Recht so!

Weltuntergang_nee

Das finde ich sehr vernünftig von den Herren da in Strassburg! Schließlich, wenn die Welt am 10. September vorhat, in einem schwarzen Loch unterzugehen, weil da in Genf immer-
zu Teilchen wie verrückt herumbeschleunigt werden (wieso eigentlich muss ich in diesem Zusammenhang andauernd an Marzipan- und Apfelfüllungen denken?), dann ist das doch ihr gutes Recht. Da können noch so viele Besorgte gegen die Experimente klagen, lange genug ausgehalten hat sie uns schließlich jetzt. Wenn ich solche anstrengenden Bewoh-
ner auf der Pelle hätte, würd‘ ich ein gepflegtes Untertauchen durchaus ebenfalls erwägen.

Aber ich bin ja keine Welt. Oder höchstens eine kleine.

Und diese kleine Welt hat seit Tagen Aua an der rechten Hand, weswegen sie zurzeit möglichst alles mit links macht (gut, dass Tastaturen dieses wacklige Geeier nicht um-
setzen, sonst wäre das hier kaum lesbar) und mit dem Bloggen für ein Weilchen ein bisschen kürzer tritt. Es wird aber schon besser; das nur zur Beruhigung.

Die Ohren hingegen funktionieren nach wie vor prächtig, und so konnte ich gestern beim Blumengießen mal wieder was Hübsches vom Spielplatz gegenüber hören. Fragt ein Jun-
ge einen anderen: „Was meinste? Welche Achterbahn braucht mehr Schwung: Colossos oder…, oder…, äh, oder… – Also, Colossos oder irgendeine andere?!?

Willkommen, KaterMurr!

Vor gerade mal drei Wochen hat er sich blog.de zu seinem neuen Revier erkoren und nun tappt das kluge Tier munter von Blog zu Blog, fein gemaunzte Kommentare hinterlassend, mal schnurrend, mal murrend, mal Köpfchen gebend.

Schön, Dich jetzt mit dabei zu haben… – Herzlich Willkommen, lieber KaterMurr!

Und zwischendrin, zu Deiner Stärkung, dieses hier:

Kater_Murr_Willkommen

Lieben Gruß von der alten Schrulle! *g*

Gerüsthusten, Herr Dokter.

Vermutlich der letzte Arbeitsplatz, an dem inzwischen noch kräftig geraucht werden darf:

Räucherwerk1Räucherwerk2
weiss
weiss

Gerne hätte ich die fleißig schmeukenden
Arbeitskräfte mit auf’s Bild gekriegt, aber die Kamera war leider ein Stückchen zu kurz. In dem Nebel hätte man ja eh‘ nix gesehen…

Als Bewohner eines solchen Hauses mit renovierungsbedürftiger Fassade würde ich je-
denfalls vorsichtshalber die Fenster immer schön geschlossen halten, um keine schwere Rauchvergiftung zu riskieren. Und um rauszukriegen, wie das Wetter draußen so ist, kann man ja schließlich auch ins Internet gucken.

Klassik-Picknick

K-Picknick_Wiese

Ich hatte ja versprochen, ein bisschen vom sonntäglichen Klassik-Picknick zu berichten, dabei wäre ich beinahe gar nicht hingegangen… Weil nämlich niemand mitkommen konn-
te oder wollte: Freundin T. ist im Urlaub, der liebste Besucher meilenweit entfernt, Freund M. musste arbeiten, Freundin M. das neue Winzkind hüten, Freundin S. hatte schlichtweg keine Lust und Freundin V. schon was anderes vor. Und so alleine? Hm.

