Berlin.

Mein Bericht zum Weltbloggertreffen zockelt jetzt natürlich so’n bisschen hinter den an-
deren her, aber ich bin ja schließlich auch erst gestern Nachmittag aus Berlin zurück gekommen (und dann auch noch direkt weitergetrabt zu Freund M.s Geburtstag). Aber: Versprochen ist natürlich versprochen! Mit Fotos halte ich mich aber lieber zurück, das haben Andere schon gründlicher erledigt und meine sind eh’ nicht besonders geworden.

Also:

Erstmal ging’s ja am Donnerstag ab zum Bahnhof, wo ich Jules, meinen lieben Begleiter, aus dem einen Zug rauserwartete und in den anderen reinbegleitete. Und was soll ich sa-
gen: Keine zwei Stunden später waren schon alle Käsebrote verputzt und wir erreichten den Bahnhof Spandau. Das mit Spandau war ein kleiner Trick, denn von dort aus lässt sich’s prima mit der U-Bahn nach Kreuzberg fahren, ohne zwischendrin auszusteigen. In Kreuzberg wiederum wartete mein Vater schon darauf, uns in die kleine Behausung einer Bekannten zu begleiten, die hauptsächlich in Italien weilt und ihre Berliner Wohnung zum Glück nicht dorthin mitgenommen hat.

Zu dieser Wohnung könnte ich jetzt manches bemerken, beschränke mich aber darauf: Manche Hochbetten sind Vertrauen erweckend gebaut, andere nicht so. Dieses hier war quasi begleitet von weiteren Selfmade-Konstruktionen innerhalb der Wohnung, wie bei-
spielsweise einer Duschvorhangwinkelstange, die (um sie am Durchsacken zu hindern) mit einem langen Schlüpfergummiband an einem Wasserrohr befestigt war. Wie viel Erfolg dieser Bastelei beschieden war, kann sich jeder selber denken. Aber schließlich komme ich so wenigstens endlich mal dazu, die Wörter „Duschvorhangwinkelstange“ und „Schlüp-
fergummiband“ in einem Satz zu verwenden! Und werde in Zukunft sicher keine nassen Handtücher mehr über solcherlei Arrangement hängen.

Wir richteten uns also ein, und zum Donnerstag ist dann eigentlich nichts weiter zu sagen, außer, dass wir noch ziemlich leckere Pizza an der Gneisenaustraße aßen. (Die Adresse rücke ich auf Anfrage gern heraus.)

Der Freitag begann mit einer Brückenfahrt. Diese Bezeichnung ist jetzt ein bisschen irre-
führend, denn die Brücken fuhren ja nun kein bisschen, sondern wir. Und zwar auf einem Schiffchen und unter den Brücken durch. Wer mal nach Berlin kommt, sollte das ruhig mal machen, weil’s einfach schön ist und man die Stadt aus einer sehr sympathischen Perspektive kennen lernt. Da ich das schon öfter gemacht habe, bekomme ich einen Son-
derservice: ein Freund meines Vaters lebt in einem schicken Haus am Landwehrkanal und wird per Handtelefon zum Winken auf seinen Balkon komplimentiert, wo er dann jedes Mal wahlweise Hüte, Schiffsflaggen oder sogar beides schwenkt. So auch diesmal…

Spreeufer_Baumschnitt

Nachmittags machten wir uns dann allmählich auf den Weg zu mokono. Dass der Fuß-
weg dorthin doch ziemlich lang war, merkten wir erst unterwegs, denn natürlich ist das blog.de-Office immer genau am anderen Ende der Oranienstraße untergebracht. Und weil das Wetter so schön war, hatten wir an Mantel und dickem Zeug nicht gespart und kamen sozusagen gar an.

