, aber die quietschen natürlich auch längst nicht so schön beim Aufheben. Und wenn ich jetzt noch frisch gestochenen Spargel zum Herumhantieren dabei gehabt hätte, hätten wir sogar hübsch zweistimmig quietschen können.

Am Berliner Hauptbahnhof wartete schon das Väterchen, bis zur Hutschnur gefüllt mit allem, was er mir seit unserer letzten Begegnung vor anderthalb Jahren unbedingt erzäh- len wollte. Und natürlich noch ein paar Sachen, die er mir sowieso jedes Mal erzählt. (Und dann heißt es immer, man könne niemals zweimal am selben Redefluss stehen oder so. -Von wegen.) Kurz darauf waren wir aber auch schon im schönsten Streit, ob das, was da auf dem Friedhof Alt-Mariendorf (wo nämlich meine lieben Großeltern liegen) wächst, nun Flieder sei oder eher was ganz Anderes. Ich war sofort für Flieder, weil es ganz genauso aussah und auch roch wie Flieder. Väterchen war für „ürgndwat Anderet“, – aber dafür vehement! Und zwar während der ganzen Fahrt nach Hause.

Dort angekommen, rief ich zunächst den werten Prinzen an. Und begrüßte ihn am Telefon erstmal schmissig mit „Hagebutte!!!“. (Das war aber nur, weil das Väterchen kurz vorher noch aus der Küche gebrüllt hatte: „Und wat’n für’n Tee?“) Rupi aber ist die Coolness in Person und lässt sich von Anruferinnen, die ihm Teenamen geben, gar nicht verwirren, sondern verabredete sich sogar direkt mit mir für den nächsten Mittag. Das läuft ja wie geschmiert, dachte ich, und wählte gleich auch noch den lieben Murr an, verkniff mir hier ausnahmsweise putzige Spitznamen, und prompt stellte er sich für alles Folgende zur Verfügung.

Der Nachmittag ging dann noch so dahin, man spazierte, sah berlintypische Schilder…

Berlin_Bemerkungsfragen

…ging was essen, sprach und hörte zu.

Abends gab’s Fernseherei, einen ganz schlimmen Krimi auf dem „zweiten“, den hätte ich mal besser nicht gesehen. Denn in dieser Nacht schlief und träumte ich wirr und leider unbequem. Vermutlich hatte der schlechte Drehbuchschreiber irgendwie meine kleine Seele gekapert und fuhrwerkte damit herum…

(Teil 2 und 3 blog-chronologisch unkorrekt hier drunter…)

Berlin in Einzelteilen! (2)

Doch nichts konnte mich davon abhalten, am nächsten Tag zum „High-noon“ am Witten- bergplatz parat zu stehen, von wo Prinz Rupi mich zu einer wunderbaren Überraschung entführte. Er machte es zunächst ein kleines bisschen spannend, doch dann mittenmal standen wir vor dem doch ziemlich berühmten Geschäft der Familie Hamann, ihres Zei- chens Schokoladenfabrikanten, und mir bisher nur aus Netz und Fernsehen bekannt (vor allem für ihre feine Borkenschokolade). Rupi hatte uns sogar telefonisch angekündigt und um Besichtigung der Produktionsstätten gefragt! Und so durfte die Bromine mal gleich hinter den Tresen flitschen und von dort aus, an Packtischen und Lagerregalen vorbei, die Zauberküche betreten. Allein der Duft dort versetzte uns natürlich in Hochlaune.

Dann wurde interviewt, ein bisschen gezeigt und so Manches erklärt, während ich mit gla- sigem Blick versuchte, alles zu erfassen. Und überall stand und lag feine Bitterschokolade und lockte. Darüber vergass ich fast das Fotografieren, aber einzwei Bilder habe ich dann doch mitgenommen:

Berlin_Hamann
Links die fast 100 Jahre alte Schoko-Borken-Maschine mit ihren Granitwalzen. Die temperierte Schokomasse kommt in den Trichter, läuft über die kühlen Walzen und wird, wenn sie gerade so anzuziehen beginnt, auf der Rückseite mit einer Art Schablineal abgetragen. Rechts daneben alte Gussformen für Mokkaböhnchen und jugendstilige Pralinen.