Nachdem ich aber den ganzen Sonntagvormittag an meinem Beitrag zum Ohrwurm-Bash-
ing
gebastelt hatte, wurde ich immer unruhiger, bis ich endlich in die Dusche sprang, in irgendwelche Klamotten stieg (-nein, halt: erst hab‘ ich natürlich die Dusche vorher wieder abgemacht), mir einzweidrei Köstlichkeiten einpackte, mir eine Unterlage, meine Kamera und mein Notizbüchlein griff und lossauste. Unterwegs fiel mir ein, dass ich mir weder ei-
ne Gabel für die Shrimps in Aioli, noch eine Serviette eingesteckt hatte. Ich würde also meine Shrimps mit dem Messer essen müssen, ohne dabei zu kleckern. Das machte aber nix, denn die Avocado, die es eigentlich dazu geben sollte, lag auch noch gemütlich auf dem Küchentisch…

K-Picknick_StühleMit (eigentlich ja wie üblich) raushängender Zunge kam ich gerade noch rechtzeitig an, – eben sollte es losgehen. Ich fand einen Platz hinter einer Klappstuhlrunde, die in ihrer Mitte eine feine weiße Tischdecke auf dem Rasen platziert hatte. Auf der Tischdecke lag sogar ein Blumenkranz als „Tischdekoration“, umge-
ben von Käsekuchen und leckeren Teilchen.

Leider fehlt mir die nötige kriminelle Energie, denn als die Musik einsetzte, schlossen alle in der Runde die Augen, und ich dachte wirklich kurz daran, unter den Stühlen durch zu greifen und mir so ein Stück von dem Käsekuchen zu schnappen. Der sah nämlich perfekt fluffig und sehr, sehr  lecker aus! Ich bin eine verdammte Schissbutze.

Jemand in meiner Nähe hatte ein schlimmes, süßliches 80er-Jahre-Parfum aufgelegt, da ver-
ging mir der Kuchenappetit aber ohnehin sofort wieder. Ich konzentrierte mich also lieber auf die Geräusche. Wunderbare Musik (zuerst etwas aus dem „Harry Potter“-Soundtrack), eine Mutter („Johannes! Johannes, lass’ das da liegen!“), Bäumerauschen, ein richtig Schlauer mit Handy („…ich bin jetzt hier unter dem Baum!“) und ein Hubschrauber. Aber dann beruhigte es sich, und ich konnte ungefähr eine Viertelstunde lang die herrliche Musik genießen.

Dann ging’s doch wieder los: ich musste feststellen, dass der Unterschied zwischen ei-
nem Klassik- und einem Rockkonzert der ist, dass man sich bei einem Rockkonzert ohne weiteres mittendrin mit „Hi Alter! Na, eeeewich nicht geseh’n! Siehste Olaf noch? Macht’n der?“ begrüßen kann, ohne dass es jemanden stört. Und immerhin weiß ich jetzt, was Olaf so macht. Ich kenne ihn zwar nicht, aber ich weiß jetzt, was er macht. Falls es also hier jemand wissen möchte… 

Die Stuhlkreisleute drehten sich immer mal nach den Störenfrieden um und guckten vor-
wurfsvoll. Eigentlich fand ich das in diesem Moment ganz gut, denn wenn ich mich allein umgedreht hätte, dann hätte es sicher kaum Wirkung gehabt. Leider überhörten sie völlig, dass sie dabei mit ihren Funktionsjacken an ihren Stuhllehnen so laute Raschelgeräusche machten, dass diese die Olaffreunde fast noch übertönten.

(Das ist so ein Phänomen, das ich oft beobachte: Leise sein bedeutet für Viele, den Mund zu halten. Auch zuhause, übrigens. Alle anderen Geräusche, die sie produzieren, blenden sie aus, wickeln Bonbons aus Folien, knallen Schranktüren, schalten Föne ein, rascheln sonstwie herum oder lassen nebenbei den Rasenmäher laufen.)

