Was vom Urlaub übrig blieb.

Ich mein‘, ich habs ja nun wirklich gut.
Da ich es aufgrund meiner unberühmten Finanzen ohnehin nicht bis Alicante geschafft habe, wurde mir dort auch kein Dienstwagen gemopst (wofür ich mich also auch nicht schämen muss), und das Beste: ich musste auch nicht den ganzen Tag Ulla heißen.

Ich hab‘ es drei Wochen lang hingekriegt, nicht gerade dann draußen zu sein, wenns stürmte oder hagelte. Und ich hatte sogar Zeit, über Hagelkorngrößen-Kategorien nach- zudenken. Es gibt nämlich folgende Größen: Erbsengroß, Taubeneigroß, Golfballgroß, Tennisballgroß. (Zwischen Golfball und Tennisball scheints wohl keine Ballgröße mehr zu geben, hoffentlich hält der Hagel sich dran.) Bei den Taubeneiern werd‘ ich übrigens immer stutzig, – wer weiß denn schon wirklich, wie groß so ein Taubenei ist? Und sind die etwa gleichmäßig rund? Warum sollte denn ausgerechnet die Taube Eier legen, die nicht aus dem Nest kullern? Ich mein‘, Tauben sind ja nicht besonders schlau, aber so doof sind die doch auch nicht! Oder verwendet man diesen Vergleich nur bei besonders unegalem Hagel? Wer über sowas nachdenken kann, hat Urlaub.

Was noch?
Ich habe Fenster geputzt, die aber schon wieder fleckig sind, mit Freundin T. lecker indisch gegessen, Gardinen gewaschen (und sogar gebügelt), einen Kleiderschrank ruiniert, Bilder aufgehängt, Blumenkästen bepflanzt, fast täglich kilometerlange e-mails mit einer ganz bestimmten Marburgerin geschrieben, mit dem lieben Jules am Steinhuder Meer ein freundliches Rotkehlchen und eine dösige Schwanenfamilie kennengelernt, zwei Päckchen verschickt, ungefähr 14 Tüten mit Schoko gefüllte Toffee-Eclairs geleert und sehr, sehr, sehr viel geschlafen. (Wahrscheinlich, um die ganzen leeren Tüten nicht sehen zu müssen.)

Und natürlich habe ich nicht das geschafft, was ich eigentlich alles machen wollte, so wie jeder, der seinen Urlaub zuhause verbringt. Sei’s drum. Morgen gehts also wieder los.

Was man alles so hört.

Hier in meinem Viertel heißen ja viele Mütter Anne, das weiß ich ziemlich genau, weil meinem Haus gegenüber ein Spielplatz angebracht ist, von dem aus die kleinen Racker ihre Mütter ans Fenster rufen, damit die dann mal ein bisschen Geld für Eis runterschmei- ßen oder einfach bloß mal gucken, weil Lukas dem Mehmet gerade die Kekse wegfrisst.

Dieser Spielplatz ist offenbar so schön, dass die Kinder gleich dableiben, bis sie ungefähr 25 sind und nächtens um dreie Bier trinken, sich Witzigkeiten zubrüllen, gegen die Klet- tersachen treten und sich gegenseitig „voll bescheuerte“ Videos auf dem Handy zeigen, was wiederum zu eruptivem Gelächter und dem mehrmaligen lauten Wiederholen der Pointe führt. Den Rest der Handlung kann ich mir jeweils theoretisch dazu denken, wach wär’ ich dann ja schon mal…

Zwischen dem normalen Radau tagsüber und der nächtlichen Rumkobolzung gibt’s aber auch noch die Dämmerung, in der sich mitunter herzzerreißende, aber typische Szenen belauschen lassen. So wie vor ein paar Tagen zwischen Mutter und Kind:

„Los! Nach Hause!“

„Nee, noch nicht…“

„Doch, komm jetzt!“

„Gleich.“

„Ich will aber nach Hause.“

„Nur noch 5 Minuten…“

„Dann geh’ ich alleine!“

„Mir doch egal, ich bleib’ noch!“

„O.K. – Dann geh’ ich jetzt.“

„Du hast ja nicht mal’n Schlüssel…“

„Manno, ich will jetzt aber nach Hause. Ich hab’ auch riesigen Hunger!“

„Jaaahaaa! Gla-heich! Die Mami raucht jetzt noch in Ruhe ’n Kippchen und trinkt ihr Bier zuende, ja? Dann gehen wir nach Hause und ich koch uns was Schönes.“

Aktuelles "must-have": streichelzarte Gurkenhaut.