Und natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen zurückkommen, hier mal ein nicht mehr ganz aktuelles Bildchen vom Pegelstand der Beute:

Berlin_Teilbeute
Marzipankonfekt, Orangenplättchen, Marzipanbruch. (Und Ihr könnt ja mal raten, ob in der Schachtel noch was drin ist. *g*)

Mit ordentlich Süßhunger verließen wir diesen Schauplatz und steuerten als Nächstes „nibs cacao“ an, ein schmales Ladenlokal, in dem ich, Rupis gutem Beispiel folgend, eine „Spanische Schokolade“ bestellte und einen Becher sämigen, dunklen und heißen Para- dies-Trunks bekam, begleitet von zwei frittierten und süßen Gebäckstängelchen namens „Churros“ zum Stippen… Ich werde sofort eines der spanischen Lokale in meinem Viertel zwingen, das auf die Karte zu nehmen. – Carambös lecker!

Dermaßen angeregt, plauderten wir lebhaft und kletterten von Hölz- auf Stöckchen, bis die Zeit auch schon viel zu schnell vorbeigehuscht war und ich noch formvollendet zum Bahn- hof Zoo chauffiert wurde, um die Bahn nach des Katers‘ Moabit zu besteigen.

An der Birkenstraße nahm er mich auch gleich strahlend in Empfang und ab gings in ein gemütliches Café, in dem sogar Nichtkindern rotweiße Pommes serviert werden, die aber nicht mal von zwei schon ziemlich Erwachsenen aufessbar sind. Viel zu viel… Und im Milchkaffee hätte man seinen Freischwimmer machen können, wenn man denn in dem ganzen Milchschaum noch gesehen hätte, wo man langschwimmt. Da wir nun schon in Moabit waren, erwähnte ich, dass ich sogar ein paar Jahre  in der Stephanstraße gewach- sen sei (ca. 1968-1973), Murr rief umgehend: „Na, das ist doch hier gleich!“ und schon standen wir vor dem Haus der Nummer 11. Seit damals war ich nicht mehr dort gewesen und erkannte auch erstmal nichts wieder, bis Murr alle Klingeln auf dem Brettchen durch hatte und tatsächlich Einer den Summer drückte.

Berlin_KlingelMurr

„Reklame!“ miaute er, als sich die Gegensprech doch noch rührte, aber das war, ehrlich gesagt, total gelogen!

Das Hinterhaus war mir dann auch gleich viel vertrauter und ich meinte sogar, mich an manches zu erinnern. Zum Beispiel daran, wie ich mal als wohl 4-jährige Steppkine nach „Juh jork“ abhauen wollte, mal eben in einen Bus gestiegen und später von amüsierter Pullezei wieder zuhause abgeliefert worden war.

Nun, dann lernte ich noch schnell die freundliche Murreliebste und einen felligen, schüch- tern-neugierigen Oskar kennen, bevor es dann noch auf zwei kühle, henkellose Biere in ein kleines, sympathisches Lokal ging, wo die Bromine unter diesem Alkoholeinfluss noch um feinste technische Ausgebufftheiten erleichtert und dann allerfreundlichst zur Bahn geleitet wurde, bevor das Väterchen zuhause anfing, sich zu sorgen.

Hach.

(Teil 3 untendrunter, eins weiter…)

Berlin in Einzelteilen! (3)

Und am dritten Tage ging’s ins Museum.

Allerorten wurd’s empfohlen: „Na, dieser Typ, der so heißt wie dieser Aschevulkan da!“Olafur Eliasson, nämlich. Im Martin-Gropius-Bau. Da war auch gleich ordentlich was los, denn Herr Eliasson macht duftes Zeug über Wahrnehmung innen und außen und beson- ders in der Stadt. Wer Gelegenheit (und ein bisschen Geld zuviel) hat, soll sich’s mal ruhig begucken, so wie das Väterchen und ich. Wer keins von beidem so recht ausgeben will oder kann, kriegt hier wenigstens drei heimlich geknipste Bilder:

Berlin_Eliasson_1
Vaddern hat fümf Schatten, eena dafon is jelb.

Berlin_Eliasson_2
Große bunte Lampe. Find‘ ich prisma!