Die Olaffreunde wurden jedenfalls irgendwann von allein stiller, wahrscheinlich, nachdem sie alles besprochen hatten, und so konnte ich dann wieder ein bisschen der Musik (Carl Maria v. Weber, Konzert für Klarinette und Orchester, Nr.2, Es-Dur op. 74) lauschen und versuchen, meine Shrimps möglichst unauffällig zu verspachteln. Und das kann man jetzt ruhig mal wörtlich nehmen, weil ich sie mir nämlich mithilfe eines Messers gewissenhaft auf das Brot spachtelte, an das ich immerhin gedacht hatte. Für ein Weilchen war ich also ganz glücklich, obwohl allein. Um mich herum gab’s aber eh‘ noch Viele, die ohne Begleitung dort waren, darauf hatte ich wohl früher nie so geachtet.

Und dann kam das Grauen: Eine furchtbare Tussi (sorry, aber hier gibt’s einfach keinen anderen, passenden Ausdruck) setzte sich zu dem Pärchen hinter mir und fand nichts dabei, ihre Umgebung unverzüglich davon in Kenntnis zu setzen, dass sie heute im Heiz-
kraftwerk zum „Tag der offenen Tür“ und noch vorgestern an der See gewesen war. Ich will hier jetzt nicht alles wiedergeben, nur soviel: Ein Heizkraftwerk kann „voll spannend“ sein und an der See war es erst „irre toll“ (ausführliche Beschreibung), aber dann hatte sie sich an einem Imbiss eine Currywurst gekauft und kaum wollte sie anfangen zu essen, kamen von überall Dutzende Wespen angeflogen und…

…ja, und der arme Herr Liszt und sein schönes Konzert für Klavier und Orchester (Nr.1, Es-Dur) mussten kurz vor Schluß dran glauben. Ich packte meine Sachen leise ein und verzog mich. Eventuell ist mir die Geräuschkulisse diesmal besonders aufgefallen, weil ich niemanden zum Tuscheln hatte. Vielleicht habe ich mir aber auch nur zufällig einen Platz ausgesucht, an dem nur Leute waren, die meinen, unter freiem Himmel darf man die sich redlich mühenden, richtig guten Musiker ruhig mit doofen Geschichten zutröten. Egal, war trotzdem schön, und ich bin froh, mich noch aufgerafft zu haben.

Im nächsten Jahr geh’ ich garantiert wieder hin. Und meine Begleitung ist sicherheitshal-
ber auch schon quasi zwangsverpflichtet…

Ich brauch‘ Druck!

Eben, nachdem ich mal wieder schön die Frühschicht auf Radio Unerhört Marburg gehört habe (wobei ich übrigens gelernt habe’, wie man Eichhörnchen zum Rumhopsen bringt), wollte ich Duschen gehen und sah im Badezimmerspiegel einige ungesunde schwarze Punkte in meinem Gesicht, die gestern nonnich da waren. Nanü, kriegt man vom Radio-
hören neuerdings Muster? Ist der Spiegel so dreckig? Payback? Alles drei: nö.Ich hatte während des Hörens lediglich mal wieder 2 Stunden mit meinem Drucker gekämpft.

Nachdem ich gestern im Elektrohandel beinahe einen Ohnmachtsanfall erlitten hätte, als mir klar wurde, dass es die günstigen Austauschpatronen für meinen ollen ÖPSEN nicht mehr gibt und die „echten“ Patronen inzwischen ein halbes Haus kosten, überlegte ich kurz, ob es sich überhaupt noch lohnt, dem „Drecksding“ (wie er jetzt heißt) noch mal Futter zu geben. Denn seit Tagen druckt er nur noch schneeweiße Seiten, was zwar auf die Augen durchaus entspannend wirkt, aber von Personalheinis, die eine Bewerbung erwarten, sicher nicht verstanden wird.

Den Rest des Tages brachte ich erstmal damit zu, in der Stadt herum zu juxen, auf der Suche nach einem Selber-nachfüll-Set. Gab’s natürlich auch nicht. Und einen neuen Drucker will und kann ich mir jetzt nicht kaufen. Ich will, dass dieser hier gefälligst funk-
tioniert! Wer mich ein bisschen kennt, weiß: Wenn ich was will, dann will ich.