Brominen_zum_Mitnehmen Eine ziemlich ulkige Situation übri-
gens, einen Raum zu betreten, in dem sich Leute aufhalten, die man „kennt“, aber man weiß noch nicht recht, wen, weil man sie vielleicht nicht erkennt. Ich hatte mir darum Erkennungsmaterial erstellt, nämlich einen dicken Anheftebutton mit mei-
nem Avatarfoto und kleine, leckere Schokotäfelchen, mit denen ich mich beliebt zu machen hoffte.

Das allgemeine Prozedere allerdings war, noch Unbekannte einfach am Ärmel zu zupfen und dann zu fragen: “Wer bist’n Du?“ Bei Einigen war das nicht mal nötig, da sie einwandfrei und ohne Zupferei als sie selbst zu erkennen waren.

Am verblüffendsten ergings mir jedoch mit einem jeansbejackten Herrn, der plötzlich ums Eck geschlendert kam und in mir sofort den Gedanken freisetzte: „Dat is’ der KaterMurr!“ Und er tat mir freundlich den Gefallen und war’s auch prompt.

Soll ich denn hier jetzt wirklich aufzählen, wen ich nun noch alles kennen gelernt habe? Nachher vergesse ich in meiner Schusseligkeit jemanden und der oder die weint dann dicke Tränen und ich bin nicht in der Nähe, um mit tröstender Schokolade auszuhelfen!

Na gut, ich versuch’s mal: Da war der Richard/Sansibar (der leider nur Freitagabend kurz vorbeischauen konnte), Prinz Rupi (der fast den ganzen Abend als Interviewer in seiner Loge zubrachte und sich erst später unter’s Volk mischte), BlackLily (mit der ich dann mal freudig anstoßen konnte, wenn auch mit dem falschen Bier *zwinker*), KaterMurr (der wirklich genauso war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte), ein Bohnenzähler (der mit ein unmögliches Versprechen abnahm und zum Tausch eine Handvoll Bohnen schenkte, die aber leider keine Kakaobohnen waren), Orphelins (die ein erfrischendes Lachen und ihren Gatten mitbrachte), Caramellino (der trockene Kommentare und seine Gattin dabei hatte), die Töpferschnecke mit Mann Repuhan und Sohn Lordkev, die freundliche Mondelfe, zwei Paparazzi namens Teddykrieger und Lichtundschatten, ferner ein Großteil des Blog.de-Teams und vieleviele Andere, deren Hände ich geschüttelt habe. Ich hoffe, ich hab’ jetzt niemanden ausgelassen… – Und wenn ich jetzt noch aufzählen würde, wen ich da alles schmerzlich vermisst habe…!

Es war jedenfalls ein Abend in aufgekratzter Stimmung, der später in einer Bar namens „Würgeengel“ endete. „BAR“ bedeutet zweierlei: dass man zwar erstens was zu Essen von der Karte bestellen kann, es aber eine Stunde dauert, bis sie es bringen (laut Aus-
kunft der resoluten Tablettbiene), und dass man zweitens dort kein Alster bekommt (weil in Bars eventuell Brauseverbot herrscht?). Übrigens bekommt man zur Minestrone auch keinen Löffel und muss auf Tischnachbarn hoffen, die ihren Spaghettilöffel opfern. Es wur-
de jedenfalls ganz schön spät, bis uns der exzellente Fahrdienst (Danke, lieber Rupi!) wieder in unserer Straße absetzte.

Am Samstagmittag ging’s dann ja gleich weiter mit dem Treffen am Neuen See, wo die Pizza groß und die Sonne warm schien. Es wurde freundlich geplaudert und irgendwie hatten sich wohl auch schon die Gruppen gefunden und nicht mal das Ruderbootrennen vermochte da eine gewisse Auflösung bzw. Neumischung zu bewirken, was ich irgendwie ein bisschen schade fand.