Berlin_Eliasson_3
Wer sich traut, mal komplett die Orientierung abzugeben, tappt hier durch mehrere, mit nix als buntem Nebel möblierte Durchgangszimmer. Klingt jetzt wahrscheinlich ulkig, ist aber sehr empfehlenswert!

Oben drüber übrigens wohnt zur Zeit Frida Kahlo, aber die Dame hatte so viel Besuch, dass wir stattdessen lieber in die Kantine des Kreuzberger Rathauses gingen, um dort vom 10. Stock aus über Berlin zu gucken und Nudeln und Schöllchen zu verputzen. Aber nicht zu doll, denn für abends war ich ja noch bei Freundin A. in Neukölln eingeladen, die „uns was in den Ofen schieben“ wollte.

Nämlich handelte es sich dabei um Brötchen, die es zu einer ausgesprochen leckeren Rote Bete-Süßkartoffel-Suppe gab (wo bleibt eigentlich das Rezept, hm?). Den Sekt dazu bezog Madame dann aber doch lieber aus dem Kühlschrank, was den Vorteil hat, dass er dann kalt ist. Und Sekt muss kalt sein! Und während ich des Langen und Breiten erzählte, was mir so alles neulich und jüngstens wiederfahren ist, hatte A. klammheimlich ihre Zim- merpflanze angewiesen, ihre Blätter in Form eines süßen, zungestreckenden Häschens zu drapieren. Ausgeprochen aufmerksam, das!

Berlin_Hasenpflanze

Zur Belohnung durfte auch Freundin A. dann gelegentlich was sagen und mir sogar ver- beulte Bilder ihres Flauschigen zeigen. Ein feiner Abend auch dieser! Müd‘, vollgefressen und zufrieden trottete ich nach Kreuzberg zurück und schlief wie eine Kartoffel.

Mittwoch früh ging es dann noch mal mit dem Väterchen auf Rundgang über’n Kreuzberg zum Schinkeldenkmal hin, wo schon die geliebten Mauersegler durch die Luft flitzten, und durch’s Gleisdreieck, wo ich gleich mal lernte, was Berliner Kinder heutzutage so alles dürfen und was nicht:

Berlin_Kinder_düfen

Und dann fuhr leider auch schon wieder der Zug nach Hause…

Frau T. spricht in Zungen und erlebt sich so durch.

Immer, wenn ich nach Berlin fahre, holt mich ein spezielles Phänomen ein: Kaum, dass ich zwei Stunden da bin, fange ick mittenmal det Berlinern an. Und det hält denn onnoch wochenlang an! Ooch wennick schon längst wieder zuhause bin und schon allen jeröhich damit uffde Nerven jeh‘. Det kommt aba davon, det meine ersten fünf Lehmsjahre sich in  Kreuzberg und Moabit begaben, so dettick ersma Hochdeutsch lern’n musste, wie ick bei Hannover denn plötzlich einjeschult wern sollte. – Hat aber fix geklappt, seither weiß ich, dass ich wohl über ein Dialekte- und Sprachtalent verfüge.

Ach so, ach ja, ich hatte ja eigentlich vor, von hier aus immerzu und geradezu stündlich zu bloggen, was mir so widerfährt, aber nun widerfährt mir die ganze Zeit so viel, dass ich gar nicht dazu komme. Ständig treffe ich mich mit den allernettesten Menschen, laufe kilometerweit Boulevards entlang, springe in U-Bahnen und wieder raus (und dann wieder rein, weil’s doch die richtige war, aber das ist ’ne andere Geschichte). Und sobald das Väterchen meiner ansichtig wird, erklärt es mir die Welt, die Stadt, die politische Lage und Zeug. Also, alles so wie immer. Und so ging das gleich am Sonntag los und ist bis jetzt auch gar nicht besser geworden.

Und nachher fahre ich auch schon wieder nach Hause und werde versuchen, die anderthalb Stunden im Zug wenigstens mal vernünftig zu nutzen…

Was die Bromine nicht im Kopf hat, muss Freund M. in den Beinen haben.

Freundin T. hat mich gestern telefonisch beruhigt. Ich bin ganz normal.

