Kein Klavierkonzert, aber Milchreis.

Beinahe hätte ich mir gestern ein duftes T-Shirt bestellt, auf dem draufsteht: „Heititei, die Psyche brennt“, hab‘ mich dann aber im letzten Moment doch für’s Milchreiskochen ent- schieden. Milchreis schont Psyche und Portemonnaie.

(Ich weiß, ich könnte auch Portmonee schreiben, aber das sieht ja nicht aus. Schließlich bedeutet das Wort ursprünglich „Geldmitherumtragerei“, und was eine „Moneemitherum- tragerei“ sein soll, muss mir erst noch einer erklären. Wenn es wenigstens Portmoni heißen würde! Unter einer Moni kann ich mir was vorstellen. Zur Not sogar Einen, der sie herumträgt.)

Psychenschonung ist durchaus angeraten, denn gestern zerstreuten z.B. sich all‘ meine Hoffnungen, dass der gitarrenschrummende Nachbar in näherer Zukunft mal wegzieht und Platz macht für einen attraktiven, kochbegeisterten Pianisten. Der Nachbar jedoch reno- viert! Richtet sich wohl auf eine weitere Legislaturperiode ein… Das weiß ich, weil er ein Päckchen für mich in Empfang genommen hatte und mir die Tür mit blanker Plauze und Farbroller in der Hand öffnete. Wie ich daraufhin in meine nebenan liegende Wohnung gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. Tastsinn, vermutlich.

Und dann dieses Buch! Freundin T. hat’s mir in die Hand gedrückt, im guten Glauben, dass mich dieser Ratgeber (so wie sie) unheimlich vorwärts bringen wird. Wenn man unter „vorwärts“ versteht, dass man mit dem Autor über abgetretene Allgemeinplätze galoppiert, dann vielleicht hilft’s. Ich les‘ es bloß, weil sie sicher wissen wollen wird, wie’s mir gefallen hat. Meine Antwort wird knapp, aber ich mache mir inzwischen einen Spaß draus, immer schon zu vermuten was auf der nächsten Seite kommt und schreibe mir heimlich Punkte irgendwo gut. – Es reicht schon für eine Tapete!

Ach so, soll ich mal den Inhalt beschreiben? Der geht ungefähr so: „Ändern Sie Ihr Leben. – Und Sie werden sehen, wie sich Ihr Leben ändert!

Irre! Vielleicht mache ich hier auch bald mal eine Ratgeberschreiberei auf, ich könnte mir u.a. folgende Titel vorstellen: „Machen Sie Kartoffelsalat… Und Sie werden sehen, Sie haben Kartoffelsalat!“„Schuhe zubinden als Leitmotiv im Leben: Nie mehr straucheln!“ – „Milchreis für die Psyche: Rührende Fürsorge für das innere Kind.“„Wer das liest ist doof.“ Und natürlich „Holz!“. Dann bin ich ganz fix reich und kaufe der Freundin mal ver- nünftigere Bücher.

Ich hoffe, sie liest das hier nicht, soll ja schon eine Überraschung werden...

67 thoughts on “Kein Klavierkonzert, aber Milchreis.

  1. ANgebrannte Töpfe nach dem Milchreis? Machense kein Milchreis mehr! Ja, es ist so einfach was zu ändern. Manches ist auch schwerer zu ändern, und dementsprechend wird dann gepfuscht. Siehe Worte wie Portmonee, Jacht, Delfin, etc. Da schmeckt einem ja der Milchreis nicht mehr *nörks*

  2. Also: Portmonee jeht jahnich! Denn schon eher Pottemanne. Und um mit Prinz Rupi zu sprechen: Milchreis mit Zimt und Zucker!
    Kurzum: Ändern Sie Ihr Leben und Sie werden erbeben… 😉

    • „Pottemanne“ jefällt ma! Und Mülschreis wird hier auf Alt-Berliner-Art genossen: Zimt & Zucker & zerlassene Butter. (Allein davor könnte man schon mal ein bisschen erbeben…) 😉

      • So. Ich noch mal. Videos gesucht und gefunden. Sehr abgedrehtes Zeug, stellenweise durchaus nicht unanstrengend. Egal. Da muss man durch. Mein Liebling ist das Interview mit Katz und Goldt. 🙂
        Auch sehr schön: Katz & Goldt – two artists born to draw. Extremely lovely. Werde wohl noch länger auf der Seite auf Entdeckungstour sein.