Und so war gestern meine letzte Tat unterwegs, in eine Apotheke zu stürzen mit den Worten: „Ich brauch’ jetzt unbedingt eine Spritze, – Größe egal!“

Zuhause habe ich datt Drecksdingen dann zum zweiten Mal auseinander gebaut, um zu gucken, ob ich vielleicht beim letzten Mal aus Versehen irgendein winziges Schläuchlein von einem dazugehörigen Stützchen abgetrennt hatte. Hatte ich aber nicht. Und weil’s so schön war, machte ich das ganze Gerät gleich noch mal fein sauber, lagerte den Druck-
schlitten über Nacht auf feiner weißer Bettwäsche (Küchenpapier, feuchtes) und weichte alle alten Patronen per Spritze mit Wässerchen ein, um später an Flüssiges zu kommen.

Heute Morgen dann zog ich aus allen eingeweichten Patronen die gewonnene Tinte ab und füllte sie in die aktuellen. (Daher natürlich auch die Punkte, denn ausgerechnet die Schwarzpatrone musste sehr heftig niesen, als ich die Nadel rauszog.) Die Aktuellen füllte ich in den Drucker.

– Nix.

Patrone raus, Patrone rein. Reinigen. – Nix.

Patrone raus, Patrone rein. Reinigen. – Nix. Patrone raus, Patrone rein. Reinigen. – Nix.

 237-mal reinigen. – NIX.

Meine Nachbarn kennen jetzt alle meine schlimmsten Schimpfwörter und wissen ebenso genau, wie ekelhaft schmeichelschleimig ich sein kann, wenn ich will. Im Übrigen habe ich ca. 25-mal das Fenster aufgerissen, um die Kiste endlich mit Schwung da rauszuwer-
fen. Also, ein aufgeregtes Eichhörnchen wär‘ sicher nix gegen mich gewesen…

Und plötzlich, nachdem ich gerade schluchzend unter dem Schreibtisch zusammensin-
ken wollte (obwohl es da so staubig ist): Ein Wunder! Der 238. Reinigungsvorgang war der magische. Et läuft. Et druckt. In Bunt. An den richtigen Stellen.

Das Drecksding wird jetzt umgetauft: In Lazarus.

Jetzt muss ich aber schnell einen ganzen Stapel Zeug drucken! – Wer weiß schließlich, wie lang’ der Segen anhält…

Auf der Wiese mit ohne Luke sein‘ Vater.

Wer Sonntag in oder um Hannover weilt, sollte bitteschön unbedingt das „Klassik-Pick-
nick
“ im Georgengarten besuchen! Dabei handelt sich’s um ein feines Gelage, das jährlich vor dem Wilhelm-Busch-Museum auf einer großen Wiese stattfindet. Ein Orchester spielt auf einer extra aufgebauten Bühne, die Müsike schallt über die Wiese und auf der Wiese drauf liegt die Bromine mit einem Deckchen drunter und mit Käsehappen, Brot und Picco-
lo im Körbchen. Das fällt aber gar nicht weiter auf, weil da noch Hunderte, ach was sag‘ ich, Tausende Andere drumherum liegen.

Seit bestimmt zehn Jahren besuche ich das Klassik-Picknick, wenn ich kann. Meistens mit Freundin T., die dieses Mal leiderleiderleider im Urlaub ist. Wir haben da nämlich schon im Regen gehockt, die Schirme wie Dachpfannen übereinander geschichtet, oder fast einen Sonnenstich bekommen, weil man bei gutem Wetter natürlich keinen Schirm dabei hat. Wir haben sehr edel gewandete Menschen dabei beobachtet, wie sie andächtig Teakholz-Sitzgruppen aufbauten, feines Leinen drüberwarfen und Champagnerkühler drauf-
stellten, während daneben eine friedliche Truppe Punks mit Hunden und Sixpacks lagerte. In einem Jahr saß eine junge Familie mit Säugling ganz nah bei der Bühne. Der Säugling schrie fast die ganze Zeit und die Mikrophone auf der Bühne trugen uns alles in technisch ausgezeichneter Qualität haarklein ins Ohr… Zuerst hat’s mich gestört, dann amüsiert, und irgendwann fand ich, es hätte sogar was. Das kann aber natürlich auch am Getränk gelegen haben.