Ich war nämlich gerade dabei, meinen Koffer zu packen, um damit für dreieinhalb Tage wegzufahren. Beziehungsweise hatte ich gerade fest vor, meinen Koffer zu packen, aber dann stand ich vor meinem halbleeren Kleiderschrank und hatte schon ziemliche Stapel auf dem Bett aufgebaut. Ich kann mich nämlich immer nur ganz schlecht entscheiden, was ich alles mitnehmen soll, wenn ich ein paar Tage wegfahre. Und zugenommen habe ich auch schon wieder, weswegen die Hälfte der infrage kommenden Leibchen und Hosen unterwegs zu unbequem sitzen würden. Also zuhause halte ich das zur Not mal einen Abend aus mit einem etwas zu engen Hosenbund, aber auf Reisen bin schon prinzipiell dagegen. In der Fremde fehlt mir ja immer schon mein gemütlicher Lümmeldiwan, der Kühlschrank mit den richtigen Sachen drin, die Lieblingsteetassen und die Schrankwand. Da muss mich nicht auch noch die Hose kneifen. Naja, und von dem, was vom Klamotten- berg übrigblieb, wollte ich nun ungefähr alles mitnehmen!

Freundin T. jedenfalls sprach: ”Ja, das ist aber auch echt egal, ob man drei Tage wegfährt oder zwei Wochen. Man weiß ja auch nicht, wie das Wetter so wird! Deswegen muss halt alles mit.” – “Genau!” sprach ich zurück. Und: “Nämlich!”

Seit der Kachelmann im Knast Kartoffelbrei portioniert, kennt man sich mit dem Wetter ja sowieso gar nicht mehr aus. Dürfen wir jetzt überhaupt noch eins haben? Oder müssen wir das jetzt alles selbst organisieren? Also lieber noch zwei Pullover eingesteckt. Und drei Paar Schuhe: eins, das ich auf der Fahrt trage, eins das so ziemlich zu allem passt, und ein paar billige Schläppchen aus dem Chinaladen, um die Ecken im Koffer auszustop- fen. Und dann ist da ja auch noch das ganze andere Gerümpel, was noch so mit muss! Kulturtasche (komischerweise groß und voll, obwohl alles darin Pröbchengröße hat), Mit- bringsel für alle Lieben, 5m Kabel für all die Piepsklickundklackgeräte, tolle japanische Wunderheizpflaster, Teebeutel, Stadtplan, Schrankwand und Socken. O.k., eins davon war gelogen. – Nee, donnich. – Doch, wohl…

Und dann noch den Rucksack, da muss das Netbook rein, Trinkjoghurt für unterwegs, Taschenmesserchen, Bonbons, Kamera, Schlüssel, Geld, Fahrkarte, Notizbuch, Not- fallsalbe und Taschentücher.

Na, aber hat ja dann doch geklappt: Wohnung quasi leer, Bromine im Zug, und ich finde, die Landschaft zwischen Wolfsburg und Stendahl haben sie eigentlich ganz hübsch hin- gekriegt. Original mit Gebüsch und Rapsfeldern, sogar Tiere bei.


Nachtrag,
Stunden später, inzwischen längst in B angekommen:

Alles hab‘ ich mit. ALLES. Und was habe ich nicht mit? Die doofe PIN für den Internetzu- gang des netbooks. Deswegen musste der gute Freund M. per Zweitschlüssel rüber in meine Wohnung, und mir die eben am Telefon vorlesen. – Danke, lieber M!

Verklemmt!

Hilfe, ich klemme! Und zwar zwischen Baum und Borke, wie es gerne mal heißt. Oder klemm‘ ich zwischen Tür und Angel? Zwischen Herz und Verstand? Zwischen Stühlen?
– Nee, ach, dann lieber das mit dem Baum…

Und das kommt so:
Ich will nach Berlin für’n paar Tage. Ich könnt‘ glatt morgen oder Samstag losrudern. Aber: Die Personaldame von neulich schrieb mir vor ein paar Stunden, es sei noch nix entschie- den, es gäbe eventuell noch ein zweites Vorstellungsgespräch, sie meldet sich. Und wenn ich nun morgen nach Berlin sause, ruft sie bestimmt nachmittags an und muss mit dem Band reden, weil sie mich Montag sehen möchte (da will ich aber noch in B weilen, lohnt sich doch sonst alles nicht). Und wenn ich hierbleibe, meldet sie sich garantiert nicht vor Donnerstag…

Und dort anrufen, doof fragen, ob ich weg kann und die Pferde scheu machen, will ich auch nicht, weil, das macht einen unguten Eindruck. Wo ich doch gerade erst zweimal guten Eindruck hinterlassen habe.