        Dein Link zu Katz & Goldt hat heute auch meinen Kollegen Stunden der Freude gebracht. Dank im Namen der grinsenden Belegschaft.

        Du hast übrigens ne flotte, feine Schreibe. Auch ne Entdeckung. Auf bald.

        • Danke… *knicks* 😉

          Dann kanntest Du das Duo noch nicht? Max Goldt begleitet mich (ohne es zu ahnen) schon seit den frühen 80ern. Zuerst musikalisch (Foyer des Arts), später als Kolumnist in der Titanic. Die Bücher, die daraus entstanden sind, kennt man ja auch.

          Mit Katz zusammen macht er mir ausgesprochen viel Spaß, die Comicbücher kann ich ordentlich empfehlen!

          Schöne Grüße an die Belegschaft, die grinsende! :>>

          Auf bald, Theo

          • Bitte… *sich selbst wieder aufricht* 🙂

            Ob ich die beiden kannte? Welch Frage! Der Goldtmaxe ist mir mit seinem Kulturtagebuch bei der Titanic zuerst begegnet. Habe ihn (bevor ich das erste Buch hatte) ein paar Mal lesen gehört. Feine Sache. Katz und Goldt kenne ich aus der „Zeit“ und war höchsterfreut über dieses verrückte Kleingrüppchen.

            Aber in der Regel begegne ich ihnen in gutsortierten Buchhandlungen und nicht in neumodischen Medien.

            T-Shirts habe ich gestern trotzdem noch geordert 🙂

          • Das hätte mich auch irgendwie gewundert… 😉
            Ja, zu den Lesungen bin ich auch immer mal gegangen, das macht er ja auch wirklich gut (was man eigentlich nicht von besonders vielen Autoren sagen kann).

            Welche haste Dir denn ausgesucht, wenn ich fragen darf?

          • Du darfst. Ich antworte sogar drauf:

            Direkt hat mich das Fußball T-Shirt angesprochen: „Fußball ist kein Thema derer, die das Morgen gestalten.“

            „Die Seele ist eine dumme Pottsau“ musste auch mit rein. Weitere 30- 70 Kandidaten harren noch auf der Gierliste.

            Und selbst? „Heuschnupfen ist Rock’n’Roll für die Nase.“?
            😉

          • Abgesehen von der brennenden Psyche, kämen bei mir ebenfalls die „Pottsau“ und „Tired & emotional“ infrage (Frauen, halt. Psychokram. *gg*). Ach, und: „Der Globus ist unser Pony, der Kosmos das richtige Pferd“.

            Und natürlich noch so 5 andere… 😉

          • Tadaaaa! Habe eines heute schon ausgeführt und es ist mit kompletter Nichtbeachtung honoriert worden. Werde mir neue Freunde leasen…

          • Echt? Ja, wie kann man denn so wenig Blick für das Wesentliche haben? Tssss…

            Wie sind die denn so von der Qualität? Bist Du zufrieden?

          • Schlimme Leute.

            Qualität gefällt. Habe zwar erst Nummero eins ausgiebig getragen (Basic Passform), finde aber dass es zu den guten Kleiderlappen gehört. Der Testbericht über das figurbetontere (oh-oh-oh) Modell folgt…

          • Schnief, hast Recht. Musst aber nicht auf meiner Katzenhaarallergie rumreiten, böse Brominella! >:-[

            Ah, #schnief# gute Idee. Bin auf Motivauswahl und entsprechenden Erfahrungsbericht mal gespannt.

          • Ich wollte doch bloß trösten. Dabei hab‘ ich selber Katzenhaare-Allergie! Mönsch.