Das Programm ist übrigens immer so, dass im ersten Teil klassische klassische Musik gespielt wird, im zweiten Teil dann was modernes, naja, Klassisches. In diesem Jahr wollen sie im zweiten Teil was von der „Harry Potter“-Filmmusik bringen. Ich weiß noch nicht, wie ich das finde… Ich hab’ das ja nu‘ nicht so mit Zauberern.

Im letzten Jahr konnte ich irgendwie nicht hin, aber im vorletzten Jahr gab’s übrigens die Filmmusik aus „Star Wars“. Dabei auf einer Decke zu liegen und die Wolken am Himmel ziehen zu sehen, war schon eher was für mich. Zum Glück lag niemand in meiner Nähe, der bei dieser Gelegenheit seine Lieblings-Filmzitate aufsagen wollte…

Also, Sonntag dann.

Um drei Uhr geht’s los. Laut Wettervorhersage ist kein Schirm nötig, weder für Sonne, noch für Regen. Aber ein Jäckchen sollte man dabei haben. Zur Not kann man sich’s ja als Kissen unterschieben…

Schulterzucken hilft bei Gewitterfront

Nachdem ich gestern früh einen wichtigen Termin abgehakt hatte, bei dem sich übrigens rausstellte, dass ich völlig umsonst schlecht geschlafen, mich aufgeregt und -gerüscht hatte, weil der Job dann doch leider nicht in Frage kam, rief ich endlich mal wieder Freun-
din M. an, drohte mit meinem spontanen Besuch und versprach, Brötchen mitzubringen.

In der Bäckerei sollte ich 2,18 € zahlen und schob der Verkäuferin einen Zwanziger zu. Sie hatte aber nur wenig Wechselgeld in der Kasse und war jetzt völlig zerknirscht, weil sie mir nur Hartgeld zurückgeben konnte.

„Naja“, antwortete ich schulterzuckend, „ist doch schließlich auch Geld. Heute ist wohl so ein Tag, an dem alle mit Scheinen kommen, was?“ Sie entschuldigte sich aber gleich noch mal so, als wäre sie mir aus Versehen heftig über den Fuß gefahren und meinte, es täte ihr wirklich total leid! Dann fing sie an, mir zögerlich die Ein- und Zwei-Eurostücke hinzuzählen, was ihr sichtlich unangenehm war. „Och was“, sagte ich, “das krieg’ ich auch noch irgendwie ausgegeben. Ist doch nicht schlimm…“ Ihre Kollegin hatte nebenbei alles mit angehört und meinte anerkennend: „Also, so viel Verständnis haben die Kunden aber echt selten!“ und ihr war tatsächlich Erleichterung anzusehen.

Jetzt weiß ich nicht, ob’s nun daran lag, dass ich früher selbst mal im Verkauf gearbeitet habe, oder ob es selten vorkommt, dass die da nicht so wechseln können, wie sie wollen. Aber ich frage mich schon, welche Reaktion die Beiden denn befürchtet hatten. Sind die Kunden inzwischen so, dass man regelrecht Schiss vor ihnen haben muss? Hatten sie Angst, ich würde gleich anfangen, das schlimme Lied von der „Servicewüste Deutschland“ zu singen? Haben sie mit einer Anzeige gerechnet, wegen „mutwilliger Portemonnaie-
Beschwerung“?