Bootsrennen

Nun, da wir voller Eindrücke waren und uns gerne vor Rupis Lesung noch ein Weilchen ausruhen wollten, machten wir uns mit KaterMurr im Schlepptau auf den Weg (auf dem sich prächtige Berliner Kastanien fanden, so dass ich jetzt derer zwei habe. Danke, lieber Murr!). Dass wir unterwegs wieder Durst bekamen, und noch ein Stündchen in einem wei-
teren Biergarten hängen blieben, dafür kann ich nüscht. Berlin scheint eine Durststadt zu sein. Ich hatte tatsächlich von Donnerstagnachmittag bis Montagvormittag fast ununter-
brochen Durst. Und das, obwohl ich sogar Getränke zu mir nahm! (Das schreib
e ich mal lieber dazu, nur falls jemand meint, mir einen prima Tipp gegen Durst geben zu wollen.)

Am Abend fanden wir uns dann natürlich in der Alten Post ein, wo Rupi, von seinen beiden Kumpels Waldorf und Statler flankiert, einige seiner vergnüglichen Texte vorlas und das Vorgelesene durch ausdrucksvolle Gestik, rasend schnelle, mit bloßen Auge kaum wahr-
nehmbare Kostümwechsel und den Einsatz gefährlicher Tiere und Kekse noch unterstrich. Leider sind die Fotos indiskutabel, aber: schee war’s!

Und für mich gleichzeitig die Abschlussveranstaltung des Bloggertreffens, denn der Sonn-
tag sollte doch meinem Vater gehören, der uns dann gleich vormittags auf eine kleine Rundreise nach Tempelhof und anschließend zum ausnahmsweise geöffneten Fahrzeug-
depot des Technischen Museums ausführte, wo ich hauptsächlich (und leider zum großen Teil vergebens) versuchte, alte Schilder zu knipsen, während das liebe Väterchen mir einen minutiösen Bericht über sämtliche Straßenbahnfahrten seiner Kindheit lieferte.

Ich kann Euch sagen, mir schwirrte von all‘ dem nur so der Kopf! Eigentlich habe ich in Berlin jedes Mal das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, um alles zu sehen und alle Lieben zu treffen, die ich dort habe. Aber diesmal kam ich mit der Verarbeitung der ganzen Ein-
drücke wirklich nicht richtig hinterher. Da summt’s und brummt’s eigentlich noch immer im Oberstübchen.

Zum Glück hab‘ ich noch ein paar Schokotäfelchen übrig und kann mich damit nachher in meine duschvorhangstangenlose Badewanne legen…

Total schweres Rätsel für NetRat + „Wir sehen uns in Berlin!“

Bin auf’m Sprung. Gleich geht’s zum Bahnhof und dann ab nach Berlin. Mein Väterchen ruft mich schon den ganzen Morgen an und meint, ich solle mich innerlich wappnen, in Berlin sei plötzlich alles Mögliche los, der Marathon und so. Die Stadt sei voll bis obenhin und ich soll unbedingt dieunddie Bahn nehmen und bloß nicht verloren gehen! Vor lauter Aufregung hat er schon Magenschmerzen, dabei muss er doch eigentlich nur warten, bis ich ankomme. Und das werd’ ich auch bestimmt, schließlich freu’ ich mich nicht nur auf ihn, sondern bin auch ordentlich neugierig auf das Weltbloggertreffen.

Bevor ich aber fahre, lasse ich noch eine kleine Gucksportaufgabe für HikE da, nämlich: Finde das Federvieh auf diesem Bildchen…  (*g* – Nein, ich hab’s immer noch nicht vergessen!)

Raetsel_fuer_HikE

Bellissima…

Isch glaub’, isch dreh‘ langsam dorsch. – Huch! Was macht’n der Fisch jetzt hier, es geht doch eigentlich um einen Hund!?

Genau. Um einen Hund. Vorgestern stand ich nämlich im Badezimmer und hörte plötzlich einen kleinen Hund bellen, der meines Wissens ca. 400 Kilometer weit weg ist. So laut bellt aber eigentlich kein Hund, dass man den noch so weit hört. Es war reine Einbildung.

