„Geschnitten oder am Stück?“

Heute Vormittag habe ich mal ein bisschen Zeit, denn man hat versucht, mir das feine lange Wochenende zu versauen, indem man mich für eine heutige Abendveranstaltung zum Dienst eingesetzt hat. Ich hab’ aber gleich gekontert und mir schön für Montag frei genommen, hehehe.

Deswegen kann ich jetzt hier sitzen, Birnen essend schreiben und Montag dann auch noch in die Stadt gehen, wenn die Geschäfte auch tatsächlich mal geöffnet haben (und dann nicht, wie samstags, bis unters Dach vollgestopft sind mit Leuten, die angeblich nur „mal gucken gehen“ wollen) und mir neue Brokate und Juwelen anschaffen. Eigentlich handelt es sich hierbei zwar eher um bequeme Schuhe, die ich natürlich für die Arbeit brauche, aber da denke ich lieber erst Dienstag wieder drüber nach. Und vielleicht finde ich ja auch noch ein hübsches Fähnchen für zwei Etagen drüber…

Hauptsache, ich seh’ nachher nicht so aus, wie die beiden erbarmungswürdigen Damen, die ich vorgestern in meinem Fernseher erleben musste. Die Sendung hieß tatsächlich, und da komme ich immer noch nicht drüber weg, „Extrem schön!“. Dass sich das wie ein Befehl liest, ist sicher kein Zufall. Zwei vermeintlich furchtbar hässliche Frauen werden aus ihren Leben rausgezerrt, an mehreren Baustellen operiert, getriezt, „gestylt“ und dann wie- der in ihre Familien zurückgespuckt. Leider sehen beide hinterher genau so aus wie die Stylistin der Sendung, Frau Carine Bartholomé, eine Friseurin aus München, die wohl für irgendwas berühmt ist. – Nein, stimmt nicht ganz: nur die eine, die andere Kandidatin sieht aus wie eine Mischung aus ihr und Amanda Lear. Aber Lila tragen müssen sie bei- de, da beißt die Maus keinen Faden ab. Lila getragen wird, zum Donnerwetter!

Ich konnte da ja kaum hingucken, war allerdings wohl zu schwach, die Knipse aus der Sofaritze zu kramen. Aber Laut geben konnte ich noch. Ich vermute, die Nachbarn denken jetzt, einer meiner Freundinnen geht es furchtbar, weil ich immerzu „Oh, Gott, die Arme!“ und „Oh nein, das nicht auch noch, bitte!“ gerufen hab’.

Besonders interessant fand ich aber die Reaktionen der Männer dieser beiden Kandida- tinnen. Der eine lechzte schon vor der Umformungsprozedur seiner Frau in die Kamera, dass es ja jetzt sicher bald richtigen Sex gäbe, wenn sie sich selbst nicht mehr so un- attraktiv fände. Der andere brütete während der Kontaktsperre gleich einen Heiratsantrag aus, damit ihm die jetzt Aufgehübschte nicht womöglich gleich mit einem passenden männlichen Pendant abhaut. Und was sagt sie dazu? „Der Antrag hat mich umgehauen. Und da bin ich glücklich von!“ – Na dann.

Weitere Sendungen muss ich mir nicht mehr angucken, denn ich weiß jetzt, worauf es im Leben so ankommt: So auszusehen, als hätte man eine Seriennummer unter der Fußsoh- le eingestanzt.

Na, das passt wenigstens auf einen kleinen Zettel.

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