Gurke_in_a_bottleWenn ich meine mails abrufe, dann warten da auf der Startseite immer jede Menge News und fliegende Werbebildchen auf mich.

Soeben wurde mir dort ganz aufgeregt mitgeteilt, dass es jetzt ein neues Schmiermittel für Frauenhaut gibt, mit dem „frischen Duft nach Grünem Tee und Gurke!“ – Ja sowas.

Gerade neulich hab’ ich doch noch gelesen, dass Brüssel jetzt auch wieder krumme Salatgurken zulässt, was ich eigentlich sogar fast ein bisschen schade fand, denn die Festlegung des gerade noch so zugelassenen Krümmungsradius war immer so ein schönes Beispiel für die allgemeine Regulierungswut. Jetzt, das ist klar, bekommen wir natürlich eine unglaubliche Gurkenschwemme, weil die ganzen antiautoritär gewachsenen Dinger jetzt nicht mehr im Keller versteckt, sondern wieder mit ans Tageslicht gezerrt werden.

Und damit wir jetzt kein europaweites, ernsthaftes Massengurkenproblem bekommen, werden sich namhafte Wissenschaftler zu einer Art Krisengipfel getroffen haben, um zu beratschlagen, wohin damit: „Watt machen wir nu? Draußen türmen sich schon die Gurkenkisten bis an die Regenrinne, eine schnelle Lösung muss her!“

Rauschendes Bärtekratzen, „Hm! Hm!“-Gebrumm, verlegenes Füßescharren, Bleistift- gekaue. – Dann sticht ein Zeigefinger in die Luft.

„Sacht ma, Frauen mögen doch gern Gurken!“ – „Ja, die essen die auch andauernd, weil keine Kalorien und so…“ – „Mensch, genau! Und erst neulich habe ich wieder eine im TV gesehen, die hatte so eine Gurkenbrille auf.“ – „Na, dann jubeln wir die denen doch unter!“ – „Hervorragend! Wir rufen einfach einen zwingenden Gurkentrend aus! Ruf mal die Weiberblättchenredaktionen an! Wir brauchen so schnell wie möglich Fotostrecken: Gurke als Nackenrolle, Gurke als Brosche, Gurke als Türstopper, Gurke als Handtasche, Gurke als modisches Accessoire überhaupt!“ – „Super Plan!“ – „Und: ich hab’s! Aus den Krummgurken machen wir einfach die neue Aloe Vera!“ – „Genial!“ – „Die werden uns die Gurken geradezu aus der Hand fressen…“

Ein Hersteller ist natürlich schnell gefunden, die Gurkenquetschpresse wird schließlich saftig subventioniert, und schon gibt’s Hautpaste mit Gurkenaroma. Die Damen reiben sich fleißig damit ein und gehen hoffnungsfroh davon aus, dass es die Herren ganz gern mögen, wenn sie nach Sommersalat und freudloser Diät riechen. Nur, wenn einer auffällig viel Dilldressing im Gepäck hat, werden sie vorsichtig und machen lieber einen Bogen drum.

Also, ich bin ja zum Glück alt genug, nicht mehr jeden Trend mitmachen zu müssen und werde mir höchstvermutlich keinen Krummegurkensaft auf die Stelzen kleistern. Man weiß ja nun auch noch nix über die Nebenwirkungen.

Nachher sieht man nach zwei Wochen aus wie ein Fußballer, der nebenbei auch noch als Cowboy arbeitet…

Heftige Zerknirschung.

Ich habe hier gerade zwei Sachen am Laufen: erstens ist mir direkt wieder eingefallen, dass man, wenn man anfängt, Zwieback mit Marmelade zu essen, nicht einfach wieder aufhören kann.

Zweitens stelle ich fest, dass Radiohören sich ganz schlecht mit ebenjenem Zwieback- genuss verträgt, wenn man nicht will, dass die Nachbarn gleich rüberkommen. Soweit ich weiß, heißt Zwieback auf Englisch „rusk“, was ja nun wirklich deutlich onomatopoetischer ist als die deutsche Bezeichnung…

Komisch. – Hätt‘ ich mir eigentlich denken können.

Also, das mache ich jetzt aber bestimmt wirklich nie wieder! Obwohl ich das ja schon ganzganz oft gesagt habe und es dann natürlich doch immer wieder gemacht hab. Jetzt ist aber wirklich Schluss. Gestern war das letzte Mal.

