Mir stinkt’s.

Irgendwer hier im Haus brät oft und gern morgens schon Zwiebeln, Speck, Knoblauch oder ähnliche geruchsintensiven Zutaten an und macht mir damit meine zierlich und unbelastet vor sich hinschwebende Wohnzimmerluft regelmäßig küchenschwer und fettig. Das ist nicht so schön. Aber auch nicht ganz so schlimm wie Werbespots gucken, in denen Leute mit verbundenen Augen an alten Socken oder Pissoirs riechen und behaupten, das rieche so wie „wenn meine Frau Wäsche wäscht“. Das soll wohl bedeuten: Künstlich-frisch-blumig-parfümiert. Angeblich kann wohl alles Miefig-Eklige von einem Gestanks- zustand in den anderen gebracht werden, wenn man es nur ausreichend beherzt mit chemisch Erlaboriertem aus schmissig gestalteten Püsterflaschen benetzt.

Bin ich dagegen. Nicht nur, weil ich ganz nebenbei finde, dass nicht nur „meine Frau“ ab und zu Wäsche waschen sollte, sondern weil ich allgemein der offenbar etwas altmodischen Meinung bin, dass etwas, das stinkt, schlichtweg gereinigt oder gelüftet gehört. Egal übrigens, von wem. – Waschen, Wienern, Wedeln lautet das bewährte Prinzip!

Das Übersprühen mit Anderstinkendem mag ja nun verblüffende Ergebnisse erzielen (beispielsweise, wenn sich irgendwann ebenso verblüffende Allergiemuster auf Oberflächen ansiedeln, auf denen man sie ungern sieht), bleibt aber doch eine der beklopptesten Formen der Selbsttäuschung. Das Riechzentrum des Menschen ist ja nicht zum Behumsen da. Ich jedenfalls möchte nicht, dass meine ganze kleine Welt riecht, wie sich Leute aus Holzminden (wo eine der größten Aroma- und Duftschmieden steht) das so in ihren Labors und Stahltanks zusammenrühren.

Also vermeide ich wo es geht, Duftstoffe, Parfums und Co und mache mich damit zum nörgeligen Außenseiter. Wenn ich Apfelduft möchte, dann halte ich mir einen Apfel unter die Nase. Und kein Shampoo. Oder gar ein Pappding von der Tanke. Es interessiert mich auch nicht für fünf Pfennig, wie ein gecasteter „Wüstenwind“ aus der Flasche riecht, oder ein im Schrank stattfindendes „Frühlingserwachen“. Ich glaube übrigens auch nicht an den Nutzen von „Aroma-Therapy“ mittels Raumparfum, (sondern vermute sogar eher, dass das krank macht). Dagegen finde ich es sehr gut, wenn’s auch mal weiträumig nach Nix riecht, obwohl das selten vorkommt, und ansonsten die Sachen und Leute nach sich selbst oder wenigstens nach sorgfältig aus der Natur extrahierten Zier- und Schmückgerüchen.

Oder eben, wenn’s sein muss, nach nebenan live gebratenen Zwiebeln…
Und wenn’s mal nicht zusagt, dann mache ich eben das Ding auf, wo die Fenstergriffe dran sind.

18 thoughts on “Mir stinkt’s.

  1. Recht haste.
    Mittlerweile haben Industrie und Werbung ja schon genügend Menschen weissgemacht, dass nur das Industrieprodukt gut und sauber ist, während alles andere unnatürlich und unhygienisch ist.

    Der Sieg des Kunstaromas und seiner Freunde. Auweh.

    • Danke. Und genau. Das ist so eine perfide, erlernte Hirnverdrehung, die ich wohl nie verstehen werde. Totale Entfremdung. Bei der Ernährung isses ja auch so, ganz großes Thema!

      Und ich behaupte jetzt einfach mal ganz frech, dass man gerade die Leute, die sich den ganzen Tag mit „Düften“ umgeben, weil sie’s angeblich so mögen, wenn’s gut riecht, noch am seltensten draußen mal die Nase in eine Rose, einen Flieder stecken oder ein Kräuterblättchen in der Hand zerreiben. Ist ja keine Flasche drum, kann also nix sein.

  2. Paradoxer wie dialektischer Weise (also paralektisch!) gibt es schon Schweiß-Spray… kein Witz… damit auch die Oberschicht alle Bereiche der so genannten Wirklichkeit zumindest ahnungsweise erfassen kann… ist das nicht menschenfreundlich…

      • (… ich habe hier so ’ne lustige Mikro-Kastanie… sozusagen Bonsai… oder habe ich das schon gesacht jehabt… aber ich kriege die nie nich‘ gedownloadet nämlich… aber macht nix… next year… yeah…)

        (… so, jetzt halte ich aber die Klappe… Dunnerlüttchen…)

        • Dass Du eine Kastanie hast, hatteste tatsächlich schon gesacht gehabt, nur hatteste Dein Kamerakabel mitnichten. – Haste jetzt?

          Schweißspray, hm, hm. Gibt ja Sachen, die schlimmer riechen, behaupte ich mal. (Ich behaupte ja ganz gerne…) Kommt mir vor, als könnte so’n Produkt im Regal neben dem Matschespray für’s Geländeauto stehen. Damit jodelt man die Karosse ein, wenn’s zum Offroading wieder mal nicht reichen will und der Nachbar schon wieder deswegen feixt.

          Gekachelten Axel find‘ ich übrigens gut. Der quietscht so schön, wenn man mit’m Abzieher drübber geht. :))

          • Stimmt! Modderpampe aus der Sprüh-Dose gehört in jede Oberschichtgarage!

            (… ich habe wohl irgendwas mit Kasta nie mitgekriegt… man soll die ja am Herzen bergen usw…. mal kieken, ob Einer kiekt… nicht nur hochladen – hoch, nicht down, wie ich letztens oben schrub… also natürlich auch nicht die Kastanie, sondern die Abbildung derselben… ich erwähne das, um neuerlich zu zeigen, dass meine Realitätsprüfung voll adäquat ist…)

            Ein erfreulich theobrominiertes Wochenende wünscht

            Das Fossil

          • Aha, er adäquiert wieder! :)) Nojoh, vielleicht findste das Kabel ja noch, dann kannst Kastanien herumladen für und für und kommst auch noch in die Liste. Da kenn‘ ick nüschte, nüschte kenn ich da!

  3. Lächel. Also ich benutze zwischendurch sehr gerne Parfum und gelegentlich habe ich auch Lust auf eine Duftkerze oder verdufte ein ätherisches Öl, meist irgendwas mit Zitrusnote. Und damit hat es sich dann aber auch. Diesen ganzen künstlichen Albtraum, den Du beschreibst, brauche ich auch nicht, da mag ich lieber Natur. 🙂

    • Ätherisches Öl verwende ich auch dann und wann, aber es muss aus’m Bioladen sein, den sonst überall erhältlichen traue ich nicht über’n Weg, die haben ihr angebliches Ausgangsprodukt meistens nie kennen gelernt. Mit Duftkerzen kann man mich ums Haus jagen. Man sieht mich auch immer strammen Schritts durch die Duftkerzenabteilungen der Möbel- und Schnickschnackhäuser jagen. :))

      Parfum habe ich mir auch mal wieder eins geleistet, nach ca. 10 Jahren, das roch so schön frisch und so, dass ich nicht widerstehen konnte. Aber ich benutz‘ es höchst selten.

      Und wenn ich draußen bin, hab‘ ich (besonders in Frühling und Sommer) ständig die Neese irgendwo drin… 😉

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