Ich selber war nämlich vorletzte Woche ungefähr 400 Kilometer weit weg, und da hörte ich den Hund ganz deutlich, denn er wohnt im Haus neben dem meines Gastgebers. Das Haus ist quasi direkt an sein Badezimmer drangebaut, könnte man sagen. Und in dem Haus sitzt eben jener kleine Kläffer den ganzen Tag auf einer der Fensterbänke und bellt die Fensterscheibe und vorbeiwehende Zettelchen und Passanten an. Oder die Luft. Man weißes nich.

Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass er auch jedes Mal mitkriegte, wenn ich z.B. im Badezimmer mein Handtuch wieder auf den Haken hängte, weil er dann direkt anfing, die Welt eifrigst vor gefährlichen, eben aufgehakten Handtüchern zu warnen. Also, da traut man sich ja kaum noch, die kleinste Bewegung zu machen und steht dann da, mit dem Handtuch am ausgestreckten Arm. Irgendwann brachte mich das dazu, aus lauter Daffke einfach mal zurück zu kläffen, schon allein, weil sowas im Bad auch prima hallt. Jetzt wurde das Vieh aber richtig lebendig und wäre da eine Pfanne in der Nähe gewesen, – ich weiß ja nicht… Das ging ein Weilchen hin und her und dann dachte ich mal wieder diesen Gedanken, den ich ab und zu mal spontan denke, nämlich: Was mache ich hier eigent-
lich?
Wieso stehe ich in einem Badezimmer und kläffe? Ich hab’ das aber lieber doch nicht zuende gedacht, sondern mir die Zähne geputzt.

Jedenfalls scheint der Hund mich jetzt irgendwie zu verfolgen. Mit im Zug saß er aber nicht, das wäre mir sicher aufgefallen (und den anderen Reisenden auch). Ich hab‘ ihn vorgestern trotzdem wirklich deutlich gehört, und zwar genau so, als kläffe er im Nachbar-
haus neben meinem Badezimmer. Dabei ist da gar kein Nachbarhaus, sondern höchsten ein Treppenhaus dran. Und in meiner Nachbarschaft gibt’s zwar auch ’nen Kläffer, aber der klingt ganz anders. Er wird besonders gern um die Mittagszeit in den Hinterhof entlassen, wo er sich dann mal ordentlich ausspricht. Meistens am Wochenende, wenn man die Ge-
legenheit hätte, sich mittags ein bisschen hinzulegen. Wahrscheinlich möchten das die Hundehalter auch gern und sind froh, dass das Gebell draußen ein bisschen leiser ist als drinnen.

Ich glaube jetzt übrigens, dass es immer und überall einen kleinen, aufgeregten Hund in Hörweite gibt. Das ist sicher auch in den Grundbüchern eingetragen. Also, wo nun der nächste Hund postiert ist, so zur Orientierung für die Anwohner, und damit auch ja nie-
mand leer ausgeht. Und diese Hunde werden vermutlich irgendwie von der Grundsteuer mitfinanziert. Doch, doch. Da bin ich mir inzwischen ziemlich sicher. Und e-ven-tu-ell steht im Grundbuch sogar auch was über Hunde drin, die es fertigbringen, nur im eigenen Kopf zu bellen…

 

Kastanienbewegung 2008/2009

Ja, da guckt man einmal nicht hin, schon ist wieder Herbst.

Vor einer guten Woche saß ich doch noch im dünnen Leibchen an einem schönen Quell-
bach und konnte mir einbilden, es sei noch sommerlich! Naja, wären da nicht die Vögel gewesen, die mich von oben aus dem Holunderbaum kräftig mit reifen Beeren bewarfen. (Übrigens nur mich. Mein lieber Begleiter, der ja direkt neben mir saß, blieb merkwürdi-
gerweise verschont. Also, meine Hose sah vielleicht aus!)

Kastanie_08_1

Und einen Tag später finde ich meine erste Kastanie.