Außerdem ist übermorgen 1. Mai. Und zwar ganz besonders in Berlin. Also, wenn irgend- wo 1. Mai ist, dann ja wohl da. Und in Hamburg noch. Letztes Jahr war hier auch 1. Mai, das weiß ich noch genau, da bin ich in einer Demo gegen Rechts mitgelaufen. Eigentlich hieß es, dass wir wahrscheinlich auch tatsächlich gegen Rechts laufen, aber Rechts war woanders pullezeilich aufgehalten worden, und das war mir dann, ehrlich gesagt, auch lieber so, sonst hätte ich da bestimmt angefangen, mit richtungsgeschwächten jungen Leuten rumzuzanken und mich bloß wieder aufgeregt.

Für den Berliner Maianfang fühle ich mich im Moment allerdings nicht aufbrausend genug, den müsste ich wohl eher umgehen, was eventuell per Zuganreise gar nicht so einfach wäre, aber da fehlt mir die Erfahrung. Ich weiß bloß noch, wie ich mal aus Versehen qual- voll im Zug verkeilt saß, weil ich übersehen hatte, dass in meiner Reiserichtung eine „Love-Parade“ stattfinden sollte. Gereist wurde dann aber kaum, sondern in knallvollen Waggons in knallvollen Bahnhöfen herumgestanden, bis der BGS kam und sich mal eben dazustellte. Also, schön war das nicht. Dafür hat’s ordentlich gedauert und um mich rum waren alle stinkbesoffen. (Mai-Randale und Love-Parade darf übrigens nur vergleichen, wer so eine Zugfahrt überlebt hat.)

Deswegen bleib‘ ich erstmal noch ein bisschen hinter meiner Borke und warte einfach die nächsten Stunden ab. Vielleicht wird mir die Entscheidung ja irgendwie bequem abgenom- men. Ich habe mal gehört, dass manche Leute so ganz gut durchs Leben kommen sollen, dann kann ich das ja auch ruhig mal ausprobieren…

Aber erst wird entschlossen gefrühstückt.

Berlin.

Mein Bericht zum Weltbloggertreffen zockelt jetzt natürlich so’n bisschen hinter den an-
deren her, aber ich bin ja schließlich auch erst gestern Nachmittag aus Berlin zurück gekommen (und dann auch noch direkt weitergetrabt zu Freund M.s Geburtstag). Aber: Versprochen ist natürlich versprochen! Mit Fotos halte ich mich aber lieber zurück, das haben Andere schon gründlicher erledigt und meine sind eh’ nicht besonders geworden.

Also:

Erstmal ging’s ja am Donnerstag ab zum Bahnhof, wo ich Jules, meinen lieben Begleiter, aus dem einen Zug rauserwartete und in den anderen reinbegleitete. Und was soll ich sa-
gen: Keine zwei Stunden später waren schon alle Käsebrote verputzt und wir erreichten den Bahnhof Spandau. Das mit Spandau war ein kleiner Trick, denn von dort aus lässt sich’s prima mit der U-Bahn nach Kreuzberg fahren, ohne zwischendrin auszusteigen. In Kreuzberg wiederum wartete mein Vater schon darauf, uns in die kleine Behausung einer Bekannten zu begleiten, die hauptsächlich in Italien weilt und ihre Berliner Wohnung zum Glück nicht dorthin mitgenommen hat.

