Wiederentdeckung der Langsamkeit.

Immer mit der Ruhe… Das lerne ich gerade wieder.
Laaaangsam.
Langsam gehen, langsam essen, einfach mal so aus der Wäsche gucken. Minutenlang.

Seit ich nämlich nicht mehr im Weinhandel bin, kann ich alles wieder ohne Atembe- raubung tun, und auch mal was von Anfang bis Ende, ohne dabei vier. zehn. mal. un. ter. bro. chen. zu. wer. den. – Was für ein Genuss!

Nee, war das eine anstrengende, auslaugende Zeit… Eigentlich war immer viel zu viel los, und eigentlich war das alles nie zu schaffen. (Ein „Stress-Protect-Deo“ verbesserte die Situation übrigens um keinen Deut. Ich hab’s ausprobiert.) Nach ca. einem Jahr bin ich zusammengeklappt (Einmal „mit Alles!“, bitte!), und mein Arzt hat mich tatsächlich dreimal gefragt, ob ich nicht lieber kündigen möchte, er würde mir sofort alle Bescheinigungen ausstellen, die nötig wären, um das durchzuziehen. Überlegt habe ich schon und nicht wenige haben mir auch dazu geraten, aber nach knapp sechs Wochen war ich wieder mittendrin. Weihnachtsgeschäft. Man will doch die Kollegen nicht…, sonst gibt’s bald den Dominoeffekt… Man kennt das.

Der Vertrag war aber befristet, also hat mich seit ein paar Wochen das normale Leben wieder. Als erstes ist mir aufgefallen, dass ich seit Oktober 2012 eigentlich kaum noch draußen war. Wirklich. Im Grunde habe ich das Jahr 2013 völlig verpasst. – Wie war denn das Wetter? Ich bin immer nur zur Arbeit galoppiert, habe gerackert, bin wieder nach Hause, zwischendrin huschhusch einkaufen & Zeug. Das Wochenende sah oft so aus, dass ich am Samstagnachmittag völlig geplättet auf den Diwan sank, um da rumzudämmern, bis die Woche wieder von vorne losging. Schön ist das nicht. Und auch für eine Fernbeziehung, wie wir sie haben, manchmal schwierig. Zum Glück ziehen wir da am selben Strang.

Jetzt genieße ich wieder Spaziergänge, auch mal durch die Stadt zu bummeln (also zu Flanieren und nicht im Stechschritt irgendwo durchzupflügen), frische Luft zu haben, Jahreszeit, Vogelgetue, Blümchengerecke, Sonne, Marmelade zu kochen, zukünftige Dinge auszubaldowern. Sowas.

Neulich z.B. fand ich es einfach toll, mal wieder hier im Lindener „r*al“-Markt einzukaufen. Hach. Erstens komme ich unterwegs mit dem Rad durch den schönen Von-Alten-Garten, zweitens hat der Markt eine vernünftige Auswahl (vegetarische Frotteeschnitzel gibt’s z.B. nur da! Und verflixt leckere Oliven!), drittens versammeln sich alle total Beklopften der ganzen Umgebung dort, um doof in den Gängen herumzustehen und mit den stoisch-ungerührten Erbsendosen zu reden, viertens… ach, viertens… viertens gibt es da Sachen…

Seht einfach selbst:
1A_Salamihasen
Selten hat man die Auferstehung des Herrn liebervoller gefeiert. – Und auch so günstig!

Mein nächster Jopp wird übrigens möglichst etwas ruhiger, das habe ich mir selbst versprochen. Ich dachte vielleicht an sowas:

Moderberaterin

16 thoughts on “Wiederentdeckung der Langsamkeit.

  1. Hi theobromina,

    entschleunigen ist nie verkehrt… :-/
    Leider merkt man es meist zu spät…

    ABER… das klingt doch soweit super und zur Not kannst Du ja auch Prinzessin werden und einfach mal nichts tun… 😛 😉

    LG mosi

    • Hallo Mosili,

      – wem sagst Du das! Ende 2011 bin ich schon mal u.a. mit sattem Burnout in Kur gegangen und müsste es eigentlich besser wissen… 🙄 Deswegen gönne ich mir jetzt auch die Langsamkeit und freue mich drüber (wenn ich nicht doch gerade mal wuselig bin).