Ein spezieller Moment für mich, jedes Jahr. Das Zeichen, dass der
Zenith eines Jah-
res wieder mal
endgültig über-
schritten ist
und ich mich
verabschieden
muss von Wärme,
Wachsen und Blühen.
Das Grün vergilbt und ver-
schwindet, das Wetter wird zugig, matschig und trübe. Das Licht geht…  – Ja, ich hör‘ ja schon auf! Natürlich gibt’s auch schöne Herbsttage, jaja. Bunte Blätterpracht. Klare Luft. Pfff. Und dann der Winter! Gemütlich und so. Kaminfeuer. Weihnachten. Romantische Schneelandschaften, – ach, geh’ mir weg! Ich hab’s eben doch lieber bunt, piepend und werdend. Diese ganze Vergeherei macht mich nun mal melancholisch.

Also habe ich mir vor Jahren einen persönlichen Brauch gebastelt: ich stecke die erste gefundene Kastanie in die Jackentasche; – wenigstens sie hat es in den nächsten Mona-
ten warm und wird zwischen Jacken- und Manteltaschen hin- und herwandern, denn ohne sie gehe ich nicht raus. Wenn ich dann draußen im Ungemütlichen unterwegs bin, taste ich oft mit den Fingerspitzen nach ihr, damit sie mich daran erinnert, dass die Natur ja irgendwann mal wieder aufwachen muss. Das tröstet mich dann ein bisschen. Je leichter und knautschiger sie wird, desto näher kommt der Frühling. Und wenn ich nach Monaten endlich wieder die erste aufgehende Blattknospe sehe, dann hole ich die angeknitterte Taschenbewohnerin raus, bedanke mich noch mal freundlich für ihre Hilfe, und werfe sie so weit von mir fort wie ich kann… Wieder mal geschafft!

Und offenbar bin ich nicht die Einzige, die ein bisschen Kalte-Jahreszeiten-Trost ganz gut gebrauchen kann, denn als ich im letzten Jahr darüber schrieb, haben sich spontan Einige diesem Brauch angeschlossen, so dass eine hübsche kleine „Kastanienbewegung“ ent-
standen ist. Zu wissen, dass nicht nur in meiner Tasche so ein kleines Knubbelding liegt, war natürlich gleich noch mal tröstlicher. Und im März haben wir unsere Kastanien dann sogar gemeinsam (jeder natürlich an seinem Ort) geworfen und damit den Winter beendet. Jaha, das waren nämlich wir!

Also rufe ich hiermit zur diesjährigen Kastanienbewegung auf!

Findet Eure Begleiterin und lasst sie in Eure Tasche einziehen! (Wer vorher noch ein Foto davon macht und es bloggt, macht mir übrigens eine Freude. *zwinkerzwinker!*) Und im Frühjahr verabreden wir uns dann wieder zum großen, internationalen Kastanienwurf. Es kann eigentlich diesmal nicht lange dauern bis dahin, denn meine diesjährige Kastanie ist sehrsehr zierlich (kaum größer als ein Centstück). War eben die erste, die mir begegnete.

Und ich behaupte jetzt einfach mal, das deutet vielleicht könntedochsein manweißesnich eventuell auf einen kurzen Winter…?

Bier und Hartz-IV

Neulich haben offenbar zwei Herren der TU in Chemnitz ausgerechnet, dass der Hartz-IV-
Satz fast dreimal so hoch ist, wie er eigentlich notwendigerweise sein müsste. Statt wie bisher 351,- Euro würden 132,- Euro demnach völlig ausreichen. Davon wiederum wären 68,- Euro (immerhin ja mehr als die Hälfte) für Lebensmittel veranschlagt. Im Monat. Ich schreibe das nur noch mal eben dazu, obwohl natürlich jedem von uns ganz klar ist, dass 68,- Euro im Monat sogar dicke ausreichen! Wer braucht denn schon mehr? Also, ich kenne zwar Leute persönlich, die auch schon mal 70,- Euro im Monat für Essen raustun, aber das sind auch echte Fresser.