            Mach ich. Kommt. Dauert aber. Finanzielle Lage und so.

  3. ja diese Ratgeber… ich hatte kürzlich auch das VERGNÜGEN alles über „Energievampire“ zu lernen. Toll war der Teil wie man sie erkennt: da hab ich mich überall selber wiedergefunden. Weniger toll war der Teil wie man sie abwehrt: achtung fertig los: WatcherX sagt das jetzt im tiefsten Bass

    „Mach Eine Meditation Und Reinige Deine Chakren“.

    Erkennen Ist Rennen 😉

    • Du?!? Ein Energievampir? – Nö, oder? Du meinst bestimmt, Du hast Dich als Vampirt(r)ankstelle wiedergefunden. Oder anders gesagt: „Wer austeilt, muss auch einstecken können!“ Und Energie austeilen kannste, das weiß ich aus eigener Erfahrung. 😉

      Chakren reinigen. Hum, hum… Wie … geht’n das so? Also Mikrofasertüchlein und Waschpulver und so hätte ich da. Sogar Weichspüler, wenn’s hilft. (Ich fürchte aber, so einfach ist es nicht gemeint.)

      • Doch. Ich = Energievampir. Auch.

        Ich habe mich immer auf der Saugerseite wiedergefunden (okay, 620 Watt allein der Verstärker) – und auf der Besaugtenseite.

        Der wichtigste Punkt für mich war, zu erkennen, wie das Theater zwischen den Polen überhaupt funktioniert (KATHode! ANode! Is doch alles eins – Übrig bleibt: ODE!), und zu erkennen, dass ich auf beiden Seiten halb blind unterwegs bin (und mir meine Energielöcher selber mache) – aber diese nachfolgenden Chakrachakachakrachacka-Tipps haben mir eher gesaugt als gegeben. Nur Hella von Sinnen kann mit einem solchen Wort wie „chakra“ wirklich umgehen…

        Das Konzept der Aurabarben ist mir zu aquatisch. Hifi Fürchtet Wasser. Das is Prinzip…

        • Ich glaub‘, mit dem Thema kann man sich echt bis ans Lebensende befassen, wenn man will. So’ne Gesellschaft mit „Wirtschaft & Soziales“ funktioniert ja auch nicht unwesentlich über Energiezirkularatät. Also, aufhören kann man damit ja irgendwie onnich. Oder will man auch nicht. Aber drauf gucken ist sicher schon mal gut. Und an der Weiche/dem Verteiler mal rumstellen, um zu gucken, wo’s dann brummt, ist sicher auch gut. Chakren im Schleudergang hingegen sind wohl eher nicht so gut… Vielleicht lassen die sich ja auch leise ausfegen oder so.

  4. Solche Lebenshelferstützenratgeberbücher haben vor allem eines gemein, nämlich dass sie einem sagen (bestätigen?) WAS zu tun ist (wobei wir das in der Regel ohnehin längst wissen), nicht aber WIE wir es anstellen können ohne dass dabei allzu spektakuläre kollaterale Schäden entstehen… 😉
    Und deshalb ist man am Ende dann in den meisten Fällen so schlau als wie zuvor…;) Was wiederum als viel positiver zu bewerten gilt als man gemeinhin annimmnt….:)

      • Das habe ich wieder nicht verstanden… aber das liegt wahrscheinlich an mir…

        Einen hab‘ ich noch – Einen hab‘ ich noch:

        „Wie werde ich in drei Wochen schön, reich, stark und gesund – mit 62 Tabellen, 45 Diagrammen, 2 Dia-Kilogrammen und einem Satelliten-Photo im Poster-Format“

        Hm.

        Holziges Wochenende

        Das Fossil an der Leine

          • Tja, das sind eben die im Leben stehenden Persönlichkeiten, ach… Das ist natürlich die dialektische Weiterentwicklung, die Problemlösung auf einer Meta-Ebene – und außerdem eine grandiose Geschäftsidee…

            (… wenn Du dann in Deiner Villa in Kalifornien am Meer ’n Gärtnergehilfen brauchst – beachte: der Mörder ist immer der Gärtner, nicht der Gärtnergehilfe! -, dann kannst ja mal an meiner seiner denken… chch…)

          • Nich‘?! Hab ich ooch jedacht jehabt! Und dann im Dünen-Pavillon Milch-Konzert mit Klavier-Reis, ach!