Da habe ich mir nämlich ein Buch gekauft, das mir in verschiedenen Lieblingszeitschriften ganz überschwänglich als superduftes Debut empfohlen wurde. Saukomisch und flott ge- schrieben sollte es sein. Von wegen. Keine Ahnung, wieso die Autorin aufgrund dieses eher langweiligen und auch gar nicht mal witzigen Schreibens so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, dass sie innerhalb kürzester Zeit sogar zu einem Oscar als Drehbuch- autorin gekommen ist… – Oder doch, ich hab’ eine Ahnung: Es kommt nämlich Sex drin vor. Und da sind natürlich manche Leute gleich ganz aufgeregt, weil das ist ja diese eine „Sache, von der sie schon mal gehört“ haben. Und dann finden sie eben auch komisch, was eigentlich überhaupt nicht komisch ist, bloß weil sie die ganze Zeit wegen der „Stellen“ verschämt kichern müssen.

Also, manchmal bin ich echt müde. Von den happigen 17 Euro hätt’ ich mir lieber eine schöne, knisternde Schachtel Pralinen gekauft. Die macht viel mehr Spaß und wäre auch garantiert erotischer.

So sieht’s aus.

Dass ich mit meinem neuen Job nicht ganz glücklich bin, hat man mir hier wahrscheinlich schon angemerkt. Dass ich aber regelrecht unglücklich bin, gebe ich erst heute richtig zu. Ich fühl mich sogar fast ein bisschen wie eine Fliege auf Leimpapier.

Es könnte ein toller Job sein, die Aufgabe macht mir richtig Spaß, weil ich dort vieles anbringen kann, was ich in anderen Bereichen aufgesammelt habe. Ich muss Gruppen kompetent/witzig erklärend durch die Ausstellung führen, mich für die anschließende Verkostung in eine fixe Kaltmamsell verwandeln und zwischendrin den ganzen, vielen Bürokram machen. Meine Gäste sind mal fidele Landfrauen, mal Lions-Clubs. Mal die öligen Außendienstler mit ihren Kunden, mal Seminargäste, mal die Geschäftsführung mit wichtigen Besuchern.

Ich bestelle die ganze Ware, karre sie an, hüte den Verkauf, organisiere Veranstaltungen und bereite sie vor (und nach). Dann bin ich noch für das ganze Gebäude und seine Tech- nik zuständig und muss Handwerker koordinieren und wissen, wieso die Heizung mal wieder nicht zündet und warum die Beleuchtung neuerdings flackert. Zwischendrin stehe ich auf der Leiter und wechsle Spots aus, während ich vielleicht eine telefonische Anfrage entgegennehme oder mache die Abrechnung für die letzte Veranstaltung.

Die Details lasse ich jetzt mal weg.

Alles wäre schön, wenn ich das nicht mit der Kollegin machen müsste. Sie hat offiziell die Leitung der ganzen Klamotte inne, wir sind also zu zweit, und ich bin ihre „rechte Hand“. Ich bin da eigentlich gut drin, ich bin nämlich was ganz Seltenes: gern die Zweite.

Allerdings geht das nur so lange gut, wie ich jemanden unterstützen kann, der was auf dem Kasten hat und weiß, was er an mir hat. Oder sie. Leider ist meine Weisungsbefugte aber unfähig zur Teamarbeit, herzlich unorganisiert, dafür extrem hektisch, trickst sich überall durch und lässt sich liebend gern den Allerwertesten nachtragen. Dabei tut sie wahnsinnig herzlich und glaubt, man merkt nicht, wie sie ihre Schäfchen unterm Ellen- bogen durch ins Trockene winkt. Ehrlich gesagt, brauchte ich tatsächlich ein Weilchen, bis ich das alles so auseinanderkriegte, weil ich diese Form von „Zusammenarbeit“ überhaupt nicht kannte, arglos und hilfsbereit, wie ich bin. Und nachdem ich nun einige Monate dort bin, fassen andere Mitarbeiter Vertrauen zu mir und bestätigen mir, was ich schon lange ahne: Intrigen, Stuhlgesäge, und meine mitunter von Heulkrämpfen geschüt- telte Vorgängerinnen, die immer gegangen wurden, wenn’s irgendwo hakte.

Doof dazu, dass Madame mit der Oberchefin lose befreundet ist und die auch nur am Rande mitbekommt, was bei uns so los ist, denn wir sind relativ autark in unserem Gebäude.