Übrigens ist dieser neu errechnete, fiktive Satz für einen Mann von 1,70m Größe und 70kg Körpermasse ausgerechnet. Ob das der deutsche Durchschnittsmann ist, oder ob er bei diesen Längen- und Breitenmaßen zwangsläufig stehen bleiben muss, wenn er sich von Hartz-IV ernähren muss, bleibt offen…

Der Staat haut also für quasi überflüssiges Gesellschaftsmaterial jede Menge Piepen raus, die er sicher klüger anlegen könnte. Für neue Studien oder so.

Noch ein Beispiel: Ein Wintermantel dürfte laut Chemnitzer Rechnung 9,- Euro kosten. So ein teurer Mantel hält dann sicher auch ein paar Jahre und wärmt schön, wenn man von dem einen geheizten Zimmer, das pro Wohnung kostenmäßig zugestanden wird, mal in ein anderes gegangen werden muss.

Ach, und Zigaretten und Alkohol sind im Satz nicht enthalten. Darauf muss natürlich spe-
ziell hingewiesen werden, denn man weiß: Hartz-IV-ler ernähren sich ja bekanntlich von nichts Anderem. Und dabei ist gerade Alkohol ein ganz schreckliches Zeug! Zum Glück ist es nicht in den guten Rotweinen und Whiskeys enthalten, die sich diese Ökonomen jederzeit aus ihrem Vorrat gönnen können. In Dosenbier hingegen schon, aber Dosenbier ist ja auch potthässlich, das will ohnehin niemand sehen.

Schade, denn wozu reimt sich sonst „Bier“ auf „Hartz-IV“? Dieser Reim ist seit Einführung des neuen Arbeitslosengeldes II schon vielfach bis über den Würgereiz hinaus verwendet worden, aber er liegt eben so vermeintlich nah, dass man schon fast draufsteht. Und dann kann man ihn auch gleich verwenden. Machen doch sowieso alle. Wen kümmert’s schon, wenn auf die Arbeitsloser noch draufpolemisiert wird, die wehren sich ja doch nicht. Ich vermute eigentlich, dass der Alkoholkonsum von Alg II-Empfängern im Durchschnitt gar nicht höher ist als der von Professoren. Höher ist dabei nur der Fuselalkoholanteil, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Als das neue Arbeitslosengeld eingeführt wurde, habe ich, ehrlich gesagt, ganz fest damit gerechnet, das mindestens einmal pro Woche irgendein Arge-Mitarbeiter von einem Ver-
zweifelten als Geisel genommen oder sonstwie bedroht wird, und heftigste Tumulte in den „Kunden“centern ausbrechen. Nix passierte. Die Metamorphose zur Schafherde ist in vol-
lem Gange, wie’s aussieht. Die da oben. Wir doch egal.

Vor Tagen habe ich (auf Umwegen über’s Teppichhaus Trithemius) die Aussage einer Berliner Sozialsenatorin (Heidi Knake-Werner, Die Linke) gelesen. Sie meinte: 

 „Ich halte es grundsätzlich für schwierig, wenn wohlhabende Menschen Menschen mit geringem Einkommen etwas vorrechnen.“

Das unterschreibe ich sofort! Auch Versuche Gutsituierter, mal einen Monat mit Alg II auszukommen, halte ich für Humbug. Ein solches Experiment ist doch erst ab einer Lauf-
zeit von einem Jahr in einer entsprechenden Wohnung und in entsprechendem Umfeld sinnvoll. Und vielleicht dazu noch: ohne das Wissen, wann dieser Zustand sich wieder abändert. Und wenn dann die Waschmaschine kaputtgeht, man Medikamente braucht und die Stromnachzahlung zu leisten ist…

Keine Sorge, da bleibt auch so schon kein Geld mehr für Hartz-IV-Bier, und wenn sich’s noch so schön reimt.

Hurra, wir leben noch!

Tun wir doch, oder?
– Hallo?!? Sind wir noch da?