            Fahren Sie bitte fort, Verehrteste – ich meine: auch oder gerade im übertragenem Sinne!

          • Oooch… UND ach…, sogar!

            Überlege tatsächlich, mal ein paar Tage nach Berlin (nich‘ Meer, aber immerhin Woanders) zu rauschen, bevor die Maloche mich wieder einschnappt. Mal sehen, wie groß mein Phlegma in den nächsten Tagen so ist… 😉

          • Und ist denn das Phlegma ein garstig Tier fürwahr!!!

            … komisch, ich dachte, Phlegma haben nur Männer… ich meine, es ist zwar wieder alles komödiantisch verwurschtet, aber ich habe doch ganz kürzlich diese Produktion rezipiert mit beträchtlichem Behagen… passt schon…

          • Nee, Frauen haben das auch und nennen das dann Wellness. 😉

            (Dass der Schinken auch noch verfilmt wurde, wusste ich gar nicht. Mir ist das ja irgendwie immer zu kurz gegriffen, da mal so drüber zu lachen und fertig ist die Maus. Kann ja auch lustig sein, aber ich sorge mich immer so’n büschen um die zweidrei Errungenschaften der Emanzipation, die ja noch lange nicht umgesetzt ist. Man ist vermutlich unterwegs vom Phlegma erwischt worden…)

          • Muahaha! – Alles eine Frage der Umwertung (und manchmal halt bloß Umbenennung, höhö)!!!

            (… „Wellness“ – ich krich ja die Krise, chch…)

            Ja, das meine ich ja mit „komödiantisch verwurstet“ (was Du da mit „Schinken“ meinst oder meiner Wahrnehmung nach zu meinen scheinst): das geht mir schon geraume Zeit auf den Zeiger, dass großartige Künstler (und der Haußmann macht das ja sehr gut, nich‘) bitterernste Themen des Effekts halber verramschen; anstatt zum Beispiel endlich, endlich, endlich bei „Ordnungskräften“ wie Polizisten Grundkenntnisse der Gruppendynamik, Selbsterfahrung usw. als „Pflichtfach“ einzuführen, wird das Thema „verballert„, der Zücho is‘ selber plemplem, höhö, lustich; blöder Weise spielen da aber wirklich gute Schauspieler mit Hingabe und Begeisterung…

            Hatte ich erwähnt, dass ich stolz und froh bin, an dieser unserer Postmoderne teilhaben zu dürfen? Chch…

            (… sorry… – häff fann…)

          • Mit „Schinken“ meinte ich, dass das mal ein virales Buch war („Wieso Männer… und Frauen…“), das plötzlich auf jedem Nachttischchen lag. Da lachte man sich kaputt über das andere Geschlecht, rief immerzu „Genau!“ und hatte endlich ein Gesprächsthema für langweilige Spieleabende… 🙄

            Wovor der Mensch sich fürchtet oder was er fürchtet, genauer zu betrachten, wird eben ausgelacht. Foschbah! Die spinnen doch alle!

          • Ja, das meine ich doch, verehrte Frau Wirkstoff-Spezialistin im Hohen Norden dieses unseres Landes: das sind keine Problemlösungen, so „U-Kunst“-Bestseller, das sind Verballhornungen bitterernster Themen… rum blödeln kann ich auch… ganz gut… hoho … aber wahrscheinlich bin ich ja bloß neidisch, weil ich – im Unbewussten! – auch zu bestsellern wünsche usw… auch bin ich ja ein „übrig gebliebener 68er“ (Intellektuellen-Azubis in M) – da ist viel Wut, da ist viel Wut…

            Dennoch und trotzdem und erst recht wünsche ich ein keineswegs theobrominderwertiges Wochenende!!!

            Das grüne sich grämende Fossil

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