Zu dieser Wohnung könnte ich jetzt manches bemerken, beschränke mich aber darauf: Manche Hochbetten sind Vertrauen erweckend gebaut, andere nicht so. Dieses hier war quasi begleitet von weiteren Selfmade-Konstruktionen innerhalb der Wohnung, wie bei-
spielsweise einer Duschvorhangwinkelstange, die (um sie am Durchsacken zu hindern) mit einem langen Schlüpfergummiband an einem Wasserrohr befestigt war. Wie viel Erfolg dieser Bastelei beschieden war, kann sich jeder selber denken. Aber schließlich komme ich so wenigstens endlich mal dazu, die Wörter „Duschvorhangwinkelstange“ und „Schlüp-
fergummiband“ in einem Satz zu verwenden! Und werde in Zukunft sicher keine nassen Handtücher mehr über solcherlei Arrangement hängen.

Wir richteten uns also ein, und zum Donnerstag ist dann eigentlich nichts weiter zu sagen, außer, dass wir noch ziemlich leckere Pizza an der Gneisenaustraße aßen. (Die Adresse rücke ich auf Anfrage gern heraus.)

Der Freitag begann mit einer Brückenfahrt. Diese Bezeichnung ist jetzt ein bisschen irre-
führend, denn die Brücken fuhren ja nun kein bisschen, sondern wir. Und zwar auf einem Schiffchen und unter den Brücken durch. Wer mal nach Berlin kommt, sollte das ruhig mal machen, weil’s einfach schön ist und man die Stadt aus einer sehr sympathischen Perspektive kennen lernt. Da ich das schon öfter gemacht habe, bekomme ich einen Son-
derservice: ein Freund meines Vaters lebt in einem schicken Haus am Landwehrkanal und wird per Handtelefon zum Winken auf seinen Balkon komplimentiert, wo er dann jedes Mal wahlweise Hüte, Schiffsflaggen oder sogar beides schwenkt. So auch diesmal…

Spreeufer_Baumschnitt

Nachmittags machten wir uns dann allmählich auf den Weg zu mokono. Dass der Fuß-
weg dorthin doch ziemlich lang war, merkten wir erst unterwegs, denn natürlich ist das blog.de-Office immer genau am anderen Ende der Oranienstraße untergebracht. Und weil das Wetter so schön war, hatten wir an Mantel und dickem Zeug nicht gespart und kamen sozusagen gar an.

Brominen_zum_Mitnehmen Eine ziemlich ulkige Situation übri-
gens, einen Raum zu betreten, in dem sich Leute aufhalten, die man „kennt“, aber man weiß noch nicht recht, wen, weil man sie vielleicht nicht erkennt. Ich hatte mir darum Erkennungsmaterial erstellt, nämlich einen dicken Anheftebutton mit mei-
nem Avatarfoto und kleine, leckere Schokotäfelchen, mit denen ich mich beliebt zu machen hoffte.

Das allgemeine Prozedere allerdings war, noch Unbekannte einfach am Ärmel zu zupfen und dann zu fragen: “Wer bist’n Du?“ Bei Einigen war das nicht mal nötig, da sie einwandfrei und ohne Zupferei als sie selbst zu erkennen waren.

Am verblüffendsten ergings mir jedoch mit einem jeansbejackten Herrn, der plötzlich ums Eck geschlendert kam und in mir sofort den Gedanken freisetzte: „Dat is’ der KaterMurr!“ Und er tat mir freundlich den Gefallen und war’s auch prompt.

Soll ich denn hier jetzt wirklich aufzählen, wen ich nun noch alles kennen gelernt habe? Nachher vergesse ich in meiner Schusseligkeit jemanden und der oder die weint dann dicke Tränen und ich bin nicht in der Nähe, um mit tröstender Schokolade auszuhelfen!

Na gut, ich versuch’s mal: Da war der Richard/Sansibar (der leider nur Freitagabend kurz vorbeischauen konnte), Prinz Rupi (der fast den ganzen Abend als Interviewer in seiner Loge zubrachte und sich erst später unter’s Volk mischte), BlackLily (mit der ich dann mal freudig anstoßen konnte, wenn auch mit dem falschen Bier *zwinker*), KaterMurr (der wirklich genauso war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte), ein Bohnenzähler (der mit ein unmögliches Versprechen abnahm und zum Tausch eine Handvoll Bohnen schenkte, die aber leider keine Kakaobohnen waren), Orphelins (die ein erfrischendes Lachen und ihren Gatten mitbrachte), Caramellino (der trockene Kommentare und seine Gattin dabei hatte), die Töpferschnecke mit Mann Repuhan und Sohn Lordkev, die freundliche Mondelfe, zwei Paparazzi namens Teddykrieger und Lichtundschatten, ferner ein Großteil des Blog.de-Teams und vieleviele Andere, deren Hände ich geschüttelt habe. Ich hoffe, ich hab’ jetzt niemanden ausgelassen… – Und wenn ich jetzt noch aufzählen würde, wen ich da alles schmerzlich vermisst habe…!