In der Eck-Bäckerei gibt’s übrigens immer noch keine „Beschleunigungsteilchen“, das wundert mich jetzt aber schon. Die Bäcker sind doch sonst bei jedem Ereignis sofort dabei! Da müsste es doch längst „LaugenbreCERN“ und „Schwarze Löcher“ mit Mohn-
füllung geben…

Gestern im Fernsehen wurde mir zufällig gleich zweimal hintereinander erklärt, dass die Herrschaften vom CERN vor ungefähr so zwei-dreihundert Jahren das Internet erfunden haben. Also, das wusste ich sogar schon! Was ich nicht wusste, ist, dass das bedeutet, dass sie jetzt immer alles dürfen. Sogar Weltuntergänge. Schon doll. Der Zusammenhang ist mir bisher nicht ganz klar, aber das liegt sicher an mir, und ich überlege jetzt natürlich die ganze Zeit, ob ich nicht (außer dem dehydriertem Wasser) auch schon mal was irre Gemeingebräuchliches erfunden habe. Dann dürfte ich nämlich ganz bestimmt auch mal einfach so rumfuhrwerken wie’s mir frommt, ohne auch nur ungefähr zu wissen, was nach-
her dabei rauskommt. Oder reinkommt. Oder aufgeschluckt wird.

Einige NichtCERNer fragen sich ja wohl, wozu diese armen Teilchen überhaupt so aufein-
ander gehetzt werden müssen, und was das dann für die Allgemeinheit eigentlich bringen soll. – Einen göttlichen Funken? Naja, falls mal der Strom ausfällt… – Oder praktische schwarze Minilöcher zum Mitnehmen, für den Vorgarten, in die man seinen Hausmüll schmeißen kann, damit er ganz fix nach Alpha Centauri oder Wattweißichwohin wegge-
rüsselt wird? 

Also, ehrlich gesagt, ich verstehe ja das Meiste, was wir bisher schon so an Technologie haben, noch immer nicht und hätte da vielleicht erstmal Aufholbedarf. Vielleicht könnten die Damen und Herren Forscher ja noch ein bisschen abwarten, bis wir Unforschen die ganzen Gebrauchsanweisungen und Bedienungsheftchen für z.B. Lotuseffekt, Quarks und Mikrowellen endlich durch haben, bevor da weiter vorausgeforscht wird.

Toll find’ ich auch, dass die CERN-Wissenschaftler eigentlich nur gewinnen können. Das muss doch wirklich ein super Gefühl sein: Entweder haben sie den Erfolg, den sie sich ausgerechnet haben, wobei wirklich alles harmlos bleibt. Oder es macht eben leise „Puff!“ oder meinetwegen auch „Twäng!“ und niemand fragt mehr nach, wer eigentlich eben noch welchen Stecker wo reingefieselt hat.

Diese Berechnungssachen sind mir übrigens eh’ alle suspekt. Statistiken, puh, und dann noch Wahrscheinlichkeits- und Risikoberechnung… Meiner Meinung nach ist das alles ohnehin völlig wurscht. Entweder passiert was, oder es passiert eben nix. Hinterher zu gucken, ob die Wahrscheinlichkeit dafür bei 0,00000001 Promille gelegen hat, kann aber sicher ein hübsches Hobby sein.

Ach so, und dann wurde gestern im Fernsehen auch noch gemutmaßt, die Stromkosten für den Beschleuniger lägen so bei ca. 19 Millionen Euro im Jahr. Der danach gefragte Forschungsmann lächelte aber nur amüsiert und meinte, das fiele nicht sehr ins Gewicht, denn man bekäme für so ein Jahr schließlich einen Etat von 1.000 Millionen. Das find’ ich jetzt aber nur konsequent, man muss ja schließlich nicht nur den Strom bezahlen, son-
dern auch die Miete, die Nebenkosten, Telefon und die Müllabfuhr. Und leben muss man schließlich auch noch von Irgendwas.