      Prinzessin wäre wirklich mal ganz nett. 😉 Ich bräuchte nur 3x in die Hände klatschen und bekäme sofort leckerste Bratkartoffeln serviert. Oder Törtchen. Oder eine Fußmassage… Sollte ich wirklich mal in Erwägung ziehen, für ein halbes Jahr oder so.

      Danke übrigens für Deine nette Einladung, die ich gern angenommen habe. Auf gute BBlogfreundschaft! *zuprost*

      Liebe Zurückgrüße, Theo

      • Hi Theo,

        wow… okay… dann kennst Du Dich ja (leider) damit aus… 🙄

        *Lach*… genau… :))

        Gerne… 🙂
        Auf eine gute Blogfreundschaft *stösschen*… 😉

        LG mosi

        PS: Sorry, dass es so lange mit der Antwort gedauert hat.
        Das ist sonst nicht meine Art!!!

  2. nichtmal von den 6 wochen haben wir hier was mitgekriegt, du brauchtest die wohl wirklich zum runterkommen. der job machte dir ja schon spaß und du hast sicher viel gelernt. aber totmachen muss man sich wirklich nicht, freizeit ist auch wichtig.

    wollten die dich übrigens nicht übernehmen oder hast du klargemacht, dass du keine verlängerung willst?

    • Ja, nee, ich brauchte so richtig reizarme Umgebung… 😉

      Spaß gemacht hat’s da vor allem wegen der netten Kollegen und gelernt habe ich wirklich irre viel, aber der Job schlaucht gewaltig. Und nicht nur mich, aus den anderen Filialen hört man auch andauernd, dass da wieder jemand zusammengeklappt/gegangen ist. Und mein Doc hat gleich gemeint, mein Vorvorgänger hätte auch schon bei ihm gesessen, der hätt‘ auch nicht mehr gekonnt. Puh. Interessiert „die da oben“ aber nicht besonders… Es gibt ja genug Arbeitsuchende zum Verheizen.

      Ich hatte eigentlich Vertrag bis Ende Oktober’13 (eine Erziehungszeitvertretung), aber sie haben mich inständig gebeten, noch bis zum Frühjahr zu bleiben. Ich hab’s dann so knapp gemacht wie möglich, ohne dass da der Betrieb zusammenbricht. Oder die Kollegen.

  3. Jup – Moderberater/in – super Job 🙂

    da trächt man eher gedeckte Farben, und erdige Parfüms. Nur mitte Shoes würd ich mich etwas schwer tun, die Wesen die ich normalerweise so stilberate, die haben eher Pfoten oder Krallen.

    Willkommen unter den Lebenden!

    • Joh, ich üb‘ schon, deswegen braucht auch die Antwort so lange… 😉

      Ich wäre ja eher so für die Skarabäus-Abteilung: die tragen hübsch schillernde Outfitse und können sogar aus Sch… noch Sinnvolles rausholen.

      Danke! Ist auch irgendwie netter hier.

  4. Zurück zur Langsamkeit ist… finde ich… ein gutes Stichwort für die heutige Zeit.

    Das könnten wir uns alle mal hinter die Ohren schreiben. Denn selbst wenn ich nicht arbeite, hab ich manchmal das Gefühl, nur aus Zeitphasen und Terminen und Plänen für Zeitphasen und Termine zu bestehen. -.-

    Umso mehr freut es mich, dass du es geschafft hast, wieder angenehme Inhalte und Abläufe in deinen Tag zu rücken. 🙂

    • Mich macht das zuweilen auch ganz kirre, so durchgeplant zu sein und meine Aufmerksamkeit ständig irgendwohin abgeben zu müssen, weil es überall piepst, füdelt, brummt, flackert und zirpt. Deshalb habe ich auch noch kein Smartphone. Ich seh‘ ja bei anderen, wie oft sie da drauf schielen. Stattdessen versuche ich, ab und zu Tage einzubauen, an denen ich „nichts“ mache. Da drömsel‘ ich dann so durch den Tag, so ganz sinnentleert, und mache nur, was ich möchte. Meistens auf dem Diwan liegen und Illustrierte blättern oder ein Nickerchen halten. Und danach ein Stündchen aus dem Fenster gucken… 😉 Das ist sehr gesund!

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