Es war jedenfalls ein Abend in aufgekratzter Stimmung, der später in einer Bar namens „Würgeengel“ endete. „BAR“ bedeutet zweierlei: dass man zwar erstens was zu Essen von der Karte bestellen kann, es aber eine Stunde dauert, bis sie es bringen (laut Aus-
kunft der resoluten Tablettbiene), und dass man zweitens dort kein Alster bekommt (weil in Bars eventuell Brauseverbot herrscht?). Übrigens bekommt man zur Minestrone auch keinen Löffel und muss auf Tischnachbarn hoffen, die ihren Spaghettilöffel opfern. Es wur-
de jedenfalls ganz schön spät, bis uns der exzellente Fahrdienst (Danke, lieber Rupi!) wieder in unserer Straße absetzte.

Am Samstagmittag ging’s dann ja gleich weiter mit dem Treffen am Neuen See, wo die Pizza groß und die Sonne warm schien. Es wurde freundlich geplaudert und irgendwie hatten sich wohl auch schon die Gruppen gefunden und nicht mal das Ruderbootrennen vermochte da eine gewisse Auflösung bzw. Neumischung zu bewirken, was ich irgendwie ein bisschen schade fand.

Bootsrennen

Nun, da wir voller Eindrücke waren und uns gerne vor Rupis Lesung noch ein Weilchen ausruhen wollten, machten wir uns mit KaterMurr im Schlepptau auf den Weg (auf dem sich prächtige Berliner Kastanien fanden, so dass ich jetzt derer zwei habe. Danke, lieber Murr!). Dass wir unterwegs wieder Durst bekamen, und noch ein Stündchen in einem wei-
teren Biergarten hängen blieben, dafür kann ich nüscht. Berlin scheint eine Durststadt zu sein. Ich hatte tatsächlich von Donnerstagnachmittag bis Montagvormittag fast ununter-
brochen Durst. Und das, obwohl ich sogar Getränke zu mir nahm! (Das schreib
e ich mal lieber dazu, nur falls jemand meint, mir einen prima Tipp gegen Durst geben zu wollen.)

Am Abend fanden wir uns dann natürlich in der Alten Post ein, wo Rupi, von seinen beiden Kumpels Waldorf und Statler flankiert, einige seiner vergnüglichen Texte vorlas und das Vorgelesene durch ausdrucksvolle Gestik, rasend schnelle, mit bloßen Auge kaum wahr-
nehmbare Kostümwechsel und den Einsatz gefährlicher Tiere und Kekse noch unterstrich. Leider sind die Fotos indiskutabel, aber: schee war’s!

Und für mich gleichzeitig die Abschlussveranstaltung des Bloggertreffens, denn der Sonn-
tag sollte doch meinem Vater gehören, der uns dann gleich vormittags auf eine kleine Rundreise nach Tempelhof und anschließend zum ausnahmsweise geöffneten Fahrzeug-
depot des Technischen Museums ausführte, wo ich hauptsächlich (und leider zum großen Teil vergebens) versuchte, alte Schilder zu knipsen, während das liebe Väterchen mir einen minutiösen Bericht über sämtliche Straßenbahnfahrten seiner Kindheit lieferte.

Ich kann Euch sagen, mir schwirrte von all‘ dem nur so der Kopf! Eigentlich habe ich in Berlin jedes Mal das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, um alles zu sehen und alle Lieben zu treffen, die ich dort habe. Aber diesmal kam ich mit der Verarbeitung der ganzen Ein-
drücke wirklich nicht richtig hinterher. Da summt’s und brummt’s eigentlich noch immer im Oberstübchen.

Zum Glück hab‘ ich noch ein paar Schokotäfelchen übrig und kann mich damit nachher in meine duschvorhangstangenlose Badewanne legen…