Also, aber nur, wenn man dann noch da ist; – sonst wär’s natürlich Quatsch.

Radiologischer Getränkeverzehr.

Die Briten trinken zuviel. Beziehungsweise: Die Briten schlucken ganz schön was weg. Also jedenfalls, ziemlich viele von denen. Und offenbar wird schon lange versucht, raus-
zukriegen, wieso eigentlich. Die naheliegendste Erklärung für Allesmögliche scheint auch in England das Wetter zu sein. Wetter gibt’s schließlich immer irgendwie und das wehrt sich auch nicht. Ich kenn’ das selber gut. Wenn ich wieder mal total schlapp bin, miese Laune hab’, mir nix richtig schmeckt, das Fahrrad kaputt ist, der Laden zu hat, dann liegt das auch sofort am Wetter. Wenn es also immerzu regnet oder kühl ist, kann das natür-
lich genauso gut ein prima Grund zum Saufen sein.

Dann müsste die Saufhauptstadt Deutschlands doch eigentlich Hamburg sein, oder? Man hört doch immer, das Wetter sei dort so londonerisch. Als Saufhauptstadt Deutschlands hätte ich in einem Einbürgerungstest jetzt aber spontan eher München angegeben, denn wann immer ein Münchner im Fernseher zu sehen ist, hat er einen dicken hässlichen Glasklumpen in der Faust, der aussieht, als hätte man ihn eben aus lauter kleinen Lego-
glasbausteinen zusammengesteckt. Und da sind dann doch immer so 2-3 Liter Bier drin. (Außer vielleicht beim, äh…, wie heißt der, äh…, noch, der, der… Der hat doch angeblich immer Kamillentee da drin. Der mit dem Bahnhof.)

Die Hamburger hingegen sieht man erstens viel seltener im Fernsehen, aber zweitens: wenn, dann haben sie meistens die Hände frei. Das scheint ihnen aber gar nichts auszu-
machen, sie fangen trotzdem nicht an, wild mit den Armen herumzuschlenkern oder in die Kamera zu winken. Ich wette, Hamburger sieht man, genauso wie alle anderen Städter, eher mit Bier in der Hand, wenn die Sonne scheint, weil sie sich so freuen, dass es mal kurz nicht regnet. Das wird dann bestimmt gleich gefeiert und so.

Das Wetter finde ich also als Grund nicht ganz ausreichend. Da hat ja sicher auch jeder eine andere Zielsetzung. Der Eine trinkt, weil’s regnet, der Andere, weil’s sonnig ist. Und wer nicht so viel trinken möchte, tut’s eben vielleicht nur bei Nebel. Mir persönlich ist das Wetter sogar ganz egal. Ich trinke Bier, weil’s (wie gestern) gut zum Curry passt, weil ich mehr Platz im Kühlschrank brauche, weil ich die Flasche leer hübscher finde als voll (zu schwer, auch!) oder als Vase brauche, weil der Nachbar Gitarre spielt, weil ich mir endlich auch mal einen Bierbauch wachsen lassen will, weil die Bierindustrie sonst womöglich ihre Schergen vorbeischickt, weil dann die Stimmen in meinem Kopf endlich verstummen und noch gegen den Weltfrieden. Und Durst.

Aber es ging ja nicht um mich, sondern um die Briten. Wer gedacht hat, die trinken bloß soviel, weil die Kneipen so früh schließen, musste sich ja inzwischen schon eines Besse-
ren belehrt fühlen. Denn mittlerweile haben die Kneipen dort endlich länger auf, und die Briten trinken direkt weiter. Kommt mir, ehrlich gesagt, auch ein bisschen logisch vor…

Der wahre Grund fürs englische Saufen ist nun aber enttarnt:

Britisches_Saufradio

Übrigens stelle ich mir gerade vor, was es wohl für eine schöne Welle gäbe, wenn nun alle Briten ihre Radios auf Verabredung gleichzeitig von der Insel schubsen würden…