Etwas später ahnte ich dann, wie bei denen die Otto-Normalkundin aussehen muss:

Freundin M. wollte nach dem Frühstück gern noch mit ihren beiden süßen Töchtern auf den Spielplatz an der Fußgängerzone. Kaum, dass wir so dasaßen und schnatterten, kam eine Kindergartentruppe angetummelt und begann unter fröhlichem Gejohle einen Regentanz.

Eine ältere Frau, Typ Hanseatenschickse, näherte sich mit ihrem halbvollen Einkaufsbeu-
tel, verzog schmerzlich das Gesicht und fragte ein Kind: „Was schreist Du denn so! Du musst doch nicht so schreien!“ Das Kind ließ sich aber zum Glück nicht beirren und lach-
te herzhaft, bevor es erneut loslegte. Jetzt blieb die Frau aber stehen und fing an, erstmal kräftig rundum zu meckern, erwischte dabei einen Betreuer und wollte ihn jetzt zur Verant-
wortung ziehen: „Muss das sein, dieses Geschrei hier!?! Das geht doch nicht!“ Der blieb aber ganz ruhig und meinte nur: „Das ist’n Spielplatz hier!“

Nu’ wurde Omi aber richtig fuchsig, holte ihr Handy raus und fing an, zu Demonstrations-
zwecken zu telefonieren. Nur um irgendeinem armen, unbeteiligten Menschen mitzuteilen, es sei hier so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstünde!

Ich muss jetzt mal sagen, dass mir das noch nie passiert ist. Ich verstehe meine eigenen Worte immer prima, egal, ob’s nun laut ist oder nicht. Manche verstehe ich sogar, obwohl ich den Mund gar nicht erst aufgemacht habe! Was ich hingegen manchmal nur ganz schlecht verstehe, sind die Worte der Anderen, aber das ist ja ganz normal…

Ich meine, wenn man in der Nähe eines Spielplatzes wohnt, kann das im Sommer schon mal anstrengend sein; ich weiß gut, wovon ich rede. Aber im Vorbeigehen Kinder anzu-
meckern, die sich in der Stadt auch mal austoben wollen…? – Das erinnert mich schwer an das Titellied der 70er-Kinderserie „Rappelkiste“, in dem ja vorkommt: „Machste mal zuhause Krach, kriegste gleich eins auf das Dach. Willste übern Rasen laufen, mußte dir ein Grundstück kaufen. Spielste mal im Treppenhaus, schmeißt dich gleich der Hauswart raus.“

Der Kindergartenbetreuer schlug der Frau vernünftigerweise vor, sie könnte doch auch ein-
fach weiter gehen…

So hätte ich das übrigens auch gemacht. Die Gesetze der Physik sagen schließlich, dass die Lautstärke mit der Entfernung abnehmen muss. Madame hatte aber zuwenig Ahnung von Physik und rief entrüstet: „Ja, ich kann doch nicht fliegen!!!“. Aber stehen bleiben und wertvolle Energie verpuffen, das konnte sie prima. Erst als sie merkte, dass wirklich niemand Partei für sie ergriff, sondern eher überall geschmunzelt wurde, ging sie unter anhaltendem Gezeter und Gepruste weiter.

Ich vermute, zum Bäcker.

10 Punkte!

Sonntags gucke ich ja meistens gemütlich den „Tatort“ und wenn ich danach noch munter bin, schalte ich so ein bisschen herum. Oft lande ich dann, fast gegen meinen Willen, beim „perfekten Promi-Dinner“, dieser tragikomischen Veranstaltung, deren Promis meis-
tens ungefähr so bekannt sind wie ich. Oder bei denen man sich aus gutem Grund nie gefragt hat: „Was macht’n eigentlich der Dings heutzutage?“ Ich kann da auch gar nicht lange am Stück hingucken und knipse dann zwischen den Kanälen hin und her. Bloß, um dann doch irgendwann wieder in den schrecklichen Wohnungen der F-Promis zu landen.