Ich weiß, was ich leiste. Ich rackere 40 Std. in der Woche, und zwar so, dass ich abends umkippe. Schließlich arbeite ich nicht selten für Zwei, habe die ganze Organisation immer mit im Kopf. Ich glaube, dass auch die Oberchefin und die anderen Herrschaften der Geschäftsleitung inzwischen sehr zufrieden mit dem sind, was sie von mir mitbekommen. Leider ist das aber nicht wirklich viel. Wenn die wüssten, was sie alles nicht wissen! Aber ich kann (und will) ja schlecht hingehen und petzen. Und kündigen kann ich auch nicht, weil ich natürlich das Geld brauche, um die Verluste der letzten Jahre mal wieder aufzu- holen und zudem eine Förderung zurückgezahlt werden müsste, wenn der Vertrag (1 Jahr) nicht erfüllt wird.

Mein Plan ist nun, nach dem Urlaub (dann ist auch meine 6-monatige Probezeit rum) ein Gespräch mit der Oberchefin zu suchen und dann sehr gut vorbereitet zu sein. So viele sachliche Argumente wie nur möglich, Persönliches nur hauchdünn mal zwischen zwei Zeilen oder so. Eventuell weckt das mal Aufmerksamkeit und die Erkenntnis, dass es ja nicht immer ausschließlich an den „rechten Händen“ liegen kann, wenn was nicht läuft.

Und nebenbei studiere ich eben die Stellenanzeigen. Schade. Wirklich.

Alles Stulle.

Urlaub. Endlich.

Völlig erschöpft lagere ich auf dem Diwan, Naschkram in Reichweite, und lasse mich vom Fernseher belullen. Bericht von der Berliner Modewoche, die ulkigerweise „bread & butter“ heißt. Keine Ahnung, wieso. Alle dort sehen so aus, als würde sie außer Mineralwasser gar nichts mehr essen. Herr Becker, der angeblich ein Hobbymodist (nur eben ohne Hüte) ist, wird nach schweren Sünden der männlichen Klamottierung gefragt. Er überlegt.

Ich überlege auch. Wieso ist der Boris denn da neuerdings ein Fachmann? Ich meine mich nämlich ziemlich genau zu erinnern, ihn mal einem Ensemble mit Leopardenmuster gesehen zu haben. Oder war das der Kahn? Oder der Gottschalk? Ich habe aber garan- tiert mal wieder keine Ahnung, denn für mich ist das ohnehin alles eine Liga.

Bobbele hat fertig überlegt. Er meint, ganz schlimm sei, wenn der Gürtel nicht zu den Schuhen passt. „Genau!“ rufe ich, und: „Schrecklich! Man hat schon ganze Volksstäm- me deswegen aussterben sehen!“

Ach, fährt er unter Mühen fort, und wenn der Anzug zu klein sei. Oder auch zu groß.

„Oder gerade so eng, dass man damit noch über’n Allgemeinplatz stolpern kann, was Boris?“ schiebe ich hinterher.

Ansonsten fällt ihm aber nix ein.

Und das, das wundert mich nun widerum kein kleines bisschen…

Neulich mal auf dem Markt.

Ich kaufe zwei Schnitzel, denn es kommt lieber Besuch und ich habe versprochen, ein Abendessen aufzutischen, mit Spargel und lecker Soße und so.

„Darfs noch etwas sein?“, fragt die Verkäuferin.

„Nö, der Dritte am Tisch ist Vegetarier, da finde ich bei Ihnen ja nix für.“

Sie guckt ein bisschen konsterniert und antwortet: „Nee, da kann ich Ihnen nicht helfen!“

Nicht, dass ich Hilfe nötig gehabt hätte.

Dann rückt sie zögernd raus: „Eine Kollegin von mir ist auch Vegetarierin.“

„Echt?“, frage ich über die Steaks, Schnitzel und Schinken hinweg, „Das ist ja kurios! Wie kommt das denn?“

„Ja, sie hat wohl auch früher schon nicht viel Fleisch gegessen, und dann über die Jahre immer weniger. Jetzt nimmt sie nur noch für ihren Mann und den Sohn was mit…“

„Irre!“

„Ja, und wissen Sie was!?“, empört sie sich, „- Die Kunden sagen, wenn sie sie fragen, hat sie immer die besten Rezepte!“

Mücheln. Und endlich: der Stiefelettchenfund.