Ich müsste mich vielleicht mal zusammenreißen, damit meine Sonntage nicht immer wieder so enden. Andererseits: wieso eigentlich? Für Trash hatte ich schon immer was übrig. Schließlich habe ich früher mit Freundin K. auch jede Folge der „Traumhochzeit“ mit Linda de Mol geguckt. – Allerdings haben wir dabei immer Mengen von Rotwein ge-
trunken und so viel geraucht, dass unsere fachmännischen Kommentare nicht nur immer undeutlicher wurden, sondern gelegentlich sogar komplett in Husten untergingen. Ehrlich gesagt, vermisse ich das manchmal ein bisschen… Das „Promi-Dinner“ wäre für solche Abende eigentlich wie gemacht.

Die Alltagssendungen des „Dinners“ hingegen gucke ich noch immer ganz gern, weil sich da ganz normale, zum Glück unprominente Menschen, denen das aber nichts ausmacht, um ihre Gäste bemühen und das mal mehr, mal weniger gut. Leider ist es mit der Zeit ziemlich langweilig geworden, weil die Kandidaten inzwischen wohl auch nach ihren Koch-
kenntnissen ausgewählt werden. Da kann man sich zwar mal was Leckeres abgucken, aber so wird es nie mehr zu solchen legendären Folgen kommen wie der in der ersten Staffel, in der ein so ein jungscher Fitnesstyp seinen Gästen an einer Art Campingtisch zur Vorspeise Reiswaffeln mit Magerquark, als Hauptgang Reispampe mit Putenbrocken und zum Nachtisch Proteinpulver-Fruchtquark reichte. Dazu gab’s natürlich keinen unge-
sunden Alkohol, sondern ein ebenfalls aus Pulver angerührtes Saftgetränk, stilecht aus Senfgläsern. Von den Gesichtern der Mitkandidaten würde ich mir glatt eine Wiederholung angucken.

Und eigentlich ist es auch schade, dass ich mir nie eine Strichliste angelegt habe für Sät-
ze, wie: „Und hier wird also heute Abend hoffentlich das perfekte Dinner stattfinden!“, „Ich hab‘ das nämlich noch nie vorher gemacht!“, „Das ist meine Küche.“ und „Das war auf den Punkt gegart!“

Beim Promi-Dinner gibt es diese harmlosen Vergnügen nicht. Da lernt man höchstens, welche Schauspieler welchen Esoteriktick ausleben, wer selbst eine Neurosenküche ist, und dass der „Künstler“ HA Schult eigentlich ganz genauso fies drauf ist, wie man das schon immer befürchtet hat. Seit jener Folge übrigens hat der Comedyheini Hanno Fried-
rich bei mir einen ganzganz dicken Stein im Sympathiebrettchen, weil er die ganze Zeit versuchte, die Unverschämtheiten Schults auszugleichen und sogar mehrfach dessen Teller leer aß, damit die jeweilige Gastgeberin sich nicht unglücklich aus dem Küchen-
fenster stürzt.

Das wollte ich aber gar nicht erzählen…

Ich wollte nur mal wissen, ob gestern Abend zufällig außer mir noch jemand gerade in dem Moment zugeguckt hat, als Rosi Jakob (die von den Jakob Sisters) ihr Statement zu Lisa Bunds (DSDS-Irgendwas) Dinner abgegeben hat. Sie saß dabei ja auf der Sofakante und hinter ihr war ihr umtriebiger, weißer Pudel zu sehen. Ich nehme nun an, dass selbst die Promikandidaten die Sendung erst zu sehen bekommen, wenn sie fertig im Fernseher läuft.

Und darum wette ich jetzt mal, dass Frau Bund ihr schickes gelbes Sofakissen gestern so gegen halb elf unter plötzlich ausbrechendem, schrillem Kreischen und im ganz hohen Bogen aus ihrem Wohnzimmerfenster geschleudert hat…

– Möchte vielleicht jemand dagegen halten?