Mensch, hier ist schon wieder so viel los, dass ich kaum mal an die Tastatur drankomme. Aber ab nächster Woche hab’ ich erstmal Urlaub! – Obwohl, da hab’ ich mir auch schon wieder Einiges…

Jedenfalls, wo war ich?
Ach ja. Sternenhimmel.

Also wieder: Geschlafen, geschlafen, geschlafen. Sonntag.

(Prinzessin Juleikas Schlaf wurde wohl ein kleiiiiines bisschen durch einen sich nächtlich aus dem Regal neigenden und dann mit lautem Knall niedergehenden Folianten beein- flusst. Laut ihrer Aussage dahingehend, dass sie von der Waagerechten mirnixdirnix zum größeren Teil in die Senkrechte schoss.)

Der Sonntag beginnt mit einem turbulenten Frühstück im großen Mühlenraum, ein landen- des Flugzeug ist ja wohl nix dagegen… *g* Vielleicht hatte ich aber auch bloß Kater, da höre ich nämlich mitunter, wie sich Flöhe am Kopp kratzen. Anschließend gab’s noch mal eine Mühlenbesichtigung, weil ja noch nicht Alle alles gesehen hatten. Irgendwann danach mussten auch Ormuz und Einhardt mal zum Zug, also drückte und herzte man sich wie- der im Mühlengarten, streichelte noch mal schnell die Katz’ und winkte ein bisschen zum Abschied.

Zum Mittagessen sollte es zum Italiener gehen, also stromerten wir ein bisschen durch Mücheln, beguckten uns das Wasserschlösschen, verschafften uns Zutritt zum Kirchlein und versuchten, eventuell einen Fisch im absolut klaren Bach zu erkennen. Beim Italiener lief dann die dollste Musike, also wirklich. Ich war ja eigentlich froh, dass der schlimme Polypenmann nicht schon wieder sang, denn der wird bei der Erbauung jedes italieni- schen Lokals ja quasi immer gleich fest mit in die Musikanlage installiert. Aber hier hatte man einen Trick gefunden, stattdessen wilde Disco-Remixes von so bekannten Liedern wie „Felicitᓠund „Azurro“ abzuspielen. Gekrönt wurde das Ganze bloß noch durch die Aufmachung der Damentoilette, die rosa gestrichen und mit halbnackten Kalenderjungs behängt war, die sich wohl alle aus Versehen just in dem Moment den Hosenknopf ge- öffnet haben mussten, als der Fotograf das Bild machen wollte. Länger her, dass ich in einer war, aber ich kam mir ein bisschen vor wie in einer Jubeltrinen-Disco. (Also, solche Jubeltrinen, die auch schon mal Schnurrbart tragen.) Die liebe Juleika bestätigte mir diesen Eindruck kurz darauf unter breitem Grinsen. Die Besichtigung der Herrentoiletten haben wir uns übrigens für unseren nächsten Besuch aufgehoben.

Ich möchte unbedingt noch erwähnen, dass das Essen ganz prima war! Ich bin norma- lerweise Diejenige am Tisch, die am längsten braucht, aber die Lasagne war wirklich ruckzuck weggelöffelt. Ich glaube, ich war sogar schneller als Jules mit seiner Pizza Funghi, – das ist mir noch nie passiert!

Auf dem Rückweg zur Mühle dann, satt und zufrieden, lag plötzlich was mitten auf der Straße. Jemand sehr Kleines musste wohl sein Schuhwerk verloren haben. Vermutlich einer dieser berühmten ganz winzigen Müchelner Cowboys. Wir hatten ihn wohl knapp verpasst. Ein passendes Winzpferdchen war auch nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich war das Stiefelchen beim Galopp über die Straße einfach so abgefallen. Man kennt das ja.
Stiefelchen1

Und dann war’s plötzlich Nachmittag, Zeit zur Abreise. Am Müchelner Bahnhof spielten sich noch mal herzzerreißende Szenen ab, dann war sie mittenmal weg, die Jule. Gleich darauf wurde der Gastgeber noch mal gedrückt, herzlich bedankt & genötigt, einen baldi- gen Gegenbesuch zuzusagen. Lieber Jenne, auch hier noch mal: Vielen lieben Dank für Deine Gastfreundschaft, die sorgfältige Vorbereitung, die lebendigen Geschichten, die spektakulären Ausblicke, die Wortspiele, die Fürsorge und natürlich den Sternenhimmel.

Liebe Grüße, auch an die Mum & hoffentlich sehen wir uns bald wieder!